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Veröffentlicht am 30.09.2023

Emotional mitreißend und kritisch

Die kleinen Lügen der Ivy Lin
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Ivy wächst bei ihrer Großmutter in China auf, während ihre Eltern in den USA dabei sind, dem American Dream hinterherzujagen. Ivy eignet sich den American Way of Life an und als sie ihren Eltern ins Land ...

Ivy wächst bei ihrer Großmutter in China auf, während ihre Eltern in den USA dabei sind, dem American Dream hinterherzujagen. Ivy eignet sich den American Way of Life an und als sie ihren Eltern ins Land der Träume folgt, merkt sie, dass sie dennoch nicht dazugehört. Es ist das, was sie wirklich möchte: Akzeptanz, Freundschaft, Miteinander. Stattdessen gehört sie weder in der Schule dazu noch zu Hause. Ihre Eltern sind enttäuscht, wie ihre Tochter sich entwickelt hat. Dabei sollten sie doch nachvollziehen können, wie es Ivy geht...

Gefangen zwischen den beiden Welten kämpft Ivy sich an ihren Platz. Ihre Eltern arbeiten hart, um ihrer Tochter ein gutes Leben zu bieten. Sie sind extrem streng, gerade ihre Mutter erwartet, dass Ivy ebenso hart arbeitet, um für sich sorgen zu können. Doch Ivy sieht das anders – denn schließlich ist sie klug und hübsch.
Auf der anderen Seite ihre Mitschüler, die ihr misstrauisch und distanziert gegenübertreten. Von ihrer Großmutter lernt Ivy zu lügen, ohne zu ahnen, dass eines Tages ihr gesamtes Leben auf einem Lügengerüst stehen wird.

Gerade die ersten Kapitel sind essentiell, um zu verstehen, wie Ivy sich entwickelt. Die gängigen Klischees werden bedient, um den Kontrast aufzuzeigen: die asiatisch aussehende Ivy, die verzweifelt versucht, ein Teil der Welt zu sein, in der weiße Menschen privilegiert sind. Sie ist geübt darin, ihr Umfeld hinters Licht zu führen.

Die Autorin versteht es, Kritik an der Gesellschaft zu üben, ohne den tadelnden Zeigefinger zu erheben. Ivy trifft unmoralische Entscheidungen, bei denen der Leser urteilen kann, ob er sie mitträgt oder nicht. Insgesamt erschien mir das Buch mehr wie eine Abhandlung, eine Charakterisierung von Ivy Lin und weniger wie eine Geschichte. Dennoch oder vor allem deswegen habe ich das Lesen sehr genossen und konnte mich mitreißen lassen. Es war mal etwas ganz anderes als das, was ich sonst so lese.

Fazit: Yang zeichnet eine junge Frau, die sich der Gesellschaft anpasst und deren angebliche Normen erfüllt, ohne Rücksicht auf Verluste. Emotional mitreißend, kritisch, nachdenklich stimmend.

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Veröffentlicht am 21.09.2023

Sozial- und gesellschaftskritisch

Die Lügnerin
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Sind Lügen immer schlecht? Ist eine kleine Notlüge nicht hier und da mal erlaubt? Haben wir nicht alle schon mal gelogen? Und sei es nur, um eine andere Person vor der Wahrheit zu schützen? Andersherum: ...

Sind Lügen immer schlecht? Ist eine kleine Notlüge nicht hier und da mal erlaubt? Haben wir nicht alle schon mal gelogen? Und sei es nur, um eine andere Person vor der Wahrheit zu schützen? Andersherum: Sind wir in der Lage, eine Lüge zu erkennen?

Wer von euch jetzt sagt: „Ja, klar merke ich, wenn mir jemand eine Lüge auftischt“, der hat noch keine Bekanntschaft mit Clara gemacht.

Gleich auf den ersten Seiten enttarnt sie selbst eine ihrer beiläufigen Bemerkungen als Lüge und ich ertappte mich dabei, wie ich bis zu diesem Zeitpunkt, trotz der Ankündigungen im Klappentext, alles Gesagte für bare Münze genommen habe.

Clara habe ich sofort ins Herz geschlossen. Sie ist eine zauberhafte und fantastische (im wahrsten Sinne des Wortes) Person. Mit ihrem einnehmenden Wesen schafft sie es binnen Sekunden, dass ihr nicht nur die anderen Romanfiguren, sondern auch die Leser an den Lippen hängen. Und genau das ist der Clou an dieser Story.

Friedemann Karig brilliert mit einer Sprachgewandtheit, die mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Die Story, die er um Clara entspinnt, ist perfekt durchdacht und dabei absolut leichtfüßig. Er schafft einen fließenden Übergang zwischen Realität und Fantasie. Das Geniale daran ist die Tatsache, dass ich dabei vollkommen das Gefühl für Wahrheit und Lüge verloren habe. Alles scheint glaubhaft. Selbst die überspitztesten Szenen sind so irrwitzig, dass sie schon wieder authentisch wirken. Und ständig fragte ich mich beim Lesen, ob Clara bewusst und entschieden lügt, oder ob ihre Lügen tatsächlich auch ihre eigene Wahrheit sind. Ach, ich könnte hier noch stundenlang über meine Faszination lamentieren.

