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Veröffentlicht am 18.07.2018

Zuviel Nebensächliches

Drei Küsse für Herkules
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Das Buch handelt von Vivian, die mit ihrer Karriere und Familie nicht so zufrieden ist, wie sie es gerne wäre. Beim Karneval lernt sie den attraktiven Herk kennen. Diese ist tatsächlich der Halbgott Herkules, ...

Das Buch handelt von Vivian, die mit ihrer Karriere und Familie nicht so zufrieden ist, wie sie es gerne wäre. Beim Karneval lernt sie den attraktiven Herk kennen. Diese ist tatsächlich der Halbgott Herkules, der die wahre Liebe finden muss, um unsterblich zu werden. Der Weingott Dio und die Liebesgotten Aphodite wollen dabei helfen, aber es geht einiges schief, unter anderem da Vivian verheiratet ist und 3 Kinder hat.

Das Cover fand ich für einen "Frauenroman" vielversprechend und das Buch fing gut an.
Leider kommt das Buch bei mir trotzdem nicht über die Wertung "ist ganz okay, kann man lesen, wenn man es geschekt bekommt" hinaus.

An sich hat die Geschichte viel Potential, zu einer witzigen, etwas anderen Liebesgeschichte zu werden. Die Idee, dass ein Halbgott die wahre Liebe finden muss und dabei von andern Göttern unterstützt wird, hat mir gefallen.
Auch der Schreibstil dabei ist gut und lässt sich flüssig lesen.

Trotzdem war die Geschichte nicht wirklich meins.
Es werden viele Nebencharaktere aufgeführt, es gibt viele Nebenhandlungen und auch ernste Themen (wie Alkoholismus, Beziehungsmodelle, Fremdgehen, Prositution) werden angesprochen und Witz möchte die Geschichte auch noch versprühen.
Und genau das ist es, was mich an dieser Geschichte stört. Für meine Begriff will die Autorin zuviel.
Eine Hauptgeschichte, mit guten Nebencharakteren und ein, zwei Themen, die einem als Autor wichtig sind, reichen für mich völlig aus. Dieses Zuviel lenkt von der Geschichte ab und zerfastert diese.

So zieht sich die Geschichte recht lange hin und ich hatte zwischendurch tatsächlich das Bedürfnis einige Seiten einfach zu überfliegen, da gefühlt mindestens 1/3 nicht wirklich relevant für die Handlung ist oder mir zu ausführlich ist (und ich lese an sich sehr gerne dicke Bücher!)

Das Buch mag jemand anderem gut gefallen, aber meinen Humor trifft es leider nicht. Machmal sind ganz witzige Szenen dabei, aber keine intelligenten Schlagabtausch, kleine Spitzen oder feiner, subtiler Humor. Vielmehr wirkt es an weiten Stellen gewollt witzig, kontruiert und meist derb.


Um es ausfühlicher zu begründen für die, die es interessiert ein paar Beispiele, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind:

Zeus, der Göttervater, ist auch mit dabei und auf der Suche nach Affären, was seiner Frau Hera nicht gefällt. Für die Story ist es aus meiner Sicht jedoch nicht relevant, darüber ein ganzes Kapitel zu schreiben, weil es letztendlich nichts mit Vivian zu tun hat. Wäre diese Nebenhandlung einfach weggelassen worden, hätte man auch nicht eine Geschichte konstruieren müssen, wieso, weshalb, warum man ihn von den Affären abhalten muss (nämlich damit man nicht frühzeitig zurück in den Götterhimmel zurückbeordert wird, ein Problem, das sich auch nur aufgrund einer recht konstruierten Handlung ergibt und eigentlich keines sein müsste bzw. nicht groß ausgeführt hätte werden müssen).

Auch die ernsten Themen sind für meinen Geschmack zu viele. Sowohl die vielfältige Art der Liebe, die Offenheit dafür, Fremdgehen, Beziehungsmodelle, Prostitution, Alkoholismus, Pornosucht und die Sucht nach Liebe werden angesprochen. Aber leider alle nur kurz und es wirkte auf mich mehr wie ein "das wollte ich jetzt auch nochmal gesagt haben", ohne die Handlung voran zu bringen (bis auf die Alkoholsucht von Herk).
Im Gegenteil: Mich haben die Erklärungen und Einführungen diesen Themen eher aus der Geschichte gebracht. Etwas taucht auf, wird vielleicht kurz besprochen und spielt dann kaum eine Rolle mehr. Als Beispiel ist hier insbesondere die "Orgie" zu nennen, bei der Dio und Hermes ungewollt unterbrechen. Mehrere Männer vergewaltigen minderjährige Mädchen in einem Hotelzimmer. Dio und Hermes unterbrechen die Orgie, da sie aus dem Zimmer wollen (nicht etwa, weil sie das Szenario stört) und teilen der Polizei dann mit, um sie von einem anderen Zimmer abzulenken, was dort vor sich geht. Kritik gibt es daran nicht wirklich, sodass ich die Szene einfach überflüssig finde und mir sauer aufstößt. Wenn so etwas in einem Buch thematisiert wird, dann bitte als Gesellschaftskritik oder mit Sinn für die Handlung und nicht als "ich dachte ich erwähne sowas mal und provoziere", ohne dann groß weiter darauf einzugehen, außer in ein paar Äußerungen der Charaktere.

