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Veröffentlicht am 12.03.2021

Gelungener Thriller

Rattenkönig
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Mit „Rattenkönig“ hat Pascal Engmann den zweiten Band der Reihe um und mit Ermittlerin Vanessa Frank veröffentlicht.

Nachdem ich Teil 1 nicht gelesen habe, hatte ich zunächst Bedenken, mich hier problemlos ...

Mit „Rattenkönig“ hat Pascal Engmann den zweiten Band der Reihe um und mit Ermittlerin Vanessa Frank veröffentlicht.

Nachdem ich Teil 1 nicht gelesen habe, hatte ich zunächst Bedenken, mich hier problemlos zurecht zu finden. Aber diese waren ganz schnell verflogen, denn die Bände sind in sich abgeschlossen - und tatsächlich verlief der Start alles andere als holprig. Ich war sofort mittendrin! Passiert mir nicht oft, dass ich quasi direkt loslege und am Ball bleibe. Schon die kleinsten Defizite - wie beispielsweise Rechtschreibfehler oder Schachtelsätze - bringen mich aus dem Takt. Umso erfreulicher war es, dass ich hier eine positive Erfahrung machen durfte.

Und um was geht's?

Als die Ex-Freundin eines JVA Häftlings ermordet aufgefunden wird, steht dieser schnell als Tatverdächtiger fest. Nicht völlig grundlos: Er befand sich im Freigang und hatte seine Ex-Freundin mit dem Tod bedroht. Dann passiert ein weiterer Mord an einer jungen Frau, und Vanessa Frank nimmt die Ermittlungen auf. Gibt es vielleicht eine Verbindung zu den zwei Morden?

Die Story hat mir von der Grundidee und der Umsetzung her richtig gut gefallen. Vor allem die Kürze der Kapitel hat mich sehr angesprochen, weil es mir möglich machte, eine Einteilung zu wählen, die meinem doch recht stressigen Tagesablauf gelegen kommt.
Die geschickt eingebauten Cliffhanger haben mich an den Plot fesseln können und dazu gebracht, weiterlesen zu wollen. Die Spannung war für mich daher durchgehend geboten, und die Perspektivwechsel haben den Plot insgesamt angenehm aufgelockert, interessant gemacht und meine Neugier weiterhin geweckt.

Dem Leser wird hier einiges geboten. Durch viele diverse Handlungsstränge setzt sich nach und nach eine großartige Story zusammen, die realistisch und wendungsreich ausgetüftelt wurde.

Die Charaktere, die der Autor präzise ausgearbeitet hat, runden das Ganze perfekt ab und machen dieses Werk zu einem echten Leseerlebnis. Zwar wird sich hier mancher Klischees bedient, gerade was die Ermittler und ihre Leben betrifft, allerdings passt das wunderbar zum Rest und war zu keiner Zeit langweilig.

Vor allem im Schlussteil nimmt die Handlung noch einmal an Fahrt auf, sodass ich den Showdown kaum erwarten konnte. Dieser hat meine Erwartungen erfüllt und mich zufrieden das Buch zuklappen lassen. Hier kam jetzt nicht DIE mega Überraschung, dennoch wurde ich gut unterhalten.

Persönliches Fazit: Eine gelungene Story, die mir einiges geboten hat. Tolle Charaktere und geschickte Plottwists runden das Ganze ab und machen dieses Buch zu einem echten Leseerlebnis. Auch wenn man Band 1 nicht kennt, kommt man hier auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Spannender Pageturner!

Die Frau vom Strand
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Rebecca führt das perfekte Leben. Mit ihrer Frau Lucy und Tochter Greta lebt sie in einem absoluten Traumhaus direkt am Ostseestrand. Dort geht sie oft spazieren und trifft eines Tages auf die nackte Julia. ...

Rebecca führt das perfekte Leben. Mit ihrer Frau Lucy und Tochter Greta lebt sie in einem absoluten Traumhaus direkt am Ostseestrand. Dort geht sie oft spazieren und trifft eines Tages auf die nackte Julia. Ihre Kleider wurden gestohlen, als sie schwimmen war. Rebecca hilft ihr (zunächst etwas skeptisch) und die beiden freunden sich an. Doch plötzlich verschwindet Julia spurlos. Rebecca macht sich auf die Suche nach ihr und macht dabei eine Entdeckung, die dem Leser das Blut in den Adern gefrieren lässt. Zumindest ging es mir so! Ich hatte wirklich Gänsehaut beim Lesen.

Der Einstieg in den Plot hat mir sehr gut gefallen, und ich fand mich auch generell schnell zurecht. Zunächst lernen wir die Protagonisten ausführlich kennen, bevor die eigentliche Handlung an Fahrt aufnimmt. Immer wieder wechselt die Perspektive, und der Leser lernt viele unterschiedliche Facetten kennen.

Den Schreibstil fand ich sehr flüssig, und es ist der Autorin prima gelungen, mich an ihr Buch zu fesseln. Die eingebauten Cliffhanger an den Kapitelenden sorgten dafür, dass ich das Buch nicht einfach beiseitelegen konnte. Geschickt gemacht.

