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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2021

Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt isst

Leichenblume
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Heloise Kaldan arbeitei als Journalistin bei einer großen dänischen Tageszeitung, doch leider ist sie mit einem Artikel gerade völlig auf die Nase gefallen. Ihrer Quelle wurden falsche Informationen zugespielt, ...

Heloise Kaldan arbeitei als Journalistin bei einer großen dänischen Tageszeitung, doch leider ist sie mit einem Artikel gerade völlig auf die Nase gefallen. Ihrer Quelle wurden falsche Informationen zugespielt, die Heloise veröffentlicht und sich und die Zeitung in große Schwierigkeiten gebracht hat.
In dieser Situation erhält sie einen seltsamen Brief. Absenderin ist eine gewisse Anna Kiel, die seit Jahren für den kaltblütigen Mord an einem Anwalt gesucht wird. Ihr Motiv liegt völlig im Dunkeln.
Nachdem ein Journalist, der in der Vergangenheit mit dem Fall Kiel betraut war, tot aufgefunden wird und Heloise weitere Briefe von Anna Kiel erhält, die seltsamerweise viel über Heloises Privatleben weiß, wendet sie sich an die Polizei. Kommissar Schäfer von der Mordkommission zeigt sofort großes Interesse. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Anna Kiel und deren Mordmotiv.
„Leichenblume“ ist als erster Band einer Reihe um Heloise Kaldan und Erik Schäfer angelegt. Der Fall ist durchaus spannend. Wenn ich allerdings gewusst hätte, was der Hintergrund für Anna Kiels Mord an dem Anwalt ist, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gelesen. Erstens, weil ich das Thema satt habe und zweitens, weil es mir sehr unter die Haut geht. Mit der Person Heloise bin ich leider bis zuletzt nicht warm geworden. Trotzdem werde ich den zweiten Band, der im Sommer 2021 erscheint, wahrscheinlich auch lesen.

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Veröffentlicht am 21.05.2021

Dümpelt so vor sich hin

Venezianische Verwicklungen (Ein Luca-Brassoni-Krimi 1)
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Ein renommierter deutscher Kunstprofessor reist mit einer Doktorandin nach Venedig, um die Echtheit eines neu aufgetauchten Gemäldes von Picasso zu untersuchen. Kurz danach wird er ermordet, auf die Doktorandin ...

Ein renommierter deutscher Kunstprofessor reist mit einer Doktorandin nach Venedig, um die Echtheit eines neu aufgetauchten Gemäldes von Picasso zu untersuchen. Kurz danach wird er ermordet, auf die Doktorandin wird ebenfalls ein Anschlag verübt. Commissario Luca Brassoni , der den Fall untersucht, hat alsbald Zweifel an der Integrität sowohl des Professors als auch des Leiters des Museums, dem der Picasso zum Kauf angeboten wurde.
„Venezianische Verwicklungen“ lebt hauptsächlich von den Beschreibungen des Schauplatzes Venedig und den vielen eingestreuten italienischen Sätzen, der eigentliche Kriminalfall dümpelt so vor sich hin. Erst ganz am Schluss nimmt die Geschichte Fahrt auf und es entsteht Spannung. Was für meine Begriffe vollkommen unnötig ist und mich entsprechend gelangweilt hat, waren die Exkursionen in Brassonis Liebesleben, das teilweise äußerst schwülstig beschrieben wird.
Brassoni, der bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, benimmt sich wie ein pubertierender Teenager, wird in Gegenwart seiner Angebeteten rot und fängt an zu stammeln, und obwohl er die Affäre mit einer verheirateten Sekretärin am liebsten beenden möchte, ist er nicht dazu in der Lage, sondern ist angesichts ihrer körperlichen Reize (tolle Figur, meerblaue Augen, perlweiße Zähne) völlig hilf- und willenlos. Anscheinend entwickelt sich der Commissario im Lauf der nächsten Bände der Reihe und benimmt sich wie man es von einem Mann seines Alters eher erwarten würde, doch mir hat diese kurze Begegnung mit Brassoni gereicht, ich werde sie nicht weiter vertiefen.
Am meisten gestört hat mich an diesem Hörbuch, dass mir einiges ganz und gar unlogisch erschien und so mancher Verdacht ohne irgendwelche Beweise plötzlich zur Tatsache mutiert.
Was ich mir allerdings gut vorstellen könnte, ist eine Verfilmung der Geschichte. Es wäre sicher viel interessanter, den morbiden Charme Venedigs zu sehen, anstatt ihn nur beschrieben zu bekommen.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Opfer, für die sich niemand interessiert

