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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2019

Freundschaft fürs Leben

Alles richtig gemacht
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Thomas und Daniel lernen sich in der Schule kennen. Thomas kommt aus einem sehr bürgerlichen Elternhaus, während Daniel mit seiner unkonventionellen und attraktiven jungen Mutter zusammenlebt. Es ist kurz ...

Thomas und Daniel lernen sich in der Schule kennen. Thomas kommt aus einem sehr bürgerlichen Elternhaus, während Daniel mit seiner unkonventionellen und attraktiven jungen Mutter zusammenlebt. Es ist kurz vor der Wende, und als die Mauer fällt, zieht Daniels Mutter in den Westen und überlässt den beiden Freunden die Wohnung.
Nach dem Schulabschluss arbeitet Daniel als Koch, Thomas beginnt ein Jurastudium. Die Jahre vergehen und zwischendurch verlieren sie sich immer mal wieder für eine Weile aus den Augen, doch die Freundschaft bleibt bestehen. Beide haben Freundinnen, verbringen Urlaube zusammen und leben völlig unterschiedliche Lebensentwürfe, doch das Band der Freundschaft hält.
Neben der persönlichen Geschichte um Thomas und Daniel werden viele geschichtliche Ereignisse angesprochen, angefangen beim Fall der Mauer über fremdenfeindliche Ausschreitungen bis hin zum G-8 Gipfel in Heiligendamm. Was mich ein wenig irritiert und verwirrt hat, waren die permanenten Zeitsprünge und dass eine der Hauptpersonen zunächst unter einem Spitznamen und dann unter ihrem richtigen Namen geführt wurde. Und obwohl am Ende des Romans manches klar wird, bleiben auch viele Fragen offen, auf die ich gerne eine Antwort gehabt hätte. Nichtsdestotrotz ist „Alles richtig gemacht“ ein lesenswertes Buch, das ich empfehlen kann.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Die heilende Kraft der Natur

Alte Sorten
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Die 17jährige Sally läuft aus einer Suchtklinik weg und landet bei Liss, einer allein lebenden Bäuerin, die sie ohne viele Fragen bei sich wohnen lässt. Liss stellt keine Ansprüche und redet nicht viel, ...

Die 17jährige Sally läuft aus einer Suchtklinik weg und landet bei Liss, einer allein lebenden Bäuerin, die sie ohne viele Fragen bei sich wohnen lässt. Liss stellt keine Ansprüche und redet nicht viel, nur ab und zu bittet sie Sally, ihr bei der Arbeit zu helfen. Langsam gewinnt Sally Vertrauen und genießt die Arbeit mit den Händen und die Sinnhaftigkeit der körperlichen Arbeit.
Doch natürlich wird Sally von ihren Eltern gesucht, die eines Tages auf dem Hof auftauchen und Sally wieder mit nach Hause nehmen. Dabei erfährt Sally von Liss Geheimnis, von den Ereignissen, die sie so gemacht haben, wie sie ist.
„Alte Sorten“ wird als „Roman, der entschleunigt“ beschrieben. Stellenweise hat er auf mich so entschleunigend gewirkt, dass ich ihn als einschläfernd empfunden habe, aber nach einer Weile kommt Schwung in die Geschichte und es wird interessanter. Was mir gut gefallen hat, sind die Beschreibungen der harten Arbeit im Einklang mit der Natur und die Schilderungen der Natur, vor allem der Gerüche, sei es der Geruch der schweren Erde oder der Birnenmaische. Das ist dem Autor wirklich ganz hervorragend gelungen, ich habe mich oft mitten drin gefühlt und vieles, zum Beispiel das Kartoffellesen, hat mich an meine eigene Kindheit erinnert.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Chronik eines bewegten Lebens

Ein neues Blau
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Anja ist 18 und mit ihrem Leben unzufrieden. Im Elternhaus kriselt es, die Schule ist lediglich ein notwendiges Übel und sie beginnt sich zu ritzen. Als ein Lehrer sie fragt, ob sie vielleicht ein bisschen ...

Anja ist 18 und mit ihrem Leben unzufrieden. Im Elternhaus kriselt es, die Schule ist lediglich ein notwendiges Übel und sie beginnt sich zu ritzen. Als ein Lehrer sie fragt, ob sie vielleicht ein bisschen dazuverdienen möchte, indem sie einer alten Dame ab und zu Gesellschaft leistet, ist sie zunächst skeptisch, doch dann übt „Fräulein Kuhn“, wie sie die alte Dame insgeheim nennt, eine unerklärliche Anziehungskraft auf Anja aus. Das junge Mädchen erkennt, welch ein abenteuerliches und abwechslungsreiches Leben die alte Frau geführt hat.
Der Roman erzählt abwechselnd aus dem Leben von Lili Kuhn, angefangen von ihrer Kindheit bis ins Berlin der 1980er Jahre, und dem Leben von Anja. Dabei erfährt man als Leser sehr viel Wissenswertes über den jüdischen Glauben mit all seinen Ritualen und Grundsätzen, über Tee und dessen Zubereitung – ich war erstaunt zu lesen, dass bestimmte Tees kühlend wirken, und damit ist keineswegs das Getränk gemeint, das zwar Eistee heißt, mit Tee aber herzlich wenig zu tun hat – sowie über die Welt der Porzellanmanufaktur.
Zugegebenermaßen gab es Stellen, die mir ziemlich zäh erschienen und auch Tom Sallers Schreibstil war für mich zunächst gewöhnungsbedürftig, aber alles in allem hat mich dieser Roman gefesselt und mir viel Neues vermittelt.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Phänomenal gut

Drei
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Papier ist bekanntlich geduldig, und so denke ich mir oft beim Lesen von Lobeshymnen auf dem Buchcover, dass der Verfasser der Zeilen wohl ein anderes Buch als ich gelesen haben muss. Ganz anders bei „Drei“, ...

