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Veröffentlicht am 20.08.2023

Hörbuch.

Abgrund
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Der Argon Verlag hat auf seinem Instagram-Kanal einen Satz gepostet – „Du weißt, jemand hat Deine kleine Schwester getötet. Was Du nicht weißt: Er ist Dir nahe …“ – der mich auf direktem Weg zu „Abgrund“ ...

Der Argon Verlag hat auf seinem Instagram-Kanal einen Satz gepostet – „Du weißt, jemand hat Deine kleine Schwester getötet. Was Du nicht weißt: Er ist Dir nahe …“ – der mich auf direktem Weg zu „Abgrund“ führte – denn was für andere verlassene Häuser sind, ist für mich ‚Schwester‘. Gibt es eine grausamere Vorstellung, als jene, das Wichtigste auf schrecklichste Art zu verlieren? Mit ihrem Debüt schuf Lucy Goacher meiner Meinung nach einen tiefgründigen, spannenden Thriller, welcher reich an Twists und Irrungen ist. Authentisch und intensiv werden die Themen „Selbstmord“ und die Tücken von Social Media behandelt, kritisch hervorgehoben, die Leichtigkeit, mit denen augenscheinlich offensichtliche Suizide als solche deklariert und ad acta gelegt werden. Ebenso einfühlsam instruiert sind Trauer(‐bewältigung), die Folgen von Verlust für Hinterbliebene und casual Queerness. Emotionen, vorrangig die der Protagonistin, die pure Verzweiflung, das rastlose Suchen nach einem Grund, nach Schuld waren durchdringend. Was im Verlauf ans Tageslicht gezogen wird, welch perfide Machenschaft, schockierend. Mit all den Erkenntnissen, die Clementine sammelt, den Eindrücken und Vermutungen schafft Goacher neben zahlreichen Hinweisen auch eine Vielzahl Verdächtiger, legt Spuren und führt gekonnt in die Irre. Misstrauen, Melancholie und Beklemmung waren allgegenwärtig. Clementine, die den Spagat zwischen Rationalität, Tatendrang und tiefer Trauer beeindruckend meistert, ging nah. Während der Spannungsbogen konstant bleibt, zahlreiche Fragen die Neugier aufrechterhalten, die verschiedenen Gefühle schwer auf der Handlung lasten, wurde das Finale hervorragend und temporeich inszeniert. „Abgrund: Du weißt, sie ist nicht gesprungen“ – durchweg fesselnd, originell und aktuell.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Poetisch, tiefgründig, tragisch.

Vom Ende der Nacht
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»𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐮𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐭𝐞, 𝐢𝐜𝐡 𝐡𝐚𝐞𝐭𝐭𝐞 𝐚𝐥𝐥𝐞𝐬 𝐚𝐮𝐟 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐞𝐥𝐭 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐢𝐫 𝐠𝐞𝐦𝐚𝐜𝐡𝐭«, 𝐬𝐚𝐠𝐭 𝐬𝐢𝐞.

Eine Liebe, der sich das Schicksal mit all seinen Tiefschlägen und falschen Zeitpunkten entgegenstellt.
Ein Roman voller Leben ...

»𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐮𝐞𝐧𝐬𝐜𝐡𝐭𝐞, 𝐢𝐜𝐡 𝐡𝐚𝐞𝐭𝐭𝐞 𝐚𝐥𝐥𝐞𝐬 𝐚𝐮𝐟 𝐝𝐞𝐫 𝐖𝐞𝐥𝐭 𝐦𝐢𝐭 𝐝𝐢𝐫 𝐠𝐞𝐦𝐚𝐜𝐡𝐭«, 𝐬𝐚𝐠𝐭 𝐬𝐢𝐞.

Eine Liebe, der sich das Schicksal mit all seinen Tiefschlägen und falschen Zeitpunkten entgegenstellt.
Ein Roman voller Leben und verpasster Chancen.

Claire Daverley erzählt in altmodischen Sepiatönen, mit zu Herzen gehender, durchdringender Poesie und trister, echter Melancholie die intensive Geschichte von Rosie und Will.
Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch, vom ersten Augenblick an, das füreinander sind, was allgemein hin als die »eine, große Liebe« bekannt ist.

Rosemary, gedrängt in ein, aus Erwartungen, Moral und den Wünschen anderer erbautes, Korsett, zaghaft, unsicher.
Und William. Badboy, Frauenheld, Wirbelwind.
Beide geprägt durch Zurückweisung, Enttäuschung und unsichtbare Einsamkeit, angefüllt mit unstillbaren Sehnsüchten und heimlichen Träumen.
Er will immer nur sie, lässt alles los. Mehr als einmal.
Sie beugt sich Konventionen, vermeintlichen Pflichten, Zielen, die nie ihre waren.
Obgleich es nur eine Nacht brauchte, um die gemeinschaftliche Gewissheit zu entflammen, nie mehr zu wollen, als einander, vergehen Jahre. In denen nicht mehr bleibt, als kurze Telefonate, seltene Treffen und Erinnerungen. Die Vorstellung davon, was hätte sein können, wenn alles anders gewesen wäre …
Zwei Menschen, die sich nie vergessen haben, nie loslassen können.

