Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
online

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2021

Coole Plotidee, geht leider zu sehr in die Tiefe

Snow Crash
0

Wenn ich mir eine alternative Zukunft vorstellen würde, dann wären es wahrscheinlich fliegende Autos und Digitalisierung pur. Es gibt nichts Handfestes mehr wie zum Beispiel Bargeld. Beamen wäre auch nicht ...

Wenn ich mir eine alternative Zukunft vorstellen würde, dann wären es wahrscheinlich fliegende Autos und Digitalisierung pur. Es gibt nichts Handfestes mehr wie zum Beispiel Bargeld. Beamen wäre auch nicht schlecht.

Hiro lebt in so einer Welt. Nicht so, wie wir sie uns wahrscheinlich vorstellen würden, aber doch so, wie sie sein könnte. Hiro flüchtet hauptsächlich in das sogenannte Metaverse. Ein virtueller Ort, an dem du sein kannst, wer du möchtest. Für mich war die Vorstellung tatsächlich sehr interessant. Wer möchte sich denn nicht selbst erschaffen? Doch das Ganze birgt auch Gefahren. Man sollte sich dabei nicht selbst verlieren. Hiro hat eine sehr gute Mittellinie geschaffen. Er existiert real und im Metaverse. Ich fand auch selbst, dass er ein sehr vielfältiger Charakter war. Selbstbewusst, jedoch vorsichtig, etwas nachfragend und selbstzweifelnd. Man konnte einen sehr guten Einblick in seine Gedanken und Gefühle bekommen, auch wenn die Geschichte aus der Erzählerperspektive geschrieben wurde. Allgemein hat der Autor seine Charaktere sehr gut ausgearbeitet und detailliert beschrieben. Das hat mir im Allgemeinen gut gefallen und daher möchte ich es positiv erwähnen.

Leider war es das aber schon. Die Geschichte selbst konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Es ist lange Zeit nichts passiert und mir hat der gewisse rote Faden gefehlt. Ich bin mit der Storyline nicht klargekommen. Hier hätte ich mir eine andere Umsetzung gewünscht. An vielen Dingen hat der Autor sich viel zu lange aufgehalten, andere dagegen wurden zu kurz angeschnitten. Das ist natürlich Geschmackssache, und bei der Länge des Buches musste der Autor wahrscheinlich Abstriche in Kauf nehmen.

Auch die Fachsprache unter IT-lern hat mich mehr verwirrt als dass sie spannend war. Ich habe diese Passagen übersprungen, da ich rein gar nichts davon verstanden habe. Mathematische Formeln und Programmiersprache: gruselig, nicht mein Ding. Ich hatte mich ein wenig in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt.

Fazit: Die Charaktere selbst und der Grundgedanke der Story waren gut ausgearbeitet, jedoch ging es für mich zu sehr in die Tiefe. Ich konnte mit dem Schreibstil oft nichts anfangen. Jedoch könnte Science-Fiction-Fans das Buch durchaus gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2021

Sehr cooler Genre-Mix!

Die Seele eines Spukhauses
0

Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob Häuser eine Seele haben? Ob all das Leid, das die Hausbewohner erfahren haben, sich tief in den Wänden verwurzelt und wie ein Schatten ausbreitet? Nun, Magnolia Feyler ...

Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob Häuser eine Seele haben? Ob all das Leid, das die Hausbewohner erfahren haben, sich tief in den Wänden verwurzelt und wie ein Schatten ausbreitet? Nun, Magnolia Feyler weiß es mit ziemlicher Gewissheit, denn sie ist Häuserflüsterin. Sie wird gerufen, wenn es in einem Gebäude spukt. Allerdings bekämpft sie diesen Spuk nicht wie Exorzisten, sondern sie lüftet ihn. Horcht in die Seele des Hauses hinein, möchte verstehen und den Geistern helfen, endlich Ruhe zu finden.

Magnolia war mir auf Anhieb sympathisch: eine weißhaarige, andersdenkende Rebellin, die gerne Anzug und Zylinder trägt und somit auch ein feministisches Statement abgibt. Dass sie zudem Gewürztee mag, war ein zusätzlicher Pluspunkt.

Ihr neuer Auftrag lautet: Shaw Manor. Das beeindruckende Anwesen in Brixton soll nach allem, was sie gehört hat, abgrundtief böse sein. Und so begibt sie sich an einem Oktobertag im Jahr 1862 mit ihrer Ausrüstung dorthin, um sowohl ihren vermissten Kollegen zu finden als auch dem Spuk ein Ende zu bereiten. In ihrem Logbuch hält Magnolia alle wichtigen Details der Geisteraustreibung fest und wir erfahren somit ein paar interessante Fakten aus ihrem Berufsalltag. Zum Beispiel warum es sinnvoll ist, einen Bannkreis zu legen. Oder welche Wirkung Salzkörner haben.

Die Autorin bedient sich dabei eines zum Plot passenden Vokabulars. Ihr Stil ist lebendig und leicht verständlich, die Sprache bildgewaltig. Helena Gässler spielt gekonnt mit den Worten und erschafft eine Atmosphäre, die fast durchgängig für Gänsehaut sorgt.

