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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2024

Zwiegespalten

Das Philosophenschiff
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n "Das Philosophenschiff" erzählt die 100-jährige Architektin Anouk Perleman-Jacob einem Schriftsteller die Geschichte, wie sie als junges Mädchen zusammen mit ihrer Familie und anderen Intellektuellen ...

n "Das Philosophenschiff" erzählt die 100-jährige Architektin Anouk Perleman-Jacob einem Schriftsteller die Geschichte, wie sie als junges Mädchen zusammen mit ihrer Familie und anderen Intellektuellen von Russland aus auf eines der sogenannten Philosophenschiffe ins Exil geschickt wurde. Dann kommt ein letzter Passagier an Board und das ist Lenin.

Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Zum einen gibt es die Rahmenhandlung, in der Anouk Perleman-Jacob auf den Schriftsteller trifft, ihn in ihr Haus einlädt und dazu überredet, ein Buch über eine Geschichte aus ihrer Kindheit zu schreiben. Dieser Teil ist gelungen, macht Spaß zu lesen und ist auch in dem Tonfall, den ich von Köhlmeier kenne, auf den ich mich gefreut habe und den ich auch ehrlich gesagt, nach der Leseprobe erwartet hätte. Dieser Part nimmt aber leider nur einen relativ geringen Anteil im Buch ein.

Denn dann gibt es da noch die zweite, wesentlich umfangreichere Ebene - Anouk Perleman-Jacobs Geschichte. Die alte Dame erzählt diese aus der Ich-Form und das in einem völlig anderen Ton. Ja, vielleicht ist es ein passenderer Ton, ein mehr gesprochenerer klingender, aber leider auch sehr anstrengend zu lesender. Es ist nicht ganz leicht, der teil verworrenen, springenden Erzählung zu folgen. An sich habe ich nichts dagegen, wenn nicht linear erzählt wird, aber hier war es irgendwie nicht ganz einfach - vielleicht lag das auch daran, dass mir viele Namen und geschichtliche Ereignisse einfach nichts gesagt haben und ich sie dadurch nur schwer einordnen und auch ihre Tragweite vielleicht nicht so richtig einschätzen konnte. Ich muss gestehen, dass ich öfter ins Überfliegen geraten bin und mich leider ein bisschen gelangeilt habe.

Insgesamt hätte ich mir mehr Rahmenhandlung und weniger "Philosophenschiff" gewünscht. Vielleicht sieht das aber jemand, der sich mit der Zeit besser auskennt ganz anders. Gut geschrieben ist dieses Buch mit Sicherheit, nur ist es eben nicht für jeden etwas.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Schönes Klassiker-Gewandt

Biblioteca Obscura: Frankenstein
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Victor Frankenstein ist besessen von dem Gedanken, künstliches Leben zu erschaffen. Als ihm genau das aber mit der Kreation eines Monsters aus Leichenteilen gelingt, steht er plötzlich vor der Frage, ob ...

Victor Frankenstein ist besessen von dem Gedanken, künstliches Leben zu erschaffen. Als ihm genau das aber mit der Kreation eines Monsters aus Leichenteilen gelingt, steht er plötzlich vor der Frage, ob das wirklich eine so gute Idee war. Denn das Wesen, das er geschaffen hat, ist alles andere als glücklich, es ist unendlich einsam und es ist nicht bereit, seinen Schöpfer in Ruhe zu lassen. Doch der ist plötzlich gar nicht mehr so beigeistert von seinem Monster und möchte am liebsten nur noch fliehen. Aber der Wunsch des Monsters nach Liebe ist so groß, dass es dafür auch über Leichen gehen würde ...

Mary Shellys Frankenstein ist ein Klassiker - und das zurecht! Ihr Monster ist einfach nicht totzubekommen und noch immer begegnen wir im Alltag Anspielungen auf jene unglückliche Kreatur. Umso wichtiger ist es, auch den Hintergrund zu kennen. So muss ich gestehen, dass ich vor dieser Lektüre immer glaubte, Frankenstein wäre das Monster - eine Bildungslücke von der ich sehr froh bin, sie jetzt geschlossen zu haben.

