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Veröffentlicht am 12.06.2020

Eine schwere Enttäuschung nach den Hype um die Autorin

Die Wälder
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Was für ein großartiger Einstieg! Melanie Raabe hat es geschafft, schon auf den ersten Seiten eine immense Spannung aufzubauen und den Leser dementsprechend neugierig zu machen. Alles ist äußerst mysteriös, ...

Was für ein großartiger Einstieg! Melanie Raabe hat es geschafft, schon auf den ersten Seiten eine immense Spannung aufzubauen und den Leser dementsprechend neugierig zu machen. Alles ist äußerst mysteriös, unzählige Fragen werden aufgeworfen und animieren zum Miträtseln. Ich war sehr positiv überrascht und freute mich auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Vor allem freute ich mich aber auf die düstere Atmosphäre, die schon im Prolog angerissen wurde. Alles deutete auf gruselige Stunden inmitten der dunklen Wälder hin. Dazu kamen die zwei unterschiedlichen Zeitebenen, die die Autorin hier verbaut hat. Immer wieder springen wir in die Vergangenheit und erleben so hautnah, was damals passiert ist. Heißt im Umkehr-Schluss: gleich zwei Erzählstränge, die Spannung versprachen.
Leider ließ die anfängliche Begeisterung recht schnell nach. Schon nach dem ersten Drittel war sie beinah komplett verflogen. Die Geschichte wurde immer skurriler und unglaubwürdiger, die Zufälle häuften sich und Geschehnisse nahmen rapide ab. Bald schon war also die Vergangenheit wesentlich interessanter, obwohl auch da zu viel passierte, was ich der Autorin nicht abnahm. Wo bitte war die Spannung, die Action, das Tempo und der Stoff zum Mitfiebern hin? Wie blieb die gruselige Atmosphäre, das Düstere? Das einzige was ich noch verspürte war so etwas wie Langeweile. Selbst der rote Faden hatte sich scheinbar in sich selbst verfangen und war gerissen. Keine erkennbare klare Linie mehr, stattdessen ein ewiges Hin und Her und ein Zufall nach dem anderen. Szenen, die selbst zum Schluss keinen Sinn ergeben, sich aber über mehrere Kapitel hinweg zogen und das Tempo ruinierten; Entscheidungen und Ansichten von Seiten der Protagonisten, die fern ab jeglicher Realität lagen und ein Chaos, über das ich nicht mehr Herr wurde.
Das Buch lässt sich grob gesagt in drei Drittel einteilen. Erstes Drittel (wie beschrieben) starker Start, danach geht es langsam bergab. Zweites Drittel (ebenfalls erläutert): ziemlich öde und total verwirrend. Zum letzten Drittel kommen wir jetzt:
Die Auflösung, die eigentlich gar nicht als solches bezeichnet werden kann, überrascht am Ende auch nicht mehr. Die Erzählstränge laufen zwar zusammen und werden eins, doch fand ich das alles viel zu absurd und unlogisch eingefädelt. Da wurde einiges so hingebogen, wie es gebraucht wurde, ohne Sinn und Zweck. Künstlerische Freiheit schön und gut – aber das? Das war einfach völlig überzogen und unkreativ. Die Fragezeichen in meinem Kopf wurden dabei auch nicht weniger, sondern verblassten viel eher – weils mir schlicht egal wurde. Durch die ganzen Lobeshymnen von Melanie Raabe habe ich mir definitiv mehr erhofft; viel mehr Realität und viel weniger Asurdität. Und dass es dann auch noch Richtung Übernatürliches geht, war dann selbs für mich als Fantasy-Fan zu viel des Guten. Lediglich eine einzige Szene konnte mir ein kurzes, zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern; der Rest war ganz einfach unglaubwürdig und abstrus.

Eines muss ich Melanie Raabe aber lassen. Obwohl mir bereits zugetragen war, dass sich der Stil in „Die Wälder“ ganz erheblich von den anderen Werken aus ihrer Feder abhebt, empfand ich ihn als sehr flüssig und gut zu lesen. Die Sätze sind kurz und knackig; wenig ausschweifend und „auf den Punkt“. Ich hatte stets ein klares Bild der Charaktere, Kulissen und Szenen vor Augen und fühlte mich trotz derber Kritik an der Handlung, gut unterhalten und durchaus gefesselt (rein auf den Schreibstil bezogen).
Das Buch hat sich schnell und einfach lesen lassen, man kommt gut voran und auch ansonsten gibt es wenig zu meckern in diesem Bereich. Die Gliederung sprach mich genau so an wie es die Art und Weise, wie Frau Raabe die Geschichte erzählte. Selbst die Dialoge sind glaubhaft und authentisch dargestellt. Also sollte ich mich je dazu entscheiden, nichts mehr von der Autorin zu lesen, so liegt es definitiv nicht am Stil oder der Sprache.

