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Veröffentlicht am 18.05.2021

Eine wundervolle Liebesgeschichte

Und dann war es Liebe
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Nach ihrem Urlaub in Venedig wollen Hannah und Simon mit dem Zug nach Amsterdam reisen, um die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Während der Fahrt setzt Hannah sich in ein anderes Abteil und schläft ...

Nach ihrem Urlaub in Venedig wollen Hannah und Simon mit dem Zug nach Amsterdam reisen, um die Hochzeit von Simons Schwester zu feiern. Während der Fahrt setzt Hannah sich in ein anderes Abteil und schläft ein. Was sie nicht wusste, ist, dass der Zug auf halber Strecke geteilt wurde und verschiedene Ziele ansteuert. Nun ist sie in Paris gelandet und kann erst am späten Nachmittag nach Amsterdam weiterreisen. In Paris trifft sie auf Léo, der ihr Schicksal teilt, und beide verbringen den Tag miteinander. Einen einzigen Tag, der für sie alles verändert.

Zuerst möchte ich auf das Cover des Buches zu sprechen kommen. Erst einmal sind die Farben, die Schrift und das Motiv wunderschön. Die Farben lila, blau und orange verschwimmen ineinander und harmonieren perfekt. Das sich küssende Paar im Vordergrund zieht sofort die Blicke auf sich. Und das allerbeste Detail: Das Cover wird von verkleinerten Seiten des Buches bedeckt. Der Text, der dort zu lesen ist, kommt auch genauso im Buch vor. Das fand ich sehr beeindruckend und habe so etwas auch noch nie gesehen.

„Und dann war es Liebe“ ist der Debütroman der Autorin Lorraine Brown. Sie hat einen sehr erfrischenden und lockeren Schreibstil, konstruiert schlagfertige Dialoge und beschreibt ihre Figuren, Umgebungen und Gefühle detailliert, ohne dass es langweilig wird. Für mich haben sich die Seiten unglaublich schnell umgeblättert, und bevor ich es gemerkt habe, war die Geschichte schon wieder zu Ende. Es gab lange kein Buch mehr, bei dem ich mich so wohl gefühlt habe.

Hannah ist ein sympathischer Tollpatsch. Anfangs ist sie sehr von Simon abhängig, doch mit fortschreitender Seitenzahl wird sie sich immer mehr bewusst, wie stark sie eigentlich ist und was sie erreichen kann. Ich mochte ihren Umgang mit Léo. Erst können sich die beiden nicht ausstehen, aber irgendwann öffnen sie sich, und wir erfahren interessante Details aus ihren Leben. Hannahs Leidenschaft zur Fotografie gibt ihr etwas Besonderes. Es wäre sehr cool gewesen, wenn man ein paar ihrer Fotos aus Paris als Illustration im Buch gesehen hätte.

Léo fand ich wunderbar. Ihm sind gesellschaftliche Konventionen vollkommen egal. Er hat seinen eigenen Willen und seine eigene Meinung, und die verteidigt er auch. Er bringt Hannah immer mehr ins Grübeln, hinterfragt sie und leitet sie auf die richtige Spur. Bis zuletzt bleibt er geheimnisvoll, was einerseits gut aber andererseits auch schade ist. Ich hätte gern mehr über ihn erfahren. Seine Art hat mir wirklich gut gefallen. Ich finde, wir alle brauchen einen Léo in unserem Leben, der uns dazu bringt, über uns selbst nachzudenken.

Die Nebenfiguren rücken verständlicherweise in den Hintergrund, denn es soll sich alles um Hannah und Léo drehen. Das führt zwar auch dazu, dass diese Figuren nicht in Erinnerung bleiben, aber das fand ich nicht weiter schlimm. Wer noch ein wenig präsenter ist, ist Simon und teilweise auch seine Schwester, aber da der Haupthandlungsstrang an einem einzigen Tag spielt, bleibt auch gar nicht die Zeit, alle Charaktere auszubauen. Für die Umstände, sind die Nebenfiguren sehr gut gelungen.

