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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2019

Lesenswerte Geschichte

Die Farben des Feuers
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Es gibt Bücher und Geschichten, die fordern mehr Aufmerksamkeit als andere. Sie sind anfangs sperrig zu lesen, weil der Autor einen Schreibstil hat, der recht hölzern und altmodisch wirkt, jedoch gut zu ...

Es gibt Bücher und Geschichten, die fordern mehr Aufmerksamkeit als andere. Sie sind anfangs sperrig zu lesen, weil der Autor einen Schreibstil hat, der recht hölzern und altmodisch wirkt, jedoch gut zu seiner Geschichte und in die Zeit passt. Es gibt in dieser Geschichte einen Erzähler, der nicht so richtig einzuordnen ist. Er agiert nicht in der Geschichte mit, sondern ist eher ein Beobachter. Es werden zwei große Handlungen ineinander verwoben und das so geschickt, dass man aufpassen muss, dass man nicht den Faden verliert.

Ich habe einige Seiten gebraucht, um mich in die Geschichte einzulesen und den Schreibstil zu verinnerlichen. Auch die Hauptfigur Madeleine machte es mir am Anfang nicht leicht, sie richtig einzuschätzen. Doch im Laufe der Geschichte bekommt sie ihre Chance, sich zu entwickeln und zu zeigen, dass sie sich vieles von ihren Gegnern abgeschaut hat.
Sie muss kämpfen und geschickt agieren und sehr strategisch vorgehen. Dies alles traut man ihr nicht wirklich zu und doch passieren Dinge, die nur sie hervorgerufen haben kann.
Sie nutzt Situationen und Menschen aus, spielt mit ihnen und setzt sie für sich ein. Sie macht aus ihrer Wut und Verzweiflung einen geschickten Rachefeldzug, der den Leser am Ende überraschen wird.

Es gibt einige Wendungen, seien sie von ihr gewollt oder durch die Wirtschaftskrise hervorgerufen, die der Geschichte immer wieder Spannungsmomente liefern. Am Ende hat man den Eindruck, dass man gerade einem Krimi gelesen hat.

Für mich ein lesenswertes Buch, auch wenn es etwas mehr Ruhe und Aufmerksamkeit verlangt. Es liefert dafür einige einzigartige und interessante Charaktere (vorallem Paul und Madeleine), einen guten Einblick in die Zeit der Weltwirtschaftskrise und einen klaren Blick auf die Gier und Sucht nach Macht der Menschen und hier im Besondern der männlichen Widersacher von Madeleine.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Fortsetzungsfluch

Pets 2
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Was habe ich bei dem ersten Teil von Pets im Auto mitgelacht. Die Charaktere waren einfach nur herrlich skurril und die Geschichte wunderbar überdreht. Mit dieser Erfahrung und einer gewissen Erwartungshaltung ...

Was habe ich bei dem ersten Teil von Pets im Auto mitgelacht. Die Charaktere waren einfach nur herrlich skurril und die Geschichte wunderbar überdreht. Mit dieser Erfahrung und einer gewissen Erwartungshaltung sind wir an den zweiten Teil der tierischen Geschichte herangegangen.

Ach, wie schade, da ist der Fluch der Fortsetzung (an dem schon viele gescheitert sind) eingetreten. Zwar waren wieder die Hauptcharaktere dabei und man freute sich auf die tierischen Stimmen, die wieder von Oliver Rohrbeck gesprochen wurden, und die kleinen und großen Abenteuer, aber leider war die Geschichte diesmal etwas zäh.

Es war zuviel für die zwei CDs. Zuviel gewollt und dadurch verloren die Tiere etwas von ihrem Charme und ihrer Leichtigkeit. Die Babygeschichte konnte uns nicht so richtig einfangen und fesseln.