Was mich die zudem irritiert hat war, dass Hermes mit einem berliner Dialekt spricht. Zum einen lese ich nicht gerne Dialekte in einer Geschichte, außer es passt aufgrund der Region und wird mal kurz eingestreut, und zum anderen erschließt sich mir nicht wirklich, wieso er das tut, da die Geschichte im RUhrpott spielt. Es finden dann auch ganze Unterhaltungen in dem berliner Dialekt (also in Lautsprache) statt, nicht nur ein paar Sätze.
Das ist aber tatsächlich mein ganz persönliches Empfinden, andere mögen darin einen gewissen Charme empfinden.
Und Zeus gestelztes, altmodisches Reden passt vielleicht zu ihm, auch wenn es etwas nervig zu lesen ist. Aber dann fällt er ab und zu aus der Rolle und spricht normal. Sowas irritierit mich dann beim Lesen einfach.


Es erinnerte mich spontan an den Satz aus Zeugnissen "war stets bemüht".
Ja es sind sehr gute Ansätze für eine gelungene Geschichte vorhanden und der Schreibstil ist gut und lässt sich in der Regel flüssig lesen.
Aber für meine Begriffe wurde die Geschichte leider nicht gut umgesetzt und es wurde zuviel in eine Geschichte gesteckt, die eine lustige Urlaubslektüre hätte werden können.
Ich freue mich, wenn andere Gefallen an dem Buch haben finden können, aber ich werde dieses Buch nicht nochmal lesen und es auch nicht weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Skurille, selbstironische Entdeckungsreise

Familie und andere Trostpreise
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Das Buch "Familie und andere Trostpreise" handelt von Sonny Anderson, der einen Haufen Geld erbt und daraufhin von Amerika nach Enland reist, um herauszufinden 1) was sein Vater tatsächlich für ein Mensch ...

Das Buch "Familie und andere Trostpreise" handelt von Sonny Anderson, der einen Haufen Geld erbt und daraufhin von Amerika nach Enland reist, um herauszufinden 1) was sein Vater tatsächlich für ein Mensch war 2) seine Mutter zu finden und 3) auf den Spuren von "Shaun of the Death", seinem Lieblingsfilm, zu wandeln.
Sonny ist ein 21 Jähriger (der aber jünger wirkt) mit Neurosen und einem Haufen irrationaler Ängste und Abneigungen. Über all diese informiert Sonny den Leser bereits auf den ersten Seiten. Und genau diese Ansammlung von skurillen Neurosen, die er herrlich selbstironisch beschreibt, und der sarkastische Blick aufs Leben machen dieses Buch zu einem ganz besonderen.

Beim Lesebeginn brauchte ich jedoch etwas, bis ich tatsächlich ins Buch gefunden habe. Das lag zum einen an dem Erzählstil, der anders ist als gewohnt, und an dem manchmal sprunghaften Denken von Sonny.
Das komplette Buch ist als Brief in der Ich-Form geschrieben. Das hat auch zur Folge, dass Sonny Dinge kommentiert, die geschehen oder die er in Briefen liest. Ich brauchte einen Moment um damit warm zu werden, aber dann hat das Konzept für mich wunderbar funktioniert.

Dies liegt sicher auch an der Sprache von Sonny, die der eines jungen Mannes entspricht und modern, wenn auch manchmal etwas überzogen, wirkt.
Es gibt häufige Anspielungen zu dem Film "Shaun of the Dead", die einen besonderen Reiz des Buches ausmachen. Auch wenn man den Film nicht gesehen hat kann man sicherlich dem Buch folgen. Manche Witze bleiben einem dann jedoch verschlossen.

Das Buch bietet durch Sonny einen Blick auf das New Age-Zeitalter und Gurus, der ironisch, jugendlich entdeckend und gleichzeitig in gewisser Weise traurig ist.

Während Sonny auf Spurensuche ist, verliert er sich manchmal ein wenig zu sehr in Details und beschreibt etwas zu langatmig das Vorgehen, aber weil dies auf die ureigene sympatische Art von ihm geschieht, liest man trotzdem aufmerkam weiter.

