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Veröffentlicht am 02.05.2023

Witzig, spritzig und einfach mal anders

Elternabend
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Wer Kinder hat, weiß, dass Elternabende der pure Horror sein können. Und dennoch ist es kein Thriller, den Fitzek uns mit seinem neuen Werk auftischt. So erzählt er uns die Geschichte von Sascha Nebel, ...

Wer Kinder hat, weiß, dass Elternabende der pure Horror sein können. Und dennoch ist es kein Thriller, den Fitzek uns mit seinem neuen Werk auftischt. So erzählt er uns die Geschichte von Sascha Nebel, dessen Auto von einer mutmaßlichen Klimaaktivistin demoliert wird. Der Streit der beiden eskaliert und ruft die Polizei auf den Plan, vor der die beiden kurzerhand fliehen. Ihre Flucht treibt sie in einen Reisebus voller Erwachsener. Zunächst erleichtert, der Polizei entkommen zu sein, entpuppt sich die Gruppe als Eltern von Fünftklässlern, die auf dem Weg in ein Eltern-Lehrer-Kind-Wochenende sind. Somit kommt Sascha vom Regen in die Traufe, denn er muss sich als Vater von Hector ausgeben und ahnt nicht, dass alles noch vieeel schlimmer kommen wird...

Der Autor nimmt den Leser mit auf einen ganz besonderen Ausflug und zaubert ihm damit einige Schmunzler ins Gesicht. Dabei fand ich die Grundidee mit dem Elternabend echt genial! Wahrscheinlich, weil ich als Mutter sehr gut nachempfinden kann, dass sich dieses Elterngedöns tatsächlich wie Horror anfühlen kann. Doch das humorvolle Drumherum hat mich diesen Elternabend auch aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen und erleben lassen.

Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind hauptsächlich aus Saschas Sicht geschrieben und gehen mit kreativ eingebauten Illustrationen ineinander über. Fitzek hat einmal mehr bewiesen, dass er eine Koryphäe auf seinem Gebiet ist. Er schafft es, den Leser zum Lachen zu bringen, ihn sich fürchten zu lassen und vor allem ihn zum Nachdenken zu bewegen, denn seine Bücher behandeln nicht nur ernste Themen - sie haben meist eine besondere Botschaft inne.

In der Danksagung verrät der Autor, dass er „auf Elternabenden die unterschiedlichsten Verhaltensauffälligkeiten der menschlichen Spezies kennenlernt, die somit ein Quell für seine Recherchen sind“. Und er wirft in den Ring, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass ein Thriller von ihm mal in einer Schule spielen wird. Also dann, lieber Sebastian, ich bin bereit!

Fazit: Eine witzige Story mit Horrorpassagen (hust), die mich durchweg begeistert und überzeugt hat. Es braucht also nicht zwingend einen Psychothriller, um sich von Fitzek faszinieren zu lassen. Dennoch freue ich mich sehr auf sein neues Buch im Oktober; ich brauche einfach Mord und Totschlag.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Klug konstruiert, mit Luft nach oben

Wahnspiel
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Unter dem Pseudonym Kilian Eisfeld ist es sein Debüt, unter dem Namen Daniel Wolf hat der Autor bereits einige Bücher im historischen Genre verfasst, die ich persönlich sehr gern gelesen hab. Aufgrund ...

Unter dem Pseudonym Kilian Eisfeld ist es sein Debüt, unter dem Namen Daniel Wolf hat der Autor bereits einige Bücher im historischen Genre verfasst, die ich persönlich sehr gern gelesen hab. Aufgrund seines detaillierten und auch sehr detailgetreuen Schreibstils, wollte ich unbedingt auch seine erste Krimierscheinung lesen. Enttäuscht wurde ich nicht.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr gut, flüssig, emotional; man fühlt sich mitten ins Geschehen hineinversetzt. Der Autor hat hier die Erzählerperspektive gewählt, die ich persönlich für Kriminalromane bevorzuge. Hier hat der Autor die Möglichkeit aus mehreren Sichten zu beschreiben, kann aber dennoch in die Gedanken und Gefühle der Charaktere reinschauen.

Wir lernen die Hauptprotagonisten rund ums Ermittlerduo Sofija und Alex kennen. Beide sind grundverschieden, könnten sozusagen nicht unterschiedlicher sein. Alex ist überaus korrekt, prinzipienliebend, ein wenig verstockt, aber dennoch sympathisch. Sofija dagegen war mir ein wenig suspekt. Sie kommt womöglich kalt und unsympathisch rüber, aber eigentlich ist sie sehr tough und selbstbewusst. Sie braucht halt ein wenig, um sich zu öffnen. Dazwischen wuseln noch einige andere Ermittler herum. Langweilig wurde es dadurch nicht, vielleicht hin und wieder etwas unübersichtlich. Dennoch wurden alle Charaktere sehr gut ausgearbeitet, und ich bin mir sicher, dass sie sich innerhalb der Ermittlerreihe noch weiterentwickeln werden.