Trotz der Schwere, die über all dem liegt, trotz der Grausamkeiten war „Vom Ende der Nacht“ ein wunderschöner, feinfühliger und malerischer Roman. Die Umstände und Hürden, Rosies Zwänge, ihr Drang nach „gut“ und „perfekt“ flossen ebenso authentisch ein wie Wills Wut, die nicht über seine beständige Hoffnung auf ein »gemeinsam irgendwann« hinwegtäuschen kann. Beide tragen Leidenschaften mit sich, die sich im Verlauf entfalten, ebenso wie mit den Jahren eine merklich innere Veränderung vonstattengeht, Resignation und Einsicht kommen. Unsagbar traurige, authentische sowie berührende Momente reihen sich in Daverleys Debüt aneinander. Kleine Augenblicke, die die Leser seufzen, mitfühlen lassen, Szenen und Gedanken, in denen ich mich wiederfand, bittersüße Abschiede.
Charakterlich wurde nicht an Besonderheiten gespart, auch nicht an sensiblen Themen und Tragik, Verzweiflung und Verlust. Schmerz, bei der Erkenntnis, wie viel verloren ging.

𝑽𝒐𝒎 𝑬𝒏𝒅𝒆 𝒅𝒆𝒓 𝑵𝒂𝒄𝒉𝒕: romantisch, hart und bis zum Rand mit Emotionen gefüllt.

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Veröffentlicht am 20.08.2023

Erfrischend anders und fesselnd.

Im Kopf des Bösen - Der Sandmann
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„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ — ein True Crime, der fiktiv, unterhaltsam und erfrischend aufgearbeitet wurde.


Der „Sandmann“ wurde an einen real existierenden Fall angelehnt, was dem Gelesenen eine ...

„Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ — ein True Crime, der fiktiv, unterhaltsam und erfrischend aufgearbeitet wurde.


Der „Sandmann“ wurde an einen real existierenden Fall angelehnt, was dem Gelesenen eine erschreckende Note verleiht. Gespickt mit authentischen Einblicken in das Vorgehen der Profilerin Sophie Kaiser, Kripo Hannover, deren Arbeit aufgrund des Asperger-Syndroms eigenwillig anmutet, sowie einem parallel laufenden Familiendrama, dem sich Leonhard Michels, Kripo Lübeck, angenommen hat, schufen Petra Mattfeldt und Axel Petermann eine packende, äußerst interessante und doch bewegende Geschichte. Gerade, weil es sich bei den Opfern u. A. um Kinder handelt, berührt dieser Thriller, entfacht Mitleid und lässt zappeln.
Denn … die Zeit läuft.

Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, sodass die Leser direkt in die Ermittlungen involviert sind, Parallelen entdecken und mitfiebern können. Vermutungen und Hinweise, neue Schritte und Überlegungen wurden ebenso nachvollziehbar und detailreich integriert, wie die Motivation des Täters. Mehrfach wird die gegenwärtige Handlung, die abwechslungsreich, informativ und lebhaft gestaltet war, durch eine weitere Sicht unterbrochen – hier finden sich Puzzleteile, Grauen und böse Vorahnungen …

Mit ihren Protagonisten brach das Autorenduo mit dem bekannten Schema, fesselt durch ungewöhnliche, präzise Taktiken und spezielle Eigenschaften, private Einblicke und Gefühle schufen Nähe, teilweise aber auch Stillstand. Den Nebenfiguren wird wenig Raum zugestanden, das macht jedoch vor allem Sophie mit ihrem nüchtern-ehrlichen Verhalten wett. Es fiel mir leicht, mich in die engagierte, objektive Frau und ihre allgemeine Sichtweise zu versetzen. Die Dynamik mit Leonhard wirkte locker, die Arbeits- und Sichtweisen ergänzend. Mattfeldt und Petermann halten eine schlüssige Aufklärung bereit sowie ein Ende, dass auf ein Wiedersehen mit beiden hoffen lässt.

Fazit: ein interessanter Thriller, der sich vor allem durch die Profilerin und den True-Crime-Beigeschmack abhebt.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Eine wunderschöne, bewegende Geschichte.

Be my Heartbeat
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»Je länger ich dich in meinem Leben habe, desto mehr klammere ich mich daran. Ich will nicht gehen. (…)«

Mit den »Ambrose Brothers« startet Liane Mars unter dem Pseudonym Christine Ellis nun im Reverieverlag ...

»Je länger ich dich in meinem Leben habe, desto mehr klammere ich mich daran. Ich will nicht gehen. (…)«

Mit den »Ambrose Brothers« startet Liane Mars unter dem Pseudonym Christine Ellis nun im Reverieverlag durch – „Be my Heartbeat“ ist Band 1 der bewegenden New Adult Trilogie, in denen die drei grundverschiedenen Brüder gemeinsam mit ihren kleinen Schwestern allen Schwierigkeiten trotzen.

