Packendes Familiendrama vor dem Hintergrund der Not der Nachkriegszeit und der teils schwer zu ertragenden gewaltsamen Erziehung der 50er-Jahre
GrenzgängerNach dem Tod ihrer Mutter kümmert sich die junge Henni um ihre Geschwister Johanna, Matthias und Fried. Vom Vater erhält sie dabei wenig Unterstützung. Um genug zu Essenund etwas anzuziehen zu haben, schmuggelt ...
Nach dem Tod ihrer Mutter kümmert sich die junge Henni um ihre Geschwister Johanna, Matthias und Fried. Vom Vater erhält sie dabei wenig Unterstützung. Um genug zu Essenund etwas anzuziehen zu haben, schmuggelt sie mit den anderen Dorfbewohnern Kaffee aus Belgien über die Grenze. Als sie dabei erwischt wird, kommt sie in eine Besserungsanstalt und ihre Geschwister müssen ins Heim. Ihr Bruder Matthias stirbt dort an einer Lungenentzündung. Aber all das ist nur ein Teil der Wahrheit...
Mechtild Borrmann erzählt ein (fiktives) ergreifendes Familiendrama vor einem dunklen Stück Zeitgeschichte. Diesmal handelt es sich nicht um einen expliziten Kriminalroman, dennoch liest es sich phasenweise wie einer. Die Geschichte springt kapitelweise zwischen 3 bzw. 4 Handlungs- und Zeitebenen, was manchmal nicht ganz einfach ist, jedoch meist sind die Übergänge geschickt fließend gestaltet. Wenn es anfangs noch etwas konfus und zusammenhangslos scheint, fügt sich am Schluss alles allmählich zu einem großen Ganzen.
Die Charaktere sind sehr interessant und überzeugend herausgearbeitet, die Handlungsorte eindrucksvoll dargestellt. Dadurch lebt man sehr in der Geschichte mit und kann intensiv mit den Beteiligten mitfühlen. Es bleibt spannend bis zum Schluss. Und bis dahin macht man als Leser eine Achterbahn der Gefühle mit. Insbesondere die Szenen im Heim sind teilweise kaum auszuhalten. Also wer zart besaitet ist, sollte sich die Lektüre lieber überlegen, ansonsten kann ich den Roman nur absolut empfehlen.