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Veröffentlicht am 06.06.2019

ergreifend und spannend zugleich

Hannah und ihre Brüder
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Der hochbetagte Ben Solomon trifft auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung nach mehr als 5 Jahrzehnten Otto Piontek. Beide sind in Polen aufgewachsen und lebten dort fast wie Brüder zusammen bis die Nazis ...

Der hochbetagte Ben Solomon trifft auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung nach mehr als 5 Jahrzehnten Otto Piontek. Beide sind in Polen aufgewachsen und lebten dort fast wie Brüder zusammen bis die Nazis in Polen einfielen und Ben mit seiner jüdischen Familie den Repressalien des Naziterrors und der Judenverfolgung ausgeliefert waren und alles verloren. Otto, der in der Familie Solomon wie ein Sohn aufgenommen wurde, entwickelte sich zu einem fanatischen Nazi und bestimmt dadurch maßgeblich das Schicksal der Familie Solomon. Jetzt 57 Jahre danach nennt sich Otto Elliot Rosenzweig, schwimmt in Geld und genießt in Chicago hohes Ansehen wegen seiner Spendengelder an die Stadt und deren Einrichtungen. Ben konfrontiert Elliot öffentlich mit seiner Nazivergangenheit und versucht gemeinsam mit der Rechtsanwältin Catherine Lockhart und deren Ermittler Liam Taggart Beweise für seine Behauptung zu finden. Aber ist dieser Elliot wirklich Otto? Oder sieht er ihm nur ähnlich?
Dieses Buch konnte ich nicht mehr aus der Hand legen. Das Schicksal der Familie Solomon und Bens detailgenaue Schilderungen der damaligen Ereignisse, wie die ehemals reiche jüdische Familie alles verloren hat, haben mich stark berührt. Glaubt Familie Solomon anfangs noch die einzelnen Einschränkungen und Zwänge halten wir aus, schlimmer kann es ja gar nicht kommen, wird sie eines Besseren belehrt. Schlimmer geht immer. Diesen Ben Solomon, der im Buch so bescheiden wie lebendig geschildert wird, hätte ich gerne persönlich kennengelernt. Aber auch Catherine ist mir ans Herz gewachsen. Macht sie doch eine so gravierende Wendung vom nur auf Geld reduzierten Rechtsanwalt hin zum moralisch motivierten Rechtsstreiter. Herrlich fand ich die Stelle als Catherines ehemaliger Mentor, Rechtsanwalt Walter, versucht sie zu bestechen und zur Abgabe von Bens Fall zu bewegen. Da antwortet sie ihm „..Angebot ist unmoralisch, schade dass sie so etwas nicht mehr erkennen..“ Hier erkennt Catherine, dass sie auf der richtigen Seite steht und Moral, Unrecht und Gerechtigkeit ihr wichtiger sind als Geld.
Spannend bleibt das Buch bis zum Schluss. Denn der Autor bringt den Leser geschickt zum Zweifeln ob Elliot von Ben zu Unrecht beschuldigt wird oder nicht. Super gemacht! Wer sich für Judenverfolgung und Naziterror interessiert, muss dieses Buch einfach lesen. Von mir gibt’s 5 wohlverdiente Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.05.2019

man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Gina Angelucci hat ihre Elternzeit abgeschlossen und ermittelt wieder in alten (kalten) Mordfällen. Dabei beweist sie wieder wie beharrlich sie ihr Ziel, die Aufklärung alter Fälle, verfolgt. Denn bei ...

Gina Angelucci hat ihre Elternzeit abgeschlossen und ermittelt wieder in alten (kalten) Mordfällen. Dabei beweist sie wieder wie beharrlich sie ihr Ziel, die Aufklärung alter Fälle, verfolgt. Denn bei Baggerarbeiten werden die Knochen von zwei seit Jahrzehnten vergrabenen Leichen zu Tage gefördert. Der Staatsanwalt will keine Ermittlungen aufnehmen, da nach so vielen Jahrzehnten der Mörder sicher bereits verstorben ist. Doch da hat er mit der falschen Frau gepokert. Gina ist der Ansicht, dass es nicht nur das Ziel geben sollte den Mörder zu finden, sondern dass die Nachkommen auch ein Recht haben Gewissheit über den verbleib ihrer Vorfahren zu erlangen.
Auch in diesem Fall beweist Gina wieder einmal wie konsequent, manchmal auch zu außergewöhnlichen Mitteln greifend, sie ihr Ziel verfolgt. Inge Löhnig beschriebt diese Hauptfigur lebendig, emotional und sympathisch. Ich mag diese Ermittlerin. Wird doch durch den Wechsel zwischen dienstlichen wie privaten Problemen hier eine rundum glaubhafte und liebenswerte Person geschildert.
Diese Jahrzehnte anhaltende Fehde zwischen den beiden Familien Schattenhofer und Anger fand ich spannend. Schließlich will man ja unbedingt wissen, was verbirgt sich konkret hinter diesem Streit. Doch hinter dieses Geheimnis wird man aber nur Stück für Stück geführt. Das hält die Spannung auf hohem Niveau. Sehr gut hat mir an diesem Buch auch gefallen, dass der Leser ab der Mitte des Buches glaubt den Täter bereits zu kennen. Aber dann entwickelt sich alles in eine ganz andere Richtung. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen und fühlte mich wieder einmal wunderbar unterhalten. Darum gibt’s von mir 5 Lese-Sterne und eine 100% Lese-Empfehlung