Im Auftakt lernen wir Nathan kennen, das Genie der Familie. Mit seinem außergewöhnlichen Gedächtnis, einem herausragenden mathematischen Verständnis und Ehrgeiz hat sich der junge Mann ein begehrtes Stipendium erkämpft – doch an diesem hängen Bedingungen und der Plan, seinen Geschwistern zu helfen.
Während einer Tattoo-Sitzung platzt die kränklich aussehende Amy mit all ihrem schwarzen, makaberen Humor in das Leben des Adrenalinjunkies – und mit ihr eine unvorhergesehene, schmerzliche Bürde, die kein Mensch tragen sollte.
Können zwei Fremde gemeinsam bis zum Ende gehen?

Trotz der beklemmenden Thematik, der Ausweglosigkeit und der Angst gab es unzählige Momente, in denen ich lauthals lachen musste. Schlagfertige, gewitzte Dialoge, zarte Unbeholfenheit fügen sich in den Verlauf, der abwechslungsreich dahin fließt, von zahlreichen Emotionen besprenkelt ist. Nachdenken und mitfühlen lässt.
Eine gewisse Leichtigkeit führt durch die oft von Verzweiflung durchdrungene Atmosphäre, charmante Charaktere, die wunderbar individuell sind, und ein malerischer, einfühlsamer Stil, herzerwärmende Momente sowie selbstlose Gesten holen die Geschichte von Amy und Nathan mehrfach aus der Tristesse. Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen werden in diesem Roman großgeschrieben.
Einblicke in die gegenwärtige Situation der anderen Ambrose Brüder wecken Neugier, Vorfreude und die Überzeugung, dass die folgenden Teile ebenso spannend und dramatisch daherkommen werden.

Liane Mars hat sich mit der hier aufgegriffenen Krankheit eindringlich beschäftigt, die Darstellung wirkt authentisch und die Entwicklung der beiden geht nahe. Doch es sind die raffinierten Plotttwists, die nicht nur die Handlung rege wenden, sondern auch tief schockieren. Amys bisheriges Leben, ihre Verluste werden durch grausame Offenbarungen komplett infrage gestellt … aber die Zeit läuft ab.

„Be my Heartbeat“ glich einem Spektakel, das keine Wünsche offen lässt: – bewegend, amüsant, zärtlich und tragisch, ein Roman, der trotz oder gerade wegen all dem, was wir vorfinden, nicht loslässt.

„Denn je schöner Nathan mein Leben gestaltete, desto größer wurde die Panik, es zu verlieren. Ihn zu verlieren.“

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Mystik meets History!

Die Geister von Alcatraz 3
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Zum letzten Mal zurück.
Nach Alcatraz.
Wappnet euch für den Worst Case.

„Jede Nacht aufs Neue sah er seine Schwester sterben. Und nicht selten starb auch er.“

Gleichzeitig gefürchtet wie herbeigesehnt ...

Zum letzten Mal zurück.
Nach Alcatraz.
Wappnet euch für den Worst Case.

„Jede Nacht aufs Neue sah er seine Schwester sterben. Und nicht selten starb auch er.“

Gleichzeitig gefürchtet wie herbeigesehnt wurde von mir Band drei über die Geister, die im Kellergewölbe des wohl bekanntesten Hochsicherheitsgefängnis lauern. Und auf etwas warten …
Kathrin Wandres schuf erneut eine ausgeklügelte, abwechslungsreiche Storyline, die durch verschiedene Perspektiven wiedergegeben wird, um sich am Ende schlüssig zu ergänzen und verbindet.

Im Fokus steht der Häftling William Thompson, dessen Akte ebenso wenig verrät, wie er selbst. Zum Leidwesen und Ärgernis einer der hier einflussreichsten Häftlinge – Jerome Sanchez – stellt der Neue zu viele Fragen – über ihn.
Als wäre das nicht schon genügend Stoff für eine explosive Stimmung, speisen alltägliche Einschränkungen seitens der Wärter die unzufriedene Situation zwischen den Insassen.
Auch Jillian, die mittlerweile als Schwesternschülerin auf dem Festland arbeitet, ihr kleiner Bruder Daniel, Onkel Jeffrey sowie der besonnene und charmante Straftäter Chester sind wieder mittendrin, wenn die Geister rufen und in Alcatraz Unheil droht …

Aufgrund der individuellen Handlungsstränge werde ich nicht weiter auf den Verlauf eingehen, nur so viel: Das Finale hält einige Plotttwists und Überraschungen bereit, geizt nicht mit Spannung und löst die bereits bekannte Beklemmung aus. Kathrin überzeugt mit einem detailreichen Stil, ohne sich in Nichtigkeiten zu verlieren, schuf vielschichtige Charaktere und wob ihre mühevolle Recherche auf interessante und vorstellbare Weise in die Geschehnisse, die mit einer unheilvollen, düsteren Atmosphäre unterlegt sind.

Mystik meets History!

Unbedingt lesen.

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