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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2018

Guter Start einer neuen Serie

Tod an der Bastille: Der zweite Fall für Kommissar LaBréa
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Kommissar LaBréa aus Paris wird gern in der Presse mit Commissario Brunetti aus Donna Leons Werken verglichen. Ich habe beide Kommissare kennengelernt und finde sie beide interessant und charmant, aber ...

Kommissar LaBréa aus Paris wird gern in der Presse mit Commissario Brunetti aus Donna Leons Werken verglichen. Ich habe beide Kommissare kennengelernt und finde sie beide interessant und charmant, aber nicht wirklich ähnlich. Bei beiden Autorinnen steht nicht nur der aktuelle Fall im Mittelpunkt, sondern auch das Privatleben der Kommissare.
Auch Kommissar LaBréa hat, wie Brunetti, eine Familie. Jedoch ist er verwitwet und lebt mit seiner minderjährigen Tochter in einer schönen Wohnung in Paris. Er hat eine beginnende Liebesbeziehung zu einer Nachbarin (wer den Anfang der Beziehung wissen möchte, muss den vorherigen Fall lesen) und immer wieder auch Zweifel.

Den Fall von LaBréa fand ich sehr spannend und gut konstruiert. Lange wusste man nicht, wer hinter den Morden steckt und warum er diese Mordlust hat. Beide Seiten kommen in der Geschichte zu Wort und so kann der Leser sowohl die Gedanken und das Leben des Mörders verfolgen als auch die fieberhafte Suche der Polizei nach ihm. Die Charaktere sind gelungen und glaubhaft und auch die Streitigkeiten zwischen den Polizisten und die Eigenheiten der einzelnen Figuren waren gut ausgearbeitet und interessant. Immer wieder blitzte der Humor durch, so dass der Fall nicht zu düster wurde.

Einzig das Ende hat mir nicht so gut gefallen. Es zog sich und irgendwie kam hier die Autorin nicht zum Ende. Insgesamt war der Krimi trotzdem gelungen, interessant und spannend. Der nächste Fall darf gerne kommen und zwei charmante Kommissare (LaBréa/Brunetti) kann die Bücherwelt gut vertragen .

Veröffentlicht am 06.09.2018

Gute Unterhaltung

Ein Jahr auf dem Land
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Aufgrund der vielen Stadt-Land-Bücher könnte man auch bei „Ein Jahr auf dem Land“ annehmen, dass es sich um einen locker-leichten Roman mit einer etwas schrägen Hauptfigur handelt. Erstaunlicherweise ...

Aufgrund der vielen Stadt-Land-Bücher könnte man auch bei „Ein Jahr auf dem Land“ annehmen, dass es sich um einen locker-leichten Roman mit einer etwas schrägen Hauptfigur handelt. Erstaunlicherweise ist dies hier etwas anders. Rebecca zieht zwar aus ihrer New Yorker Wohnung in ein altes, heruntergekommenes Haus auf dem Land, aber schon der Charakter der Hauptfigur und die Bedingungen sind anders als bisher gelesene Geschichten.

Die einst sehr bekannte Fotografin muss feststellen, dass ihre Einnahmen, ihre Tantiemen kaum noch ihre Kosten decken, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihren Sohn, den Vater samt Haushälterin, die Mutter mit Pflegeheim betreffen. Aus diesem Grund muss sie ihre Wohnung vermieten, um mit den Mieteinnahmen die Kosten zu decken. Glücklich ist sie darüber nicht, aber realistisch genug, um nicht ständig darüber zu jammern.

Rebecca ist keine 25 Jahre und konsumsüchtig, sondern 61 Jahre und eine erfahrene, gestandene und sympathische Frau. Sie legt ihre "Berühmtseineinstellung" ab und freut sich auch über die kleineren Aufträge, sie nimmt Freundschaften mit Nichtmedienmenschen an und erfährt so eine neue Art der Zuneigung und Freundschaft.
Anna Quindlin hat eine sympathische und realistische Person geschaffen. Sie hat den Hauptfiguren Charakterzüge gegeben, die sich leicht nachvollziehen lassen, weil sie tagtäglich auftauchen. Auch die Familiensituation fand ich gut. Einmal nicht die heilige oder urkomische Welt. Auch die "Randfiguren" hatten ihren Charme und waren liebenswert.

