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Veröffentlicht am 20.01.2022

Fesselnder Klassiker

Schachnovelle
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Auf dem Dampfer von New York nach Buenos Aires trifft der Erzähler auf den Schachweltmeister Czentovic, einen einfältigen, unnahbaren Menschen, der aber genial Schach spielt. Letztendlich lässt er sich ...

Auf dem Dampfer von New York nach Buenos Aires trifft der Erzähler auf den Schachweltmeister Czentovic, einen einfältigen, unnahbaren Menschen, der aber genial Schach spielt. Letztendlich lässt er sich auf ein Schachspiel gegen eine Gruppe Passagiere ein. Diese sind hoffnungslos unterlegen, bis ein Unbekannter eingreift und ihm ein Remis abringt. Dr. B. ist kein Schachspieler, jedoch hat ihm das Schach in seiner Gestapohaft das Überleben gerettet. Zwei Welten prallen aufeinander...

Stefan Zweig lässt trotz der Kürze der Novelle faszinierende Charaktere lebendig werden und man möchte gar keine Pausen machen. Schon der Werdegang des Schachweltmeisters fesselt, die Geschichte des Dr. B. packt einen noch mehr und nimmt einen zeitweise ganz schön mit. Ich hätte mir für mich noch eine klarere "Moral von der Geschicht" gewünscht, mir war nicht klar, worauf das ganze hinaus soll, aber das hat der Lektüre an sich keinen Abbruch getan, ich empfehle die Lektüre weiter.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Packender Roman vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte

Die Dorfschullehrerin
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Nach der Flucht aus der DDR nimmt Helene eine Stelle als Dorfschullehrerin in einem hessischen Ort nahe der Zonengrenze an. Beruflich wartet eine große Herausforderung auf sie und auch privat entwickelt ...

Nach der Flucht aus der DDR nimmt Helene eine Stelle als Dorfschullehrerin in einem hessischen Ort nahe der Zonengrenze an. Beruflich wartet eine große Herausforderung auf sie und auch privat entwickelt sich rasch eine prickelnde Beziehung zum Arzt Tobias. Doch ist Helene wirklich dazu bereit? Eigentlich ist sie aus einem bestimmten Grund in den Ort gekommen...

Dank des fesselnden Schreibstils der Autorin ist man als Leser gleich mittendrin in der Geschichte. Zwar wirkt die Protagonistin mit ihrer Geheimniskrämerei erstmal sehr unnahbar und man braucht etwas, um sich mit ihr zu identifizieren. Im Verlauf wird dies aber besser, insbesondere in der Beziehung zu Tobias wird sie sehr lebendig. Nach anfänglichem Fokus auf die Ereignisse um Helene wechselt im Verlauf die Perspektive zwischen ihr und ihrer Familie. Das intensiviert das Erleben der Unterschiede im Osten und im Westen Deutschlands. Auch wenn historisch nicht alles real ist und gerade zum Schluss es etwas unglaublich wird, macht die rein fiktive Geschichte den Ost-West-Konflikt sehr deutlich und mehr als einmal wurde mir wieder bewusst, wie dankbar ich bin, nicht in einem totalitären System zu leben. Insgesamt ist Eva Völler hier ein sehr fesselnder Roman gelungen, den ich als sehr lesenswert absolut weiterempfehlen kann. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Wie es weiterging nach dem Happy End

Die Zeit der Kirschen
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Köchin Aurélie und Lektor und Bestseller-Autor André sind ein glückliches Paar. Er möchte ihr einen Heiratsantrag machen, doch dann geht alles schief. Ihr Restaurant bekommt überraschend einen Stern und ...

Köchin Aurélie und Lektor und Bestseller-Autor André sind ein glückliches Paar. Er möchte ihr einen Heiratsantrag machen, doch dann geht alles schief. Ihr Restaurant bekommt überraschend einen Stern und das Restaurant ist ausgebucht. Dann stellt sich alles als eine Verwechslung heraus und Aurélie lernt den Eigentümer des anderen Restaurants "Le temps des cerises" kennen, der in Wahrheit den Stern bekommen hat. Nach anfänglichem Ärger findet Aurélie zusehends Gefallen an dem charismatischen Koch und André lernt, was Eifersucht ist...

"Die Zeit der Kirschen" ist die Fortsetzung von Nicolas Barreaus zauberhaftem Bestseller "Das Lächeln der Frauen", in dem sich Aurélie und André kennen und lieben lernen. Bei so schönen Geschichten bin ich immer sehr skeptisch bezüglich Fortsetzungen und auch hier wurde ich ein bisschen darin bestätigt. Ich bin erstmal recht schwer in die Geschichte reingekommen, im Verlauf dann zunehmend besser, da wurde es wieder eine fesselnde Geschichte in der man mit den beiden Protagonisten gut mitgehen kann und am ende liefen die Tränen... Dennoch fehlt dem Buch aus meiner Sicht der Zauber des ersten Bandes, die absolute Schönheit eines klassischen Barreaus. Manches kommt einem ein wenig viel vor, dennoch gibt es viel schöne und auch witzige, skurrile Szenen. Durch kapitelweise Wechsel der Perspektive zwischen beiden Protagonisten bekommt der Leser Gefühls- und Denkwelt beider Protagonisten mit und auch wenn ich das anfangs etwas schwierig fand, weil ich auch nicht immer gleich wusste, wer "ich" ist, wird dadurch eine in sich stimmige Geschichte daraus. Insgesamt habe ich das Buch gerne und auch relativ flott gelesen, an seinen Vorgänger kommt es aber nicht ran.