Die Ausgabe von Coppenrath besticht durch ihr (alb-)traumhaftes Cover und die tollen schwarz-weiß-Illustrationen, die für eine wohlig-grausige Stimmung beim Lesen sorgen. Hier hätte ich mir allerdings ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht und fand es etwas schade, dass sich die Vignetten sehr oft wiederholen, da wäre noch mehr drin gewesen.

Insgesamt lädt diese Schmuckausgabe zum (Wieder-)Entdecken eines Klassikers ein und es würde ich sehr freuen, wenn dieses Buch helfen würde, dass noch mehr Leser den wahren Frankenstein kennenlernen.

Veröffentlicht am 14.11.2023

Schaurig schöner Gruselspaß

Moon & Midnight − Die beste Freundin beißt man nicht
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Maggie Moon zieht mit ihren Eltern in eine alte Villa - warum sind da überall Spiegel im Haus und warum ist der Garten voller Knoblauch? - direkt neben einem verbotenen Wald. Natürlich kann Maggie einem ...

Maggie Moon zieht mit ihren Eltern in eine alte Villa - warum sind da überall Spiegel im Haus und warum ist der Garten voller Knoblauch? - direkt neben einem verbotenen Wald. Natürlich kann Maggie einem Verbot nicht widerstehen und trifft dabei auf das Unmögliche - ein waschechtes Vampirmädchen. Doch zum Glück ist Theodora Midnight Vegetarierin und lebt ausschließlich von Rote-Beete-Saft. Als die Dorfbewohner herausfinden, dass in ihrem Wald Vampire leben, bricht eine Hetzjagd los und Maggie und Theodora müssen beweisen, dass Vorurteile nicht immer stimmen müssen.

Mit "Moon & Midnight" ist Katy Birchall mal wieder ein ganz zauberhaftes Kinderbuch gelungen. Wie immer gab es jede Menge Situationskomik und viel Witz. Eine Halloween-Party, ein Schloss voller Vampire, ein cholerischer Bürgermeister - hier ist ordentlich was los und das macht richtig Spaß. Es gibt immer irgendwas zu entdecken. Gerade für Halloween oder den Herbst hat das Buch die perfekte Stimmung.

Die Figuren sind einfach nur liebevoll gezeichnet und haben wunderbare, schräge und liebenswerte Eigenschaften. Die Geschichte, vor allem aber auch die Freundschaften, die Maggie schließt, sind einfach nur schön und herzerwärmend. Das Buch hat so ganz nebenbei auch noch eine tolle Message.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich mich schon sehr auf Band 2 freue. Und auch, wenn ich bedeutend zu Alt für die Zielgruppe dieses Buchs bin, hat das meiner Lesefreude keinerlei Abbruch getan.

Veröffentlicht am 25.09.2023

Paris alleine reicht nicht

Die Erfindung des Lächelns
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Am 22. August 1911 wird im Pariser Louvre die Mona Lisa gestohlen. Commissaire Lenoir soll sich auf die Suche nach dem verschwundenen Gemälde machen und das stellt sich als ziemliche Herausforderung raus ...

Am 22. August 1911 wird im Pariser Louvre die Mona Lisa gestohlen. Commissaire Lenoir soll sich auf die Suche nach dem verschwundenen Gemälde machen und das stellt sich als ziemliche Herausforderung raus - die Sicherheitsmaßnahmen im Louvre waren eher zweifelhafter Natur und auch von seinen Kollegen kann Lenoir eher wenig Hilfe erwarten, jeder scheint mehr oder weniger seine eigenen Ziele zu verfolgen, von Zusammenarbeit keine Spur - genauso wenig wie von der Mona Lisa. Dafür gibt es jede Menge Verdächtige und Möglichkeiten, was passiert sein könnte.

