Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2021

Ich schwankte beim Lesen oft zwischen Weinen und Lachen - ein unbedingt lesenswerter Roman

Der Flug des Raben
0

Garnet Raven vom Stamm der Ojibwe wird als Dreijähriger zusammen mit seinen Geschwistern den Eltern entzogen, später auch von seinen Geschwistern getrennt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. ...

Garnet Raven vom Stamm der Ojibwe wird als Dreijähriger zusammen mit seinen Geschwistern den Eltern entzogen, später auch von seinen Geschwistern getrennt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Erwachsen fühlt er sich nirgends zugehörig, dichtet sich allerlei Identitäten an, landet schließlich im Gefängnis. Dort nimmt einer seiner Brüder Kontakt mit ihm auf, und Garnet trifft endlich seine Familie wieder, doch um sich zugehörig zu fühlen, braucht er seine Zeit.

Garnets Schicksal mussten viele Kinder indigener Völker erleiden – es ging darum, die Kinder ihrer kulturellen Wurzeln zu entziehen. Auch der Autor selbst war Angehöriger der First Nations Kanadas, wie Garnet, und hatte ein ähnliches Schicksal.

Der Roman wird auf zwei parallelen Ebenen erzählt, zum einen die Garnets, zum anderen die Keepers, der sich Garnets annimmt und ihn lehrt „Indianer zu sein“ – beide erzählen in Ich-Form. Keeper selbst wurde, nachdem er aus der Residential School entflohen war, von Garnets Großvater, der Medizinmann war, unter die Fittiche genommen, hatte sich aber später von diesem entfernt und war zum Trinker geworden. Für Garnet wird er trocken, um an ihn das weiterzugeben, was er selbst gelernt hatte. Es sind nicht nur reine Riten und Traditionen, letztlich kommt viel aus einem selber, und aus der Beziehung zum Land.

Der Roman (erstmals erschienen 1994) nimmt den Leser mit tief hinein in die Kultur der Ojibwe, zeigt aber auch, was sich durch den Eingriff des „weißen Mannes“ verändert hat, Gesellschaftskritik gehört hier unbedingt dazu. Garnet lässt sich darauf ein, seine Kultur kennen zu lernen. Ich fand es sehr interessant, nicht nur die Spiritualität, sondern auch das Humorvolle, denn Lachen und Humor gehört zu dieser Kultur dazu, kennenzulernen. Besonders intensiv sind die vier Tage, die Garnet alleine in der Natur verbringt, aber auch all die Anekdoten, die er erzählt, wie z. B. als er seinem Bruder Jackie wieder nahe gekommen ist, oder die Sache mit der Radiostation. So schwankt man während des Lesens zwischen Weinen und Lachen und hat hin und wieder sogar den Wunsch, selbst dazuzugehören.

Auch wenn die Thematik eher bedrückend ist, so strahlt der Roman viel Humor und Hoffnung aus, und ist auf jeden Fall lesenswert. Mir hat er zudem einen interessanten Autor nahegebracht, von dem ich mehr lesen möchte. Wer sich für die Kultur der First Nations interessiert, sollte hier unbedingt zugreifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.11.2021

Unterhaltsamer zweiter Band

Die unhöfliche Tote
0

Die Queen hat eines ihrer Gemälde, das ihr viel bedeutet, an einem Ort entdeckt, an dem es nichts zu suchen hat, und möchte es gerne wiederhaben. Sie beauftragt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie ...

Die Queen hat eines ihrer Gemälde, das ihr viel bedeutet, an einem Ort entdeckt, an dem es nichts zu suchen hat, und möchte es gerne wiederhaben. Sie beauftragt ihre stellvertretende Privatsekretärin Rozie Oshodi damit, doch die Sache gestaltet sich schwierig.

Zur selben Zeit gibt es unter der Belegschaft eine Reihe Drohbriefe, eine Adressatin wird schließlich tot am Swimmingpool gefunden, doch es scheint ein Unfall gewesen zu sein. Queen Elizabeth ist skeptisch und informiert die Polizei. David Strong ermittelt einmal mehr im Buckingham Palast (und wirkt kompetenter als in Band 1)

Der zweite Band der Reihe, in der die Queen, so gut es geht, selbst ermittelt, wartet mit zwei interessanten Fällen auf. Da Elizabeth nicht so kann, wie sie möchte, greift sie auf bewährte Unterstützung zurück, neben Rozie Oshodi und David Strong zieht sie auch wieder ihren ehemaligen Bodyguard Billy MacLachlan heran. Die Denkarbeit übernimmt sie aber zum Teil selbst, setzt ihre „Helfer“ entsprechend ein, und macht ab und zu gezielt gesetzte Bemerkungen, die bestimmte Dinge in Gang setzen.