Die Geschichte war sehr schön konstruiert. Schon die Idee ist clever, und die Umsetzung ist absolut gelungen.
Ich mochte, wie die beiden Hauptfiguren Paris erkunden und wir nebenbei interessante Fakten über die Stadt der Liebe erfahren. Ganz klammheimlich kommen die beiden sich näher, merken aber erst, was sie füreinander empfinden, als es schon fast zu spät ist.

Die Auflösung des Konfliktes war mir persönlich zu einfach. Da hätte ich mehr Gefühl, mehr Zweifel, mehr Widerstand gebraucht. Zwar war es noch einmal eine große Überraschung, was nun tatsächlich passiert ist, aber ich war nicht so berührt, wie ich gern gewesen wäre.

Für die Szene auf der Brücke in Amsterdam und am Bahnhof im Epilog hätte ich mir einen größeren Knall gewünscht. Meistens fand ich die Dialoge sehr gelungen, aber für diese beiden Stellen hätte ich mir tiefgründigere Worte vorgestellt. Ein Satz, der das ganze Buch definiert, der zum Nachdenken anregt und der mir in Erinnerung bleibt. Ich fand den Epilog und das Ende trotzdem wunderbar, es hat eben nur die Kirsche auf der Sahne gefehlt, damit das Buch fünf Sterne bekommen hätte.

Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mir so gut gefallen hat. Es war witzig, es war charmant, es hatte tolle Figuren und es hat einfach Spaß gemacht. An zwei Stellen hätte ich mir mehr Gefühl, mehr Gänsehaut gewünscht, aber es hat mir trotzdem gefallen, Hannah und Léo durch Paris zu begleiten. Ich möchte gern mehr von der Autorin.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2021

Die Fortsetzung war leider nicht mein Fall

Mortal Engines - Jagd durchs Eis
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Zwei Jahre sind vergangen, seit Tom Natsworthy und Hester Shaw aus dem untergehenden London geflohen sind. Unterdessen waren sie als Händler und Aeronauten unterwegs, haben die Welt entdeckt und sind erwachsen ...

Zwei Jahre sind vergangen, seit Tom Natsworthy und Hester Shaw aus dem untergehenden London geflohen sind. Unterdessen waren sie als Händler und Aeronauten unterwegs, haben die Welt entdeckt und sind erwachsen geworden. Durch einen harmlos erscheinenden Transportauftrag geraten die beiden in viel nördlichere Gefilde als jemals zuvor. Sie stoßen auf die fahrende Stadt Anchorage, in der geheimnisvolle Dinge passieren, und die sie nicht nur einmal auf die Probe stellt.

Die Geschichte der fahrenden Städte, Aeronauten und Abenteuer geht weiter. Philip Reeve hat seine geniale Idee aufgegriffen und Tom und Hester wortwörtlich in die Wüste geschickt. Und zwar in die Eiswüste, in der Anchorage jagt. Es gibt also ein völlig neues Szenario, in dem alles möglich ist.

Tom und Hester haben sich im letzten Band enorm weiterentwickelt. Tom ist von dem schüchternen Historikergehilfen zum Abenteurer avanciert, der über sich selbst hinauswächst. Hester hat gelernt, ihr Temperament zu kontrollieren und Gefühle zuzulassen.

In zweiten Teil der Reihe machen sie meines Erachtens leider wieder einen Schritt zurück. Sie verfallen in alte Muster, Hester verschwindet zwischendurch einfach, und Tom möchte am liebsten in sein altes Leben zurück. Das finde ich sehr schade, da die beiden wirklich Potential haben. Zwar raufen sie sich am Ende natürlich zusammen, aber zwischenzeitlich sind sie sehr anstrengend.

Durch das neue Szenario lernen wir zahlreiche neue Nebenfiguren kennen. Freya und die Bewohner von Anchorage oder Onkel von der Stadt der Diebe sind dafür nur wenige Beispiele. Wir treffen sogar auf alte Bekannte, wenn auch nicht auf die Art, die man sich denken würde.

Besonders beeindruckend finde ich immer noch die Idee der fahrenden Städte, die andere Städte jagen müssen, um zu überleben. Mit dieser Prämisse kann man wirklich viel anfangen. Im Grunde steht dem Autor die ganze Welt offen, nur eben in dem Rahmen, den er selbst geschaffen hat.

