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Norbert_H

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2020

Verwirrend

Sieben Richtige
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Zunächst erst einmal vielen lieben Dank an netgalley und den Fischer Verlag für dieses Rezensionsexemplar, dass ich lesen durfte.

Sieben Richte oder ein sechster im Lotto, so könnte man die Geschichte ...

Zunächst erst einmal vielen lieben Dank an netgalley und den Fischer Verlag für dieses Rezensionsexemplar, dass ich lesen durfte.

Sieben Richte oder ein sechster im Lotto, so könnte man die Geschichte vielleicht kurz beschreiben.
Das Cover finde ich ansprechend und auch der Titel hat mich neugierig gemacht.
Der Roman wird beschrieben als unterhaltend und berührend. Ja unterhalten hat er mich auch teilweise aber leider nicht berührt. Allerdings zeigt der Roman auf, dass viele Augenblicke im Leben wesentlich mehr sind als nur Zufälle und wie diese dann miteinander verbunden sein können. Das macht den Roman wirklich interessant.
Der Schreibstil ist wirklich flüssig und lässt sich gut lesen. Aber, ja es kommt ein Aber, mir war die Geschichte dann letztendlich zu verworren. Gleich zu Anfang lernen wir die verschiedenen Charaktere im Buch kennen, und zwar ziemlich alle auf einmal. Mir war das dann „too much“ und es fiel mir echt schwer, den Überblick zu behalten. Hinzu kommt dann noch, dass Volker Jarck zeitlich durch verschiedene Jahrzehnte hin- und herspringt. Ich habe dann hier und da doch den Faden verloren und musste nochmal zurückblättern um den Zusammenhang nicht aus den Augen zu verlieren. Zum einen spielt der Roman in den 1980er Jahren und dann wieder in den 2030er Jahren. Das fand ich echt nicht einfach und bin daran leicht gescheitert und partiell verzweifelt, da diese Zeitsprünge ziemlich plötzlich auftauchen.

Zu Anfang kam es mir vor, als würde die Geschichte der einzelnen Charaktere unabhängig voneinander erzählt werden, aber im Laufe der Handlung werden die verschiedenen Beziehungen zueinander deutlich und man begegnet ihnen in unterschiedlich verknüpften Situationen wieder und man merkt wie diese Charaktere dann auf so unterschiedliche Weise doch sehr eng miteinander, auch teilweise unabsichtlich, verknüpft sind. So wie das Leben eben nunmal ist. Eine Aktion zieht eine Reaktion nach sich. Und interessant fand ich dann tatsächlich wie die vielen Charaktere miteinander verbunden sind und in welchem Zusammenhang sie stehen, und wie ihre Handlungen sich gegenseitig beeinflussen. Aber andererseits fand ich gerade das dann auch wieder schwere Kost.

Ich habe mich, ob der für mich verwirrenden Handlungs- und Zeitstränge echt schwer getan mit dem Roman. Ich mag den Schreibstil und die Idee dahinter, wie doch im Leben alles miteinander verbunden scheint und unser Handeln andere Menschen und deren Leben stark beeinflussen können. Leider war mir der Roman letztendlich aber dann doch zu verwirrend und deshalb gibt es dafür von mir nur drei von fünf *.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Enttäuscht

Mind Games
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Die Geschichte ist von der Idee her wirklich gut, spielt in London und vier Menschen bekommen eine anonyme Geburtstagskarte mit der Nachricht: »Dein Geschenk ist das Spiel – traust du dich zu spielen?« ...

Die Geschichte ist von der Idee her wirklich gut, spielt in London und vier Menschen bekommen eine anonyme Geburtstagskarte mit der Nachricht: »Dein Geschenk ist das Spiel – traust du dich zu spielen?« und kurz darauf verschwinden die Personen spurlos. Warum genau diese vier Personen? Was haben diese Personen gemeinsam? Und vor allem: von wem stammen denn die Einladungen?
Dies wiederum scheint die Polizei nicht wirklich zu interessieren und so beschließt die Tochter einer der vermissten Personen die Psychologin Dr. Augusta Bloom um Hilfe zu bitten. Bloom versucht nun, zusammen mit einem guten Bekannten, dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Was Anfangs noch ganz interessant schien, fängt nach kurzer Zeit an mich zu langweilen. Der Schreibstil ist es definitiv nicht, den den finde ich doch ganz flüssig und gut. Es sind recht kurze Kapitel, was ich ebenfalls gerne mag.