Die Story fand ich klug konzipiert. Es war eben ein typischer Kriminalroman; der geübte Leser wird dem wahren Mörder schnell auf die Schliche kommen. Es gab viele Verdächtige, spannende sowie überraschende Wendungen und einen hochbrisanten Fall, der gelöst werden wollte. Der Autor ist detailliert auf den Fall eingegangen, startend in der Vergangenheit, rüber in die Gegenwart bis hin zum Fund eines Körperteiles. Das konnte sich mitunter ein wenig ziehen, für mich gehörte es aber mit dazu, weshalb es mich nicht gestört hat. Ich bin die detaillierte Schreibweise ja bereits durch die historischen Romane des Autors gewohnt und habe auch dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen.

Fazit: Ein sehr gut gelungenes Krimi-Debüt mit einem starken Ermittlerduo. Der Fall war spannend und konnte mich als geübten Crime-Reader trotzdem überzeugen. Ich empfehle das Buch daher gern an Krimi-Fans weiter.

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Veröffentlicht am 18.03.2023

Ausarbeitung der Charaktere sehr gelungen

Der Strand: Verraten
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Tom Engelhardt & Mascha Krieger ermitteln in Teil 2 der Reihe: "Der Strand - Verraten".

Die vermisste Lilli Sternberg ist noch immer verschwunden. Toms Vorgesetzter will den Fall zu den Akten legen, doch ...

Tom Engelhardt & Mascha Krieger ermitteln in Teil 2 der Reihe: "Der Strand - Verraten".

Die vermisste Lilli Sternberg ist noch immer verschwunden. Toms Vorgesetzter will den Fall zu den Akten legen, doch er und Mascha setzen alles daran, das zu verhindern. So nimmt Mascha sogar Urlaub, um Tom zu unterstützen.

Zitat Pos. 109:
"Wir wissen beide, dass du keinen Urlaub machen willst. Du weißt doch nicht mal, was das ist. Ich kann gut nachvollziehen, was in dir vorgeht. Ihr habt zwei Mörder überführt, aber Lilli Sternbergs Leiche nicht gefunden. Das würde mich auch ärgern."

Als jedoch eine weibliche Leiche angespült wird, ändert sich die Lage, und jeder denkt, Lilli wäre endlich gefunden...

Die Story setzt direkt an Teil 1 an. Hingegen der Behauptung des Verlages, dass alle 3 Teile einzeln gelesen werden können, finde ich die Entwicklung der Charaktere das Interessanteste an dieser Reihe. Zwar ist der "Fall" in diesem Teil spannend, jedoch macht für mich das Drumherum die Geschichte erst wirklich lesenswert. Man erfährt mehr über Maschas Geheimnis, und auch im Fall Lilli kommen neue Sachen an die Oberfläche. Die Autorin klärt die aktuelle Ermittlung auf, dennoch beendet Sander auch dieses Buch mit einem Cliffhanger und zahlreichen offenen Fragen.
Um Teil 3 komme ich also schon aufgrund meiner Neugier nicht drumherum.

Fazit: Gut ausgearbeitete Charaktere, die man mit jedem Teil dieser Reihe besser kennenlernt und gerne bei ihren spannenden Ermittlungen verfolgt. Für die Aufklärung des ursprünglichen Falls muss man jedoch Geduld mitbringen, denn dieser wird erst in Teil 3 aufgelöst.

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Eindringlich, spannend - wenig Sci-Fi

The Violence – Wie weit wirst du für deine Freiheit gehen?
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Die Inhaltsangabe klang erstmal abschreckend. Amerika in der Zukunft? Ist das überhaupt etwas für mich? Doch letztendlich bin ich froh, der Story eine Chance gegeben zu haben. Anfangs sah es allerdings ...

Die Inhaltsangabe klang erstmal abschreckend. Amerika in der Zukunft? Ist das überhaupt etwas für mich? Doch letztendlich bin ich froh, der Story eine Chance gegeben zu haben. Anfangs sah es allerdings nicht so aus, als ob das Buch und ich gute Freunde werden. Die Story begann sehr holprig, mit langatmigen Erklärungen und auch etwas tapsig. Wenn man das über ein Buch so schreiben kann. Als ob die Autorin sich langsam vortastet, schaut, wie weit sie noch gehen kann, wie viel sie den Lesenden noch zumuten kann. Doch je länger man liest, desto energischer wird sie. In der Erzählung, den Beschreibungen. Je näher Chelsea ihrem Ziel kommt, desto sicherer wird der Erzählfluss. Jetzt weiß die Autorin endlich, wie sie die Story vorantreiben kann, was der Leser lesen möchte. Und vor allem: Wie sie ans Ziel kommt.

