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Veröffentlicht am 01.04.2021

Interessante Thematik

Geiger
2

Eine Woche lang haben Agneta und Stellan Broman ihre Enkelkinder gehütet, gerade wurden sie von ihren Eltern wieder abgeholt, als das Telefon klingelt. Agneta nimmt ab und erschießt, nachdem sie wieder ...

Eine Woche lang haben Agneta und Stellan Broman ihre Enkelkinder gehütet, gerade wurden sie von ihren Eltern wieder abgeholt, als das Telefon klingelt. Agneta nimmt ab und erschießt, nachdem sie wieder aufgelegt hat, ihren Ehemann – danach verlässt sie das Haus.

Sara Nowak ist Polizistin bei der Sitte, wuchs mit den Broman-Töchtern auf, und kennt die Familie gut, daher wird sie zu dem Fall hinzugezogen, ermittelt aber nicht offiziell. Der Fall lässt sie nicht los. Stellan Broman war ein beliebter schwedischer Fernsehstar, wer sollte etwas gegen ihn haben. Und wo ist Agneta? Wurde sie entführt, lebt sie noch?

Mich hat Agnetas Verhalten sofort daran denken lassen, dass sie eine Schläferin ist, und tatsächlich entwickelt sich der Roman in eine sehr politische Richtung – und in die Zeit des Kalten Krieges. Eine Zeit, die ich noch miterlebt habe, daher interessiert mich diese Thematik sehr – und hat mich auch zum Googeln gebracht.

Leider gibt es in dem ganzen Roman niemanden, der mir ans Herz wächst, im Gegenteil, fast alle sind eher unsympathisch, allen voran Agneta und Sara. Das ist ein bisschen schade, so konnte ich mit niemandem mitleiden, andererseits hatte ich dennoch spannende Lesestunden, schon auf Grund der Thematik. Und letzlich sind schwierige Protagonisten interessante Protagonisten.

Vor allem Sara lernt der Leser gut kennen, wir erfahren viel über ihr Leben und erleben mit ihr so manche überraschende Wendung. Die eine oder andere hatte ich zwar schon vorhergesehen, aber nicht alle. Auch Saras „normaler“ Job bei der Sitte fließt immer wieder in die Geschichte ein, wobei mir das dann doch ein bisschen zu viel und teilweise unnötig erschien. Ihr Privatleben, früher und heute, dagegen ist wichtiger.

Ähnlich den Protagonistinnen ist auch der Schreibstil relativ distanziert, passt aber meiner Meinung nach gut zu den Ereignissen, die teilweise recht erschütternd sind, und die man am liebsten gar nicht so nahe an sich herankommen lässt. Das Ende kommt dann sehr schnell, und leider für mich nicht sehr gelungen, daher, denn ich mag es so gar nicht, wenn dann ein Protagonist oder eine ihm nahestehende Person, oft aus eigener Dummheit, in Lebensgefahr gerät – so wie es auch hier passiert – das ist für mich nicht spannend, sondern langweilt mich. Die Auflösung dagegen ist gut und bietet noch einmal Überraschendes.

Der Roman ist der Auftakt einer Trilogie, die sich wohl um Sara Nowak dreht, denn das Thema dieses Romans scheint mir abgeschlossen. Ich bin gespannt auf den nächsten Band und darauf, was sich der Autor dann einfallen lässt.

Das schriftstellerische Debüt Gustaf Skördemans ist thematisch interessant und spannend erzählt, bietet einige überraschende Wendungen, aber auch durchgehend unsympathische Charaktere. Mir hat der Thriller spannende Lesestunden beschert und ich bin gespannt auf Band 2 der geplanten Trilogie. 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Thrillerfans, die der distanzierte Schreibstil und die Thematik nicht abschrecken.

Veröffentlicht am 07.11.2020

Sehr unterhaltsam

Die Romanfabrik von Paris
2

Paris, 1851: Die mittellose Gräfin Anna von Dorn nimmt eine Stelle als Lehrerin an, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Dabei stolpert sie über die Werke Alexandre Dumas, die sie skandalös ...

Paris, 1851: Die mittellose Gräfin Anna von Dorn nimmt eine Stelle als Lehrerin an, um sich ihren Lebensunterhalt verdienen zu können. Dabei stolpert sie über die Werke Alexandre Dumas, die sie skandalös findet – sie will dem Schriftsteller das Handwerk legen, trifft dabei aber auf einen alten Feind.

Dumas hat derweil schon genug andere Probleme, nicht nur die Gläubiger rücken ihm auf den Pelz, und dann erscheint auch noch ein Artikel in seiner Zeitschrift, der ihn als Hochverräter darstehen lässt – den er aber gar nicht geschrieben hat.

Anna und Dumas stellen schließlich fest, dass sie gemeinsame Interessen haben, und machen sich auf die Jagd nach demjenigen, der beider Leben auf den Kopf gestellt hat.

Der Autor hat in Händchen für besondere Stoffe, was sich auch hier zeigt. Wahrscheinlich kennt jeder zumindest einen Roman Dumas‘, und ihn hier selbst als Protagonisten vorzufinden, macht Spaß, zumal es hier genauso spannend und actionreich zugeht wie in seinen Werken. Der Autor bedient sich sogar einer entsprechend altertümlich wirkenden Sprache mit vielen schönen altmodischen Wörtern – wobei ich das nie als anstrengend empfand sondern eher atmosphärisch. Und dann gibt es herrliche Sätze wie diesen: „Die Geschichten aus dem Unterleib der Literatur wurden ihrem gerechten Schicksal zugeführt“ (Pos. 920)

Atmosphäre gibt es hier sehr viel, und auch einiges zum Schmunzeln. Die Reise führt von Paris nach London und St. Petersburg, und überall fühlt man sich schnell im Land angekommen. Die Schauplätze haben mir jeweils gut gefallen, in London z. B. besucht man nicht nur die königliche Familie sondern auch ein Gefängnis, St. Petersburg lädt in die Eremitage und zu einer Wolfsjagd ein.

Dumas mochte ich von Anfang an, er ist ein frivoler Lebemann, hat aber ein gutes Herz, zeigt Empathie, und bringt einiges an Humor ins Spiel (wenn ich alleine daran denke, was er im Londoner Gefängnis anstellt, um seine Hinrichtung aufzuschieben …). Anders Anna, die ich wegen ihrer Sittenstrenge zunächst sehr anstrengend fand, die aber eine schöne Entwicklung durchmacht. Außerdem finde ich es sehr interessant mit Anna eine Protagonistin zu haben, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die meisten anderen Charaktere spielen nur eine untergeordnete Rolle, sind aber doch gelungen charakterisiert. Und dann ist da natürlich noch der Antagonist, der zunächst schön teuflisch wirkt, mich aber am Ende doch ein bisschen enttäuscht hat, ebenso wie die „Auflösung“ um ihn.

Wie es sich für einen anständigen historischen Roman gehört, gibt es ein Nachwort des Autors, in dem er auf Wahrheit und Fiktion eingeht – und mir richtig Lust macht, eine Dumas-Biografie zu lesen.

Dirk Husemann entwickelt sich langsam zu einem meiner Lieblingsautoren, ich mag seine Romane, weil sie in meinen Augen besonders sind und nicht mit Humor sparen. Leider hat mich hier der Antagonist nicht komplett überzeugt, so dass ich zwar „nur“ 4 Sterne vergebe, aber auf jeden Fall eine Leseempfehlung ausspreche.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 16.08.2020

Hat mich eher genervt und geärgert als unterhalten

Lady Arrington und die tödliche Melodie
2

Auf ihrer letzten Kreuzfahrt konnte die Krimiautorin Mary Arrington einen Mordfall lösen. Den Gutschein, den sie dafür erhielt, löst sie nun auf einer weiteren Kreuzfahrt ein, hoffend, dort ihre Schreibblockade ...

Auf ihrer letzten Kreuzfahrt konnte die Krimiautorin Mary Arrington einen Mordfall lösen. Den Gutschein, den sie dafür erhielt, löst sie nun auf einer weiteren Kreuzfahrt ein, hoffend, dort ihre Schreibblockade lösen zu können. Das scheint auch zu helfen – bis ein Toter gefunden wird, und Mary Arrington erst einmal wieder ermitteln „muss“.

Dies ist bereits der zweite Band mit Lady Arrington, man muss den ersten aber nicht lesen, um ihn verstehen zu können, obwohl es möglicherweise netter ist, ihn gelesen zu haben, weil man einige Personen trifft, die Mary schon aus Band 1 kennt. Gefehlt hat es mir aber nicht.

