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Veröffentlicht am 23.09.2019

Martha, eine starke Frau – wunderbarer Lesestoff

Die Hafenschwester (1)
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Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg: Martha lebt mit ihrer Familie im Gängeviertel – eines der ärmsten Gegenden Hamburgs. Kaum jemand, der hier aufgewachsen ist, schafft es aus diesem Elend sich herauszuarbeiten. ...

Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg: Martha lebt mit ihrer Familie im Gängeviertel – eines der ärmsten Gegenden Hamburgs. Kaum jemand, der hier aufgewachsen ist, schafft es aus diesem Elend sich herauszuarbeiten. Als die Cholera ausbricht, wütet sie hier am Schlimmsten. Marthas kleine Schwester Anna stirbt als Erste in der Familie Westphal. Als dann auch noch die Mutter daran erkrankt, kümmert sich Martha aufopferungsvoll um sie, kann die Mutter aber vor dem Tod nicht retten. Martha ist fleißig, wissbegierig und intelligent. Das fällt auch dem Hausarzt der Familie Westphal auf. Er vermittelt ihr eine Anstellung als Hilfskrankenanwärterin. Damit beginnt ihr Weg in die Selbstständigkeit…
Martha, dieses fleißige junge Mädchen, fand ich sehr sympathisch. Muss sie doch als das Unglück die Familie trifft – sie ist erst 14 Jahre – frühzeitig erwachsen werden. Ihr Vater zerbricht am Tod von Frau und Tochter. Von ihrem erst 10 Jahre alten Bruder erwartet sie keine große Hilfe. Doch auch er erkennt den Ernst der Lage und versucht zum Familienunterhalt beizutragen. Nur der Vater verzagt und versagt, gibt sich dem Alkohol hin. Martha lässt sich nicht entmutigen, versucht immer wieder den Vater vom Alkohol wegzubringen. Auch er soll zum Lebensunterhalt wieder beitragen, soll wieder ihr alter, fürsorglicher, liebevoller Vater sein.
Aber nicht nur um den Vater macht Martha sich Sorgen, auch um ihre Freundin seit Kindertagen – um Milli. Vom Stiefvater wird Milli zur Prostitution gezwungen. Beide jungen Mädchen haben eins gemeinsam: sie gebe nicht auf, haben Ziele, verfolgen diese. Vielleicht verstehen sie sich deshalb so gut.
Das Buch liest sich wunderbar flüssig. Geschichtlich belegte Ereignisse, wie z.B. der Ausbruch der Cholera und der Hafenarbeiterstreik, werden nachvollziehbar und schlüssig in die Handlung eingebettet. Man merkt, dass die Autorin sehr intensive Recherche zu diesem Thema betrieben hat. Ich habe mich wunderbar kurzweilig unterhalten gefühlt, vergebe darum auch 5 Lese-Sterne und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Frauen mit Courage - unterhaltsam, lesenswert

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Berlin zur Wende des 19./20.Jahrhunderts: Rahel Hirsch wird als erste Frau in der Charité als Assistenzärztin angestellt. Und natürlich arbeitet sie ohne Bezahlung und Überstunden sind selbstverständlich. ...

