Profilbild von Ritja

Ritja

Lesejury Star
offline

Ritja ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ritja über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2023

Für Katzenfans

Auf Samtpfoten durch die Geschichte
0

Katzen gehören mit zu des Deutschen liebsten Haustiere. Doch welche Rolle spielte eigentlich die Katze in der Weltgeschichte? Waren sie schon immer da und so beliebt? Wo kann man in der Geschichte Spuren ...

Katzen gehören mit zu des Deutschen liebsten Haustiere. Doch welche Rolle spielte eigentlich die Katze in der Weltgeschichte? Waren sie schon immer da und so beliebt? Wo kann man in der Geschichte Spuren von ihnen finden?

Zusammen mit der Katzendame Baba streift der Autor und der Lesende durch die (Welt-)Geschichte. Alles wird aus ihrer Sicht geschrieben, d.h. eine Katze erzählt die Geschichte. Für mich war das etwas befremdlich, da ich das Vermenschlichen von Tieren (außer in Kinderliteratur) nicht so mag. Auch fand ich leider keinen so richtigen Zugang zu den Bildern von Baba in historischen Kostümen, auch wenn sie sehr umfangreich und der Epoche entsprechend angepasst, gestaltet wurden. Am Ende des Buches beschreibt der Autor wie es zu den ganzen Kostümen und der Idee kam. Der Schreibstil war für mich schwierig. Die erzählende Katze konnte mich leider nicht einfangen. Da das Buch durchaus auch als Sachbuch angesehen werden kann, war für mich dieser Schreibstil nicht passend. Er kann aber durchaus Lesenden, die die "trockenen" Sachbücher nicht mögen, gefallen.

Die geschichtlichen Dokumente wie z.B. Zeitungsausschnitte, Poster, Texte und Kunstgegenstände, die zusätzlich hinzugefügt wurden, fand ich gut und interessant, da sie aufzeigen, welchen Einfluss die Katzen auf das Leben der Menschen hatten. Sie waren nicht nur für die Jagd gegen das Ungeziefer gut, sondern waren auch Vorbild für das Frauenbild (z.B. Kleopatra). Sie wurden geliebt, gefüttert und umsorgt. Jedoch nicht überall auf der Welt. In einigen Gebieten mussten sie sich ihren Platz erst erkämpfen und behaupten.

Der Lesende bekommt die (nicht allumfassende) Weltgeschichte aus Katzensicht präsentiert. Viele bekannte Namen von Herrscher:innen und Künstler:innen werden erwähnt und am Ende des Buches findet man noch Anregungen zu Büchern in denen die Katzen eine Rolle spielen.

Für Katzenliebhaber:innen ein schöner Schmöker mit vielen geschichtlichen Fakten. Wer weiß, ob nicht die eigene Katze schon mehr erlebt hat, als wir annehmen, denn die Katze hat bekanntermaßen sieben Leben.

Veröffentlicht am 16.04.2023

Schöne ruhige Geschichte

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
0

Takako erfährt auf eine sehr brutale Art und Weise, dass sie nur Mittel zum Zweck war. Sie steht vor ihrem ganz persönlichen Scherbenhaufen und fällt in ein tiefes Loch. Um sich die Zeit zur Regeneration ...

Takako erfährt auf eine sehr brutale Art und Weise, dass sie nur Mittel zum Zweck war. Sie steht vor ihrem ganz persönlichen Scherbenhaufen und fällt in ein tiefes Loch. Um sich die Zeit zur Regeneration erlauben und leisten zu können, zieht sie zu ihrem Onkel in ein Antiquariat. Das Antiquariat, vollgestopft bis zur Decke mit alten Büchern, ein muffiger Geruch und ein Onkel, den sie seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hat, werden nun zu ihrem Alltag. Langsam rappelt sie sich auf und nimmt wieder das Leben wahr und am Leben teil. Sie entdeckt, dass nicht nur sie Lebenskrisen hat und trifft auf Menschen, die sie motivieren, inspirieren und erden.

Es gibt in diesem Buch kein Höher, Schneller, Weiter, sondern ein Wahrnehmen, Innehalten und für sich und andere sorgen. Die Autorin schafft Charaktere, die angenehm, aber auch eigen sind, die den Lesenden mitnehmen und in ihre Seele blicken lassen. Sie sorgt für ruhige und nachdenkliche Momente. Takako erzählt diese Geschichte aus ihrer Sicht. Man kommt ihr nicht sehr nah, aber auch als ausstehende Person spürt man die Emotionen und ihre inneren Konflikte.

Eine ruhige und nachdenkliche Geschichte mit einem Hauch von Bücherduft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.04.2023

Wohlfühlbuch

Madame Colette und das Talent zu leben
0

Aurèlie Valognes hat ein typisches Wohlfühlbuch geschrieben. Mit einer Tasse Tee, einer Kuscheldecke und diesem Buch kann man wunderbar ein Wochenende auf der Couch verbringen.

Madame Colette ist eine ...

Aurèlie Valognes hat ein typisches Wohlfühlbuch geschrieben. Mit einer Tasse Tee, einer Kuscheldecke und diesem Buch kann man wunderbar ein Wochenende auf der Couch verbringen.

Madame Colette ist eine typisch französische Geschichte mit feinem, ironischen und scharfzüngigen Humor, einer guten Portion Gesellschaftskritik, einer Persönlichkeitsentwicklung und etwas Liebe als Kirsche obendrauf. Die Geschichte liest sich wie eine französische Komödie mit vielen tollen Charakteren, ein paar schrulligen Charaktereigenschaften und jede Menge Pariser Flair.

