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Raeubertochter

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2023

Spannend und düster

NACHT
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Inhalt: Die 25-jährige Sóldís nimmt nach einer gescheiterten Beziehung eine Stelle als Haushaltshilfe bei einer wohlhabenden Familie auf dem Land an. Deren Neubau mit dem angrenzenden frisch renovierten ...

Inhalt: Die 25-jährige Sóldís nimmt nach einer gescheiterten Beziehung eine Stelle als Haushaltshilfe bei einer wohlhabenden Familie auf dem Land an. Deren Neubau mit dem angrenzenden frisch renovierten alten Bauernhaus liegt ziemlich einsam und die nächsten Nachbarn wohnen ein gutes Stück entfernt. Sóldís erfährt zu ihrer Verwunderung, dass sie innerhalb kürzester Zeit bereits die dritte Haushaltshilfe ist. Und schon bald hört sie nachts knarrende Geräusche und es geschehen immer wieder unerklärliche Dinge im Haus. Kommt nachts jemand in ihr Zimmer? Zudem ist im Keller ein ekelhafter Geruch und auch der Hausherr Reynir verhält sich merkwürdig …

Meine Meinung: Yrsa Sigurdardóttir erzählt diesen Thriller - der schon im Prolog mit der Entdeckung grausamer Morde beginnt - auf zwei verschiedenen Handlungsebenen. Einmal erfahren wir aus der Sicht des Polizisten Tyr, der zusammen mit seiner Kollegin Karó an dem Fall arbeitet, von den polizeilichen Ermittlungen. Tyr hat noch eine eigene Geschichte, die aber für die Handlung unerheblich ist. Das hat mich etwas gewundert, aber vielleicht wird es ja noch eine zweiten Fall für die beiden Ermittler geben. Ich würde mich freuen, denn die beiden sind sympathisch.
Der zweite Handlungsstrang beginnt mit Sóldis Ankunft bei der Familie und wird aus ihrer Sicht erzählt. Nach und nach erfahren wir, was sich vor den Morden auf dem Hof zugetragen hat.
Die Geschichte baut sich nur langsam auf und auch wenn es einige unheimliche Ereignisse gibt, zieht sich die Handlung zu Anfang etwas. Man lernt Sóldis und die Familie - Ása, Reynir und die Kinder Íris und Gígja - kennen und kommt dabei vor allem Sóldis und der achtjährigen Gígja näher. Dabei weiß man von Anfang an, wie die Geschichte endet, was ich ziemlich bedrückend fand.
Im Laufe der Geschichte nimmt die Spannung aber immer weiter zu und viele Kapitel enden mit Cliffhangern, so dass ich immer weiterlesen musste.
Der Schreibstil von Yrsa Sigurdardóttir lässt sich flüssig lesen und wie auch in ihren anderen Thrillern, herrscht auch in „Nacht“ eine düstere und beklemmende Atmosphäre. Der einsame Hof, der Schnee, die Dunkelheit und die permanente unsichtbare Bedrohung sind toll beschrieben.
Die Auflösung war irgendwann leider vorhersehbar, trotzdem habe ich lange Zeit gerätselt, wer der Täter sein könnte.
Triggerwarnung: Zartbesaitete sollten vielleicht noch wissen, dass die Autorin am Ende des Buches auch vom Tathergang erzählt. Glücklicherweise nicht bis ins kleinste Detail.

Fazit: Ein spannender und düsterer Islandthriller, der mir gut gefallen hat. Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 19.10.2023

Tiefgründiger als erwartet

I love you, Fräulein Lena
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Inhalt: Niebüll, Nordfriesland 1945. Nach ihrer dramatischen Flucht aus Pommern hoffen die beiden Schwestern und Pastorentöchter Lena und Margot, im Pfarrhaus in Niebüll fürs Erste eine Unterkunft zu bekommen. ...

Inhalt: Niebüll, Nordfriesland 1945. Nach ihrer dramatischen Flucht aus Pommern hoffen die beiden Schwestern und Pastorentöchter Lena und Margot, im Pfarrhaus in Niebüll fürs Erste eine Unterkunft zu bekommen. Vor allem die 19-jährige Lena träumt davon, sich hier eine Zukunft aufbauen zu können. Doch Flüchtlinge werden nicht gern gesehen und misstrauisch beobachtet. Durch Zufall gelingt es Lena eine Stelle als Übersetzerin bei den britischen Besatzern zu bekommen. Doch die Frage nach der Schuld, sowie das Misstrauen und Unverständnis der Siegermächte allen Deutschen gegenüber ist allgegenwärtig.

Meine Meinung: Der Roman ist inspiriert von der eigenen Familiengeschichte der Autorin.
„I love you, Fräulein Lena“ ist, wie man vielleicht aufgrund des Titels erwartet, keine einfache Liebesgeschichte zwischen Lena und einem britischen Soldaten. Nein, denn obwohl es auch um eine zarte Liebesgeschichte geht, steckt in diesem Roman viel mehr Tiefe, als ich erwartet hatte.
Hanna Aden erzählt aus verschiedenen Perspektiven, wobei der Fokus allerdings eindeutig auf Lena liegt. Durch die wechselnden Blickrichtungen bekommt man Einblicke in die Erinnerungen, Kriegserlebnisse und Gedanken der sehr unterschiedlichen und gut gewählten Charaktere, was ich sehr interessant fand.
Lena mochte ich gern. Nachdem sie sich etwas eingelebt hat und die Schrecken der Flucht ein klein wenig verblassen, zeigt sie, wie mutig und taff sie ist, auch wird sie immer selbstbewusster. Vor allem für Menschen, die ihr am Herzen liegen, riskiert sie einiges. Auch ihre Erziehung in einem Pastorenhaushalt wird häufig deutlich.
Die Geschichte spielt im besiegten Nachkriegsdeutschland. Die Stadt Niebüll steht unter britischer Besatzung und die Sieger zeigen den besiegten Deutschen deutlich ihre Überlegenheit, ihr Unverständnis und auch ihr Misstrauen. Im Laufe der Handlung werden viele Fragen aufgeworfen, die nur schwer oder gar nicht beantwortet werden können. Lena bringen diese Fragen zum Nachdenken. Zudem berichtet die Autorin authentisch und interessant über das alltäglichen Leben dieser Zeit.

Fazit: Mich hat dieses Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch emotional sehr berührt und mich zum Nachdenken gebracht. Einige Passagen werden mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.
„I love you, Fräulein Lena“ ist ein Buch, dem ich viele Leser*innen wünsche. Ein Buch über Schuld und Vergebung, über Erinnerungen und Zukunftsängste. Über Liebe und Hoffnung. Und gegen das Vergessen!

Veröffentlicht am 14.10.2023

Ein solider Reihenauftakt

Glutspur
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Inhalt: Liv Jensen arbeitet erst seit Kurzem als Privatdetektivin. Ihr ehemaliger Vorgesetzter und guter Freund bei der Kopenhagener Mordkommission, Petter Bohm, bittet sie um Hilfe in einem drei Jahre ...

Inhalt: Liv Jensen arbeitet erst seit Kurzem als Privatdetektivin. Ihr ehemaliger Vorgesetzter und guter Freund bei der Kopenhagener Mordkommission, Petter Bohm, bittet sie um Hilfe in einem drei Jahre zurückliegenden Mordfall, der bislang nicht aufgeklärt werden konnte. Bei ihren Ermittlungen trifft sie auf Hannah Leon, eine Krisenpsychologin, deren Zwillingsbruder Daniel sich vor einiger Zeit das Leben genommen hat. Daniel saß im Gefängnis und wurde beschuldigt, seine Ex-Frau Penelope ermordet zu haben. Dann ist da auch noch Nima Ansari, ein iranischer Automechaniker, der unter Mordverdacht gerät, als eine tote Frau im Wald gefunden wird.
Die Ermittlungen führen Liv weit in die Vergangenheit …

Meine Meinung: Ich habe die Kørner & Werner Reihe von Katrine Engberg sehr gerne gelesen und war jetzt sehr gespannt auf diesen neuen Reihenauftakt.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich wie gewohnt angenehm und flüssig lesen und auch Liv, Hannah und Nima mochte ich ganz gern. Alle drei Charaktere haben aus unterschiedlichen Gründen eine schwere Zeit hinter sich. Nur häppchen- und andeutungsweise erfahren wir, was ihnen geschehen ist.
Liv, Hannah und Nima wohnen zwar in direkter Nähe zueinander, haben aber trotzdem nur wenige Berührungspunkte. Die Erzähl-Perspektiven wechseln zwischen den dreien, wobei aber Livs Ermittlungen den größten Raum einnehmen. Zusätzlich gibt es noch einen kürzeren Handlungsstrang, der in der Vergangenheit (1943) spielt. Lange Zeit konnte ich überhaupt keine Verbindung zur Gegenwart herstellen und die Auflösung hat mich dann auch überrascht.
Leider konnte mich das Buch nicht völlig fesseln und lange Zeit fehlte mir auch die Spannung. Erst gegen Ende, als alle Fäden zusammenlaufen und sich entwirren, kommt mehr Dynamik und Spannung in die Handlung.

Fazit: Ein neuer Reihenauftakt, von dem ich persönlich etwas mehr erwartet hatte. Trotzdem werde ich sicher auch den nächsten Teil lesen und hoffe, dass neben Liv auch Hannah und Nima wieder dabei sind.

Veröffentlicht am 14.10.2023

Vom Anfang bis zum Ende spannend

Engelsmädchen
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Inhalt: Die Kriminalpsychologin und Kriminalkommissarin Carlotta Weiss wird von der Polizei um Hilfe gebeten: Ein junges Mädchen steht auf einem hohen Baugerüst und ist kurz davor, sich in die Tiefe zu ...

Inhalt: Die Kriminalpsychologin und Kriminalkommissarin Carlotta Weiss wird von der Polizei um Hilfe gebeten: Ein junges Mädchen steht auf einem hohen Baugerüst und ist kurz davor, sich in die Tiefe zu stürzen. Carlotta versucht alles, um das Mädchen, das große Engelsflügel auf ihren Schultern tätowiert hat, von dem Sprung abzuhalten. Leider vergeblich.
Nils Trojan wird zu dem Fall hinzugezogen und ist sofort von Carlotta fasziniert. Er bittet sie um eine Zusammenarbeit.
Während sie im Fall des unbekannten Mädchens ermitteln, kommt es in Berlin zu einer grausamen Mordserie …

Meine Meinung: In diesem 11.Teil der Reihe bekommt Nils Trojan Verstärkung von Carlotta Weiss - und ich finde diese Idee des Autors einfach genial, denn Carlotta bringt neuen Schwung in die Reihe. Sie gefällt mir richtig gut.
Carlotta ist sehr speziell. Sie ist äußerst scharfsinnig, eine nicht teamfähige Einzelgängerin, dabei sehr verletzlich und sie hat so ungewöhnliche und extreme Ermittlungsmethoden, dass Nils sich manchmal fragt, ob sie ein Genie ist, oder vielleicht eher wahnsinnig. Zudem sind ihre eigenwilligen Ermittlungen nicht immer ganz legal und oft gefährlich. Außerdem scheint sie in irgendeiner Weise in den Fall involviert zu sein ...
In diesem 11.Teil liegt der Fokus mehr auf Carlotta, als auf Nils, aber natürlich spielt auch er eine große Rolle.
Der Spannungsbogen ist von Anfang an auf einem hohen Niveau und steigt gegen Ende noch einmal an. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Story ist komplex aufgebaut und bis fast zum Schluss hatte ich keine Ahnung, wer der Täter ist und wie alles zusammenhängt. Die Morde sind unglaublich grotesk, blutig und unwirklich und die Atmosphäre düster und beklemmend, wie eigentlich immer in den Psychothrillern des Autors. Die Auflösung war für mich überraschend und hat mir gut gefallen.
Ich hoffe sehr, dass Nils und Carlotta ab jetzt gemeinsam ermitteln.

Fazit: Wieder einmal ein rasanter Psychothriller von Max Bentow. Sicher nicht ganz authentisch - hoffentlich 😅- , aber sehr spannend.

Veröffentlicht am 11.10.2023

Da ist noch Luft nach oben ...

Schwarzvogel
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Inhalt: Hilflos beobachtet die 85-jährige Gun bei einem Spaziergang, wie eine junge Frau panisch aus dem Wald gerannt kommt, auf das noch zu dünne Eis des Sees läuft und einbricht. Jede Rettung kommt zu ...

Inhalt: Hilflos beobachtet die 85-jährige Gun bei einem Spaziergang, wie eine junge Frau panisch aus dem Wald gerannt kommt, auf das noch zu dünne Eis des Sees läuft und einbricht. Jede Rettung kommt zu spät …
Die junge Ermittlerin Fredrika Storm, die gerade erst aus Kopenhagen in ihren Heimatort Harlösa zurückgekehrt ist, übernimmt zusammen mit ihrem neuen Kollegen Henry Calment den Fall, der zunächst wie ein Unfall aussieht. Zufällig ist die Augenzeugin Gun Fredrikas Großmutter und auch viele andere Bewohner des kleinen Ortes, die sie im Laufe der Ermittlungen befragen muss, sind ihr gut bekannt. Bald stellt sich ihr sogar die Frage, ob sie gegen ihre eigene Familie ermitteln muss.

Meine Meinung: Der Prolog bietet sofort einen spannenden Einstieg in das Buch und auf den folgenden Seiten lernen wir Fredrika und ihre neuen Kollegen und Kolleginnen kennen. Das Team besteht aus sehr unterschiedlichen Charakteren und besonders Henry sticht dabei heraus. Henry ist reich, kultiviert und gebildet, doch er wirkt keineswegs eingebildet. Er arbeitet sehr gerne bei der Polizei, weil ihn seine Aufgaben dort ausfüllen. Er ist zwar etwas speziell, aber ich mochte ihn sofort. Auch Fredrika war mir von Anfang an sympathisch. Für mich hätten die gemeinsamen Ermittlungen und die Dialoge der beiden so unterschiedlichen Menschen gerne noch mehr Raum einnehmen dürfen, denn die Dynamik zwischen den beiden hat mir gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie sich ihr Verhältnis in den nachfolgenden Krimis weiterentwickelt.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich flüssig lesen, die Kapitel sind relativ kurz und die Perspektiven wechseln häufiger, so dass man viele Einblicke bekommt. Obwohl es einige Längen gibt, kommt man mit dem Lesen schnell voran. Nicht so gut gefallen hat mir, dass Fredrikas recht große Familie einen ziemlich großen Teil der Ermittlungsarbeit eingenommen hat und die Zusammenhänge auch etwas konstruiert wirkten. Für Fredrika ist es schwer, die Grenze zwischen ihrer Familie und ihrem Job als Polizistin zu ziehen, was ihr auch nicht immer gelingt und ihr ein schlechtes Gewissen bereitet. Eigentlich hätte sie wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen werden müssen.
Leider kommt erst gegen Ende des Buches Spannung auf, bis dahin plätschern die Ermittlungen etwas vor sich hin. Allerdings konnte ich die Zusammenhänge bis zum Schluss nicht durchschauen, habe mitgerätselt und war sehr gespannt auf die Auflösung.

Fazit: Ein solider erster Fall für Fredrika Storm und Henry Calmont. Zwar noch etwas schwach, aber ich werde die Reihe sicher im Auge behalten.