Darüber hinaus ist Karigs Roman aber noch viel mehr. Sozialkritisch führt er uns als Gesellschaft den Spiegel vors Gesicht. Wie gehen wir mit Problemen wie Armut um? Wie oft fallen Menschen durch irgendein Raster? Sind wir bereit, anderen eine helfende Hand zu reichen und die Wahrheit zu erkennen?

Fazit: Aus mir spricht die absolute Begeisterung! Ihr bekommt hier kein Buch, das euch Thriller, Horror, Blut oder sonstigen Schlitzschlatz bietet. Sondern einen spannenden Roman, der euch an eurer eigenen Intuition und Menschenkenntnis zweifeln lässt. Wer zwischendurch mal Lust auf #wasanderes hat, sollte diesen Roman unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 20.09.2023

Typisch Coben - Wahnsinnig spannend!

Nur für dein Leben
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David sitzt lebenslänglich im Gefängnis. Er soll seinen kleinen Sohn Matthew mit einem Baseballschläger getötet haben. Doch er hat keine Erinnerung an die Tat. Als seine Schwägerin Rachel ihn nach fünf ...

David sitzt lebenslänglich im Gefängnis. Er soll seinen kleinen Sohn Matthew mit einem Baseballschläger getötet haben. Doch er hat keine Erinnerung an die Tat. Als seine Schwägerin Rachel ihn nach fünf Jahren besucht und ihm ein Foto zeigt, worauf ein Junge zu sehen ist, der Matthew ähnelt, gerät Davids Welt ins Wanken. Er muss hier raus und seinen Sohn finden. Mit Hilfe seines Patenonkels, der zufällig der Gefängnisdirektor ist, gelingt David die Flucht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn wenn David gefasst wird, ist alles verloren…

Coben hat mit diesem Thriller wieder ein wahres Meisterwerk geschaffen. Wer seine Bücher kennt, weiß, dass er es versteht, die Spannung direkt zu Beginn aufzubauen und bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Sein neuer Thriller knüpft an die bisherige Erfolgsschiene an. Dabei war es nicht nur Cobens fesselnder Schreibstil, der mich durch die Seiten gepeitscht hat. Vielmehr haben mich die komplexen und gut durchdachten Handlungsstränge fasziniert, mit denen der Autor den Leser in Atem hält. Dass er dabei oft familiäre Beziehungen und dunkle Geheimnisse untersucht, die hinter den Fassaden scheinbar glücklicher Familien verborgen sind, gefällt mir besonders gut.

Die Charaktere sind unglaublich authentisch und real gezeichnet. Allen voran David, der mir sofort ans Herz gewachsen ist. Seine Flucht hat mich emotional total berührt, und wäre seine Schwägerin Rachel nicht an seiner Seite gewesen, hätte ich ihn liebend gern unterstützt. So sehr ging mir seine Geschichte unter die Haut. Ich wollte diesem verzweifelten Vater unbedingt dabei helfen, seine Unschuld zu beweisen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Coben erzählt uns die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Hauptsächlich aber aus Sicht von David und Rachel. Das hat mir sehr gut gefallen und die Handlung für mich aufgelockert. Auch die überraschenden Wendungen haben meine Neugier herausgefordert und mich den Plot hautnah miterleben lassen. Vor allem gegen Ende gab es für mich kein Halten mehr, denn ich wollte unbedingt erfahren, ob David tatsächlich noch ein Happy End bevorsteht und ich erleichtert durchatmen darf.

Fazit: Schon lange hat mich ein Buch nicht mehr so in Atem gehalten. Eine filmreife Flucht, ein verzweifelter Vater und eine tragische Geschichte machen dieses Werk zu einem Pageturner. Wer mal wieder Lust auf eine ordentliche Portion Nervenkitzel hat, ist hier definitiv richtig. Lesen!

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Veröffentlicht am 20.09.2023

In Kürze durchgelesen

Schwarzvogel
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Ermittlerin Fredrika Storm ist gerade erst von Stockholm zurück in ihre Heimat nach Lund versetzt worden, als sie mit ihrem neuen Partner Henry Calment an einen möglichen Tatort gerufen wird. Eine junge ...

Ermittlerin Fredrika Storm ist gerade erst von Stockholm zurück in ihre Heimat nach Lund versetzt worden, als sie mit ihrem neuen Partner Henry Calment an einen möglichen Tatort gerufen wird. Eine junge Frau ist auf dem Eis eingebrochen und zu Tode gekommen. Laut der Zeugin, die zufällig zu Fredrikas Familie gehört, wurde diese von einem Unbekannten aufs Eis gejagt. War es nur ein Unfall, oder steckt doch mehr dahinter? Als immer öfter Spuren in Richtung Fredrikas Familie auftauchen, bringt sie das in große Gewissenskonflikte.