"Seine toten Augen starrten sie an. Es war schrecklich, den Blick eines Verstorbenen zu erwidern, wenn man sich an das Funkeln erinnern kann, das einmal darin geherrscht hatte." (Zitat Pos. 47)

Persönliches Fazit: Hier werden viele Elemente gekonnt miteinander vereint: Fantasy, Steampunk und jede Menge Grusel. Greift zu diesem Buch, wenn ihr in die Seele eines Spukhauses abtauchen möchtet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.11.2021

Guter Lesestoff aus dem Nordic-Noir-Genre

FROST
0

Zu Beginn muss ich sagen, dass ich mich aktuell mal wieder in einer Lesesflaute befinde und deswegen etwas Angst hatte, die Fortsetzung der Hulda-Trilogie (die keine ist – in meinen Augen, aber dazu gleich ...

Zu Beginn muss ich sagen, dass ich mich aktuell mal wieder in einer Lesesflaute befinde und deswegen etwas Angst hatte, die Fortsetzung der Hulda-Trilogie (die keine ist – in meinen Augen, aber dazu gleich mehr) jetzt zu lesen, da ich ihr vielleicht nicht gerecht werden würde. Aber! Wie immer hat es Jónasson geschafft, mich mitzureißen. Von der ersten Seite an, war ich im Leserausch und habe das Buch an zwei Abenden verschlungen. Sein Schreibstil und die kurzen Kapitel sind einfach wie gemacht für mich.

Warum gibt es also einen vierten Teil bei einer Trilogie? Klingt nicht logisch, oder? Von daher sehe ich diesen Teil auch eher als Spin-off bzw. als eigene Reihe. Diese wird außerdem auch unter dem Zusatz "Hulda-Helgi-Serie" aufgeführt, was viel mehr Sinn ergibt. Zudem können hier auch neue Leser bedenkenlos zugreifen, ohne die Hulda-Trilogie gelesen zu haben.

Der Nachteil an diesem Band ist ganz klar der, dass Hulda kaum darin vorkommt, auch wenn sie mit aufgeführt wird. Die paar winzigen Kapitel zeigen natürlich wieder eine andere Seite von ihr, aber ich war dennoch traurig, dass sie nicht mehr Spielfläche erhalten hat. In diesem Teil begleiten wir nämlich Helgi, der eine Studienarbeit über die Todesfälle im Tuberkulose-Sanatorium schreibt und hierzu Kontakt zu den Betroffenen von damals aufnimmt. Wir bewegen uns deswegen auch in drei verschiedenen Zeitebenen: Anfang der 1950er-Jahre, 1983 und 2012. Keine Sorge, man verliert hier nie den Überblick, eher im Gegenteil.

Der Fall an sich war jetzt nicht spektakulär, weswegen ich Jónasson auch eher in die Krimi-Ecke als in die Thriller-Ecke stecke, denn auch wenn in diesem Teil sogar kurz etwas Grusel aufkam, fehlt für einen Thriller der nötige Nervenkitzel, was den einen oder anderen Leser dann vielleicht sogar langweilen mag. Dennoch tappte ich bis zum Ende im Dunklen, was ich sehr gern habe.

Was mich persönlich etwas genervt hat, war das Verhältnis von Helgi zu seiner Frau. Aber diese Passagen waren letztendlich wichtig, wie man im Verlauf merken wird. Das Ende und der Zusatz im Titel lassen auf weitere Teile hoffen und ich bin auf jeden Fall mit am Start, denn Helgi hat mit Sicherheit noch mehr zu berichten.

Persönliches Fazit: Wie immer bin ich dank des Schreibstils von Jónasson gut unterhalten worden und hoffe, dass der Helgi-Hulga-Ansatz deutlich vertieft wird. Dieses Buch ist perfekt für gemütliche Herbstabende und ein Muss für alle Fans der düsteren isländischen Spannungsliteratur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2021

Potenzial leider nicht ausgeschöpft

Teufelsnetz
0

Bei dem Buch Teufelsnetz handelt es sich um Band 2 einer in sich abgeschlossenen Reihe. Da ich Teil 1 bereits verschlungen hatte, freute ich mich darauf, die vielen bereits bekannten Charaktere erneut ...

Bei dem Buch Teufelsnetz handelt es sich um Band 2 einer in sich abgeschlossenen Reihe. Da ich Teil 1 bereits verschlungen hatte, freute ich mich darauf, die vielen bereits bekannten Charaktere erneut begleiten zu dürfen. Teil 1 konnte mich damals durch Authentizität und Einfallsreichtum überzeugen. Es blieb spannend bis zur letzten Seite und es war wirklich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Doch der zweite Band hat leider stark nachgelassen.

Viele der Charaktere sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Natürlich wurden sie durch Erlebnisse im ersten Teil gekennzeichnet und in Mitleidenschaft gezogen, dennoch fehlte mir die gewisse Bindung zu den Protagonisten. Wer sich nun nicht spoilern lassen möchte, der sollte diese Rezension nicht weiterlesen.