Berlin zur Wende des 19./20.Jahrhunderts: Rahel Hirsch wird als erste Frau in der Charité als Assistenzärztin angestellt. Und natürlich arbeitet sie ohne Bezahlung und Überstunden sind selbstverständlich. Als einzige Frau unter Männern muss sie sich beweisen, darf keine Müdigkeit oder gar Schwächen zeigen. Anerkennung findet sie trotzdem bei ihren Kollegen nicht. Einzig Ihr Chef Direktor Kraus und Dr. Brugsch ignorieren sie nicht und erkennen ihre Leistungen an. Nach der Arbeit mit den Patienten wird von den jungen Ärzten auch noch Forschungsarbeit erwartet, so dass der Arbeitstag täglich mehr als 12 Stunden lang ist. Doch Rahel gibt nicht auf. Einzig die sozialkritische Barbara Schubert, die sie durch Zufall kennenlernt, bringt ein wenig Abwechslung in Rahels arbeitsreichen Alltag.
Diese starke Frau hat mich schon beeindruckt. Setzt sie sich doch gegen die Ignoranz der Kollegen durch und geht ihren Weg. Der 1. Weltkrieg kommt ihr da auch etwas zu Hilfe. Da die männlichen Ärzte sich entweder freiwillig an die Front melden oder abberufen werden, herrscht Ärztemangel an der Charité. Der Direktor übergibt ihr daher einen eigenen Verantwortungsbereich und eine Professur. In dieser neuen Aufgabe und der damit verbundenen Verantwortung geht sie voll auf. Aber: nach dem Krieg wollen die Heimkehrer wieder in ihre alten Positionen zurückkehren. Für Rahel ein echter Rückschlag, den ich auch gut nachempfinden konnte. Auch ihr Zwiespalt, als sie sich in den Flieger Michael Frankl verliebt, konnte ich sehr gut verstehen. Natürlich will sie ihren Beruf deshalb nicht aufgeben. Hat sie es doch so viel Kraft und Entbehrungen gekostet bis sie sich als Ärztin etabliert hat. Soll sie das alles aufgeben und gegen die Rolle der Ehefrau und Mutter eintauschen?
Sehr gut gefallen haben mir die in einigen Kapiteln immer wieder auftauchenden Briefe, die Rahel ihrer Schwester Theresa schreibt und in denen sie ihre Konflikte und ihre Schwierigkeiten gegenüber der Schwester schildert. Darin kommt so viel Liebe zwischen den Schwestern zum Ausdruck. Was mich allerdings gestört hat, waren die Ausführungen zum Kino und zu Asta Nielsen. Das hat irgendwie nicht direkt zur Handlung gepasst und bei mir den Eindruck hinterlassen, dass die Autorin zu viele Themen aus der damaligen Umbruchszeit in ein Buch packen wollte. Denn schon die Ausführungen zu den Frauenrechtsbewegungen, für die Barbara gebrannt hat, waren schon recht ausführlich. Insgesamt betrachtet habe ich mich aber gut und kurzweilig unterhalten gefühlt. Darum gibt’s von mir 4 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 14.09.2019

eine starke Frau geht ihren Weg

Große Elbstraße 7 - Das Schicksal einer Familie
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Hamburg zur Wende des 20. Jahrhunderts. Viktoria zur Haiden, von allen nur Vickie genannt, wächst behütet in der großen Elbstraße gemeinsam mit ihrem Bruder Bernhard auf. Der Vater ist Professor an der ...