DUNKEL
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Hulda Hermannsdottir steht kurz vor der Pensionierung, als sie von ihrem Chef erfährt, dass ihr Nachfolger früher als erwartet seinen Dienst antritt und sie die restlichen Monate ihrer offiziellen Dienstzeit ...

Hulda Hermannsdottir steht kurz vor der Pensionierung, als sie von ihrem Chef erfährt, dass ihr Nachfolger früher als erwartet seinen Dienst antritt und sie die restlichen Monate ihrer offiziellen Dienstzeit bei vollen Bezügen bereits zuhause bleiben kann. Da Huldas Privatleben alles andere als erfüllend ist, zieht ihr diese Nachricht den Boden unter den Füßen weg. So will sie sich nicht abservieren lassen! Sie ringt ihrem Chef die Zusage ab, einen letzten Cold Case bearbeiten zu dürfen, welchen kann sie selbst bestimmen.
Sie stößt auf den Fall einer jungen Russin, einer Asylbewerberin, die unter ungeklärten Umständen starb. Es stellt sich heraus, dass die damaligen Ermittlungen äußerst schlampig geführt wurden, vor allem wohl, weil keiner ein echtes Interesse für den Fall aufbrachte.
Innerhalb kürzester Zeit unternimmt Hulda mehr als das damalige Ermittlerteam und stößt auf interessante Hinweise, wonach es sich durchaus um Mord handelt könnte. Dass sie sich damit selbst in höchste Gefahr bringt, ist Hulda nicht bewusst.
Ragnar Jonasson hat mit Hulda eine interessante und ungewöhnliche Ermittlerin geschaffen, noch ungewöhnlicher ist, wie seine Hulda-Trilogie angelegt ist, denn Band 2 und 3 gehen jeweils zurück in die Vergangenheit.
Ich habe diesen ersten Band an einem verregneten Sonntag in einem Rutsch durchgelesen und werde mir jetzt schnellstmöglich die nächsten Bände besorgen.

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Die verschiedenen Leben des Moritz Reincke

Jaffa Road
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Moritz Reincke alias Maurice Sarfati ist tot. Ein Schock für seine Tochter Noelle und seine Enkelin Nina, die von einem Notar davon in Kenntnis gesetzt werden. Beide wussten nicht, wo der Vater bzw. Großvater ...

Moritz Reincke alias Maurice Sarfati ist tot. Ein Schock für seine Tochter Noelle und seine Enkelin Nina, die von einem Notar davon in Kenntnis gesetzt werden. Beide wussten nicht, wo der Vater bzw. Großvater lebte, war er doch vor Langem aus ihrem Leben verschwunden. In seinem Haus in Sizilien erwartet sie der nächste Schock: sie treffen einen Mann, der nicht nur Moritz’ Arzt, sondern auch sein Sohn war, dessen Mutter in Haifa aufwuchs.

In diesem Episodenroman beschreibt Daniel Speck aus verschiedenen Blickwinkeln den Nahostkonflikt. Juden und Araber lebten als Nachbarn Seite an Seite, bis die Briten beschlossen, das Land willkürlich zu teilen, um den Juden die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Land, Israel, zu gründen. Aus Nachbarn werden Feinde, Menschen werden aus ihren Häusern und ihrer Heimat vertrieben, die Grausamkeit ist schwer zu ertragen. Obwohl mich die minutiöse Recherchearbeit des Autors beeindruckt, hat mich dieser Teil des Romans fast erschlagen angesichts der vielen vielen Details. „Die Husseini, Nashashibi und Khalidi stritten sich um Macht und Posten“ – so genau hätte es für meinen Geschmack nicht sein müssen. Auch die komplizierten Familienverhältnisse in den einzelnen Handlungssträngen – Berlin, Haifa und Jaffa – waren eine Herausforderung. Dass am Ende des Buchs eine Auflistung der wichtigsten Personen enthalten ist, habe ich leider erst relativ spät entdeckt. Wahrscheinlich hätte die Kenntnis von Specks zweitem Roman „Piccola Sicilia“ zum Verständnis beigetragen, dieses Buch habe ich allerdings nicht gelesen.