"Schwarzvogel" ist der erste Teil einer neuen Reihe mit Ermittlerin Fredrika Storm und zugleich das Krimidebüt der Autorin Frida Skybäck. Mein erster Gedanke dazu war: "Wieder einer dieser 0815-Ermittler-Krimis mit kaputten Protagonisten". Und ja, so ist es auch.

Zitat S. 13:
"Ihr vorheriger Chef hatte gesagt, sie könne froh sein, dass man sie nach allem, was passiert war, nicht degradiert hatte, wobei sie sich manchmal fragte, ob das nicht besser gewesen wäre. Mit einer handfesten Strafe hätte sie vielleicht besser umgehen können."

Allerdings hatten die Protagonisten bereits ab den ersten Seiten meine volle Sympathie gewonnen, und die Ermittlungen waren durchgehend spannend beschrieben. Der Spannungsbogen baut sich angenehm auf und die Autorin schafft es, den Leser immer wieder zweifeln zu lassen. Auch Fredrikas Gewissenskonflikt wird schnell deutlich und gut nachvollziehbar. Außerdem wird der aktuelle Fall authentisch aufgeklärt und war lange nicht vorhersehbar. Die ganze Familiengeschichte ist interessant und birgt noch ordentlich Stoff für weitere Teile.

Ich hatte das Buch jedenfalls in Kürze durchgelesen und war schlussendlich erstaunt darüber, wie gut die Autorin es geschafft hat, mich mit ihrem Debüt vollständig zu überzeugen.

Fazit: Eine neue Ermittler-Reihe mit geheimnisvollem Background und sympathischen und interessanten Protagonisten, der mich bestens unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Tiefgründig, mitreißend, beeindruckend

Too Late – Wenn Nein sagen zur tödlichen Gefahr wird
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Asas Leben ist ein einziges Chaos. Er dealt, betrügt und benutzt Menschen, um sich zu holen, was er will. So macht er es auch mit Sloan. Sie ist zwar die Liebe seines Lebens, aber dennoch behandelt er ...

Asas Leben ist ein einziges Chaos. Er dealt, betrügt und benutzt Menschen, um sich zu holen, was er will. So macht er es auch mit Sloan. Sie ist zwar die Liebe seines Lebens, aber dennoch behandelt er sie wie sein Eigentum und macht ihr das Leben zur Hölle. Wäre Sloan nicht finanziell abhängig von ihm, wäre ihr eventuell schon die Flucht gelungen. Diese Chance wittert sie, als Carter in das Drogenhaus eingeschleust wird. Dass er ein Undercover Cop ist, weiß Sloan anfangs nicht. Aber ihre Gefühle sprechen direkt Bände, und sie weiß, dass Carter ihr Weg in die Freiheit sein kann. Aber leider auch ihr Todesurteil, wenn Asa davon Wind bekommt…

Hoover erzählt uns mit Too Late eine packende, intensive und hoch emotionale Geschichte aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Mit ihrem charakteristischen und fesselnden Schreibstil gelingt es ihr dabei erneut, die Leser von Anfang bis Ende in den Bann zu ziehen und auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen. Dabei achtet sie gezielt auf die geschickte Handhabung von Spannung und unerwarteten Wendungen. Die klug konstruierte Story ist mit unvorhergesehenen Ereignissen gespickt, die den Leser ordentlich auf Trab halten.

Sloan ist eine zarte, liebevolle Person, die man einfach nur gern haben kann. Man merkt auffallend schnell, wie sehr sie sich nach Liebe und Zuwendung sehnt und wie stark sie unter Asa leidet. Er selbst ist ein schwer traumatisierter Charakter, der in seiner Kindheit durch die Hölle gegangen ist. Ich gebe zu, dass ich hin und wieder Mitleid mit ihm hatte wegen dem, was ihm angetan wurde. Aber es ist keine Entschuldigung dafür, dass er so ein Verhalten an den Tag legt und andere damit zerstört.

Colleen Hoovers Fähigkeit, die psychologischen Aspekte ihrer Charaktere zu erforschen, ist bemerkenswert. Sie taucht in die dunklen Ecken ihrer Gedanken und Gefühle ein und enthüllt nach und nach die komplexen Hintergründe, die zu ihren Handlungen führen. Dies verleiht der Geschichte eine Tiefe, die weit über eine gewöhnliche (toxische) Liebesgeschichte hinausgeht. Mit Fingerspitzengefühl wagt sich Hoover an sensible Themen wie Missbrauch, Trauma und emotionaler Belastung heran, was dieses Buch für mich zu einer echt herausfordernden Lektüre gemacht hat.

Fazit: Ein Roman, der mich aufgrund seiner tiefgründigen Charaktere, seiner mitreißenden Handlung und der schwierigen Themen, die er behandelt, ziemlich beeindruckt hat. Hoover beweist erneut ihr Talent, Geschichten zu erzählen, die die Leser berühren und nachdenken lassen. Wow! Einfach nur wow!

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