Die Hauptperson ist wieder die finnische Ermittlerin Jessica Niemi. Sie ist immer noch in Trauer über den Tod zweier Kollegen. Darunter auch ihr Boss Erne Mickson. Sie bekommt eine neue Vorgesetzte, die ganz anders arbeitet und Jessicas Art und Weise nicht versteht. Das ruft Komplikationen hervor. Auch ich konnte die Chefin Hellu nicht leiden, sie war mir irgendwie gänzlich unsympathisch, und das hat sich auch im Laufe des Bandes nicht geändert. Aber auch die anderen Charaktere waren nicht greifbar. Nina, Jusuf, aber auch Rasmus erschienen mir irgendwie träge und nicht auf der Höhe. Sie entwickelten sich nicht weiter und das fand ich persönlich sehr schade. Denn eigentlich erwarte ich, dass Charaktere sich in einer fortlaufenden Geschichte von Fall zu Fall verändern und weiterentwickeln und sich nicht rückentwickeln.

Auch die Story selbst konnte mich nicht überzeugen. Waren wir in Band 1 noch einem mysteriösen Hexenjägerkult auf der Spur, so waren es hier eher doch belanglose Morde. Natürlich ist kein Mord belanglos, doch der Fall an sich konnte dem ersten nicht das Wasser reichen. Die Geschichte zog sich besonders am Anfang und nahm nie so richtig an Fahrt auf. Mir fehlten immer diese gewisse Spannung, das Mitfiebern und auch das Besondere am Plot. Für mich wurde das Thema eines Menschenhändlerrings bereits zu oft thematisiert. Der Autor versuchte zwar mit den Manga-Mädchen etwas Eigenes zu kreieren, doch leider hatte dies nicht den gewünschten Effekt.

Persönliches Fazit: Ich war von dem zweiten Band der Reihe doch arg enttäuscht, da ich mir nach dem starken Start etwas anderes erhofft und ersehnt hatte. Ich weiß daher nicht, ob ich persönlich noch einen weiteren Teil lesen würde. Ich empfehle Band 1 der Reihe zu 100%, doch von dem zweiten Teil darf der Krimi-/Thriller-Fan nicht zu viel erwarten. Sehr schade, da der Autor wirklich einen sehr angenehmen Schreibstil hat, den er auch hier wieder zur Schau stellen konnte. Ich kann mich somit den sonstigen positiven Meinungen nicht anschließen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2021

Lässt uns in eine fabelhafte Welt abtauchen

Die Chroniken der Meerjungfrau - Der Fluch der Wellen
0

Schon als Kind liebte ich es im Märchenbuch zu blättern oder sämtliche Verfilmungen zu schauen. Das hat sich zugegebenermaßen bis heute nicht geändert. Und nun ratet mal, welches zu meinen absoluten Lieblingsmärchen ...

Schon als Kind liebte ich es im Märchenbuch zu blättern oder sämtliche Verfilmungen zu schauen. Das hat sich zugegebenermaßen bis heute nicht geändert. Und nun ratet mal, welches zu meinen absoluten Lieblingsmärchen gehörte: richtig, Arielle!

Tatsächlich fühlte ich mich ganz zu Beginn doch sehr an die Disney-Verfilmung beziehungsweise an das Märchen von Hans Christian Andersen erinnert und war im ersten Moment etwas unschlüssig, wie ich das finden würde. Dieser Zweifel zerstreute sich aber noch im Verlauf des ersten Kapitels, denn Christina Henry greift zwar den allseits bekannten Teil der Meerjungfrauenerzählungen auf, kreiert darum aber eine ganz eigene Story, die nicht schöner hätte sein können.

Henry erzählt die Geschichte eines Wasserwesens, das seiner Zeit um Welten voraus ist. Als moderne, starke und emanzipierte Frau stößt sie in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts auf viele Widerstände. Allen Anfeindungen und Neidern zum Trotz steht Amelia aber für ihren Glauben, ihre Liebe und ihr Anderssein ein. Aber wird sie schlussendlich wirklich frei sein?

Henry zeichnet ganz wunderbare Figuren, die allesamt durch ihre realistischen, individuellen Züge überzeugen. Mit ihrer Art zu erzählen, entführt Henry ihre Leser in eine phantastische Welt, die stets einen Bezug zur Realität behält. Und so fabelhaft die Story an sich auch zu sein scheint, stößt sie uns doch gleichzeitig immer wieder auf Missstände und Probleme, die sich bis in unsere heutige Zeit ziehen und die wir viel zu oft als gegeben hinnehmen.

Persönliches Fazit: Auch wenn ich wirklich nicht behaupten kann, dass es sich bei „Die Chroniken der Meerjungfrau“ um eine düstere Story handelt, was ich ehrlich gesagt wegen der anderen Chroniken-Bücher erwartetet hatte, so empfehle ich sie trotzdem jedem, der Märchen und phantastische Erzählungen mag! Einfach, weil es eine tolle Story für Erwachsene ist, die uns in fabelhafte Welten abtauchen lässt und dabei nie den Bezug zur Realität verliert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere