Profilbild von Readaholic

Readaholic

Lesejury Star
offline

Readaholic ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Readaholic über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2022

Zwei mysteriöse Fälle

Vertrauen
0

Ein neugeborenes Mädchen wird in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Frau, die das Baby dort zurückließ, ist auf einer Überwachungskamera zu sehen und wird ermittelt. Zunächst streitet sie alles ...

Ein neugeborenes Mädchen wird in der Nähe eines Krankenhauses ausgesetzt. Die Frau, die das Baby dort zurückließ, ist auf einer Überwachungskamera zu sehen und wird ermittelt. Zunächst streitet sie alles ab, dann behauptet sie, das Baby zur Welt gebracht zu haben, es aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht behalten zu können. Ein DNA-Test zeigt aber, dass sie nicht die Mutter sein kann.
Am selben Tag erhält die Polizei den Anruf aus einem Hotel, dass ein Gast ohne zu zahlen das Hotel verlassen habe. Kommissar Avi Avraham kümmert sich persönlich darum und fährt zum Hotel, wo ihm mitgeteilt wird, am Nachmittag hätten Verwandte des Mannes dessen Gepäck abgeholt und die Rechnung beglichen. Avraham ist misstrauisch, da es sich bei dem Mann um einen Touristen handelt, der laut seiner Tochter keine Verwandtschaft in Israel hat, jedoch ihrer Meinung nach für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet hat. Als er nachforscht, wird ihm von Vorgesetzten nahegelegt, diese Spur nicht weiterzuverfolgen. Doch Avraham lässt die Sache nicht los, zumal er herausfindet, dass der angebliche Schweizer Staatsbürger mehrere Pässe besessen hat.
Beide Fälle sind sehr vielschichtig und die ungewohnten israelischen Namen machen die Lektüre nicht einfach. Ich habe „Vertrauen“ mit Interesse gelesen, an die Faszination, die Mishanis letztes Buch, „Drei“ auf mich ausgeübt hat, kommt es allerdings nicht heran. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr lesenswerter spannender und anspruchsvoller Krimi, der aus dem üblichen Krimiraster herausfällt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2022

Die Geister, die ich rief

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
0

Kurz vor dem 30jährigen Jahrestags des Mauerfalls recherchiert der Hamburger Journalist Alexander Landmann in alten Stasi-Akten und gräbt eine abenteuerliche Geschichte aus: Michael Hartung, der damals ...

Kurz vor dem 30jährigen Jahrestags des Mauerfalls recherchiert der Hamburger Journalist Alexander Landmann in alten Stasi-Akten und gräbt eine abenteuerliche Geschichte aus: Michael Hartung, der damals bei der Deutschen Reichsbahn für die Weichenstellung der S-Bahnzüge am Stellwerk Friedrichstraße zuständig war, soll am 12. Juli 1983 durch das Freischalten einer Weiche allein dafür verantwortlich sein, dass in dieser Nacht ein mit 127 Personen besetzter S-Bahnzug ungehindert in den Westen durchfahren konnte. Landmann wittert die große Story und sucht Hartung auf, der mittlerweile Besitzer einer ziemlich heruntergekommenen Videothek in Ostberlin ist. Zunächst will Hartung nichts von ihm wissen, schon gar nicht davon, ein Held zu sein, denn in Wirklichkeit war in jener Nacht lediglich ein Bolzen beim Stellen der Weiche abgebrochen. Als Landmann ihn durch ein großzügiges Honorar für ein Interview lockt, beschließt Hartung mitzuspielen, doch bald nimmt die Geschichte vom Helden vom Bahnhof Friedrichstraße solche Ausmaße an, dass er sie nicht mehr steuern kann. Die Talkshows reißen sich um ihn, Buch und Film sind geplant und Hartung soll am Jahrestag des Mauerfalls eine Rede im deutschen Bundestag halten. Alles wächst ihm über den Kopf. Möglicherweise hätte er seinen Ruhm und den damit einhergehenden Geldfluss sogar genossen, wäre da nicht Paula, die ihn eines Tages anspricht und in die er sich umgehend verliebt. Paula war als Kind mit ihren Eltern in eben jener S-Bahn, die sie in den Westen brachte und somit ihr Leben veränderte. Hartung will sie nicht anlügen, doch für die Wahrheit scheint es längst zu spät…
Maxim Leo ist mit diesem humorvollen und satirischen Roman ein ganz wunderbares Buch über die deutsche Wiedervereinigung und die Vorurteile von Ossis und Wessis geschrieben. Was ist schon Geschichte? Hat nicht jeder ein eigenes Bild davon, was Geschichte (und Wahrheit) ist? Mit viel Humor und Sprachwitz widmet er sich fast schon philosophischen Themen, doch im Vordergrund steht immer der sympathische Michael Hartung, der niemals ein Held sein wollte und in diese Rolle hineingedrängt wurde. Das Buch hat mir kurzweilige und vergnügliche Lesestunden bereitet. 5 Sterne und absolute Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2022

Ein Fall, der's in sich hat

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht
0

Im dichten Schneegestöber wird in der Jachenau eine junge Frau vermisst. Sie war auf dem Heimweg zu ihren Eltern, um mit ihnen Geburtstag zu feiern, doch sie kommt nie zuhause an. Kurz darauf verschwinden ...