Aber das war es dann auch schon, was mir an dem Buch gefiel, denn nun schlängelt sich m.E. die Geschichte von Seite zu Seite, ohne mich wirklich in ihren Bann zu ziehen. Es passiert mir viel zu wenig. Es sind kaum interessante Wendungen da, die ich nicht erwartet hätte. Es dreht sich, aus meiner Sicht, überhaupt nicht um das Spiel, sondern es geht um unsere beiden Hauptprotagonisten. Aber will ich das lesen? ich habe beschlossen, das Buch abzubrechen, denn es hat meine Erwartungen einfach nicht erfüllen können. Zumindest nicht bis zur Hälfte des Buches. Die eigentliche Geschichte, nämlich das Spiel um das es gehen sollte, kommt mir viel zu kurz. Da erfahre ich nicht wirklich Interessantes und Spannendes über die Personen, die mitspielen und über die Personen, welche verschwunden sind und die Informationen, die ich erhalte, sind mir nicht spannend, nicht interessant genug. Ich erfahre nicht, warum sie verschwunden sind, wer der Absender ist, warum diese vier Personen ausgewählt worden sind und die Dialoge zwischen den Hauptprotagonisten sind nun auch alles andere als qualitativ. Die Geschichte packt mich nicht, nimmt mich nicht mit und kann mich nicht begeistern weiter zu lesen. Es fehlt mir die Sogwirkung, die es hätte haben sollen. Die Idee mit dem Spiel finde ich wirklich genial, aber da hätte die Autorin mehr daraus machen können, ja sogar machen müssen. deshalb gibt es von mir noch gut gemeinte 2 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Ein leiser, bezaubernder Roman

Alte Sorten
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Ich hatte das Buch schon relativ lange auf meinem SUB liegen, und wie das manchmal so ist, gab ich anderen Büchern den Vorrang. Dies war, das muss ich hier nun zugeben, ein grober Fehler. Man sollte doch ...

Ich hatte das Buch schon relativ lange auf meinem SUB liegen, und wie das manchmal so ist, gab ich anderen Büchern den Vorrang. Dies war, das muss ich hier nun zugeben, ein grober Fehler. Man sollte doch seinem Bauchgefühl folgen, denn mich hat das Buch auf eine ganz wunderbare Reise mitgenommen.

Der Einband kommt ansprechend schlicht aber keineswegs langweilig daher. Es sind Birnen auf dem Cover und es geht schließlich auch um „alte Sorten“. Zunächst dachte ich mir, na ja, ein Buch mit nur 200 Seiten über „olle Birnen“? Weit gefehlt.

Ewald Arenz nimmt mich mit auf den Hof von Liss. Eine ältere, fast schon schrullige, etwas seltsam anmutende, aber eine wie ich finde, faszinierende Frau, die mir ob ihrer Schweigsamkeit sehr gut gefällt; arbeitet von Früh bis spät auf ihrem Hof, dem Kartoffelacker, im Weinberg und versorgt ihre Hühner.

Eines Tages wird die scheinbare Idylle gestört durch Sally, einer Teenagerin, die von Liss auf dem Heimweg aufgesammelt wird und Liss gewährt ihr Unterschlupf ohne zu fragen, woher sie kommt, wer sie ist oder warum sie jetzt da ist.

Liss fragt nicht viel, Sally sagt nicht viel und doch kommunizieren beide durch ihre Schweigsamkeit. Diese Art der Kommunikation fand ich großartig beschrieben. Mir gefällt die Ruhe zwischen den beiden obwohl ein Gefühlsgewitter heranzunahen scheint und Sallys Gedankengänge und Selbstgespräche, in denen sie versucht, sich ein Bild von Liss zu machen sind so einfühlsam, wie gewaltig zugleich beschrieben. Und ebenso macht Liss sich Gedanken über Sally. Aber beide sind nie aufdringlich und nötigen die andere nicht, ihre Fragen zu beantworten oder sich zu öffnen.