Das Zusammenspiel zwischen Rose und Colette ist herrlich. Sie wechseln immer wieder die Position. Für mich war Rose manchmal zu naiv, zu nachgiebig und gutmütig, aber sie entwickelte sich, dank Colette, in die richtige Richtung. Das Theater mit ihrem Sohn fand ich etwas überzogen (vor allem die Art des Sohnes). Leider überlagerten diese Passagen etwas die Hauptgeschichte von Rose und Colette. Durch die wenigen Seiten kratzt die Autorin gelegentlich nur an der Oberfläche und überlässt es dann den Lesenden, wie der Handlungsstrang ausgehen könnte.

Insgesamt hat mich die Geschichte trotzdem gut unterhalten und zum Schmunzeln gebracht. Manchmal braucht man auch nicht mehr.

Veröffentlicht am 07.04.2023

Lesenswerte Geschichte

Der Spiegelkasten
0

Christoph Poschenrieder hat es wieder geschafft. Mit nur wenigen Seiten zieht er mich in die Geschichte. Sein Erzählstil gefällt mir jedes Mal wieder. Er kann das Gestern mit dem Heute so gut verbinden, ...

Christoph Poschenrieder hat es wieder geschafft. Mit nur wenigen Seiten zieht er mich in die Geschichte. Sein Erzählstil gefällt mir jedes Mal wieder. Er kann das Gestern mit dem Heute so gut verbinden, dass man die ständigen Wechsel zwischen den Jahrzehnten, zwischen Krieg und Frieden atemlos verfolgt und mitfiebert.

Der geschichtliche Anteil spielt im Ersten Weltkrieg und der Autor beschreibt vieles so detailliert und deutlich, dass man Gänsehaut bekommt. Man spürt den Eifer der jungen Männer, endlich den Feind töten zu dürfen und die Angst derer, die bereits Gefechte er- und überlebt haben.

Ismar Manneberg, ein jüdisch-deutscher Offizier, steht im Mittelpunkt des geschichtlichen Parts. Er erhofft sich durch seine Teilnahme am Krieg mehr Akzeptanz und Anerkennung. Das seine Religion keine Rolle mehr spielt und die Diskriminierung endlich endet.

Auf der anderen Seite in der heutigen Zeit ist sein Neffe. Er arbeitet in einer staatlichen Behörde und durchforstet Tageszeitungen nach relevanten Informationen, die er in ein Dossier zusammenfasst. Er merkt schnell, dass seine Arbeit nicht wertgeschätzt wird und die Dossiers nicht gelesen werden. Er zieht sich immer mehr zurück und widmet sich dem Fotoalbum der Onkels. Besonders angetan hat ihn ein Bild mit einem Spielkasten darauf. Doch was ist ein Spielkasten? Im Internet findet er eine Spur.

Spannend, gut recherchiert und sehr gut erzählt. Ein Buch, was sich lohnt zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2023

Mit dem Kanu durch die kanadische Arktis

Die Klänge der Stille
0

Was macht man, wenn ein Grizzly auf einen zugerannt kommt?

a) schreien und wegrennen

b) sich nicht bewegen

c) schreien, hüpfen und springen

Und was macht man, wenn ein 300kg schwerer Moschusochse ...

Was macht man, wenn ein Grizzly auf einen zugerannt kommt?

a) schreien und wegrennen

b) sich nicht bewegen

c) schreien, hüpfen und springen

Und was macht man, wenn ein 300kg schwerer Moschusochse an der Zelttür klopft?

Ich wusste es vor der Lektüre des Buches nicht, aber nun bin ich gewappnet und hoffe doch, dass ich beide Situationen nicht erleben muss. Der Autor Adam Shoalts hat sie erlebt und sehr anschaulich beschrieben. Seine ganze Kanu-Tour durch die kanadische Arktis hat mich fasziniert. Seine Ausdauer, sein Mut und die Entschlossenheit durchzuhalten. Er kämpft gegen die Kälte, gegen die Eisschollen, die auf dem Fluss sein Kanu bedrängen und auch zerstören könnten. Er paddelt mehrere Stunden unter schwersten Bedingungen (entgegen dem Strom) und stets allein. Seine Nächte sind kurz und sein Essen klang nicht lecker, eher funktional.

Ich habe mich immer wieder gefragt, woher er seine Kraft nimmt. Nur kurz erwähnt er, dass er auch körperlich an seine Grenzen geht und Schmerzen hat. Ich hatte schon (stellvertretend) beim Lesen Muskelkater.

Die Tortur hat natürlich einen Grund. Adam Shoalts will die Schönheit der Natur zeigen und das sie es wert ist, zu bewahren und zu schützen. Seine Schilderungen umfassen nicht nur die Kanutour, sondern auch sehr viele und schöne Natur- und Tierbeobachtungen. Man erfährt sehr viel über die kanadische Arktis (manchmal etwas ausschweifend) und dank der beigefügten Karte kann man den Schilderungen von Adam Shoalts auch gut folgen.

Die Bilder, in der Buchmitte, zeigen ihn sowie die Natur und die Tiere, die er getroffen hat. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Bilder an den jeweiligen Stellen im Buch eingefügt worden wären, dann wäre die Stimmung wahrscheinlich noch greifbarer geworden.