Veröffentlicht am 23.05.2019

Tradition, Wurzeln, starke Frauen – wunderbar

Wo der Tag beginnt
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Bäckerstocher Ruth Hellwig kennt David Mühlen seid ihrer Kindheit. Doch nun ist sie verliebt, ihn zu heiraten ist ihr einziges Lebensziel. Aber David folgt nur seinem Glauben und eröffnet ihr, als sie ...

Bäckerstocher Ruth Hellwig kennt David Mühlen seid ihrer Kindheit. Doch nun ist sie verliebt, ihn zu heiraten ist ihr einziges Lebensziel. Aber David folgt nur seinem Glauben und eröffnet ihr, als sie mit einem Heiratsantrag rechnet, dass er als Missionar in Indien, Neuseeland oder Australien Menschen zum christlichen Glauben bekehren möchte. Um ihr Ziel schlussendlich trotzdem zu erreichen, macht sie in Berlin eine Schwesternausbildung, um ihm folgen zu können und in der Ferne eine Krankenstation auszubauen. Mit vielen Tricks und Manipulationen gelingt ihr Plan und sie macht sich per Schiff auf nach Neuseeland. Nichts läuft nach Plan und damit beginnt für die bisher vom Leben verwöhnte Ruth ein wahres Abenteuer in dem Land wo der Tag beginnt ….
Ja Ruth, anfangs noch recht naiv und selbstsüchtig, wird vor viele neue, schwierige Aufgaben und Entscheidungen in ihrer neuen Wahlheimat gestellt. Im Gegensatz zu David ist bei ihr der Glaube nicht so stark ausgeprägt und je weiter Davids geistliche Entrückung fortschreitet, um so realistischer wird Ruths Sichtweise, auch was ihr Bild von David betrifft. Kritisch bildet sie sich eine eigene Meinung wie z.B., dass Glaube noch nie einen Krieg verhindert hat. In der Krankenpflege findet sie aber ihre Mission dort in der Fremde. Sie wächst mit ihren Aufgaben, wird zu einer verantwortungsbewussten, mutigen und gerechten Frau. Mochte ich sie anfangs nicht so sehr, hat sich das aber im Laufe der Geschichte stark gewendet.
Aber es gibt noch eine starke, bewundernswerte, streckenweise auch bedauernswerte Frau: Kimi de Whangaroa vom Stamme der Moriori. Sie lebt auf den Chatman-Inseln und wird im Stamm zur Heilerin ausgebildet Ihr Volk ist sehr friedliebend, bescheiden und ihren Ahnen und ihrer Tradition stark verbunden. Das wird ihnen und auch Kimi zum Verhängnis. Denn als friedliebendes, Kampf und dem Blutvergießen ablehnendes Volk haben die Maori mit der Abschlachtung, Unterwerfung und der Versklavung des Moriori-Volkes ein leichtes Spiel.
Die Autorin hat hier wieder ein wunderbar unterhaltsames und damit äußerst lesenswertes Buch geschrieben. Wieder gelingt es ihr den Leser in die damalige Zeit eintauchen zu lassen. Dabei lernt man auch viel über die Traditionen der Ureinwohner, die mir schon recht fremd und nicht immer nachvollziehbar erschienen. Aber interessant ist das allemal. Die Figuren sind so glaubhaft und lebensecht geschildert, dass ich mich selbst am liebsten in Auseinandersetzungen und Ungerechtigkeiten eingemischt hätte. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 14.05.2019

sehr blutig, aber super spannend

Der Seelenhirte
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Die gesamte Familie des Schafzüchters Rodenberg wird brutal ermordet, die Opfer vom Täter akribisch platziert, ja eigentlich auch dekoriert. Als die Ermittler in das Haus kommen, sind sie von dem Grauen, ...

