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Veröffentlicht am 11.09.2022

Unterhaltsam und spannend

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
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Der Dieb Kinsch Na Schannack hat durch seine Ausbildung Schulden bei der Nehmergilde gemacht, diese abzutragen ist mehr als schwierig sondern nahezu unmöglich. So greift er zu, als er durch den Auftrag, ...

Der Dieb Kinsch Na Schannack hat durch seine Ausbildung Schulden bei der Nehmergilde gemacht, diese abzutragen ist mehr als schwierig sondern nahezu unmöglich. So greift er zu, als er durch den Auftrag, die Kriegerin Galva im Auge zu behalten, die Möglichkeit erhält, seine Schulden zu verringern. Galva hat er erst kurz vorher kennengelernt, das müsste es ihm leichter machen. Er kann ja nicht ahnen, was dadurch alles auf ihn zukommen würde.

Der Klappentext klang gut, ich musste einfach zugreifen – und, das vorab, ich wurde nicht enttäuscht. Kinsch erzählt seine Geschichte selbst, und zwar mit großer Klappe, voller Witz und manchmal auch derben Zoten, ganz schnell mochte ich diesen jungen Mann, der als Galater eine schwarze Zunge hat, so erklärt sich schnell der Titel des Romans.

Auf seinem Weg trifft er allerhand Charaktere, manche begleiten ihn und Galva auch eine Weile, nicht alle trennen sich freiwillig, es gibt den einen oder anderen Tod. Nicht jeder davon ist – zu mindest zu diesem Zeitpunkt – erwartbar gewesen. Mir haben die Charaktere alle auf ihre Weise gut gefallen, Galva hat in den Koboldkriegen gedient, die noch nicht allzu lange vorbei sind, und sie trägt ein Geheimnis in sich, das man gemeinsam mit Kinsch recht früh entdeckt. Auch ihre Schwertmeisterin Yorbez trifft auf die Gruppe. Malk stammt aus Kinschs Dorf, war ebenfalls in den Koboldkriegen, und hält zunächst so gar nichts von ihm, anders als die Hexe Norrigal, die auch ein Geheimnis birgt. Und dann sind da noch die Tiere, wie z. B. Kater Karl.

Nicht nur mit interessanten Charakteren und einigen Geheimnissen gekommt es Kinsch zu tun, da sind auch eine Menge Abenteuer, so fährt man eine Zeit lang auf einem Walfängerschiff mit und trifft nicht nur auf einen Wal, sondern auf einen noch viel gefährlicheren Wasserbewohner. Und auch Kämpfe wird es geben, nicht nur, aber auch mit Kobolden, die nach den Kriegen nicht einfach verschwunden sind. Mir gefällt auch das Magiesystem sehr gut, auch Kinsch hat ein bisschen davon auf Lager.Nach und nach reist man auch durch einen großen Teil der von Christopher Buehlman phantasievoll erschaffenen Welt, die Karte am Ende des Buches hilft dabei, den Weg der Gruppe nachzuvollziehen.

Das Ende ist, nachdem es noch einmal richtig spannend wurde, einigermaßen abgeschlossen. Ich finde es gut, dass die Geschichte erst einmal zu einem gewissen Ende kommt, aber durchaus genug Möglichkeiten für den nächsten Band liefert.

Der erste Band um den schwarzzüngigen Dieb Kinsch Na Schannack hat mir sehr gut gefallen, ich wurde gut unterhalten, hatte eine spannende Lektüre, lernte interessante Charaktere und eine gut gebaute Welt kennen und freue mich auf den nächsten Band. Wer gute Fantasy mag, sollte zugreifen.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Die Auflösung konnte mich nicht überzeugen

Janusopfer
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Glückstadt, 1896: Hauke Sötje erhält einen anonymen Brief, darin wird behauptet, dass auf einer Versammlung der sozialdemokratischen Partei ein Mordanschlag stattfinden soll. Soll er sich damit beschäftigen ...

Glückstadt, 1896: Hauke Sötje erhält einen anonymen Brief, darin wird behauptet, dass auf einer Versammlung der sozialdemokratischen Partei ein Mordanschlag stattfinden soll. Soll er sich damit beschäftigen oder ist der Brief gar nicht ernst zu nehmen? Als er erfährt, dass Sophie Struwe der er endlich einen Antrag machen möchte, ebenfalls an der Versammlung teilhaben wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als dem wahrscheinlichen Mordopfer, dem brillanten Redner Karl Treibel Schutz zu bieten.

Leider kein Roman, sondern „nur“ eine Kurzgeschichte um Hauke Sötje, die nach „Fortunas Schatten“ spielt. Ich mag die Reihe sehr, und habe nun endlich auch diese bereits 2012 erschienene Geschichte entdeckt.

Leider muss ich sagen, dass sie mich nur anfangs packen konnte, immerhin ist es schön, Hauke und Sophie wiederzutreffen. Die Geschehnisse rund um die Auflösung halte ich aber für sehr an den Haaren herbeigezogen, so dass ich am Ende enttäuscht wurde.

Die Kurzgeschichte um Hauke Sötje kann leider nicht mit den Romanen der Reihe mithalten. Besonders die Auflösung konnte mich nicht überzeugen, dafür war es schön, Hauke Sötje und Sophie Struwe wiederzutreffen.

Veröffentlicht am 10.09.2022

Anspruchsvolle und sehr lesenswerte Anthologie

Die tristen Tage von Coney Island
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Stephen Crane wurde 1871 geboren und starb bereits 1900 mit nur 28 Jahren, dennoch hat er ein gewaltiges literarisches Werk hinterlassen: Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, Essays …

Der Pendragon-Verlag ...

Stephen Crane wurde 1871 geboren und starb bereits 1900 mit nur 28 Jahren, dennoch hat er ein gewaltiges literarisches Werk hinterlassen: Romane, Kurzgeschichten, Gedichte, Essays …

Der Pendragon-Verlag hat einige Werke des hier noch unbekannten Schriftstellers neu aufgelegt. „Die tristen Tage von Coney Island“ ist eine Kurzgeschichtensammlung, in der neben der titelgebenden weitere zwölf Erzählungen enthalten sind. Es sind keine Geschichten, die man nebenbei lesen kann, man sollte es mit Muße und Aufmerksamkeit tun, denn es wäre schade, wenn man Cranes Werk nicht ausreichend würdigen könnte. Er hat den Menschen seiner Zeit genau zugeschaut, die Geschichten sind plastisch, beschäftigen sich mit bestimmten Situationen, sind manchmal urkomisch, aber auch traurig, spannend, und nachdenkenswert. Viele der Geschichten spielen im Krieg, und auch ein selbsterlebtes Abenteuer gibt es zu entdecken.

Mir hat „Seefahrer wider Willen“ gut gefallen, sehr skurril und mit herrlichen Sätzen wie „Das Schiff schien ängstlich und wusste nicht so recht, wie es auf so seltsame Wesen reagieren sollte, … „ (Pos. 360). Auch sehr gelungen in meinen Augen ist „Das Feuer“, eigentlich passiert hier wenig, es brennt, und die Feuerwehr kommt, doch dies ist brillant beobachtet und erzählt. Meine Lieblingsgeschichte aber ist „Männer im Sturm“, sehr eindringlich und plastisch geschrieben, man meint direkter Zuschauer zu sein.

Das umfangreiche Nachwort von Wolfgang Hochbruck, der sich schon als Student für Crane interessierte, und heute Professor in Freiburg ist, ist sehr lesenswert, man lernt Stephen Crane besser kennen und erfährt einiges über ihn und seine Werke – unbedingt lesen!

Ich finde es immer sehr interessant, neue Autoren kennenzulernen, vor allem auch unter den Klassikern. Von Stephen Crane hatte ich vorher noch nie gehört, und bin nun froh, ihn und einen Teil seines Werkes kennengelernt zu haben. Ich hoffe, dass es gelingt, ihn hier bekannter zu machen.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Band 5 der Reihe hat mich wieder gut unterhalten

Es geschah in Schöneberg
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Berlin,1927: Bei einem Anschlag auf eine Modenschau des Modeateliers Morgenstern & Fink werden zwei der Vorführdamen verletzt. Wollte jemand dem Modeatelier schaden, vielleicht ein Konkurrent? Der frisch ...

Berlin,1927: Bei einem Anschlag auf eine Modenschau des Modeateliers Morgenstern & Fink werden zwei der Vorführdamen verletzt. Wollte jemand dem Modeatelier schaden, vielleicht ein Konkurrent? Der frisch gebackene Oberkommissar Leo Wechsler und sein Team ermitteln.

Im fünften Band der Reihe geht es also in die Modewelt, man erfährt einiges über den Werdegang eines Kleidungsstückes, bis es im Laden landet. So lernt man auch eine Näherin kennen, und erfährt, wie elendig diese, für die Herstellung wichtigen Handarbeiterinnen, leben müssen, die Gewinne landen jedenfalls nicht bei ihnen, dafür haben sie schlechte Arbeitsbedingungen, viel Druck und immer das Gespenst der Kündigung im Nacken. Aber auch verschiedene Modeateliers lernt man kennen, die alle ihre eigenen Spezialitäten und Abnehmer haben. Das betroffene Modeatelier Morgenstern & Fink ist neu auf dem Markt, hat mit Carl Fink aber einen begnadeten Modeschöpfer.

Das ist aber nicht das einzige Thema dieses Romans, auch der berühmt-berüchtigte § 175, der mittlerweile, wenn auch viel zu spät, abgeschafft wurde, wird zentrale Bedeutung haben. So lernt man schon früh im Roman Rainer Vogt kennen, der für das Institut für Sexualwissenschaft arbeitet, und sich sehr dafür einsetzt, dass ein geächteter Film über Homosexualität wieder im Kino laufen darf, ein Film, der übrigens real existiert. Ob und wie die beiden Themen miteinander zusammenhängen ist interessant zu lesen.