Besonders schön fand ich außerdem die bildhafte Beschreibung der Umgebung. Das hat mich tatsächlich etwas an die Ostsee entführt, an die es mich privat schon einige Male zog.

Die Charaktere waren präzise ausgearbeitet und dargestellt. Zu Rebecca und ihrer Familie hatte ich direkt eine Verbindung. Julia erscheint zunächst unscheinbar und geheimnisvoll. Aber je mehr sich die Puzzleteile zusammensetzen, umso mehr bekommt der Leser auch hier ganz tiefe Einblicke. Die Ermittlerin Emma war mir persönlich eher unsympathisch. Man erfährt nicht allzu viel über sie, aber ihre ruppige Art und ihr Umgang mit den Kollegen machte sie nicht gerade zu meiner Freundin.

Was die Spannung betrifft, so lässt es Petra Johann zunächst langsam angehen. Dennoch kommt beim Lesen keine Langeweile auf, da es immer wieder Wendungen und Perspektivwechsel gibt, die für Neugier sorgen. Ab dem Mittelteil ist der Spannungsbogen dann konstant oben und hält auch bis zum Ende an. Dieses ist übrigens eine große Überraschung, mit der ich keinesfalls gerechnet hätte. Das Ende selbst und auch die Handlungen der Protagonisten davor hat noch einige Zeit in mir nachgewirkt und mich zum Nachdenken gebracht.

Persönliches Fazit: Ein Pageturner, der mich bestens unterhalten hat. Der Autorin ist es gelungen, ein heikles Thema brillant umzusetzen und in einen spannenden Thriller zu verpacken.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Spannung, Nervenkitzel und ein interessantes Thema

Todesrauschen
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Der Einstieg hat mir gut gefallen. Ich war sofort mit den altbekannten Charakteren vertraut und hatte schon nach den ersten paar Seiten Schnappatmung. Generell geht es in diesem Teil sehr rasant zu. Das ...

Der Einstieg hat mir gut gefallen. Ich war sofort mit den altbekannten Charakteren vertraut und hatte schon nach den ersten paar Seiten Schnappatmung. Generell geht es in diesem Teil sehr rasant zu. Das Richtige also für jemanden wie mich, der temporeiche und spannungsgeladene Thriller mag. Immer wieder warten raffinierte Cliffhanger auf den Leser, sodass ein Weglegen des Buches unmöglich wird.

Jula Ansorge ist eine toughe Frau - und immer noch auf der Suche nach ihrem Bruder Moritz. Ihre Liebe zu ihm lässt sie über Leichen gehen und auch wieder mit Hegel zusammenarbeiten, denn dieser hat Hinweise darauf, dass Moritz womöglich noch am Leben ist. Dass ihr dies nicht leicht fällt, wissen wir ja bereits aus Teil 1 und 2. Aber die Situation hat sich leicht verändert, und nun heißt es: Sympathien außer Acht lassen und als Team fungieren.

Vom Phonetiker Matthias Hegel war ich absolut fasziniert. Zum ersten Mal in dieser Reihe erschien er mir fast menschlich, weil er langsam aus sich herauskommt und greifbarer wird. Außerdem wirft er mit all seinem Fachwissen lässig und gekonnt um sich und hat mich als Leser damit echt begeistert. Die Phonetik ist ein sehr interessantes Fachgebiet.

„Wenn wir sprechen produzieren wir an unseren Stimmlippen ein sehr breites Spektrum an Frequenzen. Artikulation ist also nichts anderes als die Verformung unseres Sprachtrakts auf eine Art, die bestimmte Resonanzfrequenzen entstehen lässt. Wenn wir von jemandem beispielsweise ein B, ein A oder ein EU hören, identifiziert unser Gehirn ganz genau diese spezifischen Resonanzfrequenzen.“ (Zitat)

Persönliches Fazit: Kliesch hat eine Must-read-Reihe erschaffen, die ich jedem Thriller-Fan ans Herz legen möchte, und bei "Todesrauschen" sogar noch eine ordentliche Ladung an Spannung, Nervenkitzel und Wissen draufgepackt. Bei diesem Thriller stimmt einfach alles!

/RO, Sabrina

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Regt zum Nachdenken an

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung, eine junge gebildete Frau, wächst in einer von Sexismus bestimmten Männerwelt auf. Bereits als Kind muss sie lernen, dass Mädchen und Frauen für ihre Brüder, Väter, Ehemänner die eigenen Bedürfnisse ...

Kim Jiyoung, eine junge gebildete Frau, wächst in einer von Sexismus bestimmten Männerwelt auf. Bereits als Kind muss sie lernen, dass Mädchen und Frauen für ihre Brüder, Väter, Ehemänner die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen haben. Bis ins Erwachsenenalter schafft sie es nicht, sich aus dem vorgegebenen Rollenbild zu lösen. Dem Druck, der auf ihr lastet, ist sie nicht länger gewachsen. Ohne es zu merken, flüchtet sie sich in ihr bekannte Frauenbilder, die ihren Gedanken eine Stimme geben. Der ständige Verzicht sowie die an sie gestellten Erwartungen zerren an ihrer psychischen Gesundheit.

„Im Jahr 2014, dem Jahr als Jiyoung ihre Arbeit aufgab, kündigte jede fünfte verheiratete Südkoreanerin ihren Job wegen Heirat, Schwangerschaft oder Kinderbetreuung beziehungsweise Kindererziehung.“ (Zitat, Seite 196)

Jiyoung ist kaum älter als ich. Das Gesellschaftsbild, in dem sie aufwächst und lebt, die Rolle, die sie zu spielen hat, sind für mich jedoch unvorstellbar. Jiyoungs Geschichte hat mich betroffen gemacht. Denn es ist noch mal etwas ganz anderes, sich mit einem individuellen Schicksal, das auf wirklich jeder Frau lasten könnte, auseinanderzusetzen. Dieser Roman schafft Nähe und kratzt intensiv an unseren Emotionen.

Cho Nam-Joo erzählt die Geschichte in einer klaren Sprache aus der Sicht des behandelnden Psychiaters. Sein objektiver Blick auf die Dinge verstärkt die eigentliche Dramatik der Story. Sämtliche Figuren sind glaubwürdig gezeichnet. Kim Jiyoung ist dabei besonders tiefgründig gestaltet. Sie fordert unser Mitgefühl und lässt uns darüber nachdenken, welche Folgen gefestigte Rollenbilder auf unser Leben haben.

Persönliches Fazit: Dieses Buch regt zum Nachdenken an. Jede(r) von uns wird die ein oder andere Situation so oder ähnlich schon einmal selbst erlebt haben. Cho Nam-Joo rüttelt auf. Sie zeigt schonungslos Missstände auf und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Dass dieser Roman auf massenhafte Proteste gestoßen ist, spricht für sich. Dieses Buch hat unsere Aufmerksamkeit in jedem Fall verdient!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Unterhaltsam trotz kleiner Defizite

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Podcasts sind das Medium dieser Zeit, mit dem man neben den sozialen Netzwerken viele Menschen aller Altersklassen erreicht. Aber ob das das Mittel der Wahl ist, einen Mörder zu jagen? Das konnte ich mir ...

Podcasts sind das Medium dieser Zeit, mit dem man neben den sozialen Netzwerken viele Menschen aller Altersklassen erreicht. Aber ob das das Mittel der Wahl ist, einen Mörder zu jagen? Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Elle, die Protagonistin, betreibt einen Podcast, der sich mit den Opfern ungelöster Mordfälle befasst. Zu den Opfern eines Verbrechens gehören für sie auch die Angehörigen, die mit den Folgen der Tat und vor allem mit dem Unwissen weiterleben müssen. Zur Zeit hat sie sich dem Countdown-Killer verschrieben, der seine Opfer rein zufällig auszuwählen scheint, solange das Alter stimmt: die Mädchen, die zuerst entführt und dann getötet werden, sind immer ein Jahr jünger als sein letztes Opfer. Der Killer konnte nie geschnappt werden, und Elles Motivation ist geweckt.

Erzählt wird die Story aus unterschiedlichen Perspektiven. Elle, selbstverständlich, führt den Leser durch das Jetzt: die aktuellen Morde und die Ermittlungen der Polizei. Auf einer zweiten Ebene wird das bisherige Werk des Countdown-Killers beschrieben, und zwar in Form von Elles Podcast. Die Transkripte erzählen die Geschichte eines Mörders, der sich durch die Jahrzehnte bewegt, ohne dass es einen Hinweis auf ihn gibt. Es werden Experten interviewt, aber auch Angehörige, die das Ganze aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen, da man so die Hintergründe erklärt bekommt, ohne dass sie entweder ganz „beiläufig“ in der Story Erwähnung finden oder einfach plump niedergeschrieben werden.

„Jeder hat sein Schlüsselerlebnis, einen Menschen, ein Ereignis oder eine Nachricht, das ihn auf die Spur gesetzt hat.“ (Zitat)

Insgesamt hat mir die Idee sehr gut gefallen. Durch die verschiedenen Erzählstile war das Lesen abwechslungsreich und die Spannung stockte nicht. Allerdings stieg sie sehr langsam an und so richtig los ging es erst nach der Hälfte der Geschichte. Danach wird es für den geübten Thrillerleser aber keine Überraschungen mehr geben, denn in gewisser Weise sind alle Verbindungen so offensichtlich dargestellt, dass sich die eigentlich spannende Suche nach dem Mörder nicht mehr als spannend darstellt.

Was mir gar nicht gefallen hat, war, dass der Countdown-Killer in der Story immer wieder nur „CK“ genannt wurde, sogar in der wörtlichen Rede. Ein Spitzname für einen Spitznamen, und für so einen brutalen Mörder sehr harmlos klingend – das passte nicht. Auch Elles einfacher Zugang zu den Behörden war etwas leichtgängig, aber verschmerzbar.

Persönliches Fazit: Ein unterhaltsamer Thriller, der durch das Podcast-Element spannend und zeitgemäß gestaltet wurde und trotz kleiner Defizite bei mir punkten konnte.

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