Leider muss ich gestehen, dass mir die Geschichte irgendwann leider zu langweilig wurde. Ab etwa der Hälfte musste ich mich durch dieses Buch durchkämpfen. Und das obwohl ich das Hörbuch bei Storytel gehört habe und Sprecher Robert Frank wirklich alles gegeben hat. Er hat sein ganzes schauspielerisches Können aufgebracht und das Buch einfließen lassen. Trotzdem wurde es mit zunehmender Seitenzahl für mich immer schwerer dabei zu bleiben.

Das Ende hat mich wieder ein bisschen getröstet. Da geht es noch einmal ordentlich zur Sache, und die Enthüllung zum Schluss setzt nochmal einen obendrauf. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, aber das letzte Kapitel deutet schon auf den nächsten Teil hin.

Insgesamt finde ich die Idee der Mortal Engines immer noch beeindruckend. Die Umsetzung war in Ansätzen auch wirklich gut gelungen. Allerdings passt es für mich persönlich einfach nicht, sodass ich die Reise hier abbrechen werde. Es gibt noch zwei weitere Teile in der Reihe, die ich mir vielleicht irgendwann einmal anschaue, aber die nächste Zukunft wird vorerst mit anderen Büchern gefüllt.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Grandiose Idee, Umsetzung hat Potential

Mortal Engines - Krieg der Städte
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Die Welt hat sich verändert. Städte sind keine auf dem Erdboden verankerte Konglomerate von Gebäuden und Menschen mehr. Stattdessen sind sie auf riesige Motoren und Räder montierte Bollwerke, die die Erde ...

Die Welt hat sich verändert. Städte sind keine auf dem Erdboden verankerte Konglomerate von Gebäuden und Menschen mehr. Stattdessen sind sie auf riesige Motoren und Räder montierte Bollwerke, die die Erde auf der Suche nach Rohstoffen befahren.

In der fahrenden Stadt London lebt der Historikergehilfe Tom Natsworthy. Nachdem London einen erfolgreichen Überfall auf eine andere Stadt absolviert hat, kommen Händler an Bord, um die Beute zu begutachten. Unter ihnen ist die junge Hester Shaw, die aber ganz andere Dinge im Sinn hat. Tom muss ihren gescheiterten Attentatversuch auf den obersten Historiker und Toms Idol Thaddeus Valentine miterleben. Zu allem Überfluss erklärt Valentine seine Situation nicht, sondern schleudert Tom einfach von der Stadt hinunter. Zusammen mit Hester ist er nun auf der Erdoberfläche gestrandet und muss alles tun, um zu überleben und nach London zurückzukehren.

Philip Reeves Idee der fahrenden Städte fand ich sehr interessant und innovativ. Dadurch tun sich unendliche Möglichkeiten auf, was mit den Städten untereinander passieren und wie sich eine Geschichte entwickeln kann. Auch die verschiedenen Gilden, die sich in London gebildet hatten, fand ich spannend. Da hätte ich sogar gern noch viel mehr erfahren.

Die beiden Hauptfiguren Tom und Hester könnten nicht unterschiedlicher sein. Tom ist der besonnene Träumer, der alles mehrfach überdenkt und immer ein bisschen ängstlich ist. Allerdings macht er eine starke Entwicklung durch und endet als mutiger Kämpfer. Hester dagegen ist impulsiv, temperamentvoll und eine Einzelgängerin. Sie hält die Menschen von sich fern mit ihren schnippischen Bemerkungen. Im Laufe der Geschichte lernt sie aber, ihr Temperament zu zügeln und das zu tun, was richtig ist. Ich mochte die beiden Figuren gern, und es hat Spaß gemacht, sie auf ihrer Reise zu begleiten.