Im dichten Schneegestöber wird in der Jachenau eine junge Frau vermisst. Sie war auf dem Heimweg zu ihren Eltern, um mit ihnen Geburtstag zu feiern, doch sie kommt nie zuhause an. Kurz darauf verschwinden zwei weitere junge Menschen aus der Gegend.
Beinahe zeitgleich verschwinden aus einem Innsbrucker Studentenwohnheim zwei junge Frauen. Alles nur Zufall? Oder stecken dieselben Täter dahinter? Allerdings könnte in Innsbruck Fremdenfeindlichkeit das Motiv sein, denn eine der beiden Frauen stammt aus Syrien.
Es ist der zweite Fall der „Grenzfall“-Reihe von Anna Schneider, in denen auf der österreichischen Seite der 60jährige Bernhard Krammer gemeinsam mit Rosa Szabo vom LKA Tirol und auf der deutschen Seite die 32jährige Alexa Jahn mit ihrem Kollegen Huber ermitteln. Den ersten Band kannte ich nicht, trotzdem fiel es mir nicht schwer, in die Geschichte reinzukommen. Zu Beginn des Buches erhält der Leser einen kurzen Steckbrief der beiden Kommissare Jahn und Krammer sowie eine Landkarte der Gegend des Geschehens, was äußerst hilfreich ist.
Jahn und Krammer haben auch im ersten Fall (der im übrigen erst eine Woche zurückliegt) grenzüberschreitend miteinander gearbeitet. Bald stellt sich heraus, dass sie mehr als der Beruf verbindet.
Die Geschichte wird abwechselnd aus Jahns und Krammers Perspektive erzählt, dazwischen erfährt man immer wieder Einzelheiten aus der Sicht der Opfer sowie kursiv geschriebene Gedanken, vermutlich des Täters. Anna Schneider erzählt in kurzen Kapiteln, ihr Schreibstil ist flüssig und spannend, man mag das Buch gar nicht aus der Hand legen. Was der Leser ganz am Schluss über die Täter erfährt, ist sowohl perfide als auch äußerst gruslig, besonders da eine gewisse Gruppierung keineswegs der Fantasie der Autorin entspringt, sondern tatsächlich existiert. Ich werde diese Reihe mit Sicherheit weiterverfolgen und freue mich schon auf den angekündigten 3. Band!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2022

Anne Holt enttäuscht mich nie

Ein Grab für zwei
0

Selma Falck, einstige Spitzensportlerin und danach erfolgreiche Anwältin, ist tief gefallen. Um ihrer Spielsucht zu frönen, hat sie in großem Stil Geld eines Klienten veruntreut, bekommt von ihm allerdings ...

Selma Falck, einstige Spitzensportlerin und danach erfolgreiche Anwältin, ist tief gefallen. Um ihrer Spielsucht zu frönen, hat sie in großem Stil Geld eines Klienten veruntreut, bekommt von ihm allerdings die Chance, eine Anzeige abzuwenden: Selma soll die Tochter des Geschäftsmanns Jan Morell, Hege Chin Morell, vom Vorwurf des Dopings freiwaschen. Hege ist die erfolgreichste norwegische Langläuferin. Sie kann sich keinen Reim darauf machen, weshalb sie positiv getestet wurde, denn sie hat nie wissentlich verbotene Substanzen zu sich genommen. Selma ist zwar der Meinung, in diesem Fall wenig ausrichten zu können, findet dann aber doch Indizien, die darauf hinweisen, dass das Mittel Hege ohne ihr Wissen verabreicht wurde. Dann geschieht ein schrecklicher Unfall, bei dem Norwegens bester männlicher Langläufer, Selmas Patensohn, ums Leben kommt. Auch bei ihm werden verbotene Substanzen nachgewiesen. Hängen die beiden Fälle zusammen und wenn ja, wie? Selma stellt sich die Frage „cui bono?“ – wem nützt es – bzw. wem soll geschadet werden?
Neben diesem Haupthandlungsstrang gibt es noch eine Art Drehbuch sowie die Gedanken eines Mannes, der in einer immer kleiner werdenden Zelle gefangen gehalten wird. Was es hiermit auf sich hat, erfährt man erst nach und nach.
Selma, die aufgrund ihrer Spielsucht aus dem Haus der Familie ausgezogen ist, haust nun mehr schlecht als recht in einer heruntergekommenen Wohnung. Ihr Leben ist ein einziger Trümmerhaufen, doch es gibt ihr Auftrieb, als sie immer mehr Einzelheiten ans Licht bringt, was im norwegischen Spitzensport, vor allem im Langlaufverband, alles im Argen liegt.
Ich fand das Hörbuch ausgesprochen fesselnd. Abgesehen von der spannenden Handlung
gefiel mir auch die Sprecherin Katja Bürkle ganz hervorragend (und ich bin bei Hörbuchsprechern sehr wählerisch).
Ich kann nicht behaupten, dass mir die Protagonistin Selma sympathisch war, aber sie ist eine definitiv interessante Person. Ich freue mich, dass „Ein Grab für zwei“ den Auftakt zu einer neuen Serie darstellt und werde mit Sicherheit Selmas weiteren Weg verfolgen. Von mir 5 Sterne und eine klare Lese- bzw. Hörempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.02.2022

Die findige Sekretärin

Die stumme Tänzerin
0

Einmal im Leben will Paula Haydorn, Tochter aus gutem Haus, erleben, wie es auf dem Hamburger Kiez zugeht. Dummerweise gerät sie mitten in eine Razzia und landet auf dem Polizeirevier. Dort schafft sie ...

Einmal im Leben will Paula Haydorn, Tochter aus gutem Haus, erleben, wie es auf dem Hamburger Kiez zugeht. Dummerweise gerät sie mitten in eine Razzia und landet auf dem Polizeirevier. Dort schafft sie es, sich davonzumachen und landet in den Räumlichkeiten der weiblichen Kriminalpolizei. Die Geschichte spielt im Jahr 1928 und weibliche Kriminalbeamtinnen sind eine absolute Novität, kritisch beäugt von den männlichen Kollegen.
Paula, die als Sekretärin bei einer Hamburger Werft arbeitet, beschließt kurzerhand, sich bei der KriPo als Sekretärin zu bewerben, doch in Nullkommanichts landet sie stattdessen als Ermittlerin im Team um Josefine Erkens. Sie wird zu einem Tatort mitgenommen, es handelt sich um eine schrecklich zugerichtete Leiche in einer Kirche. Es stellt sich heraus, dass das Opfer eine Prostituierte war. Schnell gerät der Besitzer des Etablissements, in dem die junge Frau arbeitete, ins Visier der Kommissare. Der Tatort wird abgesucht, doch es ist Paula, die ein wichtiges Beweisstück findet.
Paulas Familie ist ganz und gar nicht begeistert davon, dass ihre Tochter ihren alten Job gekündigt hat und nun bei der Polizei arbeitet. Sie wollen mit allen Mitteln erreichen, dass sie den neuen Job verliert. Als ihr Vater in ihrem Namen kündigt, schaltet sich sogar der Polizeipräsident ein und sorgt dafür, dass Paula Teil des Ermittlerteams bleibt. Spätestens an dieser Stelle habe ich zum ersten Mal mit den Augen gerollt. Wie lange ist Paula zu diesem Zeitpunkt schon bei der Kriminalpolizei? Eine Woche? Und doch setzt sich der Polizeipräsident persönlilch für die junge Frau mit keinerlei Berufserfahrung ein, wirklich sehr realistisch!
Bald wird eine zweite Leiche gefunden, wieder eine Prostituierte. Paula ermittelt auf eigene Faust und löst die Fälle quasi allein. Was das Private anbelangt, so scheint Paula der Leiter der Ermittlungsgruppe, Martin Broder, gut zu gefallen und umgekehrt, doch sie geraten immer wieder aneinander. Dem Leser/Hörer ist jedoch klar, dass sich zwischen den beiden irgendwann etwas entwickeln wird. Ich gehe jedenfalls stark davon aus, dass dies nur der erste Band um „die findige Sekretärin“ (wie sie einmal genannt wird) ist.
Ich fand die Geschichte ziemlich an den Haaren herbeigezogen und die akribischen Beschreibungen der verstümmelten Leichen hätte ich nicht gebraucht. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und ich hatte auch Probleme mit der Art und Weise, wie die Sprecherin manche Personen darstellte. Das Ganze kam mir ein bisschen wie ein historischer Groschenroman vor. Ich werde jedenfalls Paulas Werdegang nicht weiter verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere