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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2023

Schöner Sommerroman

Das Haus der Sommerfreundinnen
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Inhalt: Zwanzig Jahre lang war Joanna mit dem bekannten Fernseh-Starkoch Cliff Whitman verheiratet, obwohl er zahlreiche Affairen hatte. Seit einem Jahr ist sie nun endlich geschieden. Doch nach Cliffs ...

Inhalt: Zwanzig Jahre lang war Joanna mit dem bekannten Fernseh-Starkoch Cliff Whitman verheiratet, obwohl er zahlreiche Affairen hatte. Seit einem Jahr ist sie nun endlich geschieden. Doch nach Cliffs tödlichem Autounfall belagern trotzdem Fotografen und Reporter Joannas Haus. Um der aufdringlichen Presse zu entgehen, und um sich und Ashley - die jungen Frau, die mit Cliff im Auto saß und überlebte - zu schützen, reist sie mit ihr an den Ort ihrer Kindheit und Jugend: nach Silver Point, den Ort an den sie unvergessliche Erinnerungen und gute Freunde hat. Freunde, bei denen sie sich seit ihrem überstürzten Weggang vor über zwei Jahrzehnten nicht mehr gemeldet hat …

Meine Meinung: Sarah Morgan schreibt in ihrem gewohnt lockeren und warmherzigen Schreibstil über die Aufarbeitung begangener Fehler, Freundschaft und Solidarität, nach Hause kommen und Neuanfänge. „Das Haus der Sommerfreundinnen" handelt von drei Frauen, die zuerst zwar noch zueinanderfinden müssen, sich dann aber gegenseitig guttun: Joanna, Ashley und Mel. Im Vordergrund steht aber eindeutig Joanna. Ich mochte alle drei Frauen, obwohl sie sehr unterschiedlich sind.
Und wie immer spielt Sarah Morgans Sommerroman an einem wunderschönen Schauplatz. Silver Point liegt im sonnigen Kalifornien und Joannas Haus hat nicht nur eine phänomenale Aussicht, sondern auch einen eigenen malerischen Strand. Durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich mir alles sehr gut vorstellen und würde jetzt selbst gern mal Silver Point besuchen :).
Alle Charaktere werden sehr sympathisch, ja sogar äußerst liebenswert, beschrieben, was einen großen Teil zur Wohlfühlatmosphäre beiträgt, auch wenn vor dem herrlich kitschigen (oder romantischen, das ist Ansichtssache 😉) Happy-End noch einige Probleme gelöst und Gespräche geführt werden müssen.

Fazit: Ein schöner und unterhaltsamer Frauen- und Sommerroman für zwischendurch.

Veröffentlicht am 02.06.2023

Gut recherchiert und flüssig zu lesen

Und trotzdem leben wir
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Inhalt: 1945 in einer kleinen Stadt am Mittelrhein: Der Krieg ist endlich zu Ende. Bei Gerrit Mann, die mit ihrer kleinen Tochter, ihrer Mutter und ihrem kriegsversehrten Bruder der alten Gastwirtschaft ...

Inhalt: 1945 in einer kleinen Stadt am Mittelrhein: Der Krieg ist endlich zu Ende. Bei Gerrit Mann, die mit ihrer kleinen Tochter, ihrer Mutter und ihrem kriegsversehrten Bruder der alten Gastwirtschaft des Ortes lebt, sind alle Zimmer belegt. Ausgebombte und Vertriebene haben hier ein neues Zuhause gefunden. Hauptsächlich wohnen hier Frauen mit ihren Kindern, denn nur wenige Männer sind bisher heimgekehrt. Es ist ein täglicher Kampf ums Überleben, doch die Frauen geben nicht auf.