Man kann den zweiten Teil anhören ohne den ersten Teil zu kennen, aber lustiger ist definitiv der erste Teil und diesen sollte man nicht verpassen. Der zweite Teil ist wahrscheinlich nur für wirklich große Fans etwas.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Berlin in den 40iger Jahren aus der Sicht eines jüdischen Nachtclubbesitzers

Café Berlin
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"Café Berlin" hat mir sehr gut gefallen.
Harold Nebenzal hat einen wunderbaren und leicht zu lesenden Schreibstil, der dem Leser das Gleiten durch die Seiten sehr vereinfacht. Das Abtauchen in diese ...

"Café Berlin" hat mir sehr gut gefallen.
Harold Nebenzal hat einen wunderbaren und leicht zu lesenden Schreibstil, der dem Leser das Gleiten durch die Seiten sehr vereinfacht. Das Abtauchen in diese Geschichte gelang mir ohne Probleme und mit Daniel Saporta hatte ich auch einen klugen, gerissenen und charmanten Mann an der Seite, der das Leben in der Vorkriegszeit zu leben wusste. Schöne exotische Frauen, Live-Musik und sein guter Geschäftssinn haben ihn und seinen Club "Kaukasus" zu einer kleinen Berlinberühmtheit gemacht.

Trotzdem hatte sein Leben in Damaskus, Syrien keinen leichten Start und er musste schnell lernen auf sich zu achten, sich zu behaupten und seinem Instinkt zu folgen. Viele Male spielte er mit dem Feuer und begab sich in Gefahren, die schon für andere tödlich waren.

Die Geschichte von Daniel wird von ihm selbst als Tagebuch aufgeschrieben. Daniel sitzt zu diesem Zeitpunkt auf einem Dachboden und muss sich vor den Nazis versteckt halten. Um sich abzulenken und nicht vor Angst, Kälte und Hunger irre zu werden, schreibt er seine Geschichte auf. Es gibt demnach immer wieder ein paar Sprünge von der Vorkriegszeit zu der aktuellen Zeit (1943-1945). Harold Nebenzal verliert sich manchmal etwas zu sehr in den Details, aber nie so lange, dass man das Interesse an dieser Geschichte verlieren könnte.

Langeweile kam tatsächlich nie auf (wurde auf dem Cover versprochen). Im Gegenteil, am Ende der Geschichte war man fast schon etwas traurig, adieu sagen zu müssen.


Veröffentlicht am 21.07.2019

Lesenswerte Geschichte

Gute Geister
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Die drei außergewöhnlichen Frauen aus dem Jahr 1962 unterscheiden sich in einem gravierenden Punkt. Skeeter ist weiß und Aibileen und Minny sind schwarz. Während die Eine nur mit den konservativen Frauenbild ...

Die drei außergewöhnlichen Frauen aus dem Jahr 1962 unterscheiden sich in einem gravierenden Punkt. Skeeter ist weiß und Aibileen und Minny sind schwarz. Während die Eine nur mit den konservativen Frauenbild der 60iger Jahre zu kämpfen hat, müssen die schwarzen Frauen sich auch noch dem Rassismus und den damit verbundenen Einschränkungen stellen.

Skeeter ist anders als ihre Freundinnen. Sie hat nicht zwingend zum Ziel zu heiraten und Mutter zu werden. Sie möchte Journalistin werden, doch niemand nimmt sie ernst, am wenigsten ihre Mutter. Doch dann eröffnet sich ihr eine Chance, die sie unbedingt nutzen will. Doch die Konsequenzen sind nicht abzusehen und sie muss das Leben und die Sicherheit anderer Menschen in Unsicherheit bringen.

Aibileen ist einfach nur eine gute Seele oder eben der gute Geist. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war und doch macht sie weiter. Sie gibt ihre Fürsorge an die Babies der weißen Arbeitgeberfamilien weiter und versucht ihnen Selbstbewusstsein und Liebe zu geben, vorallem, wenn die eigentliche Mutter kein Interesse an dem Kind hat.

