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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2019

Das perfekte Paar...

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Erin und Mark sind das perfekte Paar, jung, gutaussehend, beruflich erfolgreich. Die Hochzeit mit anschließender Hochzeitsreise ist bereits geplant, als Mark von heute auf morgen seinen Job verliert. Plötzlich ...

Erin und Mark sind das perfekte Paar, jung, gutaussehend, beruflich erfolgreich. Die Hochzeit mit anschließender Hochzeitsreise ist bereits geplant, als Mark von heute auf morgen seinen Job verliert. Plötzlich sieht die Zukunft nicht mehr ganz so rosig aus, denn das Haus ist noch nicht abbezahlt, über nennenswerte Rücklagen verfügen sie nicht. Mark arbeitet in der Finanzbranche, und die Zeiten, um einen neuen Job zu finden, sind nicht rosig. Erin steht als Dokumentarfilmerin am Anfang ihrer Karriere und verdient nicht viel.
Trotzdem beschließen sie, ihren Luxus-Honeymoon nach Bora Bora anzutreten. Dort gerät ihr Leben ein weiteres Mal aus den Fugen, denn sie finden etwas im Wasser...
Anstatt ihren Fund abzugeben, beschließen sie, ihn geheim zu halten und hetzen sich damit Leute auf den Hals, mit denen nicht zu spaßen ist. Ihr Leben ist fortan ziemlich gefährlich. Auch die Beziehung der beiden leidet darunter. Alles dreht sich nur noch um den Fund und wie sie ihn am besten verheimlichen können.
Erin kommt dabei die Bekanntschaft mit einem Verbrecher entgegen, den sie im Rahmen ihres neuen Dokumentarfilms kennengelernt hat. In ihrer Not fragt sie ihn um Rat, doch natürlich erwartet er eine Gegenleistung.
Ich fand die Geschichte sehr spannend und gut erzählt. Über lange Strecken habe ich mir gedacht, ja, genau so könnte es sich abspielen, doch dann entwickelt Erin eine kriminelle Energie, die mir dann doch etwas suspekt war. Und auch Marks Rolle in dem Ganzen fand ich ziemlich seltsam. Nichtsdestotrotz ist „Something in the Water“ein lesenswerter und spannender Krimi, dessen Lektüre ich Krimifans wärmstens empfehlen kann!

Veröffentlicht am 03.07.2019

Langatmig statt spannend

Die Frau aus Oslo
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Turid, eine alte Frau in Stockholm, entdeckt in der Zeitung die Abbildung eines Armbands, das bei einer Auktion verkauft werden soll. Sie erkennt, dass es sich um das verschwundene Armband ihrer während ...

Turid, eine alte Frau in Stockholm, entdeckt in der Zeitung die Abbildung eines Armbands, das bei einer Auktion verkauft werden soll. Sie erkennt, dass es sich um das verschwundene Armband ihrer während des Kriegs ermordeten Mutter handelt und nimmt Kontakt zum Auktionshaus auf.
Ich war gespannt darauf, wie die alte Dame vorgehen wird und ob sie Erfolg damit hat, das Armband zurückzubekommen.
Aber damit endet dieser Strang der Geschichte erst einmal und der Leser wird in das Jahr 1942 zurückversetzt, als Turids Mutter Ase noch lebte und im Widerstand gegen die Nazis arbeitet. Auch ihr Ehemann Gerhard und ihre jüdische Freundin Ester sind im Widerstand aktiv. Dann wird Ase brutal ermordet und Esters Familie von den Nazis deportiert. Ester selbst geht ins Exil nach Schweden.
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 1967 und wir erfahren, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Die ganze Geschichte ist unglaublich langatmig und es kommt nur sporadisch Spannung auf. Das Hin und Her zwischen den einzelnen Zeitebenen ist äußerst ermüdend und der Leser muss sich durch viele Seiten lesen, bis endlich offengelegt wird, wer denn nun Ase damals ermordet hat. Eine wirkliche Überraschung ist es nicht.
Was mich an diesem als „bester Krimi Norwegens 2015“ angepriesenen Buch aber am meisten gestört hat, sind die unzähligen Wegbeschreibungen und Ortsnamen, die mir den Eindruck vermittelt haben, in einem Handbuch für angehende Taxifahrer in Oslo zu lesen. Ich hatte mir einen spannenden skandinavischen Krimi versprochen, wurde aber leider sehr enttäuscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 28.06.2019

Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen

Das Leuchten jenes Sommers
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Chloe hat in jungen Jahren beide Eltern verloren und sich fortan um ihren jüngeren behinderten Bruder Danny gekümmert. Als sie den charmanten Arzt Aidan kennenlernt, der sich in sie verliebt und ihr verspricht, ...