Meine Meinung: Michaela Küpper erzählt ruhig und sehr anschaulich aus den Perspektiven von vier Frauen - Gerrit, Erika, Eva und Veronika - und dem 14-jährigen Emil, über das schwere Leben in den Monaten nach Kriegsende. Es herrschen Wohnungsnot und Lebensmittelknappheit und die Menschen sind gezwungen, sehr eng zusammenzurücken, was nicht immer einfach ist. Die vier sehr unterschiedlichen Frauen begegnen sich zunächst mit Zurückhaltung und Misstrauen, doch im Laufe der Zeit kommen sie sich doch näher, denn ihnen wird bewusst, dass sie gemeinsam mehr bewirken können.
Ganz lange blieben mir die Frauen fremd - sie werden zwar authentisch, aber auch eher emotionslos beschrieben - und ich konnte zuerst nicht so richtig mit ihnen mitfühlen. Je mehr ich allerdings von ihren Schicksalen erfuhr, desto näher kamen mir die Charaktere. Am liebsten mochte ich allerdings Emil, und das auch von Anfang an. Gewitzt und nicht ganz legal sorgt er für sich und seine Mutter, die ihm sehr am Herzen liegt.
Die Autorin widmet diesen gut recherchierten und berührenden Roman den Frauen und Müttern der Nachkriegszeit, die alleine für sich und ihre Kinder sorgen und sich eine neue Zukunft aufbauen mussten.
Das Ende ist insgesamt relativ positiv (bis auf eine Ausnahme), was für ein Romanende natürlich schön ist, aber in der Realität eher unwahrscheinlich.

Fazit: Ein gut recherchierter, leicht zu lesender und glaubwürdig erzählter Roman über den täglichen Überlebenskampf starker Frauen in der Nachkriegszeit. Über Mut und Hoffnung. Über Kriegsheimkehrer, Vertriebene, Versehrte und den Einfallsreichtum der Jugendlichen. Interessant und berührend.

Veröffentlicht am 02.06.2023

Unterhaltsamer dritter Teil

Der Freiheit entgegen (Die Gutsherrin-Saga 3)
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„Der Freiheit entgegen“ ist bereits der dritte Teil der Gutsherrin-Saga von Theresia Graw und problemlos ohne Vorwissen zu lesen. Ich war etwas enttäuscht, dass Dora, die Protagonistin der ersten beiden ...

„Der Freiheit entgegen“ ist bereits der dritte Teil der Gutsherrin-Saga von Theresia Graw und problemlos ohne Vorwissen zu lesen. Ich war etwas enttäuscht, dass Dora, die Protagonistin der ersten beiden Teile, nur eine ganz kleine Rolle als Mutter von Clara spielt. Doch auch Clara ist mir nach anfänglichen Schwierigkeiten im Laufe der Handlung sympathisch geworden. Zu Beginn des Romans ist sie 18 Jahre alt und wirkt noch sehr unreif. Manchmal hätte ich sie gerne wachgerüttelt, und ihre Verliebtheit und Naivität haben mich etwas genervt. Doch in Hamburg lernt sie endlich auf eigenen Füßen zu stehen und trifft bald auch die richtigen Entscheidungen. Allerdings fand ich es etwas unrealistisch, dass ihre Eltern die minderjährige Tochter allein in Hamburg wohnen lassen und auch, dass Clara ohne Berufsausbildung und Unterschrift der Eltern Anstellungen bekommt.
Trotz einiger Rückschläge gibt sie nicht auf. Sie ist ehrgeizig und wird immer selbstbewusster. Und auch ihre Freundinnen Sanni und Maria gehen ihren Weg. Maria und ihren Bruder Dino mochte ich besonders gern. Sie waren immer und ohne Zögern bereit Clara und Sanni zu helfen!
Der Schreibstil von Theresia Graw lässt sich absolut leicht und flüssig lesen und die 600 Seiten des Buches flogen nur so dahin. Ich habe den Roman zuerst als etwas seicht und vorhersehbar empfunden, doch spätestens als die Autorin gut recherchierte wichtige historische Ereignisse in die Geschichte integriert hat - z.B. der Besuch von J.F. Kennedy in Berlin, sowie die Auschwitz Prozesse in Frankfurt - wird die Handlung ernster und auch tiefgründiger. Zudem beschreibt sie anschaulich den Zeitgeist der 1960er Jahre, erzählt von den Beatles im Starclub, dem ausgelassenen Twist-tanzen der jungen Leute, der neuen Anti-Baby Pille, sowie der Rolle der Frau in der Gesellschaft und ihre Schwierigkeiten in einem „Männerberuf“ Fuß zu fassen.