Hamburg zur Wende des 20. Jahrhunderts. Viktoria zur Haiden, von allen nur Vickie genannt, wächst behütet in der großen Elbstraße gemeinsam mit ihrem Bruder Bernhard auf. Der Vater ist Professor an der Hamburger Klinik und genießt dementsprechend hohes gesellschaftliches Ansehen. Das geniest seine Ehefrau Luise. Sie Ist gefangen im Standesdünkel und plant für Vickie bereits die Ehe mit einem gesellschaftlich hoch angesehenen Ehemann. Doch leider, besser gesagt: zum Glück kommt alles ganz anders….
Ja, Vickie habe ich von Anfang an gemocht. So eine empathische, mit beiden Beinen im Leben stehende Frau. Leider wird ihr Tatendrang und ihr Wissendurst durch die damaligen, den Frauen aufgezwungenen Einschränkungen, stark eingeschränkt. So fügt sie sich in die angebahnte Heirat mit dem Staatsanwalt Ernst-Otto Schädeba. Gott sei Dank merkt Vickie rechtzeitig welch wahrer Charakter sich hinter diesem devoten jungen Mann, für den ihre Mutter so schwärmt, verbürgt. Die Verlobung lässt sie platzen, den dadurch entstehenden gesellschaftlichen Makel nimmt sie in Kauf. Sie beginnt gegen den Willen ihrer Eltern eine Schwesternausbildung bei den Erika-Schwestern im Hamburger Krankenhaus an dem auch ihr Vater arbeitet. Dort zeichnet sie sich nicht nur durch ihre aufopferungsvolle, wenn es notwendig ist auch nachdrücklichen, Fürsorge für ihre Patienten aus. Oft steht sie bei der Arbeit zwischen den Stühlen, da sich die Anweisungen der Oberschwester und die der Ärzte widersprechen. Aber auch diesen Spagat schafft sie mit Hilfe von Mut, Entschlossenheit und wachem Verstand. Mit dem Pflegeberuf hat Vickie ihre Berufung gefunden.
Einen ganz anderen Lebensstil legt dagegen ihr Bruder Benno an den Tag. Er liebt nur seine Malerei, zugegeben etwas ausgefallene Malereien, schmeißt sein Medizinstudium in Heidelberg und lebt einfach in den Tag hinein. Dabei hätte Vickie so gerne selbst in Heidelberg Medizin studiert. Aber das war deutschen Frauen in der damaligen Zeit verboten. Zwei Kinder, ein Elternhaus und doch so unterschiedliche Entwicklungen.
Das Buch hat mich wunderbar unterhalten. Stehen doch hier nicht nur die Familie zur Haiden im Fokus, sondern auch die Arbeiterunruhen und die Schicksale vieler anderer Familien. Alles zusammen ist dadurch ein rundes Bild der damaligen Zeit und ein sehr unterhaltsames wie kurzweiliges Buch entstanden. Von mir gibt’s 5 wohlverdiente Lese-Sterne und ich fiebere schon jetzt der Fortsetzung entgegen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

interessante Charaktere, toller Lesestoff

Bis ihr sie findet
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Sechs Jugendliche im Alter von 14-18 wollen gemeinsam zelten und Spaß soll dabei an erster Stelle stehen. Diesmal ist Topaz kleine Schwester Aurora, die erst 13 Jahre ist, mit dabei. Sie erblüht gerade ...

Sechs Jugendliche im Alter von 14-18 wollen gemeinsam zelten und Spaß soll dabei an erster Stelle stehen. Diesmal ist Topaz kleine Schwester Aurora, die erst 13 Jahre ist, mit dabei. Sie erblüht gerade zu einer wunderschönen jungen Frau und man erkennt jetzt bereits welche Schönheit aus ihr werden wird. Noch ist die schüchtern und zurückhaltend der eingeschworenen Clique gegenüber und beobachtet die 6 Jugendlichen nur aus sicherem Abstand. Sie beteiligt sich nicht an deren Aktivitäten und geht auch schon früh zum Zelt. Doch am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Und das bleibt 30 Jahre lang so. Durch Zufall werden ihre sterblichen Überreste gefunden. Die Polizei nimmt die alten Ermittlungen wieder auf...
Vom Typ her sind die Jugendlichen alle sehr unterschiedlich und doch ist jeder stolz zu dieser angesagten Clique zu gehören. Da gibt es die dominante, stets für Sexabenteuer offene und von allen Jungen der Schule angeschmachtete Topaz. Sie ist sich ihrer Wirkung auf andere bewusst, nutzt dies aus und wirkt in meinen Augen sehr berechnend. Ihr größter Fan ist Coralies (auch Mitglied der Gruppe), die wie ein Hund oder Schatten treu an ihrer Seite hängt und sie bewundert. Coralies ist fremdgesteuert, will den anderen gefallen und ist dabei nie sie selbst. Für beide konnte ich mich nicht erwärmen. Ganz anders war das bei Jojo. Sie ist mehr der bodenständige Typ, der Kumpel den man sich wünscht und auf den man sich verlassen kann. Aber gerade sie wird vom Leben stark gebeutelt. Dieses Mädchen /Frau war mir sehr sympathisch. Überhaupt finde ich die Charaktere der Figuren von der Autorin wunderbar lebendig ausgearbeitet.
Gegenwart und Rückblicke in die 30-jährige Vergangenheit wechseln sich beim Lesen ab. Dieser Erzählstil hat mir gefallen, so dass ich das Buch nur ungern aus er Hand gelegt habe.
DC Jonah Sheens ist der leitende Ermittler in diesem Fall. Beim Verschwinden von Aurora war er selbst erst am Beginn seiner polizeilichen Ausbildung, kannte aber alle Beteiligten aus seiner Schulzeit. Lange ist er unsicher, ob er jetzt die Ermittlungen leiten soll, denn irgendetwas verband ihn damals mit Aurora. Diese Andeutungen haben hier bei mir die Spannung geschürt.
Beste Gelegenheit Aurora etwas anzutun und damit am meisten tatverdächtig sind natürlich die 6 Jugendlichen. Aber auch Auroras Lehrer, der ihr sogar private Nachhilfe gegeben hat, war damals in der Nähe des Zeltplatzes. Ja, fast bis zum Schluss habe ich nicht geahnt wer Aurora getötet hat. Dementsprechend spannend fand ich diesen Krimi auch. Als gelungen sehe ich an wie die Autorin die Rechtfertigung des Täters hat einfließen lassen. Da kam das übersteigerte Selbstbewusstsein gepaart mit Kontrollzwang wunderbar zum Ausdruck. Ich habe mich mit diesem Krimi wunderbar kurzweilig wie spannend unterhalten gefühlt und kann dieses Buch nur weiterempfehlen. Also gibt’s auch 5 Lese-Sterne von mir.