Eine ältere Krimiautorin als Ermittlerin – neu ist das nicht, aber das muss es im Grund auch nicht sein, solange es eigenständig bleibt. Der Anfang des Romans erschien dann auch sehr viel versprechend,besonders gefallen hat mir, wie die Autorin die Musik beschreibt, einfach wunderschön, man kann sie fast hören. Und auch Sätze wie „Die Musik schien durch ihn hindurch und durch ihn heraus in den Flügel zu fließen“ (Pos. 268) gefallen mir gut. Leider ist das wirklich nur am Anfang so, aus bestimmten Gründen, die ich hier nicht nennen möchte – Spoileralarm – es hätte wahrscheinlich auch den Rest aufpeppen können.

Denn leider hat mir der Roman später weniger gut gefallen, was zum einen an den Charakteren liegt, die meisten sind leider sehr überzogen und teils sehr klischeehaft dargestellt, wie z. B. der Schiffsarzt, und auch nicht immer glaubwürdig, weil die Charakterzeichnung sich plötzlich ändert, wie z. B. die Gouvernante. Und die Protagonistin? Sie blieb mir zu blass, und wurde mir außerdem nicht sympathisch, was ich bei einem Cosy Crime wichtig fände. Am Ende hatte ich keine Lust, sie noch einmal wiederzutreffen.

Zum Anderen finde ich die Auflösung nicht gut. Sie hat zwar eine überaus überraschende Wendung, doch ist mir diese zu haarsträubend und ich mag es nicht, wenn Lösungen aus dem Hut gezaubert werden. Auch wird es mir gegen Ende zu unlogisch und verworren. Ansonsten konnte man, bis zu einem gewissen Punkt, als Leser miträtsteln, immerhin. Insgesamt war mir das Ganze auch zu spannungsarm und mir fehlte Humor, wobei es ein, zwei Stellen gibt, wo dieser durchblitzt.

Ich mag Cosy Crime, aber dieser Roman konnte mich nicht unterhalten. Es gab einige gelungene Stellen, wie die Beschreibung der Musik, aber zu vieles hat mich eher genervt, wie die Charaktere oder geärgert, wie die Auflösung. Weitere Romane der Reihe werde ich nicht lesen. Ich vergebe 2 Sterne, empfehlen kann ich den Roman leider nicht.

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  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.05.2020

Spannend und aktuell

Die Wahrheit
2

Historiker werden ermordet, Bibliotheken gehen in Flammen auf, und das, während William Keane einen Prozess führt, weil man ihn einen Sklavereileugner genannt hat. Hat das eine mit dem anderen zu tun, ...

Historiker werden ermordet, Bibliotheken gehen in Flammen auf, und das, während William Keane einen Prozess führt, weil man ihn einen Sklavereileugner genannt hat. Hat das eine mit dem anderen zu tun, oder sind noch andere mit im Spiel? Jemand, der die Geschichte der Menschheit in Rauch aufgehen lassen möchte? Maggie Costello, ehemals Mitarbeiterin im Weißen Haus, wird beauftragt, das herauszufinden.

Bereits das Cover ist überaus gut gelungen – künstlerisch und passend. Maggie Costello kenne ich bereits vom Vorgängerband „Der Präsident“, nun habe ich sogar festgestellt, dass es noch zwei weitere Bände mit ihr gibt. Die beiden Bände, die ich bisher kenne, kann man aber sehr gut lesen, ohne die anderen zu kennen.

Eine absolute Horrorvision für mich, dass alle Dokumente, Erinnerungen usw. zerstört werden, sogar Menschen, die überlebt haben, getötet werden, wie das hier schließlich auch noch der Fall ist, das Gedächtnis quasi ausgelöscht. Und doch, kann man sich auch vorstellen, dass es Menschen gibt, die quasi, wie hier argumentiert, bei Null anfangen wollen, ohne Bürden aus der Vergangenheit. Doch geht so einfach? Ich persönlich bezweifele das.

Für mich ist diese Thematik an sich spannend genug, zudem schafft es der Autor in (ironischerweise) schönen, fast poetisch anmutenden Bildern zu beschreiben, wie, trotz massiver Bewachung, weltberühmte Bibliotheken in Flammen aufgehen können. Da muss, im späteren Verlauf, gar nicht (künstliche) Spannung erzeugt werden, indem Maggie – vollkommen unnötig, meiner Meinung nach, im Alleingang Dinge tut, die ganz schnell böse ausgehen könnten. Hier wirkt Maggie sehr unüberlegt und wenig kompetent auf mich, und, wie ich bereits öfter angemerkt habe: Mich langweilt das eher, als dass es mich thrillt. Und das hat dieser Roman eigentlich auch gar nicht nötig, für mich ist er von Anfang an ein Pageturner.