Durch die riesige neu erschaffene Welt gibt es eine genauso große Anzahl an Nebenfiguren, allesamt mit eigenen Hintergründen, Wohnorten, Zielen und Charaktereigenschaften. Einige bleiben dabei im Gedächtnis, zum Beispiel Katherine Valentine, Bevis Pod oder Anna Fang, andere tauchen aber nur kurz auf und geraten gleich wieder in Vergessenheit. Das Zusammenspiel der Figuren hat mir aber insgesamt gut gefallen.

Die Geschichte an sich ist rasant und actionreich. Tom und Hester stolpern von einem Abenteuer ins nächste, und es gibt kaum Pausen, in denen sowohl die beiden als auch die Leser sich erholen können. Ich persönlich hätte ein paar mehr Verschnaufpausen gebraucht, in denen die Umstände näher erklärt werden.

Was mir nicht so gefallen hat, war die ganze Geschichte mit Hester und Shrike. Es leuchtet zwar ein, dass im Zuge der gesamten Motorisierung auch motorisierte Menschen existieren, aber die Idee hat einfach nicht meinen Geschmack getroffen.

Die Auflösung habe ich so nicht erwartet. Ohne viel zu spoilern, kann ich sagen, dass unerwartet viele Figuren sterben. Das fand ich sehr schade, da ich mir weitere Handlungsfäden in den Fortsetzungen gut hätte vorstellen können. Die Verschwörung, die hinter allem steckt, war mir ein bisschen zu übertrieben. Den Ansatz fand ich nicht schlecht, aber das Ergebnis war mir zu übermächtig.

Insgesamt denke ich, dass „Mortal Engines“ eine wirklich sehr spannende Idee war, aus der man unglaublich viel machen kann. Tom und Hester mochte ich gern, genauso die Entwicklung, die die beiden durchgemacht haben. Trotzdem glaube ich, dass man mehr aus den fahrenden Städten hätte herausholen können. Es hat Spaß gemacht, die Erde in ferner Zukunft zu erleben, aber ich habe mich nicht vom Hocker gehauen gefühlt.

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Veröffentlicht am 08.05.2021

Der Titel ist Programm

Keeping Secrets
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Tessa Thorn ist eine bekannte und gefeierte Jungschauspielerin aus Hollywood. Für ihren neuesten Film muss sie in ihre Heimatstadt Faerfax zurückkehren, denn der Schauplatz soll die dortige Universität ...

Tessa Thorn ist eine bekannte und gefeierte Jungschauspielerin aus Hollywood. Für ihren neuesten Film muss sie in ihre Heimatstadt Faerfax zurückkehren, denn der Schauplatz soll die dortige Universität sein. Aber Tessa ist alles andere als erfreut, denn sie verbindet keine guten Erinnerungen mit ihrer Heimat. Und dieses Geheimnis muss sie unter allen Umständen für sich behalten.

Cole ist angehender Journalist und schreibt die Universitätszeitung in Faerfax. Er soll die Dreharbeiten begleiten und ein Portrait über Tessa Thorn schreiben. Obwohl er das zuerst ablehnt, wittert er doch seine große Chance, endlich seinen Onkel zu beeindrucken und bei ihm in der Zeitung einen Job zu ergattern.

Doch dann lernen Tessa und Cole sich kennen. Die anfängliche Abneigung entwickelt sich schnell in etwas viel Komplizierteres, und beide müssen sich entscheiden, was ihnen wichtiger ist: die Liebe oder der Job?

Tessa und Cole sind typische Hauptfiguren eines New Adult-Romans. Sie sind jung, haben Träume, sind aber unsicher, ob und wie sie sie erreichen können. Als sie sich begegnen, können sie sich nicht ausstehen und müssen erst langsam auftauen. Solche Geschichten mag ich sehr, da sie ein hohes Konfliktpotential bieten. Cole und seine Familie haben mir gut gefallen, da hätte ich gern mehr gelesen. Tessa hat mir anfangs auch gut gefallen. Sie war geheimnisvoll, hat sich versteckt und hat noch nicht zu sich selbst gefunden. Allerdings habe ich irgendwie keine Verbindung zu ihr aufbauen können. Dazu weiter unten mehr.

Ella, Cassidy, Jamie und Julian bilden die Clique, die sich in Faerfax zusammengefunden hat. Sie sind Coles Freunde, werden aber auch ganz schnell zu Tessas. Ich mochte jeden einzelnen gern, vor allem weil sie sich immer gegenseitig unterstützt und aufgebaut haben. Von Ella hätte ich gern mehr gelesen, daher freue ich mich umso mehr, dass es in dieser Reihe noch zwei weitere Teile geben soll. Der nächste Band soll von Julian handeln und der dritte dann schlussendlich von Ella.

Der Schreibstil der Autorin Anna Savas hat mir gut gefallen. Sie schreibt flüssig, ausreichend detailliert und erschafft eine tolle Stimmung. Ich konnte förmlich spüren, wie es zwischen Tessa und Cole geknistert hatten. Die anfänglichen Szenen zwischen den beiden, als sie sich noch nicht ausstehen konnten, haben mir am besten gefallen.

Ich weiß nicht warum, aber mit zunehmender Seitenzahl habe ich mich immer weiter von Tessa entfernt. Ihre Gefühlsausbrüche, Launen und Entscheidungen waren für mich irgendwann nicht mehr nachvollziehbar. Ich konnte mich viel besser mit Cole und seinen Sorgen, Wünschen und Ängsten identifizieren.

Außerdem fiel es mir schwer zu verstehen, warum sich die beiden überhaupt ineinander verliebt haben. Natürlich haben die beiden Spannungspunkte, spüren eine gegenseitige Anziehung und können sich nicht voneinander fernhalten. Bis dahin ist alles klar. Aber es kam nicht heraus, wo die tiefergehenden Gefühle herkamen. Teilweise kam es mir so vor, als ob Cole Tessa nur ihrer Verletzlichkeit wegen liebt. Wenn er durch ihre Maske blickt, sieht er nur wie schwach sie ist und dass sie beschützt werden muss. Das fand ich schade, weil Tessa – wegen allem, was sie durchgemacht hat – eigentlich eine starke Persönlichkeit haben sollte. Stattdessen kommt sie mit ihren Ängsten nicht vom Fleck und schleppt sie durch das gesamte Buch.

Die Geschichte fand ich clever konstruiert. Tessa und Cole haben beide ihre Päckchen zu tragen und versuchen, ihre Familientraumata aufzuarbeiten. Bei Tessa fand ich alles logisch und klar, bei Cole hätte ich mir mehr gewünscht. Vor allem von seiner Cousine Jo hätte ich gern mehr erfahren.

Der Konflikt, der letztendlich ein Zerwürfnis zwischen Cole und Tessa auslöst, bevor die beiden zusammenfinden können, ist von Anfang an ziemlich klar. Trotzdem kam die Ausführung doch unerwartet. Zwar geht es um die Jobs der beiden, aber nicht so, wie ich es vermutet hätte. Ich hätte es spannend gefunden, wenn Tessas Ex-Freund eine tragende Rolle gespielt hätte, so wäre vielleicht mehr Drama entstanden. Wie die Hauptfiguren dann zusammenkommen, war mir persönlich zu einfach. Es ist halt einfach so gewesen. Da wurde leider Potential verschenkt.

Insgesamt habe ich „Keeping Secrets“ trotzdem gern gelesen. Größtenteils haben mir Geschichte und Figuren gefallen, und durch den Schreibstil hat es sich auch sehr schnell gelesen. Trotzdem gab es mehrere Sachen, die mich gestört haben. Ich habe keinen Zugang zu Tessa gefunden, den ich persönlich brauche, damit ich mit ihr mitfiebern kann. Das ist mir bei Cole leichter gefallen. Außerdem war es für mich keine schlüssige Liebesgeschichte. Wenn Cole Tessa nur wegen ihrer Verletzlichkeit liebt, hat die Beziehung meiner Meinung nach keinen Bestand. Und genau das ist es eigentlich, was Liebesgeschichten so besonders macht: Der Leser möchte am Ende überzeugt sein, dass die Hauptfiguren für immer zusammenbleiben. Nichtsdestotrotz werde ich die Nachfolger wahrscheinlich lesen, weil ich Julian und Ella sehr interessant fand.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Sehr beeindruckendes Projekt

Identität 1142
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Wir schreiben das Jahr 2020. Eine Viruspandemie hat die Welt fest im Griff. Lockdown, Ausgangssperren und Maskenpflicht stehen an der Tagesordnung. Doch der bekannteste deutsche Thrillerautor Sebastian ...