Die Geschichte ist spannend und gut erzählt, man ist als Leser gespannt, wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenhängen. Um das Buch zu genießen, sollte man allerdings unbedingt ein Interesse am Nahostkonflikt und Politik mitbringen. Für meine Begriffe hätte Speck diesen Teil der Ereignisse allerdings etwas kürzen können.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Im Osten nichts Neues

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Die 33jährige Kim Jiyoung leidet unter einer Persönlichkeitsstörung. Sie spricht und verhält sich wie ihre Mutter, dann wieder wie eine verstorbene Freundin, wobei sie von Ereignissen erzählt, die sie ...

Die 33jährige Kim Jiyoung leidet unter einer Persönlichkeitsstörung. Sie spricht und verhält sich wie ihre Mutter, dann wieder wie eine verstorbene Freundin, wobei sie von Ereignissen erzählt, die sie gar nicht miterlebt hat, ein Umstand, der nicht weiter erklärt wird.
Kim Jiyoung sucht daraufhin einen Psychiater auf, der Kims Werdegang in knappen und emotionslosen Worten schildert. Als mittlere von drei Geschwistern wächst sie in einer Familie auf, in der die Mutter die Fäden in der Hand hält und dafür sorgt, dass die Kinder ein gutes Leben führen können. Trotzdem ist es der wenig erfolgreiche Vater, der sich damit brüstet, wie weit sie es gebracht haben. Die Mutter, eine starke Frau, lässt dies jedoch so nicht stehen und bietet ihm Paroli.
Mit einer starken Mutterfigur vor Augen wundert es mich sehr, dass Kim Jiyoung so unterwürfig und duckmäuserisch durchs Leben geht. Ja, das Leben in Südkorea scheint ausgesprochen sexistisch und frauenfeindlich zu sein. Aber wenn man sich wie Kim Tag für Tag diesem Sexismus unterordnet und nie traut, den Mund aufzumachen und sich zu wehren, wie soll sich dann jemals etwas an der Situation ändern? Als Kim hochschwanger in der U-Bahn beleidigt wird, rennt sie beispielsweise tränenüberströmt davon und geht den restlichen langen Weg zu Fuß nach Hause, anstatt wütend zu werden und sich zu verteidigen. Dieses Verhalten ging mir unheimlich gegen den Strich. Vieles, was in diesem Buch geschildert wird, ist wirklich übel, aber Kims Verhalten ist es auch. Mimimi auf über 200 Seiten!
Es ist kaum vorstellbar, dass die geschilderten Zustände sich auf die jüngste Vergangenheit beziehen sollen. Ist Südkorea in gesellschaftlicher Hinsicht wirklich so rückständig? Zu gern würde ich eine südkoreanische Doktorandin befragen, die ich vor 2 Jahren kennenlernte, zu der ich aber leider den Kontakt verloren habe. Ihre Meinung würde mich wirklich sehr interessieren. Ich erinnere mich, dass sie auf jeden Fall von Deutschland nach Seoul zurückkehren wollte, weil sie sich dort gute Zukunftschancen ausrechnete. Das passt überhaupt nicht zu der im vorliegenden Roman propagierten Darstellung.
Ich hatte die Leseprobe sowie begeisterte Rezensionen gelesen, erwartete also ein interessantes Buch. Leider bin ich sehr enttäuscht. Der Sprachstil ist simpel und erinnert mich an den Schulaufsatz eines Drittklässlers, und leider konnte ich keine Empathie mit der Protagonistin empfinden, da ich mich so über ihre passive Opferrolle geärgert habe. Mir ist es ein Rätsel, wie es dieses Buch geschafft hat, zum „Weltbestseller“ zu werden!

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