Hauptsächlich verfolgt man die Geschichte aus der Sicht dreier Generationen. Großmutter, Mutter, (Enkel)Tochter – Patricia, Chelsea und Ella. Jede kämpft mit bzw. gegen ihre eigenen Dämonen, möchte dem eigenen Teufelskreis entkommen und alles hinter sich lassen. Aber wie? Jeder Erzählstrang ist auch in gewissem Sinne eine Reise zu den früheren Ichs der Figuren. Wo in ihrem Leben, fragen sie sich, haben sie die falsche Abzweigung genommen?

„Irgendwo hat sie mal gelesen, dass Frauen im Schnitt sieben Versuche brauchen, um sich aus häuslicher Gewalt zu befreien. Sie fand das immer lächerlich. Man muss schließlich nur aufstehen und gehen. Bis es einen selbst betrifft.“

Und genau aus diesem Grund fällt es mir so schwer, die Figuren zu bewerten. Verhalten sie sich realistisch? Naiv? Man selber vermutet, wie man sich in einer solchen Situation verhalten würde – bis man sich selbst darin wiederfindet. Die Themen Missbrauch und häusliche Gewalt sind alltäglich, allgegenwärtig – und dennoch schwer zu greifen. Stellenweise habe ich mich beim Lesen hilflos gefühlt, wollte einfach nur aus dieser Situation entkommen. Durch die bildliche Sprache wird wenig der Fantasie überlassen.

Fazit: Eindringlich und gleichzeitig spannend. Der Science-Fiction-Aspekt ist für mich sehr in den Hintergrund gerutscht. Wenn du dich zuerst also auch dadurch hast abschrecken lassen: Gib dem Buch eine Chance! Ich habe es trotz der anfänglichen Skepsis innerhalb kurzer Zeit verschlungen.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Unterhaltsam, mit Tiefgang

Old Country – Das Böse vergisst nicht
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Harry und seine Frau Sasha wollen sich ihren Traum von einer eigenen kleinen Ranch verwirklichen. Als ihnen die Farm in Idaho günstig angeboten wird, können sie ihr Glück kaum fassen. Doch alles hat einen ...

Harry und seine Frau Sasha wollen sich ihren Traum von einer eigenen kleinen Ranch verwirklichen. Als ihnen die Farm in Idaho günstig angeboten wird, können sie ihr Glück kaum fassen. Doch alles hat einen Haken, oder?

Das Buch ist in 5 Teile gegliedert. Während Teil 1 zusammenfasst, was Harry in seiner Zeit in Afghanistan erlebt und mit welchen Traumata er seitdem zu kämpfen hat, widmen sich die weiteren Teile dem Farmleben zu der jeweiligen Jahreszeit.
Die Persönlichkeiten der Protagonisten sind gut ausgearbeitet und verdeutlichen einem Harrys psychische Belastung.
Bereits kurze Zeit nach ihrer Ankunft erfahren sie von dem Geist in diesem Tal, der zu jeder Jahreszeit auf andere Weise erscheint.
Natürlich glauben die beiden kein Wort davon, bis sie es tatsächlich selbst erleben.

Zitat Pos. 987:
"Ich habe gerade zum ersten Mal in meinem Leben ein heidnisches Ritual durchgeführt , um einen bösen Geist abzuwehren, und jetzt gehe ich einfach wieder meiner verdammten Arbeit nach, als wäre nichts passiert. Dieser Satz machte mich richtig wütend. Oder vielleicht entfachte er nur von Neuem meine Scham und meine Wut darüber, dass ich mir vor etwas so Lächerlichem in die Hose gemacht hatte."

Der innere Kampf der beiden, vor allem Harrys, ist interessant zu verfolgen. Sie zweifeln und stellen alles in Frage. Auch Harrys psychische Belastung kristallisiert sich gut heraus. Die verschiedenen Manifestationen, die jede Jahreszeit mit sich bringt, sind einfallsreich und am Ende auch ein Zusammenhang nachvollziehbar erklärt.
Es gibt sowohl schockierende als auch emotionale Momente, die authentisch dargestellt sind, und die wichtige Botschaft, mit sich selbst ins Reine zu kommen.

Zitat Pos. 3866:
»Sie sind ein Krieger. Das kann Ihnen und Ihrer Familie helfen, auf einem Stück altem Land wie diesem zu leben. Aber ein Krieger muss sein Herz zügeln. Stolz und Wut können einen dummen Mann wie Sie umbringen, vor allem in einem Tal wie diesem."

Auch, wenn es einige Horrorelemente gibt, ist das Buch als Roman betitelt, was man beim Lesen nicht vergessen sollte.

Fazit: Eine unterhaltsame Horror-Story mit Tiefgang, die mir sehr gut gefallen hat und die ich jedem empfehlen möchte, der auf Indianer-Geistergeschichten steht.

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