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Veröffentlicht am 30.04.2022

Essen für die Seele

Der vergessene Geschmack von Glück
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"Der vergessene Geschmack von Glück" (2022) ist ein Roman von Lars Simon und erzählt von Leif, der seine verlorene Leidenschaft fürs Kochen durch mysteriöse Vorkommnisse im Hotel Villa Hemland wiederentdeckt.

Zum ...

"Der vergessene Geschmack von Glück" (2022) ist ein Roman von Lars Simon und erzählt von Leif, der seine verlorene Leidenschaft fürs Kochen durch mysteriöse Vorkommnisse im Hotel Villa Hemland wiederentdeckt.

Zum Inhalt:
Leif Söderberg ist frustriert von seiner Arbeit als Koch, als er notgedrungen eine Stelle im Hotel Villa Hemland auf der einsamen Insel Fjärranö vor der Küste Schwedens annimmt. Dort stößt er auf das mysteriöse Vermächtnis der ursprünglichen Köchin und Besitzerin Anna-Greta Olsson, die sich 100 Jahre zuvor auf der Insel das Leben nahm. Um das Geheimnis zu lüften, muss er seine verlorene Leidenschaft fürs Kochen wiederfinden.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist sehr ausgefeilt, flüssig und angenehm zu lesen. Das Geschehen wird aus Sicht eines außenstehenden Erzählers beschrieben. Kapitelweise springt die Handlung um 100 Jahre zurück in die Vergangenheit, sodass man auch die Geschichte der ursprünglichen Besitzerin Anna-Greta Olsson gut nachvollziehen kann. Diese Wechsel sind eindeutig gekennzeichnet und man findet sich mühelos zurecht.
Die grundlegenden Persönlichkeiten der einzelnen Figuren werden gut dargestellt. Der besondere Charakterzug der beiden Protagonisten Leif und Anna-Greta, die beide mit dem Wunsch nach Veränderung und etwas Neuem auf die Insel kommen, und ihre Leidenschaft fürs Kochen werden gut herausgearbeitet.
Die Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird durch mystische Elemente wie Flüche, Geister und Vermächtnisse geschaffen, wodurch die Geschichte eine magische, fantastische Komponente bekommt. Wie wichtig das Erkennen und Ausleben von echter Leidenschaft für ein glückliches Leben ist, wird sehr gut vermittelt.

Die schöne und kulinarische Geschichte rund um das Hotel Villa Hemland hat mir sehr gut gefallen. Auch die Botschaft, die über die Bedeutung von Leidenschaft vermittelt wird, finde ich gelungen. Das hätte durchaus noch etwas deutlicher und intensiver hervortreten können. Und den ausgefeilten Schreibstil finde ich wirklich toll! Das war bestimmt nicht mein letztes Buch des Autors.

Fazit: Eine schöne Geschichte mit einer guten Botschaft über die Bedeutung von Leidenschaft. Mystisch, kulinarisch und sehr gut geschrieben!

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Im Wahn

Der fürsorgliche Mr. Cave
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"Der fürsorgliche Mr. Cave" (2008) ist ein Roman von Matt Haig, der den Abschiedsbrief eines Vaters an seine Tochter enthält, die er zuvor in seinem Macht- und Kontrollwahn immer mehr eingeengt hat.

Zum ...

"Der fürsorgliche Mr. Cave" (2008) ist ein Roman von Matt Haig, der den Abschiedsbrief eines Vaters an seine Tochter enthält, die er zuvor in seinem Macht- und Kontrollwahn immer mehr eingeengt hat.

Zum Inhalt:
Als Terence Cave nach seiner Frau auch seinen Sohn verliert, ist seine Tochter Bryony alles, was ihm noch bleibt. Er steigert sich immer weiter in einen Macht- und Kontrollwahn hinein und will jeden Aspekt ihres Lebens beherrschen. Sein immer extremeres Verhalten führt schließlich zu einer Katastrophe.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen. Es fehlen aber Höhen und Tiefen und Gefühle sind trotz des emotionalen Themas kaum spürbar. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive des Protagonisten Terence Cave in Form eines Briefes an seine Tochter. Verstärkt durch die Briefform wird die Geschichte zu einem eintönigen Monolog.
Da nur Fragmente der Vorgeschichte eingestreut werden, fällt es schwer einen Bezug zu den Charakteren aufzubauen. Die laut Klappentext zu bewältigende Trauer ist kaum vorhanden, stattdessen klingt der Protagonist mit seinen rechthaberischen Erklärungsversuchen eher nach einem tyrannischen Psychopathen mit Macht- und Kontrollwahn. Durch sein schlechtes Verhalten auch allen anderen gegenüber, wirkt er außerdem durchweg unsympathisch.