Aber am Ende rutscht sie leider dann doch wieder in das amerikanische Finale. Alles wird gut. Schade, denn zu der Geschichte hätte auch ein offenes Ende gut gepasst.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Wunderbarer Humor

Gretchen
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Gretchen ist ganz wunderbar böse, sarkastisch und scharfzüngig. Wer den leicht bissigen Humor nicht verträgt und vor allem nicht versteht, sollte sich einem anderen Buch zuwenden. Alle anderen können ...

Gretchen ist ganz wunderbar böse, sarkastisch und scharfzüngig. Wer den leicht bissigen Humor nicht verträgt und vor allem nicht versteht, sollte sich einem anderen Buch zuwenden. Alle anderen können es genießen, wie eine ältere Dame aus der Theaterwelt sich durch das Leben mit dem einfachen Volk „kämpft“. Ihre Kommentare sind trocken, arrogant, versnobt und dabei sehr unterhaltsam. Neben der Frau Intendantin gibt es noch die Inselbewohner von Gwynfear. Ein recht eigenwilliges, aber sehr interessantes Völkchen, die sich die Welt eher von außen anschaut und davon lernt. Jedoch hat es nicht das Bedürfnis in diesem Weltgeschehen mitzumischen. Diese zwei Handlungsstränge werden nun durch einen Richterspruch miteinander verbunden und so packt eine Frau Intendantin ihre Koffer, um den Inselbewohnern das Theaterspielen zu lehren.


Einzlkind hat einen sehr unterhaltsamen und stark überspitzten Roman geschrieben. Mehrfach verwendet er Gegebenheiten aus der realen Welt und zeigt sie in überdeutlicher Form bzw. öffnet die Augen für einen andere Perspektive. Häufig wird die Welt des Theaters, der Show und dem Medienbusiness auf das Korn genommen. Es lohnt sich die Diskussionen zwischen den einzelnen Charakteren zum Thema Bühnenstück zu lesen. Herrlich überspitzt und doch so real. Es macht Spaß die Frau Intendantin zu begleiten und ihren Humor bis auf die letzte Seite auszukosten.

Das Ende hat mich etwas überrascht, aber irgendwie war es auch schon wieder passend. Danke, an Einzlkind für die gute Unterhaltung…bis zum nächsten Buch.

Veröffentlicht am 06.09.2018

eine schöne dicke Geschichte über eine Familie und den Kampf um das Eisimperium in den USA.

Die Königin der Orchard Street
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Wie wird man eine Eiskönigin?

Susan Jane Gilman erzählt in ihren Buch von dieser Eiskönigin, die es geschafft aus einem Auswandererkind eine erfolgreiche reiche Frau zu werden. Alles fängt mit den vertauschten ...

Wie wird man eine Eiskönigin?

Susan Jane Gilman erzählt in ihren Buch von dieser Eiskönigin, die es geschafft aus einem Auswandererkind eine erfolgreiche reiche Frau zu werden. Alles fängt mit den vertauschten Tickets an und dann werden Mut, Ehrgeiz und Intelligenz ihren Weg bahnen. Aber auch eine gute Portion Glück hatte Malka gehabt, dass sie nicht wie ihre Familie endete.

Die Anfänge der Geschichte erinnerten mich stark an das Buch von Frank McCourt „Die Asche meiner Mutter“. Auch hier wanderten arme irische Familien aus, um ihr Glück in Amerika zu finden. Der etwas raue und direkte Ton verdeutlicht die Armut, den Kampf um das Essen und die Not noch mehr. Der unbedingte Lebenswillen von Malka wird noch einmal mehr angeschoben, als sie durch einen Unfall ein verkrüppelten Fuß behält. Aber auch hier hat sie Glück im Unglück und findet dadurch die Möglichkeit bei einer italienischen Familie zu leben und zu arbeiten. Das Eis beginnt in ihrem Leben eine große Rolle zu spielen und so baut sie sich ein Leben auf, welches durch Eisherstellung, Eisverkauf, Konkurrenzkampf, Staatsaufträge geprägt ist. Doch wie so oft, mit jedem Erfolg wachsen auch die Neider und die eigene Wahrnehmung verschiebt sich.