Wie bereits in Band 1 gefällt mir die Queen hier ausgesprochen gut, sei es ihr Umgang mit Personal, sei es der mit der Familie – man kann bezweifeln, ob es in der Realität genauso verläuft, aber hier im Roman hat man eine Queen, die man mag, sie ist gewitzt und humorvoll. Statt findet das Ganze im Jahr 2016, einige Monate nach den Ereignissen des Vorgängerbandes, der Brexit und die us-amerikanische Präsidentschaftswahl sind in aller Munde, und Prinz Philip lebt noch und hat den einen oder anderen Spruch auf Lager.

Der Fall ist komplex und wird am Ende nachvollziehbar gelöst. Leider kann man als Leser nicht gut miträtseln. Das finde ich hier aber gar nicht schlimm, denn für mich liegt der Fokus eher auf dem Drumherum, auf der Queen und ihren Gedankengängen und auf den Abläufen im königlichen Haushalt.

Ein Pluspunkt, zumindest für mich, ist, dass ich auf Artemisia Gentileschi aufmerksam gemacht wurde, eine interessante Malerin, die es zu googeln lohnt.

Die Krimis dieser Reihe punkten nicht mit viel Spannung, dafür mit einer liebenswerten Queen, komplexen Fällen und dezentem Humor. Ich fühle mich damit gut unterhalten und freue mich auf weitere Bände.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.11.2021

Sehr spannend

State of Terror
0

In mehreren europäischen Städten gibt es Bombenattentate auf Busse. Wer steckt dahinter? Die Wahrscheinlichkeit, dass es weitere Anschläge geben wird, ist groß.

Douglas Williams, der erst seit kurzem ...

In mehreren europäischen Städten gibt es Bombenattentate auf Busse. Wer steckt dahinter? Die Wahrscheinlichkeit, dass es weitere Anschläge geben wird, ist groß.

Douglas Williams, der erst seit kurzem Präsident der USA ist und seine Außenministerin Ellen Adams, die eigentlich nicht gut miteinander können, müssen sich zusammenschließen, um dieser womöglich globale Bedrohung, hinter der ein alter Feind stecken könnte, gegenübertreten zu können.

Mich hat, ehrlich gesagt, vor allem gereizt, dass Hillary Rodham Clinton hier Mitautorin ist, die Protagonistin ist, wie es Clinton war, Außenministerin, ich war gespannt, wie viel Autobiografisches wohl Einzug hält. Nun, immerhin wird schnell deutlich, dass der vorherige Präsident, Eric Dunn, klar Trumps Züge trägt. Wie viel Clinton tatsächlich aus dem Nähkästchen berichtet hat? Eigentlich ist das egal, denn der Roman ist einfach nur eines: Spannend. Wie viel davon authentisch ist (gerade die Konferenzen/Besprechnungen mit Staatsoberhäuptern/anderen Politikern) kann man nur ahnen. Dass viel typisch amerikanischer Heroismus und Patriotismus einfließt, überrascht wenig, stört mich persönlich aber nicht, ich ordne das einfach entsprechend ein. Eher stört mich schon das ein oder andere Klischee, aber auch das nur am Rande.

Die Protagonistin gefällt mir gut, ich kann mit ihr mitempfinden. Sie ist eine gestandene Frau, der man so schnell nichts vormacht, hat aber auch eine sensible Seite. Ihre Beraterin ist gleichzeitig ihre beste Freundin, und auch diese mag ich. Manch ein Charakter macht eine gewisse Entwicklung mit, und es gibt auch einige überraschende Wendungen – wirklich tiefgehend ist aber keiner gezeichnet. Das muss hier auch nicht, denn, wie gesagt, der Fokus liegt auf „spannend“. Es ist nur ein Roman, doch ich habe mich immer wieder gefragt, wie viel davon realistisch sein könnte – und das macht das Ganze noch eine Idee spannender, aber auch bedrückender.

Gut gefallen haben mir auch die Nachworte der Autorinnen, hier erzählen sie u. a., wie es zur Zusammenarbeit kam und vor allem auch, wie manche Charaktere entstanden sind.