Papier ist bekanntlich geduldig, und so denke ich mir oft beim Lesen von Lobeshymnen auf dem Buchcover, dass der Verfasser der Zeilen wohl ein anderes Buch als ich gelesen haben muss. Ganz anders bei „Drei“, auf dessen Rückseite steht: „Dieses Buch wird sie um den Schlaf bringen“. Genau das ist mir passiert. Dieser Roman ist das, was man im Englischen als „unputdownable“ bezeichnet, man kann ihn nicht aus der Hand legen!
Zum Inhalt: Orna lebt seit der Scheidung von ihrem Mann allein mit ihrem neunjährigen Sohn. Sie hat sich bei einem Datingportal für Geschiedene angemeldet, will aber selbst diejenige sein, die den Kontakt aufnimmt. So hat sie das Gefühl, die Fäden in der Hand zu behalten. Als sie den Anwalt Gil kennenlernt, entwickelt sich ganz langsam eine Art von Verbundenheit. Doch Gil spielt nicht mit offenen Karten, was sie zunehmend wütend macht.
Die zweite Frau in der Geschichte, Emilia, ist aus Lettland nach Israel gekommen, um dort in der Pflege tätig zu sein. Sie versteht sich sehr gut mit dem alten Mann, um den sie sich kümmert, doch als dieser stirbt, muss sie sich nach einem neuen Job umsehen. Dieses Mal erwischt sie es nicht ganz so gut. Über Umwege lernt auch sie Gil kennen, der sie in seiner Funktion als Rechtsanwalt hinsichtlich ihres Arbeitsvisums berät. Da Emilia dringend einen zweiten Job braucht, um sich finanziell über Wasser zu halten, hilft Gil ihr.
Ella, die dritte Frau, um die es in diesem Buch geht, ist verheiratet, freut sich aber, als Gil Interesse an ihrer Masterarbeit zeigt. Bald treffen sie sich regelmäßig und mit der Zeit entwickelt sich auch ihre Beziehung in eine andere Richtung...
Ich habe wirklich schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich dermaßen gefesselt hat. Wer nicht die ganze Nacht Zeit hat zu lesen, sollte besser nicht allzu weit lesen. Nach dem ersten Kapitel war es um mich geschehen.
Fazit: Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 27.08.2019

Kein Lichtblick

Die Welt in allen Farben
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Die Leseprobe zu „Die Welt in allen Farben“ hat mir sehr gut gefallen, doch leider war dieses Buch insgesamt ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Ich habe mich streckenweise furchtbar gelangweilt ...

Die Leseprobe zu „Die Welt in allen Farben“ hat mir sehr gut gefallen, doch leider war dieses Buch insgesamt ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Ich habe mich streckenweise furchtbar gelangweilt und oft auch geärgert. Das Buch ist eine seltsame Mischung aus Erfahrungsbericht, Liebesgeschichte, Psychothriller und philosophischer Abhandlung. Ich habe das Gefühl, der Autor hat versucht, zu viel in diese Geschichte hineinzupacken. Herausgekommen ist nichts Halbes und nichts Ganzes.
Kate und Nova lernen sich in der Klinik kennen. Nova ist dort, weil sie nach 31 Jahren, in denen sie blind war, durch eine Operation das Augenlicht erlangt hat. Allerdings ist Sehen kein Prozess, den man von heute auf morgen lernen kann, und Nova hat Probleme mit ihrer neuen Realität.
Kate hat nach einem Sturz Gesundheitsprobleme und ist ins Krankenhaus eingeliefert worden. Ihr Mann hat sie gestoßen, doch sie will dies nicht wahrhaben und deckt ihn. Die beiden Frauen fühlen sich zueinander hingezogen und helfen sich gegenseitig. Nach einiger Zeit, in der die Situation mit Kates Ehemann Tony eskaliert, zieht Nova bei Kate ein und sie kommen sich näher.
Was mich sehr gestört hat, ist, dass ich manchmal das Gefühl hatte, in der Geschichte geht es um zwei Kindergartenkinder. Da bauen sich zwei erwachsene Frauen eine „Sofaburg“ aus Decken und Kissen. Oder sie bekommen mitten in der Nacht Lust auf Süßes, schieben dem Mann an der Tankstelle einen großen Geldschein zu und bitten ihn, ihnen eine große Tüte mit Süßigkeiten und Knabbereien zu richten.
Nova stellt sich sogenannte Sehregeln auf, in denen sie mal Banales, mal Philosophisches aufschreibt. Erkenntnisse wie „Ein Körper ist ein Ganzes“. Hallo? Sie hat die ersten dreißig Jahre ihres Lebens blind verbracht, nicht auf einem anderen Stern. Ist es für blinde Menschen etwa nicht selbstverständlich, dass ein Körper ein Ganzes ist?!
Leider gab es auch für mich in der ganzen Geschichte keine einzige Person, die mir sympathisch war oder mit der ich Empathie hätte empfinden können. Kate hat ihren Ehemann viel zu lange gedeckt und selbst den Kopf in den Sand gesteckt. Und Nova bleibt als Person sehr blass. Was macht sie, wenn sie nicht mit Kate in der Sofaburg kuschelt? Wie sieht ihr Leben außerhalb der Wohnung aus? Mit welchen Menschen hat sie Kontakt? Wenn von Nova die Rede ist, geht es immer nur um ihr Sehvermögen und die Art und Weise, wie sie die Welt wahrnimmt.
Ich habe mich schon lange nicht mehr so durch ein Buch gequält und lege es nach fast 400 langen Seiten äußerst frustriert zur Seite.