Fazit: Trotz kleiner Kritikpunkte ist „Der Freiheit entgegen“ ein unterhaltsamer und flüssig zu lesender Roman. Ich kann alle drei Teile der Gutsherrin-Saga empfehlen, mein absoluter Favorit ist allerdings „So weit die Störche ziehen“.

Veröffentlicht am 26.05.2023

Fesselnde Familiengeschichte

Die Frauen von Capri – Im blauen Meer der Tage
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München Gegenwart: Die 43-jährige Catia ist unzufrieden mit ihrem Leben. Die Kinder werden erwachsen, der Job macht keinen Spaß und auch das Verhältnis zu ihrem Mann ist nicht das Beste. Zu allem Überfluss ...

München Gegenwart: Die 43-jährige Catia ist unzufrieden mit ihrem Leben. Die Kinder werden erwachsen, der Job macht keinen Spaß und auch das Verhältnis zu ihrem Mann ist nicht das Beste. Zu allem Überfluss muss sie auch noch ins Krankenhaus. Dort lernt sie die 80-jährige Italienerin Elisa Santoro kennen, die ihr anbietet, sie für einige Monate nach Capri zu begleiten, um beim Verkauf ihres Elternhauses zu helfen. Doch nach ein paar Wochen auf der italienischen Insel wird Catia klar, dass Elisa ihr etwas Wichtiges verschwiegen hat.
Capri Vergangenheit: Schon immer war für die junge Elisa klar, dass sie einmal die elterliche Weberei leiten und neue Designs für die Ziegenhaardecken entwerfen möchte - und dazu braucht sie weder Ehemann noch Kinder. Doch sie hat das Pech, als Mädchen im Süditalien der 1940er Jahre geboren worden zu sein, und für ihren Vater ist es unvorstellbar, dass eine Frau das Unternehmen leitet. Ein Ehemann muss her, doch damit ist Elisa überhaupt nicht einverstanden.

Meine Meinung: Antonia Riepp erzählt diese deutsch - italienische Familiensaga auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Cover und Titel deuten eher auf eine leichte und sommerliche italienische Liebesgeschichte hin, doch das ist hier nicht der Fall. Der Fokus liegt eher auf Elisas Lebensgeschichte, die mich ganz besonders gefesselt hat. Elisa ist eigenwillig, selbstbewusst, begabt und weiß genau was sie will. Damit ähnelt sie ihrer deutschen Großmutter Wilhelmine - la tedesca - von der in der Familie nicht mehr gesprochen werden darf. Mal amüsiert, mal berührt und mal geschockt habe ich Elisas Lebensweg einige Jahre verfolgt und fand es sehr interessant über das Leben in Süditalien in den (hauptsächlich) 1960er Jahren zu lesen.
Die Geschichte in der Gegenwart hat mir zwar auch ganz gut gefallen, war aber eher nebensächlich für mich.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen und ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft haben eine wunderschöne Atmosphäre, sowie den Wunsch nach Italien zu reisen, erzeugt. Auch die Charaktere konnte ich mir gut vorstellen. In der Vergangenheit mochte ich Elisa sehr gern, habe mit ihr zusammen gehofft und gelitten und war immer auf ihrer Seite, doch mit der Zeit fand ich sie immer dominanter und in der Gegenwart war sie mir dann nicht mehr ganz so sympathisch. Trotzdem kann ich nachvollziehen, warum sie so geworden ist.
Catia gefiel mir ganz gut, sie versteht sich bestens mit der etwas speziellen alten Signora und ab und zu musste ich über ihre lockere und gewitzte Art, mit Elisa umzugehen, schmunzeln. Ihr tut der Tapetenwechsel sehr gut und sie hat Zeit über das Nachzudenken, was sie wirklich möchte. Die Lösung ihrer privaten Probleme war mir allerdings etwas zu schnell und zu einfach.