Auch an den Charakteren gibt es erstmal nichts auszusetzen. Wir lernen Nina, unsere Protagonistin, als sehr sympathische, junge, erfolgreiche Frau kennen. Schnell jedoch offenbart sich ihre schwierige Vergangenheit und Erinnerungsfetzen aus der Zeit, in der sie in dem kleinen Dorf lebte, werden den Leser zugetragen. Man versteht ihre Beweggründe, kann ihr Handeln deutlich besser nachvollziehen und obwohl ich manches, von dem was sie tat, zu übereilt fand, begleitete ich sie doch gern auf der Suche nach der verschollenen Schwester ihres besten Freundes.
Auch David, der zweite Protagonist, konnte mich für sich gewinnen. Er hatte etwas an sich, das mich restlos in seinen Bann zog und ihn sehr attraktiv wirken ließ. Ob es nun seine Unnahbarkeit, seine bedingungslose Loyalität oder sein Job als Polizist war, vermag ich nicht zu sagen, doch Fakt ist, dass er der Hottie in der Geschichte war. Warum auch immer. Er war, trotz einigen Parallelen, so ganz anders als Nina. Eher der ruhige, bedachte Typ, der weniger impulsiv agierte als sie. Doch die beiden harmonierten gut miteinander und ergänzten sich auf ganzer Linie.
Erst später begannen sie dann damit, seltsam zu werden. Plötzlich änderten sie sich, schlugen Wege ein und entschieden Dinge, die so gar nicht zu ihnen passten. Es ist schwer, das in Worte zu fassen, ohne euch nichts vorweg zu nehmen; doch stellenweise muss man einfach den Kopf schütteln. Sie schwankten einfach ein wenig. Von sympathisch glaubhaft zu völlig kopflos chaotisch und wieder zurück. Beide wirkten aber in eben jenen schwachen Momenten sehr unsicher und beinah ängstlich – und wir alle wissen, was Angst mit den Charakterzügen eines Menschen machen kann: nämlich sie um 180 Grad zu drehen.
Randfiguren gab es ebenfalls ein paar wenige; die mir aber, genau so David und Nina, im Großen und Ganzen gut gefielen. Sie alle besaßen ein gutes Maß an Tiefgang, wirkten detaillreich ausgearbeitet und waren bildhaft dargestellt. Selbst die, die bewusst negative Stimmung verbreiteten, hatten ihre Gründe und waren so umso interessanter und vielschichtiger. Manche trugen dabei wichtigere Rollen als andere, doch insgesamt stimmte das Verhältnis und ich konnte sogar den ein oder anderen ins Herz schließen obwohl es mir nur wenige Male begegnete.

FAZIT:
„Die Wälder“ von Melanie Raabe ist ein Thriller, der besonders zu Beginn einiges aufwirbelt und Potential mitbringt. Leider empfand ich die Umsetzung der Handlung als nicht gelungen. Ein völlig wirrer Ablauf, zu viele Zufälle, zu lahmer Mittelteil und eine Auflösung, die ihren Namen eigentlich gar nicht verdient hat. Einzig die Charaktere können größenteils überzeugen, sowie der durchaus gute Schreibstil. Für mich, gerade wegen den hohen Erwartungen durch die vielen guten Kritiken zu Melanie Raabe, eine unterdurchschnittliche Geschichte voller Chaos, Unglaubwürdigkeiten und unlogischen Irrungen und Wirrungen, nur damit es am Ende irgendwie passt. Schade.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Leider zu wenig Buchladen und noch weniger Weihnachtsstimmung

Der kleine Weihnachtsbuchladen am Meer
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Der Einstieg war, trotz fehlendem Vorwissen, total einfach. Ich war innerhalb kürzester Zeit in der Geschichte drin und kam gut zurecht. Allerdings hatte ich schon ein wenig das Gefühl, dass es mir und ...

Der Einstieg war, trotz fehlendem Vorwissen, total einfach. Ich war innerhalb kürzester Zeit in der Geschichte drin und kam gut zurecht. Allerdings hatte ich schon ein wenig das Gefühl, dass es mir und meinem Lesevergnügen zuträglich gewesen wäre, die ersten beiden Bände zu kennen. Trotzdem schafft es die Autorin, mit die fehlenden Infos unterschwellig mitzuteilen, weshalb es zu keinen Verständnisproblemen kommt. Mit ihrem angenehmen, lockerleichten Schreibstil konnte mich die Autorin problemlos nach Spiekeroog entführen und vermittelte mir mit ihren Worten stets ein klares Bild der Kulissen und Charakteren. Auch die Sprecherin, Julia von Tettenborn, hat dem Buch definitiv in die Karten gespielt. Ihre Stimme passt herrlich gut zu unserer Protagonistin und vermittelt so den Eindruck, als würde Frieke höchstpersönlich ihre Geschichte mit uns Lesern teilen. Ich mochte die Stimmfarbe, die Betonungen und die lebendige Atmosphäre, die sie versprühte. Außerdem konnte ich ihr sehr gut folgen, denn sie spricht klar und verzichtet auf großartige Spielereien mit ihrer Stimme.
Erzählt wird übrigens lediglich aus Frieke’s Sicht, in der dritten Person. Was weitere Lebendigkeit mit sich brachte und einfach gut mit dem Geschehen und der allgemeinen Atmosphäre harmonierte.

