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Ritja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2018

Es geht um die Bratwurst

Grillwetter
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Also wenn es um die Thüringer Bratwurst geht, versteht Herr Fickel wirklich nur wenig Spaß. Bratwurstentzug oder gar eine fränkische Bratwurst als Ersatz gehen aus der Sicht Fickels gar nicht. Er muss ...

Also wenn es um die Thüringer Bratwurst geht, versteht Herr Fickel wirklich nur wenig Spaß. Bratwurstentzug oder gar eine fränkische Bratwurst als Ersatz gehen aus der Sicht Fickels gar nicht. Er muss sich einsetzen und so rutscht der Anwalt Fickel mal wieder eher unfreiwillig und mit wenig Einsatz in sein nächstes Abenteuer. Anfangs noch abgeneigt, weil er doch lieber zu seiner neuen Flamme reisen möchte, doch später mit Herzblut für die Bratwurst und na ja auch für den Schlachter, der ja irgendwie auch an der Bratwurst hängt oder umgekehrt.

Viele Irrungen und Wirrungen entstehen und müssen auseinander gepuzzelt werden. Nicht immer erscheint es logisch, dafür aber sehr komisch. Anwalt Fickel schafft es wieder seine Mandanten mit wenig Fachwissen vor dem Bösen zu bewahren (hier verrate ich nichts, denn das Ende ist schnell erkennbar) und die Kollegen zu überraschen. Auch die leitende Oberstaatsanwältin spielt diesmal eine größere Rolle und unterhält den Leser mit ihrer ganz eigenen Art sehr gut.

Man muss den Humor, die vielen Randbemerkungen mögen und sich etwas mit der DDR-Kultur auskennen, dann versteht man auch die kleinen Seitenhiebe am besten und amüsiert sich von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Zweiter Fall für Pulaski und Meyers

Racheherbst
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Der zweite Band aus der kleinen Serie rund um den Leipziger Ermittler Walter Pulaski. Fast schon bin ich traurig, dass ich nun alle Fälle gelesen habe, aber ich hoffe noch auf den Rachefrühling.

Mich ...

Der zweite Band aus der kleinen Serie rund um den Leipziger Ermittler Walter Pulaski. Fast schon bin ich traurig, dass ich nun alle Fälle gelesen habe, aber ich hoffe noch auf den Rachefrühling.

Mich begeistert der Schreibstil von Andreas Gruber immer wieder, seine Fälle sind spannend und teilweise auch ordentlich blutig (muss ich jedoch nicht ständig haben). Auch dieser Fall hatte es in sich, auch wenn man recht schnell geahnt hat, wer der Mörder war. Obwohl das Thema wieder recht schwer war und auch der Täter alles andere als symphatisch, hat es Andreas Gruber geschafft, auch den Humor mit in die Geschichte einzubauen. Die knurrigen Kommentare Pulaskis gegenüber seinen Kollegen waren herrlich bissig. Trotzdem war mir der Charakter von Pulaski symphatisch geblieben, denn er hat auch seine weiche Seite, die er jedoch nur ungern und entsprechend selten gezeigt hat. Er mit mich etwas an Maarten S. Sneijder erinnert.

Was, für mich, etwas zu kurz gekommen ist, war der Tod von Patrick. Ich empfand auch die Art der Trauer von Evelyn Meyers etwas befremdlich und nicht wirklich nachvollziehbar. Auch das Ende hatte so seine kleine Schwächen, die mich jedoch nicht davon abhalten würden, einen weiteren Fall mit den beiden tollen Charakteren zu lesen.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Lesenswerte Geschichte

Preiselbeertage
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Als ich den Titel gelesen und das Cover gesehen hatte, dachte ich an eine schwedische Familiengeschichte. Aber das Cover und der Titel täuschen. Es geht um eine Familie aus Leipzig, die Ende der 80iger ...

Als ich den Titel gelesen und das Cover gesehen hatte, dachte ich an eine schwedische Familiengeschichte. Aber das Cover und der Titel täuschen. Es geht um eine Familie aus Leipzig, die Ende der 80iger Jahre in den Konflikt mit dem Staat (DDR) kommt und bis heute mit den Erlebnissen zu kämpfen hat.

Stina Lund hat die Geschichte aus mehreren Perspektiven geschrieben. Auf der einen Seite steht die Tochter Ariane, die in der DDR geboren wurde und die ersten Jahre auch in der DDR gelebt hat. Auf der anderen Seite steht ihre Mutter Ina, die nach einem Auftritt bei einem Chorfestival in Schweden nicht wieder zurückgekehrt war.

Während Ina die ganze Wahrheit kennt, hat Ariane bis zum Tode des Vaters an eine andere Wahrheit geglaubt. Doch nach dem Tod beginnt das Gerüst zu wackeln und die ganzen vergrabenen und unterdrückten Gefühle kommen an die Oberfläche. Die Familie gerät in eine Art Strudel, der die Fronten zwischen Ina und Ariane immer mehr verhärtet. Ariane will Antworten auf ihre Fragen, Ina verweigert ihr diese und schafft dadurch zwischen ihnen einen immer tieferen Graben.

