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Veröffentlicht am 31.01.2017

Auftakt einer Krimireihe

Das Geheimnis der Heiligen Stadt
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Inhalt
Jerusalem, 1100: Nach der Eroberung der heiligen Stadt durch die Teilnehmer des Kreuzzugs ist der Friede lange nicht gesichert, denn die verschiedenen Gruppierungen stehen einander ablehnend gegenüber. ...

Inhalt
Jerusalem, 1100: Nach der Eroberung der heiligen Stadt durch die Teilnehmer des Kreuzzugs ist der Friede lange nicht gesichert, denn die verschiedenen Gruppierungen stehen einander ablehnend gegenüber. Immer wieder kommt es zu tödlichen Konflikten zwischen den Parteien.
Als relativ kurz hintereinander zwei Mönche und zwei Ritter mit ähnlichen Waffen umgebracht werden, wird Geoffrey Mappestone, ein anglo-normannischer Ritter und Freund eines der Ermordeten, von seinem Herrn Tankred de Hauteville mit der Aufklärung der Verbrechen betraut. Doch auch der Vogt und der Patriarch der Stadt sind daran interessiert, den Schuldigen zu fassen, könnte eine Fortführung der Verbrechen doch weitreichende Folgen haben.
Schon bald stößt Geoffrey auf die ersten Unstimmigkeiten…

Meine Meinung
Das Geheimnis der heiligen Stadt ist der Auftakt einer bisher achtbändigen Reihe, deren erste fünf Bände ins Deutsche übersetzt wurden. Hinter dem Pseudonym Simon beaufort verbergen sich die Autorin Elizabeth Cruwys, besser bekannt als Susanna Gregory, und ihr Mann Beau Riffenburgh.
Wie so viele historische Krimis ist auch dieser Auftaktband nicht besonders umfangreich. Mit gerade einmal knapp 400 Seiten bleibt nicht besonders viel Raum, neben der Krimihandlung auch noch Hintergrundinformationen über die beschriebene Zeit und die politischen Umstände einzustreuen. So waren mir die Personen Bohemund und Tancred zwar durchaus bekannt, dies dürfte jedoch kaum auf alle Leser zutreffen. Regelrecht verwirrend waren für mich die Personen des Vogts und des Patriarchen, deren Rollen mir alleine durch die Lektüre des Romans nicht klar waren. Hier musste ich extern recherchieren, warum es zwischen den verschiedenen Parteien überhaupt Konflikte gab.
Die handelnden Personen entsprechen recht einfach gehaltenen Stereotypen. Da wäre zunächst der gebildete Geoffrey mit seinen doch recht modernen Einstellungen. Er ist eigentlich nur im Heiligen Land, weil es für ihn in seiner Heimat keine Zukunft gibt und sich hier die Möglichkeit ergibt, neue Sprachen und Kulturen kennenzulernen. Er ist sogar so gescheit, dass er von mehreren Fraktionen, sogar von denen, die ihm ablehnend gegenüberstehen, mit der Aufklärung des Falles betraut wird. Und natürlich ist er nicht nur klug, sondern kann auch noch sehr gut mit dem Schwert umgehen.
Ihm zur Seite stehen der tumbe Roger, der geistig recht schwerfällig, im Kampf aber unschlagbar ist, und der gescheite Hugo, der gegen seinen Willen in den Fall hineingezogen wird. Und dann gibt es da noch die griechische Witwe Melissande, die offensichtlich etwas zu verbergen hat…
Die Handlung des Krimis an sich konnte mich nicht völlig überzeugen. Es gibt diverse falsche Fährten, die für mich jedoch recht offensichtlich waren, so dass ich schon recht früh eine Ahnung hatte, wer in den Mordfall verwickelt sein könnte. Andere Stellen sind doch sehr konstruiert und weit hergeholt, stellenweise ist die Handlung dann auch nicht ganz logisch. Und natürlich nimmt sich an entsprechender Stelle der Mörder die Zeit, seine Motive haarklein darzulegen, damit auch jeder versteht, warum er so und nicht anders handeln musste. Dennoch war der Krimi nicht uninteressant und konnte mich stellenweise regelrecht fesseln, selbst wenn es nur darum ging, zu überprüfen, ob ich mir meiner Vermutung richtig gelegen hatte.
Das Ende kommt dann ziemlich abrupt und konnte mich dann doch noch überraschen. Die eher unglaubwürdige Handlung wird noch gedreht, so dass das Ergebnis der Historie entspricht.
Im Buch enthalten sind grobe geschichtliche Nachbemerkungen, die ein wenig Einblick über die tatsächliche Lage in Jerusalem um das Jahr 1100 geben. Dies ist positiv anzumerken, denn dies war zu dem Zeitpunkt, zu dem der Roman erstmals erschienen ist, keineswegs üblich.