Minny, oh Minny...was für eine Frau. Laut, polternd, zu direkt und zu deutlich in ihren Aussagen schafft sie es, dass sie immer wieder ihre Arbeit verliert. Bis sie an eine unselbständige junge Frau kommt, die die Anwesendheit von Minny vor ihrem Mann verheimlicht und Minny damit auch wieder einmal mehr in Schwierigkeiten bringt.

Kathryn Stockett hat den Frauen aus Jackson ein Gesicht gegeben. Sie lässt den Leser tief in die Seelen schauen und zeigt ein Gesicht von Amerika, welches man gern verdrängt. Der Rassismus ist dominant und blüht in allen Facetten. Gewalt und Ungerechtigkeiten gegenüber Schwarzen sind noch an der Tagesordnung, umso mehr muss man den Hut vor den Frauen ziehen, dass sie das Projekt gewagt haben.

Diese Geschichte lohnt sich, sie ist wunderbar geschrieben und lässt sich sehr gut lesen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, so dass man mit ihnen mitfiebern, trauern, lachen oder entsetzt sein kann.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Gelungenes Debüt

Der Kinderflüsterer
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"Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu dir rüberweht.
Spielst du draußen ganz allein, findest du bald nicht mehr heim.
Bleibt dein Fenster unverschlossen, hörst du ihn gleich daran ...


"Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu dir rüberweht.
Spielst du draußen ganz allein, findest du bald nicht mehr heim.
Bleibt dein Fenster unverschlossen, hörst du ihn gleich daran klopfen.
Denn jedes Kind das einsam ist, holt der Flüsterer gewiss."


Diese wenigen Sätze im Klapptext haben mich eingefangen und mitgenommen, in diese düstere, traurige und grausame Geschichte. Ich habe das Buch ab und zu weggelegt, weil die Bilder zu sehr im Kopf tanzten und doch musste ich wissen, wie es ausgeht.

Der Titel sagt es schon, dass diesmal die Opfer die Kinder sind. Kein schönes Thema, kein leichtes Thema. Tom und sein Sohn Jake ziehen weg, weg von ihren Sorgen und raus aus der Gegend, in der sie mal so glücklich waren. Die Trauer um die verstorbene Frau und Mutter zieht trotzdem mit. Sie ziehen in ein Haus, welches einen düsteren Ruf hat, aber Jake gefällt das Haus. Sein Vater ist weniger begeistert, doch kauft er es seinem Sohn zuliebe. Die Gerüchte versuchen sie zu ignorieren, doch dann geschieht eine Entführung und es tauchen wieder die ganzen Fragen aus der Vergangenheit auf. Es wird gruselig und dramatisch und es beginnt eine harte Zeit für Vater und Sohn.

Der andere Handlungsstrang beschreibt das Leben von Pete Willis, der den Kinderflüsterer in das Gefängnis gebracht hat. Doch noch immer fehlt das fünfte Kind. Er kann nicht damit abschließen. Die erneute Entführung eines Kindes bringt sein labiles Gleichgwicht noch mehr ins Wanken. Seinem ganz persönlichen Kampf muss er sich jeden Abend aufs Neue stellen - dem Alkohol. Die Zerrissenheit und die zähen inneren Kämpfe hat Alex North sehr gut beschrieben.

Alex North hat einen düsteren Roman, der mir manchmal Gänsehaut bescherrt hat, geschrieben. Der sehr bildliche Schreibstil sorgt dafür, dass man abtauchen kann und auch dafür, dass das Kopfkino anspringt. Jakes etwas eigenwilliges Verhalten (Unnahbarkeit, Fantasiefreundin) sorgen dafür, dass man die Verzweiflung und die Erschöpfung des Vaters noch mehr wahrnimmt. Alex North weiß die Spannung vom Anfang bis zum Ende zu halten und sorgt durch die vielen kleinen Wendungen immer wieder für neue Informationen und Verwirrungen.

Für mich ist es ein gelungenes Debüt. Ich bin gespannt auf das nächste Buch.