Stina Lund hat eine Familiengeschichte geschrieben, die den Leser gefangen nimmt und ihm schreckliche Seite des DDR-Systems aufzeigt. Das rigorose Vorgehen der Stasi mit den Familien, die Trauer und die Wut auf einzelne Personen, auf den Staat. Dazu kommt Ohnmacht nichts dagegen tun zu können. Die Aussichtslosigkeit und die Entfremdung über die Zeit beschreibt Stina Lund sehr detailliert und klar, so dass man das Gefühl bekommt dabei zu sein. Man spürt die Kälte, die Verzweiflung und liest das Aneinanderklammern und doch nicht Nahekommen der Familienmitglieder. Man bekommt immer wieder eine leichte Gänsehaut und wünscht sich nur, dass die Familie sich öffnet und miteinander redet.

Das Ende war mir persönlich etwas zu glatt und einfach, aber für die Seele wahrscheinlich der beste Abschluss.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Deshalb gibt es fast kein Entkommen...der zweite Band muss folgen.

Fremde Hände
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Nachdem ich mit dem achten Fall begonnen hatte, musste ich zumindest noch den ersten Fall lesen, um die Beziehung zwischen Flint und Cavalli besser zu verstehen. Das Ergebnis ist nahezu verheerend, denn ...

Nachdem ich mit dem achten Fall begonnen hatte, musste ich zumindest noch den ersten Fall lesen, um die Beziehung zwischen Flint und Cavalli besser zu verstehen. Das Ergebnis ist nahezu verheerend, denn nun gibt es eine neue Serie, deren Ermittler ich gern folgen würde und vorallem möchte ich wissen, wie es nach dem ersten Fall weitergegangen ist.

Der Fall von Flint und Cavalli ist bedrückend und erschreckender Weise immer noch aktuell (obwohl das Buch bereits 2009 veröffentlicht wurde). Es geht um Frauenhandel, Zwangsprostitution und Missbrauch von Minderjährigen. Die Fronten sind nicht immer klar und man tappt eine Zeitlang (wie die Ermittler) im Dunklen. Es passieren immer wieder Fehler bei den Ermittlungen, es gibt Wutausbrüche und Enttäuschungen. Trotzdem raufen sich alle Beteiligten immer wieder zusammen und versuchen gegen die gut organisierten Banden anzugehen. Es entstehen Gerüchte und Eindrücke, die nicht vollends aufgeklärt werden (nicht in diesem Band). Damit schafft es die Autorin, dass man weiterlesen möchte.

Die Liebesgeschichte der beiden Hauptcharaktere hält sich im Hintergrund. Immer wieder tauchen kleine Rückblenden zur Beziehung von Flint und Cavalli auf. Man versteht den dadurch inneren Gefühlskampf von Flint und das manchmal etwas seltsam anmutende Verhalten von Cavalli besser. Die kleinen Annäherungen zwischen den beiden verschaffen dem Leser immer eine kleine Atempause von den schrecklichen Ermittlungen.

Die Charaktere finde ich gut und interessant. Ich mochte sie nicht direkt und brauchte etwas Zeit, um mit den etwas undurchsichtigen Cavalli zurecht zu kommen. Er ist recht speziell, aber wer z.B. die skandinavischen Ermittler mag, wird auch mit einem Cavalli zurecht kommen.

Deshalb gibt es fast kein Entkommen...der zweite Band muss folgen.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Tolle Bilder, leckeres Brot und viel Glück

Sauerteig
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Das Buch hat nicht so viel mit einem Backbuch gemein wie ich anfangs dachte. Es ist eher eine Reise um die Welt und das Kennenlernen von verschiedenen Menschen. Alle Geschichten haben aber einen fixen ...

Das Buch hat nicht so viel mit einem Backbuch gemein wie ich anfangs dachte. Es ist eher eine Reise um die Welt und das Kennenlernen von verschiedenen Menschen. Alle Geschichten haben aber einen fixen Punkt - den Sauerteig. Die Geschichten sind teilweise ungewöhnlich, traurig oder lustig, aber sie strahlen am Ende immer Kraft und Freude aus. Die Rezepte zu den jeweiligen Sauerteigbroten sind versteckt in den Geschichten. Man muss schon etwas suchen oder sich ein Lesezeichen reinlegen, um die Stelle mit den Teigangaben wieder zu finden. Das Blättern durch das Buch ist jedoch keine Belastung, sondern ein Vergnügen, denn die Bilder sind einfach nur schön. Wer Fotos von Lebensmitteln und Küchen oder Menschen in ihrem Element mag, wird hier viele davon finden. Mir haben sie sehr gut gefallen.

Den Sauerteig im Glas habe ich natürlich auch getestet und ja, man braucht Geduld und etwas Liebe zum Teig (und ich zwei Anläufe, denn der Teig ist eine Diva). Aber man freut sich mit jden Tag mehr, wenn es im Glas blubbert und das Brot, welches aus diesem blubbernden Etwas entsteht, ist einfach nur ein Genuss. Ich mag es nicht mehr missen. Anfangs noch skeptisch, da ich meine Brote bisher mit Hefe gebacken habe, nehme ich mir nun die Zeit, um den Sauerteig zu hegen und pflegen.

Zum Schluss nur eine kleine Anmerkung: Ein Verzeichnis oder eine Übersicht mit dem Rezepten wäre schön und hilfreich und etwas genauere Angaben zum Ofen/Gradeinstellungen wären gut. So muss man immer wieder nachschauen, ob das Brot sich noch wohlfühlt und nicht verbrennt.