Fazit
Ein historischer Krimi, den man lesen kann, aber nicht muss. Ein wenig Vorwissen über Jerusalem kurz nach der Eroberung durch den Ersten Kreuzzug wäre nicht verkehrt, um den Überblick über die Personen zu behalten.

Veröffentlicht am 31.01.2017

Das bisher schwächste Buch von Dagmar Trodler

Die Stunde der Seherin
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Inhalt
Vor der Küste Schottlands, 1069: Christina ist mit ihrer Familie auf der Flucht vor dem normannischen König William, als sie vor der schottischen Küste Schiffbruch erleidet. Von König Malcolm gerettet, ...

Inhalt
Vor der Küste Schottlands, 1069: Christina ist mit ihrer Familie auf der Flucht vor dem normannischen König William, als sie vor der schottischen Küste Schiffbruch erleidet. Von König Malcolm gerettet, ist dieser von Christinas Schwester Margaret wie verzaubert, die als Schwester des Æthlings Edgar eine geeignete Heiratskandidatin ist. Doch auch die klein gewachsene Christina kann sich vor politisch motivierten Anträgen kaum retten.
Als dann ein Fluch Margaret befällt, ist es an der jüngeren Schwester, ihm auf den Grund zu gehen und zu stoppen. Christinas Aufgabe ist jedoch beschwerlich, glaubt doch kaum jemand an die Existenz des Fluches…