Mir hat das Buch, mit kleinen Abzügen, gut gefallen.
Es sticht aus dem typischen "So ist ein Buch aufgebaut" heraus, ist aber auch nicht unbedingt ein das-Buch-lese-ich-mal-schnell-durch Roman. Dazu ist es zu komplex und verschachtelt geschrieben.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Tolle Reise ins England des frühen 20. Jahrhunderts

Das Erbe von Juniper House
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Das Buch handelt von Sara, einer jungen Frau aus Hamburg und ihrer Großmutter. Sara hat nur wenig Kontakt zu dieser. Als sie ihr Großmutter Emma aus Pflichtgefühl besucht (und um etwas Abstand ...

Das Buch handelt von Sara, einer jungen Frau aus Hamburg und ihrer Großmutter. Sara hat nur wenig Kontakt zu dieser. Als sie ihr Großmutter Emma aus Pflichtgefühl besucht (und um etwas Abstand von ihrem Freund zu bekommen), taucht sie ein, in das Leben ihrer Großmutter.
Diese erzählt wie, wie sie in den 1920 er Jahren nach Juniper House kam und wie es ihr danach erging.
Dabei kommt auch ein Familiengeheimnis ans Licht.


Die Geschichte wechselt zwischen Saras Sicht aus 2004, welche aus Erzählerperspektive geschrieben ist, und Emmas Sicht zu Beginn der 1920er Jahre. Diese Episoden sind in Ich-Perspektive geschrieben.
Man lernt hierbei also zwei ganz verschiedene Generationen kennen, die jeweils gänzlich unterschiedlich Sorgen und Nöte haben. Diese sind sehr einfühlsam geschrieben.
Besondern Emmas Geschichte lässt einen in die Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges in England eintauchen.
Geschickt werden die beiden Geschichten zum Ende des Buches hin verflochten.
Bei Emma wird ein Verlauf über Jahre geschildert, bei Sara findet auch Veränderung statt, aber kein langer Verlauf von Zeit.

Emma habe ich besonders ins Herz geschlossen. Sara ist mir, obwohl sie gut beschrieben ist, doch irgendwie zu flach geblieben. Vielleicht verblasst sie für mich auch nur etwas vor der spannenderen Emma (ich empfand auch ihre Geschichte spannender). Sara empfand ich - wenn man ihre "alltägliche Probleme"-Geschichte mit direkt mit der von ihrer Großmutter vergleicht auch etwas jammerig.

Der Schreibstil ist locker und leicht gehalten, dabei jedoch von guter Qualität und schön beschreibend und detailreich. Ich habe das Buch an zwei Abenden durchgehabt.


Das Buch kann ich guten Gewissens empfehlen. Es kommt keine Langeweile auf und die Geschichte hat verschiedene Wendungen, die nicht immer vorher zu sehen sind.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Schöne, humorvolle Liebesgeschichte

Winston Brothers
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Das Cover hat mich ehrlich gesagt nicht so sehr angesprochen, den Klappentext fand ich jedoch recht interessant.
Das Buch habe ich dann letztlich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause angefangen zu lesen ...

Das Cover hat mich ehrlich gesagt nicht so sehr angesprochen, den Klappentext fand ich jedoch recht interessant.
Das Buch habe ich dann letztlich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause angefangen zu lesen und konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Jessica und Duane erzählt, was zwei unterschiedliche Sichtweisen und Handlungsstränge gibt. Trotzdem bleiben diese immer gut verbunden. Beide Sichtweisen zusammen lassen einen die Reaktionen und Verhaltensweisen der beiden sehr gut nachvollziehen.
Die Liebesgeschichte startet sehr, sehr schnell (und heiß) und verliert dann aufgrund verschiedener Umstände etwas an Fahrt.

Die beiden Charaktere sind mir sofort sympatisch geworden. Sie werden detailreich und humorvoll beschrieben. Die häufigen Wortgefechte zwischen den beiden haben mich öfter schmunzeln lassen.
Die durchaus erotischen Passagen muss man sicherlich mögen, aber mir hat das sehr gut gefallen. Es passte einfach zu der Geschichte.
Mir hat auch besonders der Umgang der beiden miteinander und die als Nebencharaktere auftretenden Brüder von Duane gut gefallen.
Die Geschichte lässt sich flüssig lesen, der Schreibstil ist modern und leicht und mit viel Witz gespickt, ohne albern zu wirken. Man kann das Buch wunderbar in einem Rutsch durchlesen.

Alles in allem ein Buch, dass ich definitiv weiter empfehlen kann.