Susan Jane Gilman hat einen umfassenden Roman über die Eiskönigin Amerikas geschrieben. Die Geschichte wird teilweise sehr detailliert beschrieben, so dass sich etwas Zähheit eingeschlichen hat. Gerade zum Ende wird es immer langatmiger und man hofft einfach nur auf das Ende, welches man schon ahnt. Sie schreibt jedoch gut und der Leser kann flüssig durch die Geschichte gleiten. Auch hat sie die Figuren gut aufgebaut und ihnen interessante Charaktere gegeben. Der Wechsel von der Vergangenheit in die Gegenwart ist nicht immer gelungen und war manchmal etwas sprunghaft, aber trotzdem konnte man ihr folgen.


Insgesamt ist es eine schöne dicke Geschichte über eine Familie und den Kampf um das Eisimperium in den USA.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Keine runde Geschichte

Spurlos im Schnee
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Cordula Hamanns Figuren müssen sich durch die kalte und stürmische Winterzeit kämpfen und haben es zudem noch mit einem entlaufenen Frauenmörder und einer verzwickten und traurigen Familiengeschichte ...

Cordula Hamanns Figuren müssen sich durch die kalte und stürmische Winterzeit kämpfen und haben es zudem noch mit einem entlaufenen Frauenmörder und einer verzwickten und traurigen Familiengeschichte zu tun.

Die Polizistin Claudia Jensen und die Studentin Katja Reichenberger werden unabhängig voneinander von einer Lawine in den Bergen überrascht. Während die Polizistin Jensen einen Frauenmörder bewachen und verlegen muss, plant Katja einen schönen Winterurlaub mit ihrer Freundin. Beide Frauen werden durch die Lawine zusammengebracht und müssen sich nun arrangieren. Während Katja mit Feuereifer an die Verfolgung geht, will die Polizistin eigentlich nur in Ruhe ihren Job machen und vor allem Schadensbegrenzung. Immer wieder sprengt Katja mit ihren ausgeplauderten Informationen die Ermittlungen und doch ist sie für Claudia Jensen eine Hilfe, auf die sie nicht verzichten kann. Denn hier steht sie mit einem überforderten Dorfpolizisten allein da. Sie sind durch die Lawine und den Schneesturm abgeschnitten von der Außenwelt und die Kripo kommt nicht ins Dorf.
Neben den Frauen spielen auch ein Familienvater und seine zwei Töchter eine größere Rolle in dieser Geschichte.

Eigentlich ist die Grundidee für diese Geschichte nicht schlecht, jedoch fand ich die ganze Geschichte zu oberflächlich und teilweise zu unrealistisch. Zudem hatte man das Gefühl, dass die Autorin nicht so ganz wusste, welche Richtung sie einschlagen sollte. Witzige Krimigeschichte mit einem Augenzwinkern erzählt oder eher einen ernsten Krimi mit Tiefgang. Sie hat von beiden Seiten etwas genommen, aber leider wurden die Teile nicht so gut miteinander verbunden. Außer Rupert und Elli fand ich die Hauptfiguren wenig interessant. Sie wirkten blass, oberflächlich und naiv. Ich konnte zu den Figuren leider keine Bindung aufbauen. Das Verhalten des Familienvaters und auch der zwei Frauen (Claudia und Katja) war nicht immer nachvollziehbar. Der Geschichte fehlte es leider auch an Tempo. Die entstehende Liebesgeschichte wirkte aufgesetzt, verkrampft und war aus meiner Sicht auch nicht notwendig.

Insgesamt war die Geschichte leider keine so runde Sache, es fehlte der Charme der Figuren, der Humor eines Regionalkrimis bzw. das Tempo und die Spannung eines Krimis mit ernstem Hintergrund.