Die Hauptfiguren Frieke und Bengt spielen die wohl wichtigste Rolle in diesem Stück. Und bevor ich nun zu meinem Fazit zu den beiden komme, wollte ich erst einmal kurz über die Namensgebung herziehen. Den Namen „Frieke“ kennt man ja vielleicht noch aus Oma-Tagen, doch „Bengt“? Ich weiß nicht, ob ich zu sehr Südlicht bin, aber erstens habe ich ihn noch nie gehört, und zweitens finde ich ihn absolut scheußlich. Beide sind zwar außergewöhnlich, aber im Endeffekt einfach nicht schön anzuhören.
Frieke’s Charakterzügen passten sehr gut zur Handlung. Sie ist herrlich bodenständig und unscheinbar, führt ein wunderbar normales Leben und glänzt durch ihr „unaufgeregte“ Verhalten. Doch die Schwangerschaft geht nicht spurlos an ihr und ihren Launen vorbei. Immer wieder neigt sie dazu, zickig zu reagieren und sich zu sehr aufzuführen. Dadurch entstehen nicht nur Augenroll-Momente für den Leser, sondern auch jeder Menge unnötige Streitereien. Doch bis auf diese kurzzeitigen Tiefs mochte ich sie als Person doch sehr gerne. Sie verkörpert eigentlich alles, was man sich selbst von sich wünscht: sie ist glücklich, zufrieden, stets für ihre Freunde da und manchmal vielleicht ein bisschen zu übereifrig in gewissen Belangen. Ich gebe zu, ich habe mich manchmal ein wenig ihr Frieke wieder erkannt und ja, auch in den zickigen Momenten. Sie ist darüber hinaus mit einer gesunden Portion Misstrauen ausgestattet, was mir enorm zusagte! Endlich mal kein naives Dummchen, sondern eine erwachsene, realistische Frau, die mitten im Leben steht. Den letzten Pluspunkt sammelte sie dann mit ihrer unumstößlichen Liebe zu Büchern – die ich bedingungslos mit ihr teile.
Bengt gegenüber blieb ich lange Zeit total misstrauisch. So richtig sympathisch wollte er mir also nicht werden und mit seinen zum Teil unbedachten Aussagen und Entscheidungen erntete er vor allen Dingen Unmut bei mir. Ich verstand nicht, was Frieke an diesem Kerl fand. Er wirkte durchweg negativ, stellte alles in Frage und gönnte seiner Liebsten nicht einmal ein wenig Weihnachtsvorfreude. Die Idee, ihn als restlosen Okö-Freak hinzustellen, tat dann sein übriges, um bei mir gänzlich unten durch zu rutschen. Ich hatte eigentlich stets einen nörgelnden, graubärtigen Almöhi vor Augen, dem nichts recht ist und der immer irgendwas auszusetzen hat. Nein danke. Auch wenn er eine gewisse Entwicklung an den Tag legte und der Grundgedanke hinter seinem Verhalten ja ehrbar ist, erreichte das alles irgendwie genau die entgegengesetzte Wirkung.
Dafür mochte ich die Randfiguren, besonders Frieke’s Freundinnen, ungemein gerne! Jeder hatte seine Geschichte und offenbarte diese im Laufe der Handlung. Maike’s Vergangenheit spielt eine wesentliche Rolle innerhalb der eigentlichen Storyline und so erhalten wir besonders ihr gegenüber einen sehr tiefgreifenden, umfassenden Eindruck. Gefiel mir auf ganzer Linie und ich schloss einen jeden ziemlich tief ins Herz.

Die Grundidee hinter der Geschichte ist irgendwie ganz klassisch für diese Art von Roman. Liebespaar, Insel, Idylle, Drama. Auch den Titel fand ich etwas irreführend, denn besagter Weihnachtsbuchladen wird a) keine 10x in dem Buch erwähnt und b) ist er alles andere als weihnachtlich. Selbst die allgemeine Weihnachtsstimmung fällt extrem flach aus; es wird nicht großartig thematisiert, sondern ist viel eher Mittel zum Zweck, um die Handlung schlüssig zu machen. Lediglich immer wieder kurzzeitig auftretende Höhepunkte wie Plätzchen backen, Dekorier-Wahn o.Ä. zeigen überhaupt auf, dass es sich um die Vorweihnachtszeit handelt. Dabei wären die Möglichkeiten eigentlich gegeben gewesen, denn das Potential und die Hintergründe waren ideal dafür; wurden aber nicht ausgeschöpft. Die ganze Handlung schleppt sich eher, und auch wenn man sich durchaus wohl fühlt auf Spiekeroog und die Atmosphäre warm und freundlich und durchaus intensiv ausfällt; kann von Mitgerissensein keine Rede sein. Es war viel eher ein Treibenlassen, ein netter Zeitvertreib und ganz süß; aber mehr auch nicht. Spannung oder wenigstens emotional mitfiebern war für mich nicht drin. Nichts desto trotz hab ich das Geschehen doch irgendwie gern verfolgt; konnte dabei abschalten und den Alltag mal kurzzeitig vergessen. In meinen Augen hat sich hier einfach alles viel zu sehr um Frieke’s Schwangerschaft gedreht (immerhin kenne ich jetzt jeden noch so kleinen Vor,- und Nachteil einer Hausgeburt) und viel zu wenig um Weihnachten. Auch Maike’s Geschichte nahm enorm viel Raum ein, sodass Frieke und Bengt fast schon in den Hintergrund rückten.
Oben erwähntes Drama war auf der einen Ebene zu vorhersehbar, auf der anderen Ebene zu banal. Ein viel zu großer Terz um eine Nichtigkeit, deren Lösung man eh schon während den ersten Minuten durchschaut hat. Super schade! Die ein oder andere Überraschung wäre schön gewesen, trat aber leider bis zum Ende hin nicht auf. Die Auflösung im Allgemeinen war schön insziniert und glaubhaft in Szene gesetzt, herzerwärmend und heimelig, aber eben nicht die erhoffte Überraschung.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Mehr Roman als Thriller