Die gesamte Familie des Schafzüchters Rodenberg wird brutal ermordet, die Opfer vom Täter akribisch platziert, ja eigentlich auch dekoriert. Als die Ermittler in das Haus kommen, sind sie von dem Grauen, das sie dort sehen, traumatisiert. Aber Rodenbergs werden nicht die einzigen Opfer bleiben, denn der Seelenhirte muss noch viele „unwürdige“ Menschen einer Prüfung unterziehen und zur Rechenschaft ziehen….
Auch in diesem Krimi ist Klara Frost wieder als Ermittlerin tätig. Sie hat schon eine sehr gewöhnungsbedürftige Art beim Umgang mit ihren Mitmenschen. Nicht umsonst wird sie von ihrem Kollegen „die Exorzistin“ genannt. Liebenswert kommt in ihrem Zusammenhang eher nicht als Beschreibung zum Einsatz. Überhaupt entspricht ihr ganzes Erscheinungsbild nicht unbedingt der üblichen Vorstellung einer Kriminalkommissarin: dunkle Klamotten, dunkel geschminkte Augen, die Haut mit unzähligen Tattoos verziert. Trotzdem mag ich diese Ermittlerin. Sie ist hochintelligent, zielstrebig bei den Ermittlungen, kann umfangreiche Zusammenhänge erkennen. An Tatorten blendet sie jegliche Gefühle aus. Geht in den Analysemodus über. So kann sie selbst an grausigsten Tatorten nach Spuren suchen. Die Kollegen nennen sie deshalb gefühlskalt. Für mich ist das eher Selbstbeherrschung. Aber Klara besitzt auch Humor – trockenen Humor. Z.B als sie ihrem Ärger und ihre Abneigung gegenüber dem ihr zugewiesenen Praktikanten Oliver Paulsen Luft macht, indem sie ihm den Spitznamen Oli P. verpasste, fand ich super. Mir hat diese Ermittlerin wesentlich besser als im ersten Teil gefallen.
Dieser Krimi bleibt bis zum Ende spannend und diesen Täter hätte ich nie erwartet. Hoffentlich gibt es noch weitere Krimis bei denen Klara Frost ermitteln darf. Ich kann das Buch guten Gewissens 100%ig allen Krimi-Fans weiterempfehlen und vergebe 5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 08.05.2019

alles zerstörende Sucht – toller Lesestoff

All das zu verlieren
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Adèle arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, hat einen fleißigen Ehemann, einen kleinen Sohn. Alles könnte bestens sein – wenn Adèle damit zufrieden wäre. Aber das ist sie nicht. Immer wieder muss sie ...

Adèle arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, hat einen fleißigen Ehemann, einen kleinen Sohn. Alles könnte bestens sein – wenn Adèle damit zufrieden wäre. Aber das ist sie nicht. Immer wieder muss sie sich sexuell neu erfinden, neu empfinden, stärker empfinden und schreckt dabei auch vor Selbstzerstörung nicht zurück.
Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Meine Empfindungen dabei waren sehr wiegespalten gegenüber Adèle. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum macht sie das? Warum tut sie sich und ihrer Familie das alles an? Bis ich akzeptiert habe, dass sie krank, besser gesagt süchtig ist. Nicht nach Drogen, sondern nach der Befriedigung durch Sex in allen nur denkbaren Ausprägungen. War ich anfangs über Adèle noch entsetzt, tat sie mir später irgendwie auch leid. Besonders als ihr Mann hinter ihr Geheimnis gekommen ist und sie auf den neu erworbenen Anwesen isoliert, versucht hat heile Familie zu spielen. Der gehörnte Ehemann, Richard Robinson, hat mir nicht wirklich leidgetan. Denn in meinen Augen hat er seiner Frau und seiner Familie viel zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Sonst hätte es nicht so weit kommen können. Geld ist halt nicht alles. Der Arzt Richard empfindet seine Frau als Kranke ohne Symptome. Ich denke, das trifft es ziemlich genau.
Der Erzählstil der Autorin lag mir sehr. Es wechselten in den Kapiteln Rückblenden mit Gegenwart sprunghaft hin und her, was ich als äußerst passend zu dem sprunghaften (im wahrsten Sinne des Wortes) Leben von Adèle fand. Wer dieses Buch liest, sollte allerdings nicht allzu prüde sein. Denn Begriffe wie gekaufter Stecher bringen im Buch die Vulgarität Adèles gepaart mit Einzelheiten zu ihren Ausschweifungen sehr anschaulich und treffend zum Ausdruck. Ich habe mich mit diesem Buch wunderbar unterhalten gefühlt und somit gibt’s von mir 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.