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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2023

Zieht sich

Verschwunden
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„Verschwunden“ ist bereits der 13. Teil der Toskana-Thriller- Reihe von Sabine Thiesler, aber problemlos ohne Vorwissen zu lesen.
Der Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen und auch wegen der ...

„Verschwunden“ ist bereits der 13. Teil der Toskana-Thriller- Reihe von Sabine Thiesler, aber problemlos ohne Vorwissen zu lesen.
Der Schreibstil lässt sich leicht und flüssig lesen und auch wegen der kurzen Kapitel kommt man schnell mit dem Lesen voran. Wie immer ermittelt Commissario Neri aus Ambra, der aber für die Aufklärung der Verbrechen eher eine untergeordnete Rolle spielt. Neri und sein Kollege Caesare werden - leider - eher als etwas behäbige und einfältige Provinzpolizisten dargestellt. Neri kommt hauptsächlich durch Zufälle oder die Tipps seiner Frau auf die richtige Spur. Die Autorin erzählt diese Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und leider war mir die Protagonistin Elena sehr unsympathisch. Arrogant, eingebildet und ichbezogen. Aber auch die anderen Charaktere mochte ich nicht besonders gern.
Sehr lange plätschert die Handlung - mit wenigen Ausnahmen - vor sich hin und ich habe vergeblich auf Spannung gewartet. Schon relativ früh wird deutlich, wer für das Verschwinden mehrerer Menschen verantwortlich ist und warum. Menschen erleiden schreckliche Dinge und - besonders grausam und detailliert geschildert - auch Tiere. Gegen Ende nimmt die Spannung dann endlich zu, doch die Handlung wird damit auch immer absurder und unrealistischer.
Fazit: Leider konnte mich „Verschwunden“ nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 19.01.2023

Interessant, unterhaltsam und gut recherchiert

Die Sehnsucht nach Licht
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Inhalt: Schlematal, Erzgebirge 2019. Seit Generationen arbeiten Mitglieder der Familie Steiner im Bergbau. Und auch Luisa, das jüngste Familienmitglied, arbeitet in einem Besucherbergwerk und bringt interessierte ...

Inhalt: Schlematal, Erzgebirge 2019. Seit Generationen arbeiten Mitglieder der Familie Steiner im Bergbau. Und auch Luisa, das jüngste Familienmitglied, arbeitet in einem Besucherbergwerk und bringt interessierte Besucher mit dem Förderkorb in die Tiefe. Der Familienzusammenhalt der Steiners war schon immer groß und besonders Luisas Großtante Irma quält die Ungewissheit über das spurlose und plötzliche Verschwinden ihres ältesten Bruders Rudolf im Jahr 1951 sehr. Luisa beginnt Nachforschungen anzustellen, um endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Meine Meinung: Der Titel „Die Sehnsucht nach Licht“ passt hervorragend zu dieser berührenden und gut recherchierten Geschichte. Er verdeutlicht den Wunsch und die Hoffnung eines Bergarbeiters nach stundenlanger Arbeit unter der Erde das Tageslicht wiedersehen zu dürfen und nicht für immer dort begraben zu werden. Ganz besonders hat mich die Tradition der Lichter im Fenster berührt -eins für jedes (noch lebende) Kind - die den Bergarbeitern am Abend den Weg nach Haus weisen sollen und ein Symbol der Hoffnung sind.
Kati Naumann erzählt anschaulich, warmherzig und spannend das Leben der fiktiven Familie Steiner über mehrere Generationen, die alle eng mit dem Bergbau und dem Schlematal verbunden sind. Sie beginnt in der Kaiserzeit im Jahr 1908, führt uns durch beide Weltkriege, die Zeit der DDR und endet nach dem Fall der Mauer 1989. In einem zweiten Handlungsstrang, der im Jahr 2019 spielt, geht es hauptsächlich um Luisas Nachforschungen zu Rudolf. Beide Handlungsstränge sind interessant und unterhaltsam und perfekt miteinander verwebt. Der Stammbaum der Familie auf der ersten Seite hilft bei den vielen Familienmitgliedern, den Überblick zu behalten.
Der Zusammenhalt der Familie Steiner ist groß und alle Charaktere werden authentisch und lebendig beschrieben. Es gibt keinen, den ich nicht mochte und das Schicksal Einzelner ging mir sehr nah.
Wir lesen von der Veränderung des Tals, sowie der Arbeit im Bergbau im Laufe der Jahre, von der gefährlichen Arbeit mit dem radioaktiven Uran und den gesundheitlichen Schäden, von Grubenunglücken, der Übernahme des Bergwerks der sowjetischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg und über vieles andere.
Ich fand das Thema äußerst interessant und habe das Buch häufig zur Seite gelegt, um im Internet noch mehr zu erfahren und Fotos vom Schlematal anzuschauen.