Ich hatte durch den Klappentext eine völlig andere Geschichte erwartet. Eigentlich sollte es ein Buch über Trauer, Angst und übertriebenem Beschützerinstinkt sein. Stattdessen habe ich den eintönigen, rechthaberischen Monolog eines Psychopathen gelesen. Dieses Buch war für mich leider inhaltlich und auch stilistisch ein Fehlgriff, woran auch der Versuch der versöhnlichen Einsicht auf den letzten Seiten nichts ändern konnte.

Fazit: Völlig anders als der Klappentext vermuten lässt, stehen hier statt Trauer und übertriebenem Beschützerinstinkt eher Macht- und Kontrollwahn im Mittelpunkt. Und stilistisch ist die gewählte Briefform eher schwach. Keine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Zofe über Nacht

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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"#London Whisper – Als Zofe ist man selten online" (2022) ist ein Urban-Fantasy-Roman für Jugendliche ab 12 Jahren von Aniela Ley, der von Zoes Zeitreise ins Jahr 1816 erzählt.

Zum Inhalt:
Die 15-jährige ...

"#London Whisper – Als Zofe ist man selten online" (2022) ist ein Urban-Fantasy-Roman für Jugendliche ab 12 Jahren von Aniela Ley, der von Zoes Zeitreise ins Jahr 1816 erzählt.

Zum Inhalt:
Die 15-jährige Zoe ist für ein Austauschjahr in London. Nach einer verbotenen Mitternachtsparty wacht sie im Jahr 1816 wieder auf und ist plötzlich Zofe. Sie arbeitet für Miss Lucie, die sich ängstlich in ihrem Zimmer vor der Welt versteckt. Mit Verständnis und ein paar Tricks hilft sie ihr zurück ins Leben. Auf einem großen Ball lernt Zoe einen jungen Lord kennen, der ebenfalls ein Zeitreisender ist. Zusammen suchen sie nach einem Weg zurück in ihre Zeit.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Ein toller Kontrast ist der Wechsel zwischen Zoes moderner Ausdrucksweise, die in Ich-Perspektive die Geschichte erzählt, und den authentisch wirkenden, altmodischen Formulierungen bei Gesprächen mit den Personen aus dem Jahr 1816.
Die Protagonistin Zoe ist sehr sympathisch, selbstbewusst und selbstständig und passt sich sofort gut an. Miss Lucie ist liebenswert und verkörpert perfekt die junge Dame von 1816. Durch ihre unterschiedlichen Sichtweisen wird auch hier ein toller Kontrast geschaffen.
Die Darstellung der Anstandsregeln und Einschränkungen, die vor allem für Frauen Anfang des 19. Jahrhunderts galten, aus Sicht einer heutigen 15-Jährigen ist witzig und unterhaltsam. Über die Zeitreise und wie es dazu kam erfährt man noch recht wenig.

Ich finde, der erste Band ist ein richtig guter Reihenauftakt und Zoes Zeitreise-Geschichte gefällt mir sehr. Die Protagonistin ist mir sympathisch und wie sie vom Jahr 1816 erzählt ist teilweise sehr lustig, wenn auch nicht durchgehend realistisch. Es handelt sich zwar um ein Jugendbuch, ist aber für Erwachsene genauso interessant. Ich bin schon gespannt auf den zweiten Band!

Fazit: Ein schöner Auftakt zu einer Urban-Fantasy-Reihe für alle ab 12 Jahren um eine Zeitreise ins frühe 19. Jahrhundert mit einer sympathischen Protagonistin. Unterhaltsam und witzig geschrieben.

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Zwei Seiten einer Stadt

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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"Das Leben, ein ewiger Traum" (2021) ist ein historischer Roman von Helene Sommerfeld und der erste Teil der Trilogie um die Polizeiärztin Magda Fuchs. Gerade erst in Berlin angekommen, wird die neue Polizeiärztin ...

"Das Leben, ein ewiger Traum" (2021) ist ein historischer Roman von Helene Sommerfeld und der erste Teil der Trilogie um die Polizeiärztin Magda Fuchs. Gerade erst in Berlin angekommen, wird die neue Polizeiärztin gleich mit der Armut und dem Elend der sonst so glanzvollen Stadt konfrontiert.