Sallys Gedankengänge sind zum Teil brachial und in einem derben Jargon, der aber nie störend wirkt oder anstößig. Sie ist ein Teenager, allein gelassen, unverstanden mit ihren Problemen, Sorgen und Nöten.

Im Verlauf der Geschichte verknüpfen sich die Geschichten der beiden Protagonistinnen wie Fäden immer weiter und es entsteht langsam eine Art Netz, eine Verknüpfung, die scheinbar unsichtbar beide aneinander bindet. Es gedeiht so etwas wie eine Freundschaft, die jedoch auf die Probe gestellt wird.

Viel mehr möchte ich über die Geschichte nicht schreiben, da ich nicht mehr verraten möchte.

Der Roman ist leise, mäandert durch die extrem fühlbare, spürbare Landschaft, den Kartoffelacker, den Weinberg, nie langweilig und doch so gewaltig groß, dass es eine wahre Freude ist ihn zu lesen.

Ein Buch über Vertrauen, Ängste, Freundschaft und das alles in einer Landschaft, welche so bezaubernd beschrieben ist, dass ich die Landschaft stets sehen, den Duft der Birnen riechen und den Wind auf meiner Haut fühlen konnte.

Ich bin begeistert von dem Buch und werde es sicherlich nicht zum letzten Mal gelesen haben. Eine ganz klare Leseempfehlung und mein Lese-Highlight in 2020.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Bewegend und stark - wie ein Tiger

Tiger
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Den Einband finde ich wirklich phänomenal ansprechend gestaltet – ein echter Hingucker. Und man erkennt gleich, dass der Buchtitel und der sehr hochwertig gestaltete Einband eine Einheit bilden. Toll.

Im ...

Den Einband finde ich wirklich phänomenal ansprechend gestaltet – ein echter Hingucker. Und man erkennt gleich, dass der Buchtitel und der sehr hochwertig gestaltete Einband eine Einheit bilden. Toll.

Im ersten Teil geht es um die Geschichte von Frida, einer Bonobo-Forscherin. Frida wirkt für mich auf den ersten Blick zerstreut und ich hatte zunächst das Gefühl, dass sie unfähig ist in ihrem Job „ihren Mann zu stehen“. Es passieren ihr Fehler, sie wirkt fahrig und ist nicht immer, wenns darauf ankommt, bei der Sache. Deshalb fand ich sie etwas nervig. Aber ich erfahre dann auch den Grund dafür.

Frieda wurde überfallen und ist dabei schwer verletzt zurückgelassen worden. Dies hat für Frieda fatale Folgen. Zum einen versucht Frieda den Vorfall zu verarbeiten und gleichzeitig will sie sich in ihr Arbeitsleben, zu ihren Bonobos, zurückkämpfen, was ihr allerdings aufgrund einer zunehmenden Medikamentenabhängigkeit nicht wirklich gelingt.

Frieda ist Single, hat nicht wirklich Freunde und verliert dann auch noch ihren Job bei ihren Primaten.

Zum Glück erhält Frieda durch ihren ehemaligen Chef eine Chance und bekommt einen neuen Job in einem etwas seltsam anmutenden Privatzoo. Dort trifft sie auf den Tiger-Pfleger Gabriel; einen Aufschneider und großspurigen Kollegen. Und für Frieda sind Tiger zunächst nur wilde Tiere und kein Vergleich zu ihren Affen. Aber als eines Tages eine Tigerin, in wirklich schlechtem Zustand im Zoo ankommt, soll nun sie die Verantwortung für das Tier übernehmen. Frieda spürt nach und nach das Tiger doch mehr sind als nur wilde Tiere.

Teil zwei bringt uns nun ins östliche Russland zu Thomas und seinem Vater Ivan. Ivan leitet ein Tigerreservat und hofft auf den Besuch von Präsident Putin und den hoffentlich damit verbundenen Fördergeldern. Dafür würde Ivan einfach alles tun. Zwischen den beiden schwelt ein immerwährender Konflikt. Eines Tages findet Thomas das Mädchen Sina im Wald und ein verletztes Tigerjunges. Beide bringt er ins Reservat. Dort will er sich um Sina und um das Tigerjunge kümmern, was den Konflikt mit dem Vater zusätzlich verstärkt und zuspitzt.

Im nächsten Abschnitt erfahren wir nun die Geschichte von Sina und ihrer Mutter Edith.