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
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Ehrlich gesagt, hatte ich, bis zur Info-Mail vom Verlag noch nie von diesem Buch gehört. Doch der Klappentext sprach mich direkt an und da ich im Moment ohnehin total in Thriller-Laune bin, hab ich direkt ...

Ehrlich gesagt, hatte ich, bis zur Info-Mail vom Verlag noch nie von diesem Buch gehört. Doch der Klappentext sprach mich direkt an und da ich im Moment ohnehin total in Thriller-Laune bin, hab ich direkt mal angefragt und prompt auch den Zuschlag bekommen. Vielen herzlichen Dank auch an dieser Stelle nochmal! Ich hab mich, kaum dass es eingetrudelt kam, auch direkt in die Geschichte gestürzt, sodass ich euch heute meine ehrliche Meinung zu „The Chain“ von Adrian McKinty liefern kann. Falls ihr also wissen wollt, wie es mir gefallen hat, bleibt gerne dran. Viel Spaß.

Schon während der ersten Seiten ist mir eins ganz klar ins Auge gestochen: das Buch lässt sich zwar flüssig lesen, wurde aber nicht in der Geschwindigkeit erzählt, die ich mir gewünscht hätte. Ich kam, zu meinem großen Erstaunen, wirklich nur sehr langsam voran und ertappte mich immer wieder dabei, wie ich mit den Gedanken immer wieder abdriftete. Ich kann nicht behaupten, dass mir der Stil nicht gefallen hätte, so ist es nicht. Aber die Tatsache, dass einfach keine richtige Fahrt aufkommen wollte, lässt sich nicht schönreden. Trotzdem hatte ich während der ganzen 350 Seiten stets ein klares Bild vor Augen und konnte mich gut in die verschiedenen Szenen hineindenken. Adrian McKinty nimmt sich in diesem Werk auch mal Zeit für nebensächliches und lässt immer wieder kurze Aspekte der Philosophie einfließen. Eine Tatsache, die mich zwar nicht großartig begeisterte, mich aber auch nicht sehr störte. Meines Erachtens hätte man darauf aber verzichten können, nicht zuletzt um das Tempo zu erhöhen. Gegliedert in verschiedene Perspektiven, begleiten wir nicht nur unsere Hauptfigur Rachel, sondern auch andere, wichtige Charaktere und bekommen, dank der gewählten Erzähl-Form, sogar Einblicke in die Ansichten des Täters. Das wiederum hat mich sehr angesprochen und dem Ganzen noch die besondere Würze verliehen.

Besagte Charaktere taten sich dabei aber allesamt sehr schwer, mich für sich zu gewinnen. Sie alle waren besonders, gar keine Frage. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen und verbarg dieses erstaunlich gut vor den anderen. Die Interaktionen untereinander waren glaubhaft und lebendig, die Gespräche echt und die Verbindungen spürbar. Was es meines Erachtens nach nicht gebraucht hätte, war die Liebesgeschichte. Diese spielt sich zwar nur am Rande ab, wirkte für mich aber ein wenig erzwungen und gestellt. Außerdem geschah das alles so aprupt, dass ich kurz richtig erschrocken bin, was ich da verpasst habe.
Rachel ist eine taffe Frau, die in ihrem Leben schon einiges durchmachen musste und nun, mit der Entführung ihrer Tochter, den Gipfel der Pechsträhne erreicht hat. Natürlich hatte ich Mitgefühl mit ihr, und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich hätte nicht mit ihr mitgefiebert und ihr nicht alle erdenklichen Daumen gedrückt. Doch oftmals fühlte ich eine unüberbrückbare Distanz zwischen uns. Ich war noch nie in einer solchen Situation und möchte deshalb nicht großartig über ihre Entscheidungen und Gedanken urteilen – aber so richtig nachvollziehbar war für mich nur weniges. Vielleicht schaltet der Kopf in einer solchen Lage einfach in den Not-Modus und man bekommt einen ganz anderen Blick auf die Fakten; doch für mich war einiges vom dem, was Rachel tat, eher schwer nachzuvollziehen. Dennoch gab es auch Lichtblicke; besonders im Umgang mit ihrer Tochter oder ihres Ex-Mannes, wenn die völlig normale Frau und Mutter durchscheint, war sie mir absolut sympathisch und erschien mir wesentlich realistischer als in der Ausnahmesituation. Deshalb vermute ich auch, dass es schlicht die Lage und die Erlebnisse sind, die uns voneinander abheben.
Pete, ebenfalls ein tragender Teil der Geschichte, ist eine Faszination für sich. Irgendwie konnte ich den ehemaligen Marine nicht mit dem heutigen Mann in Einklang bringen. In meinem Kopf war Pete ein ganz anderer, als im Buch und egal wie sehr ich das Bild zu ersetzen versuchte, der heruntergekommene Drogenabhängige drang immer wieder an die Oberfläche. Auch sein Sinn für Ehrlichkeit ließ immer wieder zu wünschen übrig und ich wollte nicht so recht verstehen, was Rachel denn an ihm fand. Dafür glänzt er aber umso mehr im Bereich der Ruhe und Bedachtheit. Während Rachel immer wieder am Rande einer Panikattacke wandelte, besaß er den kühlen Kopf und das Können, sich aus so manch brisanter Situation heraus zu manövrieren.
Alle weiteren Figuren waren soweit auch in Ordnung. Es gab, bis auf Kylie, die Tochter von Rachel, niemanden, der mir so richtig ans Herz wuchs. Trotzdem empfand ich viele als sehr realistisch und sympathisch, sehr glaubhaft und größtenteils auhentisch. Einzig und allein die Undurchsichtigkeit hätte vielleicht eine Spur besser sein können.

