Profilbild von Raeubertochter

Raeubertochter

Lesejury Star
offline

Raeubertochter ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Raeubertochter über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.01.2024

Fantasievolles Bilderbuch

Der Zauber der Worte
0

Inhalt: Der sechsjährige William lebt mit seinen Eltern und dem Hund Racker in einer winzigen Wohnung über ihrem Buchladen mit dem schönen Namen Wortewunderland. Es war sehr kuschelig und gemütlich in ...

Inhalt: Der sechsjährige William lebt mit seinen Eltern und dem Hund Racker in einer winzigen Wohnung über ihrem Buchladen mit dem schönen Namen Wortewunderland. Es war sehr kuschelig und gemütlich in dem kleinen Laden und William war umgeben von Büchern mit denen er in die verschiedensten Welten reisen konnte. Doch leider gab es viel zu wenig Kundinnen und Kunden, die in den Laden kamen, um Bücher zu kaufen und ausgerechnet kurz vor Weihnachten stand der Laden vor dem Aus. Um das Wortewunderland für die Einwohner der Stadt interessanter zu machen, bastelt William für das Schaufenster ein großes Rentier. In der nächsten Nacht wird das Rentier lebendig und nimmt William mit auf eine magische Reise über die Stadt und sie verstreuen die allerleuchtendsten Wörter …

Meine Meinung: Das wunderschöne Cover und vor allem das Thema „Buchladen in Not“ hat mich auf dieses weihnachtliche Bilderbuch, das für Kinder ab 4 Jahren empfohlen wird, aufmerksam gemacht.
Der Text ist relativ kurz und für Kinder leicht verständlich, dabei sehr fantasievoll und magisch. Die Illustrationen sind äußerst farbenfroh und so detailliert, dass man auf jeder Seite einige Zeit zum Anschauen und Entdecken verbringen kann. Text und Illustrationen sind gut aufeinander abgestimmt.
Der kleine William, sein Hund Racker und natürlich auch das Rentiermädchen Comet sind wirklich liebenswert und werden von den Kindern sicher schnell ins Herz geschlossen. Die Atmosphäre des ganzen Buches ist trotz des drohendes Verlusts des Ladens nicht bedrückend, sondern eher warmherzig, und die Doppelseite mit der Illustration des kleinen Buchladens ist meine Lieblingsseite - wie könnte es auch anders sein? Ein Buchladen, in dem es tatsächlich „kuschelig, muschelig“ ist. Ein Traum für jeden Buchliebhaber :).
Ganz besonders schön und passend finde ich, das Worte die Buchhandlung retten.

Fazit: „Der Zauber der Worte“ ist ein wirklich schönes, fantasievolles und sehr farbenfrohes Kilderbuch, dass durch die warmherzige Atmosphäre und die Magie des Rentiers wunderbar in die Weihnachtszeit - wo Wünsche wahr werden können - passt.

Veröffentlicht am 19.10.2023

Tiefgründiger als erwartet

I love you, Fräulein Lena
0

Inhalt: Niebüll, Nordfriesland 1945. Nach ihrer dramatischen Flucht aus Pommern hoffen die beiden Schwestern und Pastorentöchter Lena und Margot, im Pfarrhaus in Niebüll fürs Erste eine Unterkunft zu bekommen. ...

Inhalt: Niebüll, Nordfriesland 1945. Nach ihrer dramatischen Flucht aus Pommern hoffen die beiden Schwestern und Pastorentöchter Lena und Margot, im Pfarrhaus in Niebüll fürs Erste eine Unterkunft zu bekommen. Vor allem die 19-jährige Lena träumt davon, sich hier eine Zukunft aufbauen zu können. Doch Flüchtlinge werden nicht gern gesehen und misstrauisch beobachtet. Durch Zufall gelingt es Lena eine Stelle als Übersetzerin bei den britischen Besatzern zu bekommen. Doch die Frage nach der Schuld, sowie das Misstrauen und Unverständnis der Siegermächte allen Deutschen gegenüber ist allgegenwärtig.

Meine Meinung: Der Roman ist inspiriert von der eigenen Familiengeschichte der Autorin.
„I love you, Fräulein Lena“ ist, wie man vielleicht aufgrund des Titels erwartet, keine einfache Liebesgeschichte zwischen Lena und einem britischen Soldaten. Nein, denn obwohl es auch um eine zarte Liebesgeschichte geht, steckt in diesem Roman viel mehr Tiefe, als ich erwartet hatte.
Hanna Aden erzählt aus verschiedenen Perspektiven, wobei der Fokus allerdings eindeutig auf Lena liegt. Durch die wechselnden Blickrichtungen bekommt man Einblicke in die Erinnerungen, Kriegserlebnisse und Gedanken der sehr unterschiedlichen und gut gewählten Charaktere, was ich sehr interessant fand.
Lena mochte ich gern. Nachdem sie sich etwas eingelebt hat und die Schrecken der Flucht ein klein wenig verblassen, zeigt sie, wie mutig und taff sie ist, auch wird sie immer selbstbewusster. Vor allem für Menschen, die ihr am Herzen liegen, riskiert sie einiges. Auch ihre Erziehung in einem Pastorenhaushalt wird häufig deutlich.
Die Geschichte spielt im besiegten Nachkriegsdeutschland. Die Stadt Niebüll steht unter britischer Besatzung und die Sieger zeigen den besiegten Deutschen deutlich ihre Überlegenheit, ihr Unverständnis und auch ihr Misstrauen. Im Laufe der Handlung werden viele Fragen aufgeworfen, die nur schwer oder gar nicht beantwortet werden können. Lena bringen diese Fragen zum Nachdenken. Zudem berichtet die Autorin authentisch und interessant über das alltäglichen Leben dieser Zeit.

Fazit: Mich hat dieses Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch emotional sehr berührt und mich zum Nachdenken gebracht. Einige Passagen werden mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.
„I love you, Fräulein Lena“ ist ein Buch, dem ich viele Leser*innen wünsche. Ein Buch über Schuld und Vergebung, über Erinnerungen und Zukunftsängste. Über Liebe und Hoffnung. Und gegen das Vergessen!

Veröffentlicht am 14.10.2023

Vom Anfang bis zum Ende spannend

Engelsmädchen
0

Inhalt: Die Kriminalpsychologin und Kriminalkommissarin Carlotta Weiss wird von der Polizei um Hilfe gebeten: Ein junges Mädchen steht auf einem hohen Baugerüst und ist kurz davor, sich in die Tiefe zu ...

Inhalt: Die Kriminalpsychologin und Kriminalkommissarin Carlotta Weiss wird von der Polizei um Hilfe gebeten: Ein junges Mädchen steht auf einem hohen Baugerüst und ist kurz davor, sich in die Tiefe zu stürzen. Carlotta versucht alles, um das Mädchen, das große Engelsflügel auf ihren Schultern tätowiert hat, von dem Sprung abzuhalten. Leider vergeblich.
Nils Trojan wird zu dem Fall hinzugezogen und ist sofort von Carlotta fasziniert. Er bittet sie um eine Zusammenarbeit.
Während sie im Fall des unbekannten Mädchens ermitteln, kommt es in Berlin zu einer grausamen Mordserie …

Meine Meinung: In diesem 11.Teil der Reihe bekommt Nils Trojan Verstärkung von Carlotta Weiss - und ich finde diese Idee des Autors einfach genial, denn Carlotta bringt neuen Schwung in die Reihe. Sie gefällt mir richtig gut.
Carlotta ist sehr speziell. Sie ist äußerst scharfsinnig, eine nicht teamfähige Einzelgängerin, dabei sehr verletzlich und sie hat so ungewöhnliche und extreme Ermittlungsmethoden, dass Nils sich manchmal fragt, ob sie ein Genie ist, oder vielleicht eher wahnsinnig. Zudem sind ihre eigenwilligen Ermittlungen nicht immer ganz legal und oft gefährlich. Außerdem scheint sie in irgendeiner Weise in den Fall involviert zu sein ...
In diesem 11.Teil liegt der Fokus mehr auf Carlotta, als auf Nils, aber natürlich spielt auch er eine große Rolle.
Der Spannungsbogen ist von Anfang an auf einem hohen Niveau und steigt gegen Ende noch einmal an. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Story ist komplex aufgebaut und bis fast zum Schluss hatte ich keine Ahnung, wer der Täter ist und wie alles zusammenhängt. Die Morde sind unglaublich grotesk, blutig und unwirklich und die Atmosphäre düster und beklemmend, wie eigentlich immer in den Psychothrillern des Autors. Die Auflösung war für mich überraschend und hat mir gut gefallen.
Ich hoffe sehr, dass Nils und Carlotta ab jetzt gemeinsam ermitteln.

Fazit: Wieder einmal ein rasanter Psychothriller von Max Bentow. Sicher nicht ganz authentisch - hoffentlich 😅- , aber sehr spannend.

Veröffentlicht am 26.05.2023

Fesselnde Familiengeschichte

Die Frauen von Capri – Im blauen Meer der Tage
0

München Gegenwart: Die 43-jährige Catia ist unzufrieden mit ihrem Leben. Die Kinder werden erwachsen, der Job macht keinen Spaß und auch das Verhältnis zu ihrem Mann ist nicht das Beste. Zu allem Überfluss ...

München Gegenwart: Die 43-jährige Catia ist unzufrieden mit ihrem Leben. Die Kinder werden erwachsen, der Job macht keinen Spaß und auch das Verhältnis zu ihrem Mann ist nicht das Beste. Zu allem Überfluss muss sie auch noch ins Krankenhaus. Dort lernt sie die 80-jährige Italienerin Elisa Santoro kennen, die ihr anbietet, sie für einige Monate nach Capri zu begleiten, um beim Verkauf ihres Elternhauses zu helfen. Doch nach ein paar Wochen auf der italienischen Insel wird Catia klar, dass Elisa ihr etwas Wichtiges verschwiegen hat.
Capri Vergangenheit: Schon immer war für die junge Elisa klar, dass sie einmal die elterliche Weberei leiten und neue Designs für die Ziegenhaardecken entwerfen möchte - und dazu braucht sie weder Ehemann noch Kinder. Doch sie hat das Pech, als Mädchen im Süditalien der 1940er Jahre geboren worden zu sein, und für ihren Vater ist es unvorstellbar, dass eine Frau das Unternehmen leitet. Ein Ehemann muss her, doch damit ist Elisa überhaupt nicht einverstanden.

Meine Meinung: Antonia Riepp erzählt diese deutsch - italienische Familiensaga auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Cover und Titel deuten eher auf eine leichte und sommerliche italienische Liebesgeschichte hin, doch das ist hier nicht der Fall. Der Fokus liegt eher auf Elisas Lebensgeschichte, die mich ganz besonders gefesselt hat. Elisa ist eigenwillig, selbstbewusst, begabt und weiß genau was sie will. Damit ähnelt sie ihrer deutschen Großmutter Wilhelmine - la tedesca - von der in der Familie nicht mehr gesprochen werden darf. Mal amüsiert, mal berührt und mal geschockt habe ich Elisas Lebensweg einige Jahre verfolgt und fand es sehr interessant über das Leben in Süditalien in den (hauptsächlich) 1960er Jahren zu lesen.
Die Geschichte in der Gegenwart hat mir zwar auch ganz gut gefallen, war aber eher nebensächlich für mich.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen und ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft haben eine wunderschöne Atmosphäre, sowie den Wunsch nach Italien zu reisen, erzeugt. Auch die Charaktere konnte ich mir gut vorstellen. In der Vergangenheit mochte ich Elisa sehr gern, habe mit ihr zusammen gehofft und gelitten und war immer auf ihrer Seite, doch mit der Zeit fand ich sie immer dominanter und in der Gegenwart war sie mir dann nicht mehr ganz so sympathisch. Trotzdem kann ich nachvollziehen, warum sie so geworden ist.
Catia gefiel mir ganz gut, sie versteht sich bestens mit der etwas speziellen alten Signora und ab und zu musste ich über ihre lockere und gewitzte Art, mit Elisa umzugehen, schmunzeln. Ihr tut der Tapetenwechsel sehr gut und sie hat Zeit über das Nachzudenken, was sie wirklich möchte. Die Lösung ihrer privaten Probleme war mir allerdings etwas zu schnell und zu einfach.

Fazit: Eine fesselnde Familiengeschichte mit einem wunderschönem Setting, italienischem Flair und einer interessanten Protagonistin. Eine tolle Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Tiefgründig und berührend

Unsere Zukunft flirrt am Horizont
0

Inhalt: Simon, Lia und Marcin sind siebzehn Jahre alt, doch das ist schon ihre einzige Gemeinsamkeit, außer dass sie alle drei für einige Zeit in der „Schattigen Pinie“, einem Seniorenheim, Sozialstunden ...

Inhalt: Simon, Lia und Marcin sind siebzehn Jahre alt, doch das ist schon ihre einzige Gemeinsamkeit, außer dass sie alle drei für einige Zeit in der „Schattigen Pinie“, einem Seniorenheim, Sozialstunden ableisten müssen. Jeder von ihnen hat seine eigene traurige Geschichte und eine Menge Probleme zu bewältigen. Doch den so unterschiedlichen Jugendlichen gelingt es innerhalb der nächsten Wochen, sich gegenseitig zu akzeptieren, Vertrauen zueinander aufzubauen und echte Freundschaft zu schließen.

Meine Meinung: Adriana Popescu erzählt in „Unsere Zukunft flirrt am Horizont“ im Wechsel aus den Perspektiven der drei Protagonisten Simon, Lia und Marcin, so dass man als Leser*in die Möglichkeit hat, in den Alltag, sowie in die Gedanken- und Gefühlswelt jedes Einzelnen einzutauchen, ein tiefes Verständnis für sie zu entwickeln und jedem wirklich ganz nah zu kommen. Die Autorin hat ein Händchen dafür, individuelle und authentische Charaktere zu erschaffen - und damit meine ich auch die Nebencharaktere - und voller Empathie über sie zu erzählen. Ich habe alle drei Jugendlichen sehr gemocht, aber besonders Simon ist mir ans Herz gewachsen. Genau wie Frau Waible, Marcins ältere Nachbarin, die mich ganz besonders berührt hat.
Mir hat auch sehr gut gefallen, wie ganz langsam eine Freundschaft zwischen den drei Protagonisten entsteht, wie eng sie zusammenwachsen und sich umeinander kümmern - ohne Missgunst oder offene Eifersucht.
Es gibt in diesem Roman natürlich auch traurige Passagen, denn Simon, Lia und Marcin durchleben gerade eine schwere Zeit und keiner von ihnen findet Rückhalt im Elternhaus, doch trotzdem steckt die Geschichte voller Hoffnung und schöner Momente.

Fazit: Das Buch ist ein Jugendroman, aber ich bin mir ganz sicher, dass auch ältere Leser von dieser tiefgründigen, sehr empathisch und mitreißend geschriebenen Geschichte sehr berührt sein werden.