Fazit: Eine fesselnde Familiengeschichte mit einem wunderschönem Setting, italienischem Flair und einer interessanten Protagonistin. Eine tolle Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 18.05.2023

Das Wunder von Dieulefit

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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Inhalt: 1940. Die neunjährige Lily verabschiedet sich auf dem Marktplatz von Sulzburg in Südbaden von ihrer gleichaltrigen besten Freundin Agnes, denn Lilys Familie gehört zu den 27 Menschen der jüdischen ...


Inhalt: 1940. Die neunjährige Lily verabschiedet sich auf dem Marktplatz von Sulzburg in Südbaden von ihrer gleichaltrigen besten Freundin Agnes, denn Lilys Familie gehört zu den 27 Menschen der jüdischen Gemeinschaft der kleinen Stadt, die ins Lager Gurs in Südfrankreich deportiert werden. Beide Kinder können noch nicht ahnen, was das für Lily bedeuten wird.
25 Jahre später erfährt Agnes im Rahmen einer Recherche für den Radiosender bei dem sie arbeitet, von einem kleinen französischen Ort namens Dieulefit, in dem im Zweiten Weltkrieg etwa 1500 Flüchtlinge von den Einwohnern versteckt wurden und so vor dem KZ gerettet. Für viele jüdische Kinder wurde die Schule Beauvallon bis zu Kriegsende ein neues Zuhause. Könnte auch Lily eines der Kinder sein und überlebt haben? Agnes Nachforschungen führen sie auf die Spur von äußerst mutigen und hilfsbereiten Menschen, die ihr Leben riskierten, um die Flüchtlinge zu schützen.

Meine Meinung: Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Das Dorf Dieulefit und die Schule Beauvallon, sowie die Lehrerinnen und einige andere hier erwähnte Charaktere, gab es wirklich. Die Geschichte um Agnes, Lily und Jolie ist zwar fiktiv, doch angelehnt an reale Vorbilder und hätte sich genauso abspielen können.
Wieder einmal schafft es Bettina Storks, uns auf spannende, berührende und unterhaltsame Weise auf eine Reise in die Vergangenheit mitzunehmen und ein dunkles Kapitel aus der Geschichte lebendig werden zu lassen. Ihr Schreibstil lässt sich trotz des ernsten Themas sehr angenehm und flüssig lesen. Zudem beschreibt sie alle Charaktere authentisch und bildhaft, so dass ich sie mir gut vorstellen und mit den Protagonisten mitfiebern konnte.
Die Autorin erzählt diese Geschichte auf zwei Zeitebenen und aus drei verschiedenen Perspektiven. Während wir in der Gegenwart Agnes bei ihrer Suche nach ihrer Freundin Lily und ihrer Recherche zu dem "Wunder von Dieulefit" begleiten, erfahren wir in der Vergangenheit, wie es Lily seit ihrer Deportation ergangen ist und lernen die junge und mutige Widerstandskämpferin Jolie kennen. Mir haben beide Zeitebenen gleich gut gefallen, wobei natürlich die Kapitel in der Vergangenheit noch dramatischer und berührender sind.
Ich hatte noch nie etwas von dem Dorf und seiner Geschichte gehört und finde es absolut bewundernswert, dass alle Einwohner des kleinen Städtchens zusammengehalten und geschwiegen haben. Respekt vor soviel Mut!

Fazit: Ein Roman, der schon auf den ersten Seiten berührt. Ein wichtiges und von der Autorin gut recherchiertes und authentisch erzähltes Kapitel aus unserer Vergangenheit über das man viel zu wenig weiß.