Fazit: Kati Naumann hat mit „Sehnsucht nach Licht“ nicht nur einen unterhaltsamen und warmherzigen Familienroman geschrieben, sondern dem Leser auch gut recherchierte Informationen zum Bergbau im Erzgebirge, sowie historische Hintergründe sehr anschaulich nahegebracht. Ein Zeitzeugnis in unterhaltsamer Romanform, das mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Eine Familientragödie

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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„Kuckuckskinder“ ist bereits der elfte Fall für Erica und Patrik. Ich habe bisher alle Bücher der Reihe gelesen oder gehört und freute mich sehr auf dieses Buch.
Camilla Läckberg erzählt diese Geschichte ...

„Kuckuckskinder“ ist bereits der elfte Fall für Erica und Patrik. Ich habe bisher alle Bücher der Reihe gelesen oder gehört und freute mich sehr auf dieses Buch.
Camilla Läckberg erzählt diese Geschichte aus verschiedenen Perspektiven und auf zwei Zeitebenen, die sich im Laufe der Geschichte immer weiter verknüpfen.
Der Anfang hat sich leider etwas gezogen, da zuerst einige Charaktere vorgestellt wurden. Doch spätestens nach dem ersten Mord nimmt die Handlung mehr Fahrt auf.
Erica und Patrik haben drei kleine Kinder und führen neben ihren Berufen ein ganz normales Familienleben. Die Einblicke in ihr Privatleben sind oft humorvoll und lockern die Krimihandlung auf. Auch von einigen Kollegen wird Privates berichtet. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Polizisten sehr menschlich dargestellt werden und sie die Anblicke von besonders grausamen Morden und Tatorten nicht so leicht verkraften. Auch ich musste an dieser Stelle schwer schlucken.
Den Täter/die Täterin hatte ich schon ziemlich früh im Verdacht, aber das Wie und Warum war für mich trotzdem überraschend, allerdings fand ich die komplette Auflösung etwas zu konstruiert.

Fazit: „Kuckuckskinder“ ist ein spannender 11.Teil mit sehr sympathischen Protagonisten, die mir im Laufe der Jahre ans Herz gewachsen sind. Es ist nicht der beste Teil der Reihe, hat mir aber trotzdem gut gefallen und ich würde mich sehr freuen, wenn Camilla Läckberg noch einen 12.Teil schreiben würde.

Veröffentlicht am 10.01.2023

Wo ist Alice?

Das Geheimnis des Mädchens
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Inhalt: England 1945: Wilfred Hilton, dem Herrn von Yew Tree Manor, ist die Hebamme Tessa James, die im alten Pfarrhaus auf seinem Anwesen lebt, schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem, weil sein Sohn ...

Inhalt: England 1945: Wilfred Hilton, dem Herrn von Yew Tree Manor, ist die Hebamme Tessa James, die im alten Pfarrhaus auf seinem Anwesen lebt, schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem, weil sein Sohn Eli mit Tessas Tochter Bella ein uneheliches Kind hat, das Wilfred nicht anerkennen will. Als seine Frau bei der schweren Geburt ihres dritten Kindes stirbt, gibt er Tessa die Schuld. Tessa wird verurteilt und Bella muss mit dem kleinen Alfie das Pfarrhaus verlassen.
England 1969: Am Silvesterabend verschwindet die sechsjährige Alice Hilton spurlos aus Yew Tree Manor und taucht nie wieder auf. Der letzte, der sie gesehen hat, ist der dreizehnjährige Bobby James.
England Gegenwart: Willow James betreut ein großes Bauprojekt auf dem Anwesen der Hiltons. Als sie erfährt, dass sie von ihrem Kunden Leo Hilton, sowie von ihrem Chef hereingelegt wurde, um einen Sündenbock zu haben, beginnt sie über das Yew Tree Anwesen zu recherchieren und stößt dabei auf die schon lange andauernde Familienfehde zwischen den Hiltons und den James. Dann verschwindet Sienna, Leos Tochter und die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