Chloe hat in jungen Jahren beide Eltern verloren und sich fortan um ihren jüngeren behinderten Bruder Danny gekümmert. Als sie den charmanten Arzt Aidan kennenlernt, der sich in sie verliebt und ihr verspricht, sich fortan um sie zu kümmern, ist sie zunächst überglücklich. Doch seine Fürsorglichkeit verwandelt sich immer mehr in den Zwang, sie zu kontrollieren und einzusperren.
Eines Tages versucht der Verleger Matt Cooper, Kontakt zu Chloe aufzunehmen. Chloe soll Fotos von Madeleine Hamilton, einer Illustratorin und Autorin von Kinderbüchern, aufnehmen. Chloe war vor ihrer Ehe Fotografin, doch Aidan möchte nicht, dass seine Frau arbeitet. Da Matt Coopers Anruf von Aidan entgegengenommen wird, sagt dieser den Auftrag sofort ab, erzählt Chloe jedoch davon. Chloe kennt die Bücher nur allzu gut, sie waren ein wichtiger Teil ihrer Kindheit und Jugend. Schon allein deshalb möchte sie den Auftrag unbedingt annehmen.
Ohne Aidan davon zu erzählen, nimmt sie Kontakt zu Matt Cooper auf und fährt zu Madeleine. Die beiden Frauen sind sich sympathisch. Natürlich kann Chloe nicht lange geheim halten, dass sie hinter Aidans Rücken zu Madeleine Hamilton gefahren ist, was Aidan ganz und gar nicht gefällt...
In einem zweiten Handlungsstrang erleben wir Madeleine als junges Mädchen zusammen mit ihrer Schwester Georgiana auf dem Landgut der Familie, Summerhill. Auch die beiden haben ihre Eltern verloren und die Ältere der beiden, Georgiana, kümmert sich zusammen mit einer Tante um die jüngere Schwester. Als Georgie nach einer Weile auf dem Kontinent nach Summerhill zurückkehrt, bringt sie ihren Freund Victor und dessen Clique mit. Maddie ist entsetzt über die Oberflächlichkeit von Georgies Freunden im Angesicht des Zweiten Weltkriegs. Doch auch Georgie selbst hat sich verändert.
„Das Leuchten jenes Sommers“ beleuchtet das Leben zweier Frauen, die beide lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Für meine Begriffe handelt es sich um einen reinen Frauenroman, einen richtig schönen Schmöker, perfekt als Ferienlektüre. Dass die Handlung teilweise ziemlich vorhersehbar ist, hat mich nicht allzu sehr gestört.

Veröffentlicht am 23.06.2019

Mut zum Glück

Unsere Seelen bei Nacht
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Unsere Seelen bei Nacht ist ein Buch über zwei mutige alte Menschen, die noch einmal das Glück erleben möchten, egal, was ihre Umgebung davon hält.
Eines Tages macht die über 70jährige Addie Moore dem ...