Auch dieser Roman ist dem Autor wieder sehr gut gelungen, er regt zum Nachdenken an, ist – leider – sehr aktuell und lässt sich kaum aus der Hand legen. Ich empfehle ihn uneingeschränkt, weil er ein Thema anspricht, das jeden interessieren müsste, und vergebe volle Punktzahl.

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  • Thema
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Veröffentlicht am 05.12.2023

Spannender erster Band einer Dilogie

Magische Bilder
1

Art studiert in Paris Fotografie und jobbt im Laden von Meister Rufus. Eines Tages entdeckt er ein Foto, auf dem eine Szenerie abgebildet ist, die unmöglich sein kann, da das Abgebildete stattfand, bevor ...

Art studiert in Paris Fotografie und jobbt im Laden von Meister Rufus. Eines Tages entdeckt er ein Foto, auf dem eine Szenerie abgebildet ist, die unmöglich sein kann, da das Abgebildete stattfand, bevor die Fotografie erfunden wurde. Dann hört er auch noch eine Stimme. Als Rufus ihn überrascht, wirft er ihn aus dem Laden. Zuhause recherchiert Art online, und stößt damit etwas an, was auch ihm sehr gefährlich werden, ihn aber auch neues über sich selbst offenbaren wird.

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist unsere, aber es gibt Magie. Die Magier sind allerdings untergetaucht, und leben in verschiedenen Städten in sogenannten Enklaven. Im Roman besucht man mit Art zwei davon, und diese sind wunderbar gestaltet, hier hat der Autor wieder einmal gezeigt, wie phantasievoll er ist. In diesen Enklaven leben, neben den Magiern zu den jeweiligen Ländern passende Wesen, auch diese mit viel Phantasie und sehr liebevoll gestaltet. Überhaupt erzählt Akram El-Bahay wieder sehr bildhaft, so dass das Kopfkino viel zu tun hat, und lässt es auch nicht an Spannung mangeln.

Es gibt allerhand verschiedene Charaktere, aber neben Art stehen vor allem zwei weitere im Mittelpunkt, Amin, der Ägypter und Wu, die Chinesin. Alle drei sind „anders“, Art wegen seiner dunklen Haut, Amin wegen seiner sexuellen Präferenz, und Wu, wegen ihres Geschlechts, und dennoch sind andere auf sie angewiesen.

Art kam mir am Anfang sehr naiv vor, das hat sich auch relativ lange gehalten. Natürlich weiß man nicht, wie man selbst in so einer Situation, in der er sich hier befindet, handeln würde, dennoch hätte ich ihn manchmal gerne geschüttelt, quasi unter dem Motto, glaube, was du siehst. Aber gut, das wäre dann auch eine andere Geschichte geworden. Noch hat Art mein Herz leider nicht wirklich berühren können.

Amin wirkt sehr selbstherrlich, aber er sorgt auch für die meisten Schmunzler, während Wu eher ernst und konzentriert wirkt. Zu dritt passen sie gut zueinander und ergänzen sich auf gewisse Weise.

Dass die Magier untergetaucht sind, hat natürlich seinen Grund, die Inquisition macht ihnen das Leben schwer. Und diese ist genauso unangenehm wie man es sich vorstellt, wenn man den Namen hört. Ihr Chef ist allerdings noch ein Quäntchen unangenehmer, wie man nach und nach erkennen muss, neben Arts lesen wir auch hin und wieder seine Perspektive.

Der Roman ist der erste Band eines Zweiteilers, so dass die Geschichte hier noch nicht endet. Zum Glück gibt es am Ende keinen gemeinen Cliffhanger, aber natürlich bleiben genug Fragen übrig, dass man gespannt auf den zweiten Band sein kann.

Mir hat der Roman gut gefallen, die Idee, die Settings, die Spannung, der Humor. Ich bin gespannt, wie die Geschichte im zweiten Band enden wird und empfehle Band 1 gerne an Genrefans weiter.

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  • Fantasie