Meine Meinung
Wie schon in einigen anderen Romanen von Dagmar Trodler entführt die Autorin ihre Leser auch hier wieder ins 11. Jahrhundert, dieses Mal nach Schottland und das nördliche England.
Während ich jedoch die anderen fünf Bücher überwiegend mit Genuss gelesen habe, hatte ich mit diesem Roman so meine Schwierigkeiten.
Dies lag überwiegend daran, dass der Schreibstil recht eigensinnig ist. Dabei störten mich weniger die immer wieder eingeschobenen lateinischen Sätze, überwiegend Bibelzitate, die schon mal mehrere Zeilen einnehmen und im Glossar im Anhang übersetzt werden – so etwas gab es auch in den anderen Büchern schon – sondern vielmehr die Vermenschlichung lebloser Dinge, oft in völlig abstrusen Kombinationen, wenn beispielsweise eine Fackel an der Wand nachdenklich die Schatten zweier Personen lang zieht oder einer Drohung Asche von den Schwingen rieselt. Dazu kommt, dass wörtliche Rede immer wieder von Auslassungszeichen unterbrochen wird. Durch die drei Pünktchen wird zwar sehr schnell deutlich, dass die Personen sprachlos sind oder die richtigen Worte nicht finden, doch zieht sich dies durch das ganze Buch und hat mich irgendwann nur noch genervt. Ebenfalls auffällig ist die Erwähnung der hygienischen Umstände. Immer wieder wird erwähnt, wie dreckig etwas ist, wie sehr die Personen stinken und was für Ungeziefer vorhanden ist. Dies sorgt zwar dafür, dass die Zeit nicht verklärt wird, aber irgendwann hat jeder mitbekommen, dass es unangenehm riecht, wenn mehrere Menschen im gleichen Raum schlafen und nicht lüften.
Während es in den vorherigen Büchern der Autorin zwar kleinere mystische Elemente gab, die mich nicht weiter gestört haben, sondern vielmehr ganz gut ins Gesamtbild passten, spielen sie hier eine deutlich größere Rolle. Denn Christina ist eine Táltos, eine Heilerin, die auf wundersame Weise schwere Wunden und Krankheiten heilen kann, zudem ist sie zunächst die einzige, die den Fluch und die damit einher gehende Bedrohung wahr nimmt. Erschien es mir zunächst nicht eindeutig, ob einige der beschriebenen Dinge tatsächlich passieren oder es sich um Einbildung handelt, wird dies zum Ende des Romans hin deutlicher, mir hat diese Entwicklung allerdings nicht zugesagt. Dafür, dass die meisten Charaktere historisch belegt sind, passiert einfach zu viel, was doch recht unglaubwürdig ist.
Auch sonst ist nicht immer deutlich, was denn genau passiert und was die Menschen aussagen, zu zerklüftet ist die Handlung, zu uneindeutig die Beschreibungen. Viele Dinge muss man sich zusammenreimen. Dafür ist die Handlung im Großen und Ganzen gesehen nicht unbedingt vorhersehbar, was dann wieder positiv gesehen werden kann.
Auch die Personen sind durch die schwammigen Beschreibungen sehr schwer zu greifen. Zwar wird klar, dass Christina ein gutes Herz hat und ihre Kräfte auch für Menschen aufwendet, die sie kaum kennt, dass sie gewisse Menschen aus dem Umfeld ihres Bruders verabscheut und das Leben im Kloster zwar angenehm, aber auch langweilig fand, dennoch hatte ich nie das Gefühl, sie irgendwie zu kennen oder zu verstehen, wie es bei anderen Romanfiguren durchaus der Fall sein kann.
Dazu kommt, dass es neben der schwer verständlichen Anziehung zwischen Malcolm und Margaret noch eine weitere Liebesbeziehung gibt, nämlich zwischen Christina und dem Culdee Nial, einem Einsiedler, der wie ein Mönch lebt. Eine Entwicklung ist in beiden Fällen kaum festzustellen, die Anziehungskraft ist da, und dann wird eben gehandelt – oder auch nicht. Warum sie aber zustande kommt und worauf sie aufbaut wird jedoch nicht deutlich. Ein Gutes hat diese Art der Darstellung: Die Charaktere sind in den seltensten Fällen nur gut oder nur böse, manche zeigen auf eingeschränkte Art auch durchaus andere Seiten, die ich so zuvor nicht erwartet hätte.
Neben dem bereits erwähnten Glossar gibt es auch ein Nachwort, in dem die Autorin zu ein paar Details Stellung nimmt.

Fazit
Konnten mich andere Bücher der Autorin noch fesseln, ist ihr das mit diesem Roman nicht gelungen. Die Handlung ist zwar mehr oder weniger spannend, doch ist sie mir zu abgedreht und dabei zu verwirrend beschrieben. Der Schreibstil trägt dann noch dazu bei, dass mich dieser Roman nicht überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Leben zwischen den Welten

Die Pestärztin
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Inhalt
Mainz, 1330: Lucia wächst unter ungewöhnlichen Bedingungen auf: Ihre Tage verbringt sie im Haushalt der reichen jüdischen Familie von Speyer, zusammen mit ihrer Ziehschwester Lea, die am selben ...

Inhalt
Mainz, 1330: Lucia wächst unter ungewöhnlichen Bedingungen auf: Ihre Tage verbringt sie im Haushalt der reichen jüdischen Familie von Speyer, zusammen mit ihrer Ziehschwester Lea, die am selben Tag geboren wurde wie sie und die ihr auch noch sehr ähnlich sieht. Dort wird sie unterrichtet und unterstützt, doch die Nächte muss sie als Tochter einer christlichen Mutter unter Christen verbringen.
Und so lebt Lucia zwischen den Welten, keiner Gemeinschaft fühlt sie sich zugehörig. Von den Christen wird sie wegen ihrer Verbundenheit zu den Juden abgelehnt, von den Juden wegen ihrer christlichen Herkunft nur geduldet.
Als sich David, der Sohn des Hauses, in Lucia verliebt, hat dies verheerende Folgen…

