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Veröffentlicht am 31.03.2020

Leben im Irak Saddam Husseins

Palast der Miserablen
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Der junge Shams Hussein lebt mit seiner Familie im Süden Iraks. Da sie hoffen, in der Hauptstadt ein besseres Leben führen zu können, zieht die Familie um. In Bagdad angekommen, schlagen sie sich mehr ...

Der junge Shams Hussein lebt mit seiner Familie im Süden Iraks. Da sie hoffen, in der Hauptstadt ein besseres Leben führen zu können, zieht die Familie um. In Bagdad angekommen, schlagen sie sich mehr schlecht als recht durch. Zunächst können sie noch bei einem entfernten Verwandten wohnen, doch dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in die sogenannte Blechstadt, ein Slum neben einem riesigen Müllberg, umzuziehen. Wie fast alle Bewohner der Blechstadt suchen Shams und sein Vater Gegenstände aus dem Müll, die sie verkaufen können.
Trotz der ärmlichen Verhältnisse entdeckt Shams bald die Liebe zum Lesen. Durch einen Cousin wird er in den „Palast der Miserablen“, einen Zirkel von literaturbegeisterten Gleichgesinnten, eingeführt. Allerdings werden dort auch systemkritische Schriften diskutiert, was im Irak des Saddam Hussein ein gefährliches Unterfangen ist.
Shams schlägt sich als Wasserverkäufer und Busfahrergehilfe durch und lernt gleichzeitig für seinen Schulabschluss. Nur wenn er den schafft, bleibt ihm ein Leben als Soldat erspart. Als er die Möglichkeit bekommt, Lesebegeisterte wie ihn selbst mit verbotenen Büchern aus dem Ausland zu beliefern, greift er zu. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich herausstellt...
„Palast der Miserablen“ gibt Einblicke in ein von einem Diktator beherrschtes Land, in dem es aufgrund des von den USA verhängten Handelsembargos an allem fehlt. Wer kann, flieht außer Landes.
Ich habe „Palast der Miserablen“ als Hörbuch gehört, hervorragend gelesen von Torsten Flassig. Man erfährt viel über das Leben in einem totalitären Staat, in dem es Tag für Tag ums nackte Überleben geht. Der Autor Abbas Khider weiß, wovon er spricht: er war selbst als junger Mann im Irak inhaftiert und es ist ihm gelungen zu fliehen. Ein bewegendes und empfehlenswertes (Hör-)Buch.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Fatale Verkettung von Kausalitäten

Miracle Creek
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Familie Yoo ist von Südkorea in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Ihre Tochter Mary soll eine bessere Zukunft haben, als ihr dies in Südkorea möglich wäre. Vater Pak hat bereits in seiner Heimat Erfahrungen ...

Familie Yoo ist von Südkorea in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Ihre Tochter Mary soll eine bessere Zukunft haben, als ihr dies in Südkorea möglich wäre. Vater Pak hat bereits in seiner Heimat Erfahrungen mit der Sauerstofftherapie für autistische Kinder gesammelt und investiert in einen entsprechenden Sauerstofftank. Als der Tank explodiert, kommen zwei der Patienten in den Flammen ums Leben, weitere Personen werden schwer verletzt. War es ein tragisches Unglück oder Brandstiftung? Haben womöglich die Demonstrantinnen ihre Hände im Spiel, die just an diesem Tag auf dem Gelände gegen diese Art der Behandlung demonstrierten?
In dem Buch erleben wir die einzelnen Verhandlungstage und die Vernehmung der Angeklagten und Zeugen. Hauptangeklagte ist die alleinerziehende Elizabeth, deren kleiner Sohn eines der Todesopfer ist. Kann es wirklich sein, dass sie den psychischen Belastungen nicht mehr standgehalten hat und sie ihren Sohn loswerden wollte? Oder ging es doch um Versicherungsbetrug?
Nach und nach kommen immer weitere Details ans Licht und es stellt sich heraus, dass jeder etwas zu verbergen hat. Kleine Unwahrheiten bringen ganze Lawinen ins Rollen und lösen eine fatale Verkettung von Kausalitäten aus. Nichts ist, wie es zunächst scheint.
Mir hat Miracle Creek gut gefallen, allerdings empfand ich es streckenweise als ermüdend, dass immer wieder die gleichen Situationen, wenn auch aus anderen Perspektiven, erzählt wurden und die Wahrheit in winzigen Häppchen ans Licht kam. Es ist aber auf jeden Fall ein lesenswertes Buch, in dem es nicht nur darum geht, den Schuldigen zu finden, sondern unter anderem auch die Themen Autismus und Fremdenfeindlichkeit zur Sprache kommen.


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Veröffentlicht am 17.03.2020

Der Mann kann schreiben!

Beute
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Aus einem Luxuszug in Südafrika verschwindet ein Mann. Sein Name ist Johnson Johnson, genannt J.J. Er arbeitete als Personenschützer und begleitete eine alte niederländische Dame. Als nach ein paar Tagen ...

Aus einem Luxuszug in Südafrika verschwindet ein Mann. Sein Name ist Johnson Johnson, genannt J.J. Er arbeitete als Personenschützer und begleitete eine alte niederländische Dame. Als nach ein paar Tagen entlang der Gleise eine Leiche gefunden wird, stellt sich heraus, dass es sich um den Vermissten handelt. J.J.s Ex-Frau hält nichts von der Theorie, es könnte sich um Selbstmord gehandelt haben, zu sehr hing er an seinen Mädchen und dem Leben.
Bennie Griessel und Vaughn Cupido von den Valken, einer Spezialeinheit der südafrikanischen Polizei, ermitteln. Sie stellen fest, dass J.J. früher als Polizist arbeitete und offensichtlich kurz vor seinem Tod noch Kontakt zu einem ehemaligen Kollegen hatte. Dann kommt von oberster Stelle die Order, den Fall ad acta zu legen, da es sich ohnehin um Selbstmord handle. Doch es gibt zu viele Ungereimtheiten und Griessel und Cupido ermitteln auf eigene Faust weiter...
In einem zweiten Handlungsstrang lernen wir den Südafrikaner Daniel Darret kennen, der unter falschen Namen in Bordeaux wohnt. Er war früher für den südafrikanischen Geheimdienst tätig und wollte dieses Leben eigentlich hinter sich lassen. Doch dann kommt ein Freund und Kollege aus alten Tagen und bittet ihn, einen letzten wichtigen Auftrag zu übernehmen...
„Beute“ ist ein unglaublich spannend geschriebener Roman. Die Hauptpersonen sind sympathisch und glaubhaft. Es geht um Korruption, Vertuschung, Vorteilnahme im Amt, also hochaktuelle Themen. Wer früher gerne die Bücher von John le Carré gelesen hat, wird dieses Buch lieben!

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Die Glasschwestern
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Die beiden Zwillingsschwestern Saphie und Dunja verlieren am selben Tag ihre Ehemänner. Der eine fällt vom Gerüst in den Tod, der andere kippt vom Fitnessrad. Besonders traurig scheinen die beiden allerdings ...