Der Grundgedanke hinter dem Buch war äußerst vielversprechend und strotzte nur so vor Potential. Wie schon erwähnt, gefiel mir die Idee sehr gut und ich war vor allen Dingen neugierig, wie das Netzwerk hinter „Die Kette“ aufgebaut und ausgearbeitet wurde. Es ist nur schwer vorstellbar dass dieses seltsame Konstrukt tatsächlich funktioniert und ich wollte um jeden Preis erfahren, ob ich damit recht behalten würde oder mich auf dem Holzweg befand. Kaum in die Geschichte eingetaucht, befinden wir uns als Leser auch schon mittendrin und erleben die Entführung von Kylie hautnah mit. Das sorgt für einen interessanten Einstieg, der animiert, weiterzulesen. So erging es mir zumindest, doch die Spannung ließ, trotz wechselnder Perspektiven, schnell nach. Das Erzähltempo nahm ab und die Geschehnisse reihten sich fast emotionslos aneinander. Auch wenn einiges passierte, war das nichts, was irgendwie Adrenalin in mir aufwallen ließ. Adrian McKinty erzählt und erzählt, doch von überraschenden Wendungen keine Spur. Es lief mir einfach alles viel zu glatt ab; und nachdem die eigentliche Geschichte nach rund der Hälfte schon beendet ist, kommt man tatsächlich in Versuchung, es damit einfach gut sein zu lassen. Ich bin, jetzt rückblickend, froh, dass ich das nicht getan habe. Denn ab der zweiten Hälfte gibt es eine immer deutlichere Steigerung. Zwar bleibt es bis zum Ende des zweiten Drittels eher gediegen und wenig spannend, doch die letzten 70-80 Seiten hatten es definitiv in sich und zum ersten Mal zeichnete sich auch so was wie „Thriller-Charakter“ ab. Die Action nahm zu, es wurde zunehmend spannender und erst gen Schluss fühlte ich mich richtig gefesselt von der Geschichte. Leider aber war alles sehr vorhersehbar. Ich hatte die Auflösung des Ganzen schon recht früh vor Augen und behielt damit dann auch recht. So blieb die Überraschung dann bis zum Ende komplett aus. Nichts desto trotz fand ich die Auflösung sehr gut in Szene gesetzt und sehr spannend dargestellt. Genau diese actionreiche Atmosphäre hätte ich mir schon viel früher gewünscht – denn dann hätte das Buch das Potential für eine deutlich bessere Bewertung gehabt.

FAZIT:
„The Chain“ von Adrian McKinty war ein Thriller, der lange Zeit eher an einen Roman erinnert und keine thriller-typischen Eigenschaften aufweist. Das eher gediegene Erzähltempo nimmt dem Buch die Spannung und der aalglatte Ablauf sorgt ebenfalls für wenig Fesselung. Erst gen Ende nahm die Geschichte an Fahrt auf und zeigte endlich das, was ich so lange vermisst hatte: Action, Spannung, Adrenalin und viel Blut. Leider war aber auch dieses toll inszinierte Finale wenig überraschend, sodass sich meine Vermutung, die schon früh aufkeimte, als richtig erwies. Positiv stimmte mich allerdings die gut gewählte Gliederung in Form mehrere Perspektiven und gesplittet in „vorher“ und „nachher“. Für mich dennoch ein weniger guter Thriller, der zwar ganz interessant, aber nicht großartig spannend ist.

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Veröffentlicht am 06.10.2019

Schwach, schwächer, Opposition.

Obsidian 5: Opposition. Schattenblitz
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Die Charaktere waren wieder mal großartig und in diesem Band definitiv vielschichtiger und undurchsichtiger. Es gab Veränderungen in der Dynamik untereinander, gab neue Freundschaften, aber auch Feindschaften ...