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Von einer faszinierenden Persönlichkeit

Die Frau von Montparnasse
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1929 möchte die junge Simone in Paris studieren und setzt dies gegen alle Widerstände durch. Dann lernt sie Jean-Paul Sartre kennen und schließt mit ihm einen Pakt zu Liebe und sexueller Freiheit. Gemeinsam ...

1929 möchte die junge Simone in Paris studieren und setzt dies gegen alle Widerstände durch. Dann lernt sie Jean-Paul Sartre kennen und schließt mit ihm einen Pakt zu Liebe und sexueller Freiheit. Gemeinsam formulieren und prägen sie die Philosophie des Existenzialismus und stehen im Mittelpunkt der Pariser Bohème. Doch Simone als Frau muss sich ihre Freiheit und ihren Traum vom Schreiben hart erkämpfen und auch die Beziehung zu Sartre ist oft ein Kampf...

Caroline Bernard erzählt uns hier die Geschichte der jungen Simone de Beauvoir, Tochter aus gutem Hause, die sich über die damals geltenden Konventionen hinwegsetzt und ihren Weg als selbstbewusste, unabhängige Frau sucht und weitestgehend auch findet. Von vielen immer nur als die Frau an Sartres Seite, die mit ihm seine Philosophie entwickelt, wird sie oft unterschätzt. Bernard gelingt es, die Stärke der Persönlichkeit einer Frau darzustellen, die auf ihrem Weg auch immer wieder in Krisen gerät, diese aber durch intensive Reflexion bewältigt und daran wächst, um Schritt für Schritt die Frau zu werden, die sie immer sein wollte. Mangels verfügbarer Vorbilder muss sie sich selbst ihr Modell finden, und wird so schließlich eine bedeutende Persönlichkeit für die Entwicklung der Emanzipation der Frau. Das Buch macht einem bewusst, dass Dinge, die wir heute als selbstverständlich nehmen, noch vor knapp mehr als einem halben Jahrhundert keineswegs selbstverständlich war und welch innerer Stärke es bedurfte, damals so zu leben. Simones Persönlichkeit fasziniert mich, das Buch regt an, mehr über sie wissen zu wollen, gleichzeitig befremdet mich ihre Lebensweise auch, wäre nicht die meine. Aber genau das ist ja der entscheidende Punkt, dass wir weitgehend die Freiheit haben, dies für uns zu wählen, zu entscheiden.
Die erzählte Geschichte behandelt die erste Lebenshälfte von Simone de Beauvoir, die uns ihre Entwicklung von Jugend an erzählt mit wenigen chronologischen Anpassungen durch die Autorin. Der Erzählstil ist packend und die Figuren lebendig gestaltet, so dass man das Buch nicht gerne weglegt. Am Schluss finde ich es fast schade, Simone ihren Weg allein weiter gehen zu lassen... Insgesamt ein sehr lesenswerter Roman, der zu vielen eigenen Reflektionen anzuregen vermag und Lust auf mehr macht...

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Veröffentlicht am 03.12.2021

Leben und Lieben in einer anderen Zeit

Atelier Rosen
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Elise Rosen arbeitet mit ihrer Mutter in deren Putzmacheratelier in der Marktgasse. Mit ihrer Oma, 2 Näherinnen und ihrem Ziehbruder Moritz führt sie ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben im Kassel ...

Elise Rosen arbeitet mit ihrer Mutter in deren Putzmacheratelier in der Marktgasse. Mit ihrer Oma, 2 Näherinnen und ihrem Ziehbruder Moritz führt sie ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben im Kassel von 1830. Ein Auftrag führt sie zur adeligen Sybilla von Schönhoff und zwischen den ungleichen Frauen entsteht eine innige Freundschaft. Dann verliebt sich jedoch Sybillas Verlobter in Elise und die Freundschaft erfährt eine harte Probe...

Marie Lamballe entführt uns ins Kassel der 1830er-Jahre. Mit Elise und ihrer Familie erleben wir hautnah wie die Bevölkerung um eine Standesvertretung und eine Verfassung, aber auch einfach um ihre Rechte und ihr Überleben kämpft. Es wird einem bewusst, wie selbstverständlich wir heute Dinge nehmen, die es damals ganz und gar nicht für alle gab, angefangen von einem Stück Zucker bis hin zu Reisefreiheit und dem Recht zu leben, wo man will, und zu lieben, wen man will. Aber die historischen Dinge stehen im Hintergrund, bilden mehr die Kulisse für Elises persönliche Geschichte. Anfangs plätschert die Geschichte etwas vor sich hin, nimmt dann eine dramatische Wendung und schließlich richtig Fahrt auf, dabei bleibt es nicht immer alles realistisch, aber es fügt sich alles zu einer schönen Geschichte. Insgesamt habe ich den Roman sehr gerne gelesen und war am Ende richtig traurig, dass er aus war und ich auf die Fortsetzung nun fast ein Jahr warten muss.

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