Die beiden Zwillingsschwestern Saphie und Dunja verlieren am selben Tag ihre Ehemänner. Der eine fällt vom Gerüst in den Tod, der andere kippt vom Fitnessrad. Besonders traurig scheinen die beiden allerdings zunächst nicht zu sein. Dunja, deren toter Ehemann ohnehin ihr Ex war, den sie oft wie ein drittes Kind empfand, zieht weg aus der Stadt und zu ihrer Schwester aufs Land, wo diese ein Hotel betreibt. Saphie war bisher immer die Zupackendere der beiden, jetzt verkehren sich die Rollen und Dunja übernimmt immer mehr die Leitung des Hotels, während Saphie eine Auszeit nimmt. Auch die Jüngste der drei Schwestern, Lenka, erscheint im Hotel und bringt einiges durcheinander, nicht zuletzt das Gefühlsleben ihres Neffen Jules.
Der Leser erfährt bruchstückhaft von einem Tunnel, der zu DDR-Zeiten angeblich vom Vater der Zwillinge gebaut wurde. Hier wird viel Geheimniskrämerei betrieben, doch wer auf eine befriedigende Auflösung hofft, wird enttäuscht.
Außerdem erscheint seltsamerweise beiden Zwillingen im Traum ein gläserner Mensch, welche Bedeutung diesem zukommt, muss der Leser schlussendlich auch für sich selbst entscheiden.
Obwohl das Buch auf über 400 Seiten viel über Dunjas und Saphies Leben, ihre Erfahrungen und Gefühle erzählt, bleiben mir die beiden fremd, ja, sie wurden mir sogar zunehmend unsympathisch. Es ist nicht gerade nett und entspricht auch nicht meinem Humor, wenn Touristen als lachhafte, debile Gestalten und ältere Gäste als Kaffee-Sabber-Rentner beschrieben werden.
Es gab durchaus Passagen, die ich gern gelesen habe, aber im Großen und Ganzen überwiegen bei mir Enttäuschung und Frust, denn aufgrund der Leseprobe hatte ich mehr Handlung und weniger Nabelschau erwartet. Vieles wird angerissen, aber nicht zu Ende geführt. Es ist ein Buch über Vergangenes und Neuanfänge, doch der Zauber dieser Neuanfänge hat sich mir nicht erschlossen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei diesem Roman bis zum Ende durchgehalten hätte, wenn ich nicht Teil einer Leserunde gewesen wäre.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Menschenverachtende Machenschaften

Feuerland
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Kommissarin Vanessa Frank wurde wegen Alkohol am Steuer vom Dienst suspendiert. Als innerhalb kurzer Zeit zwei reiche schwedische Geschäftsmänner entführt und gegen Lösegeld wieder freigelassen wurden, ...

Kommissarin Vanessa Frank wurde wegen Alkohol am Steuer vom Dienst suspendiert. Als innerhalb kurzer Zeit zwei reiche schwedische Geschäftsmänner entführt und gegen Lösegeld wieder freigelassen wurden, weckt dies ihr Interesse und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, wer hinter den Taten stecken könnte.
In einem zweite Handlungsstrang lernen wir den Entführer Nicolas Paredes und seinen Kompagnon Ivan kennen. Nicolas gehörte einer Eliteeinheit des schwedischen Militärs an, bevor er entlassen wurde. Eine Mafiaorganisation wendet sich an ihn. Er soll im Auftrag eines Chilenen Straßen- und Flüchtlingskinder entführen, von denen es in Stockholm mehr als genug gibt. Nicolas will mit dieser Sache nichts zu tun haben und gerät so selbst ins Visier der Mafia, die ihn nun als Mitwisser aus dem Weg räumen will. Ausgerechnet Nastasja aus Syrien, ein Mädchen, das Vanessa vor kurzem kennengelernt hat und derer sie sich annehmen will, gehört zu den Entführten.
Der dritte Schauplatz liegt in Chile. Dort betreibt der deutschstämmige Marcos ein Krankenhaus, in dem sich Patienten aus der ganzen Welt Organtransplantationen unterziehen...
Vanessa bittet Nicolas, dem sie mittlerweile auf die Spur gekommen ist, um Mithilfe. Gemeinsam fliegen sie nach Chile, in die deutsche Colonia Rhein, wo sich das berüchtigte Krankenhaus befindet. Sie wollen versuchen, die entführten Kinder zu retten, bevor es zu spät ist.
Schon Pascal Engmans erstes Buch, „Der Patriot“ hat mir gut gefallen, aber mit „Feuerland“ hat er sich noch gesteigert. Ein Thriller, der diese Bezeichnung wirklich verdient. Ich fand das Buch von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend und konnte es kaum aus den Händen legen.

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