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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2020

Düstere Familientragödie

Die verlorene Frau
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Inhalt: 1966, Seaview Cottage: Der Vater der 13-jährigen Rebecca leidet seit dem 2. Weltkrieg unter einer Kriegsneurose und wird häufig gewalttätig. Rebecca und ihre Mutter leben in ständiger Angst. In ...

Inhalt: 1966, Seaview Cottage: Der Vater der 13-jährigen Rebecca leidet seit dem 2. Weltkrieg unter einer Kriegsneurose und wird häufig gewalttätig. Rebecca und ihre Mutter leben in ständiger Angst. In einer stürmischen Nacht eskaliert ein Streit in dem abgelegenen Cottage und beide Eltern sterben. Die genauen Umstände der Todesfälle werden nie aufgeklärt. Zurück bleibt die völlig verstörte Rebecca.
2014, Chichester: Rebeccas älteste Tochter Jessica, zu der sie leider nur wenig Kontakt hat, verschwindet spurlos mit ihrem neugeborenen Baby aus der Klinik. Die kleine Elisabeth hat eine Streptokokken-Inkfektion und benötigt dringend ein Antibiotikum. Jessicas Halbschwester Iris, eine Journalistin, versucht die beiden zu finden und bittet ihre Mutter um Hilfe, denn kurz vor der Geburt war Jessica bei Rebecca und wollte mehr über deren Vergangenheit erfahren.

Meine Meinung: Der Schreibstil von Emily Gunnis lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen und durch die vielen Perspektiv-, sowie Zeitwechsel, ist die Geschichte sehr temporeich und vielschichtig. Durch Rückblicke in die Vergangenheit und Tagebuchaufzeichnungen von Rebeccas Mutter Harriet, erfährt der Leser nur nach und nach, was damals wirklich geschehen ist und erst am Ende fügt sich alles zusammen. Unfassbare und erschütternde Schicksale werden geschildert, dessen schwerwiegende Folgen von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Die Atmosphäre ist während der gesamten Handlung düster und bedrückend und die Charaktere sind nicht unbedingt alle super sympathisch, aber doch interessant und authentisch beschrieben.

Fazit: „Die verlorene Frau“ ist eine düstere, bewegende und spannende Familientragödie, die mich sehr gefesselt hat.

Veröffentlicht am 10.06.2020

Die Vögel des Glücks - Kraniche

Der Ruf der Kraniche
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Dem Kranichforscher Bernhard Weßling ist es auf eine absolut unterhaltsame und humorvolle Art und Weise gelungen, ein interessantes und auch sehr informatives Buch über die „Vögel des Glücks“ - die Kraniche ...

Dem Kranichforscher Bernhard Weßling ist es auf eine absolut unterhaltsame und humorvolle Art und Weise gelungen, ein interessantes und auch sehr informatives Buch über die „Vögel des Glücks“ - die Kraniche - zu schreiben. Seit mehr als dreißig Jahren beschäftigt er sich mit der Beobachtung und Verhaltensforschung von Kranichen und gilt inzwischen als international anerkannter Kranichexperte.
Bernhard Weßling schreibt über Mythen und Fakten, über Verhaltensweisen der Vögel, ihre Kommunikation, über ihre Feinde (Menschen leider ebenso wie Tiere) und über vieles andere. Besonders gut gefallen haben mir die vielen kleinen Anekdoten und oft witzige Verhaltensweisen der Kraniche, die tatsächlich an menschliche Verhaltensweisen erinnern.
Auf jeder Seite spürt man die Liebe des Autors zu diesen Vögeln. Oft gibt er den Kranichpaaren, die er beobachtet, Namen (z.B. die Pioniere, die Schlitzohren, Romeo und Julia) und durch diese Emotionalität bringt er auch dem Leser die Kraniche näher. Mir persönlich haben am besten Weßlings Beobachtungen der Grauen Kraniche im Duvenstedter Brook gefallen, deswegen sind die Kapitel von Kranichen in anderen Ländern aber nicht weniger interessant. Am faszinierendsten fand ich allerdings den geglückten Flug der jungen Schreikraniche mit drei Ultraleichtflugzeugen als Leittieren von Wisconsin nach Florida über 1218 Meilen.
Ergänzt wird der Text mit mit faszinierenden Fotos auf zwei Bildstrecken.

Tipp: Bernhard Weßling war am 25. März zu Gast bei DAS! - im Gespräch mit Inka Schneider. Zu sehen in der ardmediathek - sehr interessant, inklusive Filmaufnahmen.