Wir schreiben das Jahr 2020. Eine Viruspandemie hat die Welt fest im Griff. Lockdown, Ausgangssperren und Maskenpflicht stehen an der Tagesordnung. Doch der bekannteste deutsche Thrillerautor Sebastian Fitzek lässt sich nicht unterkriegen. Um die Buchhandlungen zu unterstützen, die unter der Pandemie leiden, ruft er unter dem Namen #wirschreibenzuhause alle Interessierten auf, einen Kurzkrimi mit dem Thema Identität einzureichen und gemeinsam zu veröffentlichen. 1142 Beiträge haben eine Jury erreicht, die dann 23 Werke zusammengestellt und unter dem Namen „Identität 1142“ ein Buch herausgebracht hat. Alle Erträge, die aus den verkauften Exemplaren resultieren, werden an den deutschen Buchhandel gespendet.

Neben den Hobbyautoren, die sich an dem Projekt versucht haben, konnten auch bekannte Autoren wie Vincent Kliesch, Andreas Gruber, Charlotte Link oder Frank Schätzing gewonnen werden. Zu Beginn gibt es ein Inhaltsverzeichnis mit dem Titel der Kurzgeschichte und dem dazugehörigen Autor. Nach den Kurzgeschichten finden sich ein paar kurze Details zu allen Autoren, deren Geschichte veröffentlicht wurde. Und ganz am Ende findet sich eine Liste von allen 1142 Teilnehmern, die eine Geschichte eingereicht hatten. Meiner Meinung nach ist das ein sehr schöner Weg, alle Autoren zu würdigen und sie in das Projekt einzuschließen, selbst wenn ihre Geschichten es nicht in das Buch geschafft haben.

Die Vorgabe war, dass die Kurzkrimis das Thema Identität behandeln sollten. Weiterhin sollte es um ein Handy gehen, auf dem Fotos der Hauptfigur zu sehen sein sollten. Daraus sollte sich dann eine spannende Story entwickeln. Mit einem einheitlichen Thema sollte man es nicht für möglich halten, aber alle Geschichten waren tatsächlich grundverschieden. Die Figuren hatten eigene Charakterzüge, Vergangenheiten, Stärken und Schwächen. Die Zusammenhänge waren jedes Mal unterschiedlich aufgezogen. Die Szenerie und der Kern der Geschichte waren auch einzigartig. Ein paar Geschichten drehten sich um psychiatrische Erkrankungen – die ich persönlich am interessantesten fand –, andere haben Rache, eine verschleierte Vergangenheit oder eine Intrige behandelt.

Ich fand es immer wieder beeindruckend, wie unterschiedlich mit dem zentral vorgegebenen Thema umgegangen wurde. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch geärgert, dass ich von der Aktion nichts mitbekommen habe, sonst hätte ich auch eine Geschichte eingereicht. Wahrscheinlich wäre sie nicht veröffentlicht wurden, aber ich hätte gerne meinen Beitrag für den deutschen Buchhandel geleistet.

Ein paar Geschichten wurden für mich einfach nicht klar. Ich habe den tieferen Sinn nicht verstanden oder habe das Thema Identität nicht entdecken können und war daher komplett verwirrt und unzufrieden. Aber das war wirklich die Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit habe ich sehr genossen.

Das Projekt hinter „Identität 1142“ finde ich beeindruckend. Trotz des vorgegebenen Themas sind viele verschiedene Geschichten entstanden. Ein paar haben mir nicht so gut gefallen und ein paar habe ich auch einfach nicht verstanden. Aber im Großen und Ganzen bildet dieses Buch die fabelhaften Leistungen der unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren ab. Sehr empfehlenswert, um neue Autoren für sich zu entdecken. Und mit dem Kauf wird auch noch der Kultur geholfen.

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