Die Charaktere waren wieder mal großartig und in diesem Band definitiv vielschichtiger und undurchsichtiger. Es gab Veränderungen in der Dynamik untereinander, gab neue Freundschaften, aber auch Feindschaften und böses Erwachen. Besonders unsere Protagonistin Katy hatte es hier nicht besonders leicht, was ich ebenfalls sehr gut umgesetzt und realistisch dargestellt fand. Katy ist weiterhin unheimlich sympathisch und verkörpert die perfekte Mischung aus unsicherer, junger Frau und mutiger Kämpferin. Sie konnte in den entsprechenden Momenten enorm stark sein, doch sie konnte auch ihre Gefühle zeigen. Ich fühle schon seit dem ersten Band mit ihr mit und das hat sich bis heute keineswegs geändert – im Gegenteil. Je reifer und verantwortungsbewusster sie wurde, umso mehr konnte ich mich mit ihr identifizieren.
Daemon hingegen war alles andere als gewöhnlich. Schon der Klappentext verrät, was mit ihm passiert – die Frage, die sich stellt ist jedoch eher die, ob er denn wirklich weiterhin ein Teil der Armee der Lux bleibt. Ich spoilere wohl nicht, wenn ich sage, dass Daemon sich wieder besinnt. Doch anstatt den attraktiven Alien-Hottie anzutreffen, stand ich einem völlig verweichlichten, übertrieben eifersüchtigen Kerl gegenüber, der kaum noch was anderes äußert als zweideutige Anspielungen und dumme Kommentare gegenüber anderen männlichen Figuren, die auch nur mit Katy reden. Was war denn hier nur los?? Ich habe den wahren Daemon echt vermiss und dieses Entwicklung gefiel mir überhaupt nicht.
Die Randfiguren, die hier doch sehr zahlreich sind, fand ich dagegen gelungen. Es kristallisiert sich schon deutlich heraus, wer in dem Spin Off eine tragende Rolle spielen wird und was soll ich sagen? Ich freue mich unglaublich darauf, eben jene Figuren weiter begleiten zu dürfen! Besonders im Gedächtnis wird mir aber definitiv Dee bleiben, die ich im Laufe der Reihe einfach lieben gelernt habe. Auch Archer tritt hier deutlich öfter auf, als noch im Vorgänger und es hat mir großen Spaß bereitet, ihn näher kennen zu lernen. Aber – obwohl ich so gut wie alle Randfiguren ins Herz schloss, gab es auch bei mir irgendwann das böse Erwachen und die Erkenntnis, mich restlos getäuscht zu haben.

Schreibstil. Ich denke, dazu habe ich mich jetzt oft genug geäußert, deswegen hier nur kurz: Jennifer L. Armentrout schreibt weiterhin sehr einnehmend und mitreißend, gleichzeitig aber auch bildhaft und detailliert. Trotz der fantasylastigen Thematik empfand ich die Geschichte dennoch als realistisch und glaubhaft. Dabei kann die Autorin sowohl die actionreichen Szenen, als auch die emotionalen Momente toll erzählen. Auch die beiden Sprecher gefielen mir wieder super. Ich bin allgemein ein großer Fan davon, dass die Geschichte ab Band 4 aus den Perspektiven beider Protagonisten erzählt wird – und dafür eignen sich Merete Brettschneider und Jacob Weigert total gut.

So. Und nun zum Hauptpunkt, der Handlung. Wow. Was war das denn bitte? Bei „Opposition“ handelt es sich um das große Finale dieser 5-teiligen Reihe. Alles, was in den 4 Bänden zuvor passiert ist, sollte auf dieses Buch hier hinauslaufen. In Anbetracht der großartigen, actionreichen und zum Teil umwerfenden Geschehnissen in vorherigen Bänden, war dieses Finale ein einziger Witz. Ich habe permanent auf den großen Knall gewartet, auf die riesige Schlacht, die sich angebahnt hat – und schwups, war das Hörbuch zu Ende und ich verstand irgendwie nicht, was das jetzt sollte. Erhofft hatte ich mir einen epischen Krieg zwischen Lux und Menschen. Habe mich gefreut auf Schlag auf Schlag folgende Plots, die die Geschichte immer wieder in eine andere Richtung lenken und man als Leser keine Zeit hat, mal Luft zu holen. Doch von all dem gab es nichts. Stattdessen musste ich mich durch unendlich viele Eifersuchtsszenen kämpfen, ständig die Augen verdrehen, und tief durchatmen, um das Buch nicht abbrechen zu wollen. Die wenige Action, die es gab, war binnen weniger Sätze abgehandelt; nur um dann wieder zu dem dummen Getue von Daemon zurückkehren zu können.
Es gab einen einzigen Moment, der mich zutiefst schockierte. Das war der Punkt, an dem ich dann mit der großen Wende rechnete, doch selbst dieses Ereignis war mehr oder weniger sofort wieder vergessen. Hier drehte sich meiner Meinung nach viel zu viel um die Liebe und viel zu wenig um die eigentliche Geschichte. Unendlich schade! Man hätte, rein theoretisch enorm viel aus diesem Band rausholen können, doch das Augenmerk der Autorin war für mich total verrutscht. Das entgültige Ende stimmte mich zwar ein wenig milde, konnte die Enttäuschung aber nicht großartig lindern. So werden für mich auch die Vorgänger irgendwie unnötig und weniger gut.