Meine Meinung
Mit dem Mittelalterroman Die Pestärztin hat die Autorin Christiane Gohl, die besser als Sarah Lark bekannt ist, ihren ersten Roman unter dem Pseudonym Ricarda Jordan herausgebracht. Der Titel dieses Romans ist jedoch ein wenig irreführend, denn als Pestärztin tritt Lucia nur einen recht kleinen Teil des Buches auf.
Vielmehr geht es eben um Lucia selbst, um ihre ungewöhnliche Jugend, ihr Interesse an der Medizin, aber insbesondere ihrer Vorteile und Probleme, die ihr Leben in zwei Welten mit sich bringt. Es gibt auch eine Liebesgeschichte, doch nimmt diese längst nicht so viel Raum ein und entwickelt sich in eine andere Richtung, als ich zunächst erwartet hatte.
Lucia ist eine recht interessante Person, wissbegierig, mit einer schnellen Auffassungsgabe. Sie spricht mehrere Sprachen und kann diese auch lesen. Sie kann anpacken und ergreift Gelegenheiten, die sich ihr bieten, beim Schopf. Für mich denkt und handelt die junge Frau schon ein wenig zu modern, aber nicht völlig unwahrscheinlich, wenn man ihre Kindheit betrachtet.
Ihre Ziehschwester Lea sieht sich dagegen als zukünftige Hausfrau und Mutter und interessiert sich deshalb für häusliche Dinge, mit Lucias Interesse an den Wissenschaften kann sie wenig anfangen.
Die wichtigste Bezugsperson in Lucias Kindheit und Jugend ist jedoch Al Shifa, eine maurische Sklavin, die für Lucia die Mutterstelle einnimmt und sie in ihrem Wissensdurst bestärkt, da sie selbst ebenfalls über eine sehr gute Bildung verfügt.
Während der Roman über weite Teile nicht nur unterhaltsam, sondern auch spannend war, hatte ich dennoch so meine Probleme mit ihm. So stellt sich mir als erstes die Frage, ob so ein Leben, wie Lucia es hier führt, überhaupt möglich gewesen wäre, nachts Christin, tags unter Juden, dazu noch von einer maurischen Haushälterin betreut und unterwiesen. Genau weiß ich es nicht, würde es aber eher unter dichterischer Freiheit verbuchen.
Doch auch wenn dies tatsächlich zugelassen worden wäre, gibt es noch einige andere Aspekte, die mir weniger gefallen haben. Die Pest mit ihrem Verlauf und Behandlungsmethoden wird hier mit einer Selbstverständlichkeit diskutiert, als ob diese Krankheit lange bekannt wäre, dabei war sie relativ neu, die letzte Pestwelle mehrere hundert Jahre zuvor wohl längst vergessen.
Auch lebt die Romanhandlung sehr vom Zufall, nicht nur ein Mal trifft die Hauptperson zufällig auf Personen, die ihr bekannt sind oder, in einer Situation, das Pferd kennen, das sie reitet. Das Ende selbst konnte mich auch nicht überzeugen, das ging mir alles zu glatt und war mir dann auch zu dick aufgetragen.
Andere Themen wie das Judenpogrom in Mainz oder die Pesterkrankungen werden dagegen sehr eindringlich dargestellt, diese Schilderungen fand ich überzeugend und sehr bedrückend. Dass Lucia dies nicht ohne Verluste übersteht war abzusehen, das Ausmaß jedoch hat mich zunächst doch überraschen können und war auch recht glaubhaft beschrieben
Zusatzmaterial sucht man in meiner Ausgabe leider vergebens. Durch ein Nachwort hätten zumindest ein paar der Fragen, die ich am Ende noch hatte, geklärt werden können, schade, dass der Verlag und die Autorin diese Chance nicht genutzt haben.

Fazit
Für mich war die Handlung zu sehr vom Zufall bedingt, manche Wendungen zwar zunächst unerwartet, im Großen und Ganzen war die Geschichte dann jedoch recht vorhersehbar. Trotzdem war das Buch nicht langweilig, und Lucias Leben zwischen den Welten, so unwahrscheinlich ich es halte, doch recht interessant.