Meine Meinung: Die Geschichte ist schon von der ersten Seite an spannend. Sie wird auf drei Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Glücklicherweise gibt es vorne im Buch die Stammbäume der Familien Hilton und James, so dass man leichter den Überblick behalten kann.
Der Schreibstil von Emily Gunnis lässt sich schnell und flüssig lesen. Das Setting mit dem Herrenhaus und dem alten heimeligen Pfarrhaus mit seinem Geheimnis wird sehr bildhaft beschrieben und hat mir gut gefallen. Auch die Charaktere werden anschaulich, wenn auch nicht sehr ausführlich, beschrieben. Seit der Verurteilung von Tessa hat die Familie James viel Unglück erlebt und bekommt von den Hiltons immer wieder Steine in den Weg gelegt. Doch auch die Hiltons sind trotz ihres großen Hauses und Anwesens nicht glücklich. So entsteht im ganzen Buch eine bedrückende und dunkle Atmosphäre.
Das spurlose Verschwinden von Alice hat mich lange rätseln lassen und auf die (eigentlich vorhersehbare) Auflösung bin ich erst spät gekommen. Auch das Geheimnis um Nell hat mich überrascht und mir gefallen, auch wenn ich ihre Entwicklung und ihr späteres Handeln unglaubwürdig fand.

Fazit: Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, aber ein Highlight ist es nicht.

Veröffentlicht am 09.01.2023

Keine leichte Lektüre

Turmgold
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Inhalt: Zwei rechtsextreme Terroristen überfallen trotz extremer Sicherheitsvorkehrungen einen jüdischen Kindergarten, der sich in einem Hochsicherheitsbunker aus dem 2. Weltkrieg befindet. Ihr Plan ist ...

Inhalt: Zwei rechtsextreme Terroristen überfallen trotz extremer Sicherheitsvorkehrungen einen jüdischen Kindergarten, der sich in einem Hochsicherheitsbunker aus dem 2. Weltkrieg befindet. Ihr Plan ist es, die Kinder und deren Erzieherinnen sofort zu töten. Die beiden skrupellosen Männer halten ihre Idee für absolut glorreich, denn sie eifern dem norwegischen rechtsextremen Massenmörder Anders Behring Breivik nach, der mit seinen grausamen Taten 2011 für weltweites Aufsehen gesorgt hat. Doch den Erzieherinnen gelingt es zunächst, sich mit den Kindern innerhalb des Turms zu verbergen und ein atemraubendes Versteckspiel beginnt. Da die Polizei die Situation der Geiseln nicht kennt, ist ihnen das weitere Vorgehen noch unklar. Währenddessen stellt einer der Geiselnehmer eine Forderung: Die Herausgabe des Kameraden, der vor zehn Jahren gegen ihn ausgesagt hat und inzwischen im Zeugenschutzprogramm lebt.
Und keiner der Beteiligten ahnt, dass in den Katakomben des Turms etwas lagert, das schon seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit anderer rücksichtsloser Menschen auf sich gezogen hat.


Meine Meinung: „Turmgold“ spielt im Jahr 2020 und damit zehn Jahre nach dem spannenden Erstlingsroman von Peter Grandl „Turmschatten“. Auch wenn es zum Verständnis nicht zwingend notwendig ist, würde ich doch empfehlen, Teil 1 zuerst zu lesen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und Handlungssträngen erzählt und ähnelt im Aufbau „Turmschatten“. Diesmal fiel es mir etwas schwerer, in das Buch zu finden, denn gerade am Anfang werden viele Charaktere sehr ausführlich - manche auch zu ausführlich - vorgestellt. Erst als es zum Überfall auf den Turm kommt, steigt die Spannung ganz rasant. Die Terroristen sind absolut skrupellos und sehr brutal und nach einer bestimmten Szene musste ich das Buch erst einmal zur Seite legen. Das Buch ist keine leichte Kost und vor allem, wenn Kinder involviert sind, kann ich persönlich das nur sehr schwer ertragen. Ich bereue allerdings nicht, doch weitergelesen zu haben, denn gerade die Kapitel, die im Turm spielen, sind zwar bedrückend, aber auch unglaublich spannend und ich habe permanent mit den Kindern, sowie auch mit den Erzieherinnen mitgelitten und gebangt. Manchmal musste ich einfach vorblättern, weil ich die Spannung nicht mehr aushielt. Dagegen haben die vielen Nebenhandlungen meinen Lesefluss manchmal gebremst.
Der Schreibstil von Peter Grandl ist unglaublich mitreißend und er beschreibt seine Charaktere absolut glaubwürdig - was teilweise erschreckend ist.
Ich bin selber gelernte Erzieherin und war zuerst etwas verwirrt, weil der Kindergarten so stark gesichert ist, doch im Internet habe leider lesen müssen, dass jüdische Kindergärten in Deutschland tatsächlich ähnlich bewacht werden müssen. Unfassbar!

Fazit: Ein gut recherchierter, spannender und anspruchsvoller Thriller, der brisante aktuelle Ereignisse aus der radikal-politischen Szene aufgreift und Fiktion und Wirklichkeit geschickt verwebt. Für mich leider etwas schwächer als der Vorgänger, aber absolut lesenswert!