Polly Clark gelingt mit „Tiger“ sprachlich ein kleines Meisterwerk, denn der Roman spielt nicht nur in mehreren Ebenen sondern auch auf unterschiedlichen Zeitachsen. Und so begeben wir uns auf eine Zeitreise und jedesmal auch in die Geschichten der drei Hauptprotagonisten. Dazu kommt zu guter Letzt auch noch die Sicht der Tigerin dazu, was ich anfangs wirklich sehr befremdlich fand, aber den ganzen Roman betrachtend ist es aus meiner Sicht genial. Auch gibt es tolle Chliffhanger, die gut gesetzt sind und die Lust auf mehr machen, denn gleich im nächsten Kapitel setzt der Roman dann an einer komplett anderen Stelle an, die das lesen für mich spannend gemacht hat.

Die Charaktere finde ich unterschiedlich stark herausgearbeitet. Frieda ist im ersten Teil großartig dargestellt und ich fühle mit ihr, verstehe sie und würde ihr gerne helfen, auch wenn ich sie nervig fand. Allerdings finde ich sie im letzten Teil zu schwach. Thomas hätte mir tiefgründiger sein dürfen, ebenso wie Sina. Sinas Mutter Edith ist wirklich kraftvoll und stark beschrieben und gefiel mir sehr gut.

Inhaltlich möchte ich nicht mehr verraten, denn es kommt nicht so, wie ich es mir gedacht hatte.

Polly Clark versucht am Ende die drei Stränge unserer Protagonisten zusammenzuführen, was meines Erachtens zu schwach umgesetzt ist. Polly Clark gelingt es zwar aufzuzeigen, wie unserer Protagonisten in Verbindung stehen, tut dies clever und verständlich, aber der Schluss des Romans war mir zu einfach, zu schnell, zu oberflächlich. Hier hätte ich mir, wie im ersten Kapitel, mehr Tiefgang und insgesamt gerne 200 Seiten mehr gewünscht.

„Tiger“ ist zu einem großen Teil sehr stark und mitfühlend und bewegend geschrieben, einfühlsam und mit Liebe zum Detail. Leider gibt es aber hier und da Schwächen. Dennoch gefällt mir das Gesamtwerk ausgesprochen gut und deshalb gebe ich 5 von 5 *.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Poetisch schön erzählt

Herzfaden
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Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich – weiß ich es noch ganz genau- als kleiner Bub immer voller Vorfreude vor dem Fernseher saß, wenn sich die Augsburger Puppenkiste ankündigte. Das Fernsehprogramm ...

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich – weiß ich es noch ganz genau- als kleiner Bub immer voller Vorfreude vor dem Fernseher saß, wenn sich die Augsburger Puppenkiste ankündigte. Das Fernsehprogramm lief ja damals noch nicht rund um die Uhr, und so war es für mich immer ein Highlight, wenn ich die Augsburger Puppenkiste anschauen durfte.

Das Buch ist sehr schön gestaltet und ist zweifarbig geschrieben. Auch die Zeichnungen im Buch sind künstlerisch schön und ansprechend, sodass es eine Freude für mich war, beim Lesen diese betrachten zu können.

Die beiden Farben, mit denen die Geschichte geschrieben ist, zeigen mir gleich, dass die Geschichte in zwei Ebenen spielt. Zum einen spielt der Roman im Hier und Jetzt (rot geschrieben) und dann erzählt uns der Autor die Geschichte von Hannelore Marschall, genannt „Hatü“ in blauer Schrift.

Bei keinem Buch ist mir die Rezension so schwer gefallen, wie bei diesem. Meine Erwartungen waren wohl……ja was eigentlich? Zu hoch, oder was genau habe ich denn erwartet? Ich kann es nicht sagen. Deswegen bin ich zwar auf der einen Seite etwas enttäuscht, oder besser eher überrascht, wenngleich das Buch mit Lobeshymnen überschüttet wird, u. a. von Dennis Scheck. Aber andererseits macht das Buch etwas mit mir. Irgendetwas ist mit mir geschehen, während ich es gelesen habe, etwas, was mir gut getan hat. Ich bin glücklich, weil ich wieder Kind bin.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Ein kleines Mädchen, dessen Namen wir nicht erfahren, verirrt sich auf den dunklen, scheinbar schier unendlichen Dachboden der Augsburger Puppenkiste und trifft dort zunächst auf „Hatü“ und auch auf die, mir aus Kindertagen so lieb gewonnenen Marionetten, wie das Urmel, den kleinen König Kalle Wirsch oder Jim Knopf.