Spannend, spannend, spannend – das ist mein Resümee. Wer einen Pageturner sucht und vor ein paar Klischees nicht zurückschreckt, wird hier fündig. Ich vergebe 4,5 Sterne,und hoffe, Ellen Adams noch einmal begegnen zu können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2021

Spannend

Winterland
0

Am 23. Dezember geht auf einem Weihnachtsmarkt in Kopenhagen eine Bombe hoch. Signe Kristiansen ermittelt, muss aber auch fürchten, dass Ihre Schwester und deren Familie dem Anschlag zum Opfer gefallen ...

Am 23. Dezember geht auf einem Weihnachtsmarkt in Kopenhagen eine Bombe hoch. Signe Kristiansen ermittelt, muss aber auch fürchten, dass Ihre Schwester und deren Familie dem Anschlag zum Opfer gefallen sind.

Martin Junckersen, genannt Juncker, wurde in seinen Heimatort Sandsted versetzt, um dort die neu eingerichtete Polizeidienststelle zu leiten, was ihm auch Gelegenheit gibt, sich um seinen dementen Vater zu kümmern. Dass er innerhalb kurzer Zeit in einem Mord und einem Brand im Flüchtlingsheim ermitteln muss, hatte er allerdings nicht erwartet.

Ich bin ein großer Fan von skandinavischen Kriminalromanen, in Dänemark war ich in diesem Rahmen jedoch noch nicht oft. Auch dieser Roman enthält die gewohnte Mischung aus interessantem Fall und Ermittlern, die mit Problemen im Privatleben zu kämpfen haben. Wenn das so gut kombiniert ist, wie hier, mag ich das.

Kim Faber und Janni Pedersen erzählen aus verschiedenen Perspektiven, der Roman enthält eine ganze Reihe aktueller Probleme, so ist der Roman nicht nur spannend, sondern bietet auch viel Raum zum Nachdenken, und zwar nicht nur bezüglich der Auflösung der Fälle. Die Charaktere sind komplex, man lernt sie gut kennen, entwickelt Sympathien und Antipathien, ich freue mich schon auf die Nachfolgebände und bin gespannt, auf die Entwicklungen, die uns noch erwarten.

Bei mir hat der Roman ganz schnell einen Sog entwickelt, die eindringliche Erzählweise tat ein übriges, und auch mein Kopfkino bekam zu tun. Hin und wieder hatte ich allerdings auch das Gefühl von zu viel Inhalt, wie z. B. dass Juncker sich nicht nur um seinen dementen Vater kümmern muss, was schon allein problematisch genug ist, nein, die beiden hatten auch schon immer ein problematisches Verhältnis. Wirklich ins Gewicht gefallen ist das aber nicht.

Auch atmosphärisch finde ich den Roman gelungen, vor allem, als ein Schneesturm die Ermittlungen erschwert, hat man schnell das Gefühl, mittendrin zu sein.

Wer skandinavische Krimis mag, sollte hier unbedingt zugreifen, er erhält interessante und spannende Fälle, komplexe Charaktere und eine atmosphärische Erzählung. Und am Ende darf man sich auf weitere Bände freuen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2021

Hat mich größtenteils gut unterhalten

Am Ende der Welt gibt es Kaffee und Kuchen
0

In der Sammlung sind drei Geschichtenbände enthalten: „Der Tod, der Hase, die Unsinkbare und ich“, „Ein Gott, drei Könige und zwei Milliarden Verrückte“ sowie „Das Ende der Welt ist auch nicht mehr das, ...

In der Sammlung sind drei Geschichtenbände enthalten: „Der Tod, der Hase, die Unsinkbare und ich“, „Ein Gott, drei Könige und zwei Milliarden Verrückte“ sowie „Das Ende der Welt ist auch nicht mehr das, was es mal war“ – man trifft u. a. Martin und seinen Freund, den Tod, die Heiligen Drei Könige, Gott höchstpersönlich, apokalyptischen Reiter und Aliens.

Einige der Geschichten sind in Versform geschrieben (was mich ehrlich gesagt immer etwas abschreckt, so dass ich diese nur überflogen habe), haben alle ihren eigenen Humor (der nicht immer, aber relativ oft getroffen hat), und mehr oder weniger philosophisches zu bieten. Am besten gefallen mir die zwei längeren Geschichten im Ende-der-Welt-Teil, vor allem die apokalyptischen Reiter haben mich zum Schmunzeln gebracht.

Ich hatte bisher noch kein Buch des Autors gelesen, und war gespannt, was ich bei den etwas anderen Titeln bekommen würde. Letztlich habe ich mich gut unterhalten, und werde es wahrscheinlich noch einmal mit einem anderen Buch des Autors probieren. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans etwas abgedrehten Humors.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere