Nachspielzeit
Immer noch wachAls er sieben Jahre alt war, starb Alex‘ Vater an Magenkrebs. Seitdem schwebt die Diagnose Krebs wie ein Damoklesschwert über Alex, denn er befürchtet, ebenfalls an Krebs zu erkranken. Im Alter von dreißig ...
Als er sieben Jahre alt war, starb Alex‘ Vater an Magenkrebs. Seitdem schwebt die Diagnose Krebs wie ein Damoklesschwert über Alex, denn er befürchtet, ebenfalls an Krebs zu erkranken. Im Alter von dreißig Jahren ist es soweit: auch er wird mit Magenkrebs diagnostiziert. Er erinnert sich nur allzu gut an das langsame und würdelose Sterben seines Vaters und wie schlimm dieser Prozess für die Angehörigen war. Um nichts in der Welt will er seinem besten Freund Bene, mit dem er ein Café betreibt, und seiner Lebensgefährtin Lisa dies zumuten. Solange es ihm noch einigermaßen gut geht, will er bleiben und sich danach für die letzte Zeit ein Hospiz suchen, aber niemandem verraten, wohin er geht.
Obwohl sie seine Entscheidung nicht gutheißen, akzeptieren Lisa und Bene wohl oder übel seinen Entschluss.
Im Hospiz lernt Alex die anderen Gäste kennen, die fast alle schnell versterben. Nur zu Kasper, der wie er schon längere Zeit dort ist und trotz seiner schweren Erkrankung nicht stirbt, baut er eine nähere Beziehung auf. Auch Alex stellt fest, dass ihm mehr Zeit bleibt als angenommen, und er beschließt, eine Löffelliste abzuarbeiten, also eine Liste der Dinge, die er noch tun will, bevor er den Löffel abgibt.
Ich hatte noch nie von dem Autor und diesem Buch gehört, als ich es kürzlich auf einer Empfehlungsliste von Büchern fand, die die betreffenden Redakteure im Laufe des letzten Jahres besonders beeindruckt haben. Auch ich fand den Roman lesenswert. Es ist keine deprimierende Lektüre, wie man vielleicht annehmen könnte, denn man erfährt auch viel über Alex‘ Lebenslust und seine schönen und lustigen Erlebnisse. Leider sind die in kurzen Kapiteln beschriebenen Rückblicke in keinster Weise chronologisch geordnet und man weiß beim Lesen zunächst nie, auf welche Phase von Alex‘ Leben sich ein Abschnitt gerade bezieht. Das fand ich etwas irritierend. Es ist wie ein Mosaik, das man sich selbst zusammensetzen muss.
Dennoch hat mir „Immer noch wach“ gut gefallen. Es ist ein eindrücklicher Roman, der nachdenklich stimmt und noch eine ganze Weile nachhallt.