Fazit: Wenn ich jetzt im nächsten Herbst die Kraniche auf ihrem Weg in den Süden über unser Haus fliegen sehe, oder sie in der Boddenlandschaft von Fischland-Darß-Zingst beobachte, werde ich diese schönen Vögel mit anderen Augen sehen. Ich habe viel Interessantes und Wissenswertes dazugelernt und kann allen Naturliebhabern dieses tolle Buch nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 05.06.2020

Urlaub in Nova Scotia

Träume in Meeresgrün
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Inhalt: Amelie freut sich auf den gemeinsamen Urlaub mit ihrem Vater Otto in Kanada, bis sie erfährt, dass auch ihre jüngere Schwester Nele und deren Freund Lars mitkommen. Da Amelie schon seit vielen ...

Inhalt: Amelie freut sich auf den gemeinsamen Urlaub mit ihrem Vater Otto in Kanada, bis sie erfährt, dass auch ihre jüngere Schwester Nele und deren Freund Lars mitkommen. Da Amelie schon seit vielen Jahren heimlich in Lars verliebt ist, ist ihr die Situation sehr unangenehm. Doch das malerische Städtchen Lunenburg in der Provinz Nova Scotia, scheint der ideale Ort zu sein, um auf andere Gedanken zu kommen und auch den Verlust ihrer Mutter endlich zu verarbeiten. Schon an ihrem ersten Urlaubstag begegnet Amelie dem attraktiven Callum und seinem bärengroßen und verrückten Hund Skipper, die beide sofort ihr Herz an sie verlieren. Doch Amelie will keinen Urlaubsflirt…

Meine Meinung: Nachdem im letzten Jahr „Sommer unter Sternen“ mein Sommerhighlight war, habe ich mich sehr auf das neue Buch von Miriam Covi „Träume in Meeresgrün“ gefreut.
Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar leicht, humorvoll und mitreißend und das Setting einfach traumhaft schön. Ich bin förmlich durch die knapp 500 Seiten geflogen. Wenn man das Buch lesen möchte, lohnt es sich auf jeden Fall, sich Fotos von Lunenburg im Internet anzusehen.
Die Protagonistin Amelie ist sympathisch und äußerst liebenswert, auch wenn mich ihre extreme Schüchternheit, sowie ihr ständiges heftiges Erröten zu Anfang etwas störte. Auch konnte ich ihr Verhalten nicht immer nachvollziehen. Callum ist wirklich nahezu perfekt, obwohl auch er eine tragische Vergangenheit hat, die er noch nicht völlig verarbeitet hat. Auch alle anderen Charaktere werden sehr warmherzig beschrieben, so dass man jeden einzelnen von ihnen mag. Nicht zu vergessen der verrückten Hund Skipper, der völlig in Amelie vernarrt ist. Nur Neles Schwester zickt etwas rum. Und Lars - naja. Obwohl alle wichtigen Charaktere die verschiedensten Probleme haben (was auf mich unrealistisch wirkte), wird die Wohlfühlatmosphäre dadurch nicht gedrückt, aber die Stimmung wird stellenweise sehr emotional. Denn außer um die Liebe geht es in diesem Roman vor allem um Trauer- und Vergangenheitsbewältigung und um unausgesprochene Geschwisterrivalität.
Das Ende war mir persönlich dann doch etwas zu viel Glückseeligkeit bei allen Beteiligten.

Fazit: Trotz kleiner Kritikpunkte habe ich dieses Buch wirklich sehr sehr gerne gelesen! Eine schöne Geschichte, bei der man alles um sich herum vergessen und sich ins wunderschöne Nova Scotia träumen kann.

Veröffentlicht am 04.06.2020

Fesselnd wie immer

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
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Inhalt: Sommer 1679. Die Pest, die zuerst in Wien ausgebrochen war, breitet sich nun auch in Bayern aus. Während einer Familienfeier der Schongauer Henkers-Familie Kuisl, stolpert der Kaufbeurer Henker ...

Inhalt: Sommer 1679. Die Pest, die zuerst in Wien ausgebrochen war, breitet sich nun auch in Bayern aus. Während einer Familienfeier der Schongauer Henkers-Familie Kuisl, stolpert der Kaufbeurer Henker Conrad Näher in den Raum, bricht dort zusammen und flüstert Jakob noch ein paar sehr rätselhafte Worte ins Ohr: In Kaufbeuren spiele ein schwarzer Reiter mit einer Pfeife zum Tanz auf, der Mörder hat zwei Gesichter. Kurz danach stirbt er an der Pest. Neugierig geworden, macht sich Jakob gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena und deren Mann Simon auf den Weg nach Kaufbeuren, um mehr über die Andeutungen herauszufinden und um seinen Enkel Peter zu suchen, der nach einem Auftrag des jungen zukünftigen Kurfürsten Max Emanuel, noch nicht in Schongau angekommen ist.

„Ob Kaiser oder Bettelmann… Die Seuche klopft bei jedem an."

Meine Meinung: „Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ ist bereits der 8.Teil der Henkerstochter Reihe, aber durch die vielen Erklärungen auf den ersten Seiten sicher problemlos als Einzelband zu lesen. Seit dem ersten Buch „Die Henkerstochter“ sind inzwischen viele Jahre vergangen und die Familienmitglieder sind dementsprechend älter geworden und die Familie größer. Dadurch vermehrt sich auch die Anzahl der Protagonisten, die alle charakterlich sehr unterschiedlich sind, und die Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt, was die Handlung sehr abwechslungsreich, lebhaft und spannend macht. Auch wenn der alte Henker Jakob in diesem Buch nur eine kleinere Rolle spielt als in den vorherigen Teilen, mag ich ihn immer noch am liebsten. Trotz seiner derben, sturen und aufbrausenden Art ist er mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Aber auch die anderen Familienmitglieder sind mir nach so vielen Jahren sehr vertraut.
Oliver Pötzsch versteht es wieder einmal hervorragend, die Vergangenheit äußerst bildhaft lebendig werden zu lassen und den Leser zu fesseln. Das Thema Pest fand ich sehr interessant, vor allem im Hinblick auf unsere derzeitige Situation. Natürlich ist es ein Zufall, denn der Autor hat das Buch schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geschrieben, trotzdem kann man nicht umhin Parallelen zu ziehen: Städte werden abgeriegelt, Wirtshäuser geschlossen, es wird überlegt ein große Veranstaltung abzusagen, die Menschen haben Angst und werden Fremden gegenüber misstrauisch. Es gibt die verschiedensten Theorien zur Verbreitung der Seuche. Schließlich wird nicht nur die Art der Ansteckung geklärt, sondern auch noch ein Mörder entlarvt.
Es wird ein Geheimnis angedeutet, das mit Magdalena und Paul zu tun hat, aber das leider in diesem Teil noch nicht geklärt wird. Also warte ich jetzt ungeduldig auf den 9. Teil…

Fazit: Wieder einmal ein gelungener historischer Krimi aus der Henkerstochter-Reihe. Es fällt kaum auf, dass das Buch etwas mehr als 700 Seiten hat, da man es kaum aus der Hand legen kann.

Veröffentlicht am 03.06.2020

Eine fesselnde Familiengeschichte

Belmonte
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Inhalt: Die junge Landschaftsgärtnerin Simona aus dem Allgäu erbt überraschend von ihrer Oma Franca deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen ...

Inhalt: Die junge Landschaftsgärtnerin Simona aus dem Allgäu erbt überraschend von ihrer Oma Franca deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bisher nichts wusste. Kurzentschlossen macht sich Simona auf dem Weg nach Italien, um sich ihr Haus in dem kleinen mittelalterlichen Ort Belmonte anzusehen. Im Haus, dessen Garten sie sofort mit Feuereifer bewirtschaftet, findet sie eine von Franca besprochene Kassette mit deren Lebensgeschichte. Nach und nach erfährt Simona immer mehr über ihre Großmutter, bis auch endlich die Wahrheit über ihre eigene Herkunft ans Licht kommt.

Meine Meinung: Die Erzählperspektive wechselt zwischen Simonas Urgroßmutter Teresa (ab 1944), ihrer Großmutter Franca (ab 1951) und Simona selbst (Gegenwart). Dabei ist es der Autorin (Antonia Riepp ist das Pseudonym der bekannten Autorin Susanne Mischke) wunderbar gelungen, die Atmosphäre der jeweiligen Zeit einzufangen und lebendig werden zu lassen und jeder Protagonistin einen eigenen interessanten Charakter, sowie eine eigene Geschichte zu verleihen. Auch die bildhaften Beschreibungen Italiens, des fiktiven Ortes Belmonte und vor allem der großen Familie Ferri, haben mir gut gefallen.
Alle drei Erzählstränge haben mich gefesselt, doch Teresas Geschichte hat mich am meisten berührt. Ihr Leben ist am tragischsten verlaufen. Im und kurz nach dem zweiten Weltkrieg waren die Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Regeln noch ganz anders als wir sie heute kennen und wichtige Entscheidungen wurden vom Vater bestimmt. Auch Franca hatte keine einfache Kindheit in Italien, obwohl sie das Glück hatte, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen. Marina, Simonas Mutter, spielt die kleinste Rolle in der Familiengeschichte. Sie mochte ich auch am wenigsten. Das schwarze Schaf der Familie. Simona ist eine sympathische junge Frau, die noch nicht so recht weiß, wo sie hingehört. Ihre Zeit in Italien hilft ihr dabei weiter.
Mein einziger Kritikpunkt ist der viel zu ausführliche Stammbaum von Simona auf der Umschlag-Innenseite, da er viel zu viel spoilert! (Und ein Fehler ist auch noch drin)

Fazit: Eine mitreißende und lebendig erzählte deutsch-italienische Familiengeschichte über vier Generationen. Absolute Leseempfehlung!