Schön ist es auch wieder, das Privatleben Leos zu verfolgen. Ich finde es besonders schön, dass Ilse nun auf eigenen Beinen steht, sie arbeitet in Magda Schotts Praxis, und womöglich bahnt sich auch eine neue, dieses Mal hoffentlich bessere, Beziehung für sie an – ich würde es ihr wünschen. Aber nicht nur über Leos Familie erfährt man Neues, auch seine Kollegen haben die eine oder andere Nachricht zu verkünden.

Weniger schön ist die nun immer deutlichere Präsenz der Nationalsozialisten. Georg, Leos Sohn gerät in deren Dunstkreis, und man darf gespannt sein, wie sich das im weiteren Verlauf der Reihe entwickeln wird.

Susanne Goga gelingt es gut, die Atmosphäre des Berlins jeder Zeit herüberzubringen. Durch die gelungenen Charaktere und den eingängigen und bildhaften Erzählstil der Autorin ist man schnell im Roman angekommen, und ebenso schnell ist er leider auch schon zu Ende gelesen. Die Auflösung ist – bis auf eine Sache – nachvollziehbar, und man hat genug Möglichkeiten, mitzurätseln. Ich fühlte mich jedenfalls wieder sehr gut unterhalten.

Interessant ist auch das Nachwort, und dem Verzeichnis der historischen Personen zeigt, wie viele hier tatsächlich zumindest erwähnt werden.

Band 5 der Reihe ist wieder sehr lesenswert, vor allem, aber nicht nur für Kenner der vorherigen Bände. Die Stimmung der 1920er Jahre schwingt mit, die Charaktere sind gelungen – gerne empfehle ich die ganze Reihe.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Interessanter Blick auf die Skandalnudel der 1920er Jahre

Die rote Tänzerin
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Otto Dix malte 1925 ein Porträt der Tänzerin Anita Berber. Dieser Roman erzählt davon, wie es dazu kam, zeichnet aber auch selbst ein Bild der „Skandalnudel“ der 1920er Jahre.

Anita Berber war ein Enfant ...

Otto Dix malte 1925 ein Porträt der Tänzerin Anita Berber. Dieser Roman erzählt davon, wie es dazu kam, zeichnet aber auch selbst ein Bild der „Skandalnudel“ der 1920er Jahre.

Anita Berber war ein Enfant terrible, auch, aber nicht nur, weil sie nackt tanzte. Dabei wollte sie eigentlich nur das: Tanzen, nackt, da Kleidung sie dabei behinderte. Doch auch im Privatleben war sie maßlos, Drogen, Männer, Exzesse bestimmten ihr Leben. Man nannte sie „Dämon“, „Topsau“. Joan Weng spürt in diesem Roman ihrem kurzen Leben nach.

Otto Dix ist ein bekannter Maler der Weimarer Republik. Nicht wenige Szenen des Romans sind aus seiner Perspektive erzählt, auch ihn lernt man so ein bisschen besser kennen.

Ich kenne alle bisherigen Werke von Joan Weng, und hatte daher natürlich eine bestimmte Erwartung an diesen Roman. Diese wurde erst einmal nicht erfüllt. Thematik, Sprache und Erzählstil sind so ganz anders, als ich es bisher von der Autorin kannte, und so musste ich mich erst einmal eingewöhnen. Mir gefällt gut, dass Joan Weng hier ihren Stil gewandelt, dem Thema und der Protagonistin angepasst hat, auch, wenn mir das Lesen (und Rezensieren) etwas mehr Mühe macht(e) als gewohnt.

Auch die Zeitwechsel könnten manchem Probleme bereiten, denn immer wieder gibt es Rückblenden. Ich finde aber, dass man diese gut erkennen kann und habe damit keine Schwierigkeiten gehabt. Sehr gelungen finde ich jeweils die Übergänge, die jeweils durch etwas Bestimmtes verbunden sind, z. B. wird das Wort „Tulpen“ aufgenommen.

Es ist keine Biografie, sondern ganz klar ein Roman, mit fiktiven Szenen und Charakteren, im Nachwort der Autorin kann man darüber mehr erfahren, doch es hätte durchaus so sein können. Die Atmosphäre stimmt auf jedenfalls, nicht nur die der 1920er Jahre, auch die Stimmungen und die atmosphärischen Beschreibungen sind wunderbar be-/geschrieben

​Dieser Roman ist eine gewisse Herausforderung, vor allem, wenn man die anderen Romane der Autorin kennt. Trotzdem sollte man nicht davor zurückschrecken und dem Roman eine Chance geben. Wer einen besonderen Blick auf Anita Berber – und auch Otto Dix – haben, aber keine Biografie lesen möchte, könnte hier einen guten Einstieg finden, nach dem Lesen wird man auf jeden Fall mehr über (nicht nur) die beiden wissen wollen.

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