Veröffentlicht am 01.09.2019

langatmig, Dramatik vermisst

Die englische Fürstin
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Daisy, eigentlich heißt sie Mary Theresa Olivia Cornwallis-West, gehört dem englischen Adel an. Allerdings sind ihre Eltern pleite, so dass Daisy einen reichen Deutschen heiraten muss. Die Ehe ist alles ...

Daisy, eigentlich heißt sie Mary Theresa Olivia Cornwallis-West, gehört dem englischen Adel an. Allerdings sind ihre Eltern pleite, so dass Daisy einen reichen Deutschen heiraten muss. Die Ehe ist alles andere als glücklich. Ihr Ehemann Hans Heinrich XV., Graf von Hochberg, Fürst von Pless, hat sie nur wegen ihres Namens und ihrer sehr guten Verbindungen zum Hochadel geheiratet. Das Einzige, was er von ihr erwartet, sind männliche Erben….
Detailliert beschreibt die Autorin das Leben des englischen als auch des deutschen Adels. Deren Leben, so hat sich bei mir der Eindruck gefestigt, bestand nur aus Reisen, Jagden, Bällen und sich sonst noch bietenden Vergnügungen. Ehen wurden nicht aus Liebe, sondern wegen Titel und Macht geschlossen. Dies alles kam beim Lesen gut zum Ausdruck. Selbst als Hans fremdgeht, findet Daisy darum bei ihrer Mutter auch keine Unterstützung, sondern lediglich den Hinweis: „Du hast den Status und das Geld.“ Zum Glück haben sich die Zeiten heute geändert.
Während des Lesens haben mich die ganzen Adelshäuser mit ihren entsprechenden Titeln ganz verwirrt. Zum Glück hat die Autorin ein Personenverzeichnis mitgegeben.
Daisy, eigentlich ein lebensbejahender Mensch, muss ganz schön viel zurückstecken. Aufgrund ihrer Erziehung – Mädchen müssen anmutig, hübsch und damit begehrenswert sein – war anfangs gutes Aussehen ihr das Wichtigste. Leidvoll musste sie dann aber erfahren, dass dieses Aussehen ihr zwar Türen öffnete, aber ihr Herz nicht zufriedener und sie dadurch glücklicher wird. Leider hat es mir hier an Dramatik beim Lesen gefehlt. Die kam nicht richtig zum Ausdruck. Ein mitfiebern bei all ihren Sorgen und Nöten habe ich beim Lesen darum auch nicht verspürt.
Das Buch liest sich gut, wird durch Zeitungszitate und Briefe aufgelockert, wirkte aber insgesamt oft langatmig. Von mir gibt’s 3 Lese-Sterne.