Auch auf den Kasperl trifft das Mädchen, der zunächst als extrem boshaft dargestellt wird, was ich so nicht verstanden habe. Auch was das IPhone des Mädchens in der Geschichte zu tun hat, erschließt sich mir auch bis zum Ende des Buches nicht.

Was mir aber sehr gut gefällt ist, dass ich nun die Geschichte der Augsburger Puppenkiste erfahre. Wie alles anfing, in einer Zeit, in der der zweite Weltkrieg das Leben der Menschen fest im Griff hatte und auch darüber, wie das NS-Regime das Leben der Menschen beeinflusst hat. Wie aus der Not heraus und aus einer vielleicht daher gesagten Idee etwas wirklich schönes wurde. Die Augsburger Puppenkiste.

Auch hatte ich zwischendurch die Befürchtung, dass sich der Autor zu einem kitschigen Erzählstil hinreißen lassen könnte/ würde, was aber überhaupt nicht der Fall ist. Thomas Hettche gelingt hier eine Gratwanderung aus einer historischen Geschichte und einer Familiengeschichte gepaart mit einer Erzählung über die wohl bedeutendste Sendung der Nachkriegszeit im Deutschen Fernsehen, der Augsburger Puppenkiste. Und dies meistert Thomas Hettche wirklich bravurös und es ist eine Freude, das Buch zu lesen.

Aber mit dem Schreibstil hatte ich dennoch so meine Auseinandersetzungen, da er mir zum Teil zu langatmig erschien, mich müde gemacht hat.

Die Charaktere im Buch, und da meine ich nicht die Marionetten, denn die sind für mich absolut Klasse, gefallen mir gut, allerdings hätte ich gern auch mehr über das Mädchen auf dem Dachboden erfahren. Die scheinbar kettenrauchende Hatü dagegen erzählt dem Mädchen ihre Geschichte sehr gut. Wie sie ihre Kindheit verbracht hat, den Vater in den Krieg ziehen lassen musste und wie sie dann nach dessen Rückkehr die Augsburger Puppenkiste als Familienunternehmen gemeinsam aufbauen, wie sie die Marionettenköpfe schnitzt, sich verliebt, und erwachsen wird.

Auch wie die junge Hannelore Marschall den Krieg und das Naziregime erlebt, und Menschen plötzlich am nächsten Tag verschwunden sind, wird deutlich. Ja man könnte streiten, ob dies in einem Buch über die Augsburger Puppenkiste notwendig ist, aber da es ein Teil unser aller Geschichte ist, finde ich es völlig in Ordnung wie und auch in welchem Umfang darüber geschrieben wird.

Unterm Strich lässt mich das Buch zweigeteilt zurück.

Ich werde Dank meiner, aus Kindheitstagen lieb gewonnenen Wegbegleiter, wie Jim Knopf, das Urmel, oder Kalle Wirsch, wieder in die Kindheit zurück gebracht, was viele Erinnerungen in mir geweckt hat und mich an viele Situationen als kleiner Bub erinnert hat, was mir wirklich gut getan hat. Andererseits bin ich etwas vom Schreibstil ermattet, der sich für mich teilweise schwierig dargestellt hat und zwischendurch ermüdend gewesen ist.

Es ist für mich persönlich dennoch ein lesenswertes Buch mit kleinen Schwächen, die mich aber nicht wirklich stören.

Wie ich ja oben schon beschrieben hatte, ist mir keine Rezension bisher so schwer gefallen, wie diese hier.

Schön, dass ich meine Wegbegleiter aus Kindertagen noch einmal so persönlich treffen durfte.

Das Urmel sagt: „Ich tomme mit! Oder „hatsi……tsuldigung“. Und schon habe ich das Bild vom Urmel mit seinem um den Hals hängenden Schnuller im Kopf. Herrlich.

Hatsi , tsuldigung……..wer muss da nicht schmunzeln, weil es das Kind in uns anspricht.

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