FAZIT:
Das große Finale der Obsidian bzw. Lux Reihe war für mich der mit Abstand schwächste Band der Reihe. Einzig und allein Katy konnte die Geschichte für mich erträglich machen – ebenso wie Schreibstil und Sprecher. Die Idee hatte durchaus auch noch Potential, aber an der Umsetzung mangelte es meiner Meinung nach enorm. Zu viel Eifersuchtsdrama, was völlig unnötig war, zu wenig Augenmerk auf der eigentlichen Geschichte. Es gab grundsätzlich einfach zu wenig Plots und die ganzen Vorbereitungen der Vorgängerbände wurde links liegen gelassen. Damit wurde einiges kaputt gemacht und egal wie sehr ich die Reihe auch gemocht habe, ich kann nicht besser bewerten.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein charmanter, humorvoller Schreibstil erzählt eine eher lahme Geschichte

Show me the Stars
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„Show me the Stars“ beginnt an einem Punkt, an dem das Leben unserer Protagonistin Liv noch ziemlich gut läuft. Mir fiel der Einstieg deshalb auch nicht weiter schwer, sondern ich fühlte mich in dieser ...

„Show me the Stars“ beginnt an einem Punkt, an dem das Leben unserer Protagonistin Liv noch ziemlich gut läuft. Mir fiel der Einstieg deshalb auch nicht weiter schwer, sondern ich fühlte mich in dieser Normalität wunderbar wohl und willkommen. Wir als Leser bekommen also erst einmal kurz Zeit, um uns an die Begebenheiten und vor allem an Liv zu gewöhnen, ehe ihr beständiges Leben aus dem Ruder läuft und die eigentliche Geschichte startet. Der Aufbau der Handlung ist denkbar einfach, und trotzdem konnte er mich weitestgehend überzeugen. Zumindest zu Beginn des Buches, denn mit fortschreitender Seitenzahl kam immer mehr Leerlauf auf, der das Lesevergnügen definitiv bremste.
Gerade nachdem Liv in den Leuchtturm zog, geschah eigentlich kaum noch etwas, was für Abwechslung sorgten könnte. Während ich anfangs schon ein wenig damit gerechnet habe, dass es schwer sein könnte, so was wie Spannung aufzubauen, wenn sich die Protagonistin mutterseelenallein auf einer einsamen Insel befindet; musste ich doch schnell zugeben: dass es die Autorn geschafft hat, Liv’s Alltag gar nicht mal so eintönig wirken zu lassen. Immer wieder übersetzte sie nach Castledunns, um sich dort mit neu gewonnenen Freunden zu treffen oder andere Unternehmungen zu starten. Doch trotz diesen Ausflügen geschah für mich einfach zu wenig, um mich fesseln zu können. Vieles wiederholte sich, trat auf der Stelle und kam nicht recht in Fahrt. Alles wirkte zu schnell abgehandelt, ehe es wieder in die Eintönigkeit des Leuchtturms zurückging.
Weitere, durchaus interessante Nebenaspekte wurden einfach außen vor und ins Leere laufen gelassen. Mich überzeugte die Umsetzung der Idee einfach nicht, auch wenn die Einfälle an sich voller Potenzial waren. Nehmen wir als Beispiel den Plot, der gleich zu Beginn eine große Frage aufwarf und mich als Leser animierte, Vermutungen und Spekulationen anzustellen. Auf die Auflösung dieses Plots habe ich über all die Seiten regelrecht hingefiebert und als es dann endlich soweit war, war die Sache binnen zwei Zeilen abgewickelt und vom Tisch gefegt. Kurz um: es enttäuschte mich maßlos.
Wäre die Lovestory, die hier im Vordergrund steht, wenigstens überzeugender gewesen, hätte ich vielleicht noch über die vorherige Kritik hinwegsehen können, doch mir gefiel auch hier der ganze Ablauf nicht. Ich spürte nichts, vermisste die romantische Atmosphäre, die man unweigerlich erwartet bei so einer Kulisse und musste über die Protagonisten immer wieder die Augen verdrehen. Die Handlungen von Liv und Kjer waren für mich auf ganzer Linie unrealistisch. Wenn es das Ziel gewesen sein sollte, mal eine etwas andere Lovestory zu kreieren, dann ging das meiner Meinung nach komplett nach hinten los. Der erste Kuss völlig falsch platziert und aus heiterem Himmel ohne passende Stimmung, die Interaktionen untereinander wenig gefühlvoll und das Ende schlicht nicht zufriedenstellend. Das Ende ganz allgemein machte nichts von dem wett, was mich im Laufe des Buches störte – im Gegenteil. Ich würde an der Stelle gerne spoilern, werde es aber aus Rücksicht bleiben lassen.