Unsere Seelen bei Nacht ist ein Buch über zwei mutige alte Menschen, die noch einmal das Glück erleben möchten, egal, was ihre Umgebung davon hält.
Eines Tages macht die über 70jährige Addie Moore dem etwa gleichaltrigen Witwer Louis Waters einen ungewöhnlichen Vorschlag. Sie fragt, ob er nicht ab und zu die Nacht bei ihr verbringen möchte. Es gehe ihr nicht um Sex, nur ums Reden und sich weniger einsam zu fühlen.
Zu diesem Zeitpunkt kennen sich die beiden gar nicht besonders gut, nur, wie man sich als Nachbarn eben so kennt. Doch Louis lässt sich auf den Vorschlag ein und es entwickelt sich eine schöne Freundschaft zwischen ihnen. Natürlich bleibt "das Verhältnis" der beiden Senioren in dem kleinen Ort Holt nicht unentdeckt und die Leute zerreißen sich bald die Mäuler über die beiden, was ihnen aber egal ist. Auch die erwachsenen Kinder von Addie und Louis finden ihre Eltern peinlich. Addies Sohn Gene geht sogar so weit, Louis zu verbieten, weiterhin seine Mutter zu sehen. Dabei ist er derjenige, der so einiges von Addie und Louis lernen könnte. Die eigene Ehe ist nämlich ziemlich kaputt, seine Frau Beverly hat ihn verlassen, weshalb Gene sich gezwungen sieht, seinen kleinen Sohn Jamie für eine Weile zu Addie zu bringen. Jamie, der zunächst an Angstzuständen leidet und sich für nichts als sein Handy interessiert, wird von Louis und Addie liebevoll umsorgt und an die Natur und Sport herangeführt. Es geht ihm dort sehr viel besser als Zuhause bei seinen ewig streitenden Eltern und seinem strengen Vater.
Unsere Seelen bei Nacht ist ein ruhiges kleines Buch, das ich auf einmal gelesen habe. Teilweise erschienen mir die Szenen und Beschreibungen etwas banal, etwa wenn ein Jahrmarkt in allen Einzelheiten beschrieben wird, doch spiegelt der Roman das Leben im Mittleren Westen sehr gut wieder, die endlose Weite, die Getreidefelder, Kleinstädte, in denen jeder jeden kennt und die Engstirnigkeit mancher Leute. Das Ende des Buchs ist ein wenig traurig, aber vielleicht realistischer als ein happy end. Es kommt mir vor, als habe sich Kent Haruf in diesem Buch mit dem eigenen Alter auseinandergesetzt. Es wurde kurz vor seinem eigenen Tod beendet.

Veröffentlicht am 16.06.2019

Ein großer Schritt

Launen der Zeit
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Als Kind ist Willa den Launen ihrer Mutter ausgesetzt. Jedes Mal, wenn die Mutter wieder einmal im Zorn davonfährt, haben Willa und ihre kleine Schwester Angst, dass sie nicht wiederkommt. Kein Wunder, ...

Als Kind ist Willa den Launen ihrer Mutter ausgesetzt. Jedes Mal, wenn die Mutter wieder einmal im Zorn davonfährt, haben Willa und ihre kleine Schwester Angst, dass sie nicht wiederkommt. Kein Wunder, dass Willa den Erstbesten, der ihr einen Antrag macht, heiratet. Ihr Studium gibt sie zunächst auf. Familie geht vor. Den Plan, nach den Schwangerschaften weiter zu studieren, setzt sie nie in die Tat um.
Auch in ihrer Ehe mit Derek ist sie diejenige, die sich um Harmonie bemüht. Derek hat ein aufbrausendes Temperament, das ihm zum Verhängnis wird.
In zweiter Ehe ist Willa mit einem ehemaligen Rechtsanwalt verheiratet, der an allem und jedem etwas auszusetzen hat. Wieder entschuldigt Willa sein Verhalten ihren Mitmenschen gegenüber, so ist er nun einmal. Sie ist nicht sonderlich glücklich und vor allen Dingen nicht ausgelastet.
Dann kommt ein Telefonanruf, der alles verändert. Die ehemalige Lebensgefährtin ihres Sohns Sean wurde angeschossen und liegt im Krankenhaus, und es gibt niemanden, der sich um die neunjährige Tochter Cheryl kümmert. Obwohl es sich nicht um Seans leibliche Tochter handelt und Willa weder Cheryl noch ihre Mutter Denise kennt, beschließt sie, von Arizona nach Baltimore zu fliegen, um zu helfen.
Zum ersten Mal in langer Zeit wird Willa gebraucht und tut etwas Sinnvolles. Und allmählich kommt sie zu der Erkenntnis, dass sie selbst es ist, die ihr Schicksal in die Hand nehmen muss.
Anne Tyler ist mit “Launen der Zeit“ ein warmherziges Buch über Einsamkeit und Freundschaft, über Enttäuschungen und den Mut, einmal etwas ganz Neues zu wagen gelungen.