Mit "Die Erfindung des Lächelns" nimmt uns Tom Hillenbrand mit in das Paris Anfang des 20. Jhds und das ist eine ganz eigene, faszinierende Welt. Er versteht es meisterhaft, die Atmosphäre der Künstlercafes und schummrigen Bars mitzunehmen. Und so ganz nebenbei treffen wir auch noch jede Menge Berühmtheiten der Zeit - Dichter, Künstler, Tänzer, viele Namen, die auch heute noch Bekanntheitsgrad besitzen. Und sie alle scheinen auf die ein oder andere Weise in das Verschwinden der Mona Lisa verwickelt zu sein. Das ist auf der einen Seite wirklich spannend, auf der anderen entstehen dadurch aber auch wahnsinnig viele Nebenstränge, die nicht alle super wichtig sind für das vorankommen der Geschichte. Hier sind für mich bei einigen Abschnitten leider gewisse Längen entstanden und auch die Spannung ist eher auf der Strecke geblieben.

Mir war natürlich klar, dass es sich bei der Geschichte um einen Roman handelt und ich hatte auch schon vorher gelesen, dass der Raub der Mona Lisa zwar ein historischer Tatbestand ist, über den Ablauf selbst aber kaum etwas bekannt ist. Es war also mit künstlerischer Freiheit zu rechnen. Doch irgendwie habe ich trotzdem gedacht, dass sich die Geschichte an noch mehr historischen Fakten entlanghangelt. Letztendlich konnte ich nicht wirklich viel von dem glauben, was ich las und es war mehr eine erfundene Geschichte über den Raub. An sich ist das ja nicht schlimm, ich hatte nur irgendwie etwas mehr historisch belegtes erwartet und war dementsprechend etwas enttäuscht, dass es sich wirklich "nur" um einen Roman handelte.

Insgesamt ist "Die Erfindung des Lächelns" ein unterhaltsames Buch, das mich aber ein bisschen Mühe gekostet hat. Es vermittlet auf jeden Fall einen guten Eindruck der Stimmung von Paris Anfang des 20. Jhds. und das ist für mich auch das stärkste an dem Roman.

Veröffentlicht am 25.09.2023

Die Klasse und das Mädchen

Irgendwo wartet das Leben
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In Fawn Creek passiert nie etwas aufregendes, jeder kennt jeden und jeder Tag ist ein bisschen gleich - bis eines Tages an der Middle School Orchid Mason in der 7. Klasse auftaucht. Niemand weiß, wo sie ...

In Fawn Creek passiert nie etwas aufregendes, jeder kennt jeden und jeder Tag ist ein bisschen gleich - bis eines Tages an der Middle School Orchid Mason in der 7. Klasse auftaucht. Niemand weiß, wo sie herkommt, auch wenn sie von vielen exotischen Orten erzählt oder wer sie wirklich ist. Durch ihr Auftauchen verändert sich die Dynamik in der Klasse und für jeden ist Orchid etwas anderes.

Mir hat besonders gut der Aufbau des Romans gefallen. Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel unterteilt, die immer aus der Sicht von einem der Schüler erzählt wird. Dadurch bekommen wir sehr viele unterschiedliche Perspektiven, unterschiedliche Sichtweisen auf Orchid, aber auch auf den Rest der Klasse. Das fand ich sehr gelungen, weil es Spaß gemacht hat, Motive zu entdecken, die auf den ersten Blick nicht immer ersichtlich waren und wenn eine Figur dann ihr Kapitel hatte, hat man da auf einmal Sachen entdeckt, die ihre Handlungsweisen in einem ganz anderen Licht erscheinen ließen.

Wer sich auf die ruhige Art der Geschichte einlassen kann, wird hier sicherlich seine Freude haben. Mir war es stellenweise etwas zu langatmig, obwohl das auch nicht das richtige Wort ist, zu ruhig, trifft es vielleicht eher. Ich würde das Buch auch eher für jüngere Kinder empfehlen, ich hatte als Erwachsene zwar meine Freude am Lesen, so richtig fesseln konnte mich das ganze aber nicht mehr.

Insgesamt ist "Irgendwo wartet das Leben" keine actionreiche oder besonders handlungsgetriebene Geschichte. Das muss ja auch nicht sein und das habe ich auch nicht erwartet, die Geschichte ist recht ruhig und lebt durch ihre Figuren und ja, zu einem Großteil auch von der Faszination für Orchid.