Zum Inhalt:
Magda Fuchs wagt 1920 nach dem Tod ihres Mannes als Polizeiärztin in Berlin einen Neuanfang. Schon bei Antritt ihrer neuen Stelle wird sie mit den Schicksalen der vielen verarmten und verwahrlosten Kinder konfrontiert. Zusammen mit der anfangs ruppigen Fürsorgerin Ina und Kommissar Kuno Mehring deckt sie einen Fall von Kinderhandel auf. Neben Magda nimmt auch Celia, die Tochter von Magdas Vermieterin, ihr Leben endlich selbst in die Hand.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig, sehr angenehm zu lesen und mit teils etwas altmodischen Begriffen passend zur Zeit der 1920er Jahre. In der wörtlichen Rede wird auch der Berliner Dialekt der Sprecher wiedergegeben. Die Geschichte wird in Erzähler-Perspektive aus Sicht der jeweiligen Protagonistin erzählt.
Die Persönlichkeit der Protagonisten und die Vorgeschichte werden sehr gut aufgebaut, was den Einstieg in die Geschichte leicht macht. Alles wird sehr eindrücklich und lebendig beschrieben. Die Geschichte springt mitten in den Kapiteln ohne eindeutige Kennzeichnung zwischen den beiden Handlungssträngen um Magda und Celia hin und her, wobei die Geschichte um Magda der Hauptteil der Handlung ist. Da die jeweilige Protagonistin immer mit Namen benannt wird, kann man nach kurzer Orientierung der Geschichte trotzdem gut folgen.

Die Zustände in Berlin und die Nachwirkungen des Krieges werden authentisch und lebendig beschrieben und der Fall der Kinderhändler ist sehr spannend. Die Protagonistin Magda Fuchs ist sympathisch und ihre Arbeit sehr interessant. Der Auftakt zu dieser Trilogie hat mir richtig gut gefallen und ich werde auf jeden Fall auch die anderen beiden Bände lesen.

Fazit: Ein authentischer historischer Roman über das Berlin der 1920er Jahre, emanzipierte Frauen und die Arbeit einer Polizeiärztin. Gut geschrieben, lebendig erzählt und sehr zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Mord stört die Ordnung

The Maid
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"The Maid – Ein Zimmermädchen ermittelt" (2022) ist ein Roman von Nita Prose, der im Genre Cosy Crime eingeordnet wird. Als das Zimmermädchen Molly Gray eine Leiche in einem der Hotelzimmer entdeckt, bringt ...

"The Maid – Ein Zimmermädchen ermittelt" (2022) ist ein Roman von Nita Prose, der im Genre Cosy Crime eingeordnet wird. Als das Zimmermädchen Molly Gray eine Leiche in einem der Hotelzimmer entdeckt, bringt das ihr ordentliches, durchorganisiertes Leben gehörig durcheinander.

Zum Inhalt:
Molly Gray arbeitet als Zimmermädchen im Regency Grand Hotel in London. Sie liebt ihren Job, bei dem Ordnung und Sauberkeit im Mittelpunkt stehen. Als sie einen toten Gast in einem Hotelzimmer findet, verstrickt sie sich durch ihr seltsames Verhalten in Widersprüche und wird zur Hauptverdächtigen. Wahre Freunde und die Lebensweisheiten ihrer Großmutter helfen ihr ihre Unschuld zu beweisen und den Mordfall aufzuklären.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Das Geschehen wird aus Sicht der Protagonistin Molly in Ich-Perspektive beschrieben und ihre altmodische, gehobene Ausdrucksweise passt sehr gut zu ihr und ihrem Verhalten. Sie wirkt sehr sympathisch und ihre Eigenheiten und ungewöhnliche Sichtweise werden gut vermittelt. Durch einen humorvollen Prolog und eindrückliche Beschreibungen kann man leicht in die Geschichte einsteigen und der Handlung gut folgen. Molly schweift aber auch immer wieder ab und ihre Erinnerungssprünge sind teilweise etwas langatmig und anstrengend.
Im Mittelpunkt steht Molly mit ihrem ungewöhnlichen Verhalten, das an Autismus denken lässt. Die Probleme, die sich dadurch mit ihren Mitmenschen ergeben, sind sehr gut geschildert. Allerdings scheinen die meisten die Problematik nicht zu erkennen. Der Mordfall ist eher eine Rahmenhandlung und die Ermittlungen beschränken sich auf das letzte Drittel der Geschichte. Dafür hat die Auflösung dann noch einen guten Überraschungseffekt.

Ich habe Mollys Geschichte zwar gerne gelesen, hätte aber doch mehr Krimi erwartet. Das ständige Abschweifen fand ich beim Lesen etwas anstrengend. Und den Umgang mit Autismus finde ich teilweise oberflächlich und unglaubwürdig.

Fazit: Eine Geschichte mit ein paar Schwächen um eine liebenswerte Protagonistin, die trotz ihrer Eigenheiten ihren Weg findet. Und Krimi und Ermittlungen gibt es nur am Rande.

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