Dabei ist Kira Mohn’s Schreibstil alles andere als schlecht!! Schon während der ersten Zeilen fühlte ich mich wohl in der Geschichte, konnte mich sogar richtig fallen lassen und hatte stets ein klares Bild vor Augen von den Geschehnissen. Dabei erzählt die Autorin so wunderbar locker und leicht, sodass sich das Buch binnen kürzester Zeit hat weglesen lassen und ihr Humor, der ganz eindeutig miteinfloss, war einfach herrlich. Es gab mehrere Situationen, in denen ich einfach schmunzeln musste und die die Geschichte total aufwerteteten. Selbst die Perspektive, die hier nur aus Liv’s Sicht bestand, fand ich klasse und brachte mir die Protagonistin noch näher. Am Stil gibt es nichts, rein gar nichts auszusetzen.

An den Charakteren hingegen schon. Zu Beginn war es nicht weiter schwer, Liv zu mögen. Mit ihrer herrlich chaotischen und bodenständigen Art eroberte sie mein Herz im Sturm. Ihr Humor traf meinen Geschmack nahezu perfekt und ich gönnte ihr ihr Glück auf ganzer Linie. Auch wenn sie sich rückblickend nicht großartig von anderen Protagonisten abhebt, mochte ich sie wirklich gerne. Leider änderte sich das im Laufe der Geschichte immer mehr. Zwar blieb sie immer noch sehr bodenständig, um nicht zu sagen erschreckend normal, doch ihre Handlungen und Gedankengänge wurden zunehmend unglaubwürdiger. Das Gefühlschaos in ihrem Kopf war auf Dauer schwer zu ertragen und das „sich selbst schlechtreden“ ebenso. Ihre Gefühle übertrugen sich nicht mehr auf mich, ihre Handlungen ließen mich den Kopf schütteln und am Ende fragte ich mich wirklich: was ist eigentlich passiert, dass mir Liv so sehr entglitt? Es schien, für mich, als würde sie sich in eine völlig falsche Richung entwickeln; besonders in Hinsicht auf Kjer. Zum Schluss ging es sogar so weit, dass ich überhaupt nicht mehr verstand, was alle so toll an ihr finden. Obwohl ich an der Stelle sagen muss, dass mir Liv in Kombination mit Airin wesentlich besser gefiel als alleine oder in Verbindung mit Kjer.
Wo wir auch beim Stichwort wären: Kjer. Tja. Ich stehe nunmal nicht auf Iren, das lässt sich nicht wegquatschen. Erster Minuspunkt also. Ich dachte mir noch, vielleicht schafft er es mit seinem Charakter über seine optischen Mängel hinwegzusehen – aber nein – auch das funktionierte nicht. Kjer hatte schlimmes erlebt, keine Frage. Wie er sich Liv gegenüber aber verhielt, ließ mich stellenweise richtig wütend werden. Mal so, mal anders, aber die Hauptsache war, dass er immer mit offenen Armen empfangen wurde, egal wie beschissen er sich benommen hat. Und er nahm irgendwie alles für selbstverständlich hin – selbst wenn ihm jemand die Sterne vom Himmel geholt hätte, er wäre trotzdem nicht dankbar oder dergleichen. Einziger Pluspunkt: er liebte Musik, und das brachte ihm mehr Sympathiepunkte ein, als erwartet. Nur wenn er sang, spürte ich die nötige Verbindung zu ihm; und das kam, zum Glück doch das ein oder andere Mal vor.
Wen ich aber aus ganzem Herzen, von der ersten bis zur letzten Sekunde an, liebte, war Airin. Was für eine starke Kämpferin und was für ein wunderbar herzlicher und offener Mensch! Solche Figuren wie sie braucht jedes Buch – ach was erzähle ich: die ganze Welt! Jeder sollte eine Freundin wie Airin haben. Ich fand sie einfach total liebenswert und authentisch; absolut bodenständig und so humorvoll. Ihre Sorge um Liv war total schön zu erleben und war zum Glück glaubhaft und realistisch dargestellt.
Alle weiteren Figuren fand ich ausreichend gut ausgearbeitet. Allgemein war das ja bei „Show me the Stars“ nicht das Problem; Tiefgang und Details haben sie alle gehabt. Und es gab auch hier wieder Charaktere, die Wut, Fassungslosigkeit und Enttäuschung bei mir auslösen konnten und das war ein großer Pluspunkt an der Stelle.

FAZIT:
„Show me the Stars“ von Kira Mohn konnte mich, trotz des Hypes, das darum gemacht wird, nicht überzeugen. Einzig und allein der Schreibstil und die Nebenfiguren waren es, die mich begeisterten. Leider aber waren es gerade die Hauptfiguren und die Gefühle, an denen ich mich störte. Für mich kein gänzliches schlechtes Buch, es gab durchaus schöne Lese-Momente und humorvolle und authentische Passagen, die mein negatives Bild ein wenig verblassen lassen. Und vor allen Dingen: die nun auch dafür sorgen, dass ich Band 2 der Trilogie unbedingt eine Chance geben möchte. Ich denke, das Buch im unteren Mittelfeld anzusiedeln, ist die einzig richtige Entscheidung, um mein Lese-Eindruck auszudrücken.