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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2023

Eine Leseempfehlung.

Mattanza
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Germana Fabiano hat hier eine Geschichte geschrieben, die man nicht so einfach beiseite legen kann. Sie erzählt von der Insel Katria, der Traditionen rund um die Mattanza, den Aberglauben der Menschen ...



Germana Fabiano hat hier eine Geschichte geschrieben, die man nicht so einfach beiseite legen kann. Sie erzählt von der Insel Katria, der Traditionen rund um die Mattanza, den Aberglauben der Menschen und dem nicht mehr zu verhindernden Wandel.

Auf nur knapp 200 Seiten schafft sie es, dass man von Zuversicht in Trostlosigkeit, von Hoffnung in Trauer und Verzweiflung und von der Tradition und Gewohnheit in den Wandel rutscht. Ihre Protagonisten sind alle etwas sperrig, distanziert und schwer zu greifen. Der Lesende bleibt bei dieser Geschichte außen vor und darf nur zuschauen, wie das Dorf um seine Existenz kämpft. Eine große Rolle spielt dabei der Thunfischfang, die Mattanza und der Raìs, der den Ablauf der Mattanza bestimmt und eine respektierte Person auf der Insel ist.

Jahrhundertelang war der Raìs ein Mann und die Tradition verlangt einen männlichen Nachkommen. Doch es wird ein Mädchen geboren. Der alte Raìs setzt den ersten Bruch mit der Tradition durch und trainiert und erzieht das Mädchen zum nächsten Raìs.

Der Thunfischfang wird sehr detailliert (inkl. einer Zeichnung) beschrieben und hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Einerseits ist es ein grausames Vorgehen gegen diese Tiere, aber andererseits leben die Inselbewohner nur von diesem Tieren. Doch genau diese Grundlage wird den Bewohnern durch die Globalisierung immer mehr entzogen.

Zusätzlich müssen sich die Bewohner mit den zunehmenden Tourismus und den Bootsflüchtlingen auseinandersetzen. Die Menschen kommen an ihre Grenzen, sind überfordert, fühlen sich hilf- und machtlos gegenüber den vielen Flüchtlinge und den Touristen und sie fürchten ihre Insel zu verlieren.

Es ist eine packende und traurige Geschichte, die den Lesenden nachdenklich zurücklässt. Eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.08.2023

Eine erschreckend realistische Geschichte

Sekunden der Gnade
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Dennis Lehane packt ein Thema an, welches im Jahr 1974 spielt. Die Begebenheiten könnten jedoch auch teilweise aus der heutigen Zeit sein.

Mary Pat verliert ihre Tochter Jules und stößt bei ihrer Suche ...

Dennis Lehane packt ein Thema an, welches im Jahr 1974 spielt. Die Begebenheiten könnten jedoch auch teilweise aus der heutigen Zeit sein.

Mary Pat verliert ihre Tochter Jules und stößt bei ihrer Suche nach der Wahrheit auf eine Mauer des Schweigens. In ihrem Viertel herrschen Armut, Gewalt und Drogen. Es fehlt den Menschen in diesem Viertel an Perspektiven, an Bildung und der Glaube an den Staat. Der geplante Bustransfer zwsichen den weißen und schwarzen Schüler:innen sorgt für eine Welle der Empörung und der Wut. Proteste werden laut und die Stimmung kocht hoch.Die Staatsgewalt schaut derweil zu. Mary Pat interessiert der Bustransfer nicht (mehr). Sie sucht den Schuldigen und nimmt die Suche ohne die Hilfe der Polizei auf. Ihre Methoden sind hart und skrupellos. Sie greift durch und teilt aus. Ihre Art der Problemlösung entspricht nicht meinen Ansichten, aber ich kann ihre Handlungen teilweise nachvollziehen.

Der Autor schafft eine Atmosphäre, die den Lesenden einfängt und mitzieht. Er lässt seinen Charakteren freien Lauf und zeichnet damit ein realistisches und erschreckendes Bild von der amerikanischen Gesellschaft. Er zeigt auf, was passiert, wenn Menschen sich nicht mehr verstanden fühlen und das Gefühl haben, alles zu verlieren, was ihnen wichtig ist.

Es war mein erstes Buch von Dennis Lehane, aber sicherlich nicht das letzte Buch von ihm, was ich lesen werde. Sein Schreibtsil ist fesselnd, klar und sehr direkt. Die Geschichte wühlt auf und lässt den Lesenden nachdenklich zurück.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2023

Wie aus frischem Gemüse Klimaschutz wird.

Stadtgemüse
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Jeder kann seinen eigenen Garten haben. Für manche Menschen sind es einige Quadratmeter, für andere Menschen (meistens Städter:innen) sind es der Balkon, das Fensterbrett oder der Hinterhof. Es gibt aber ...

Jeder kann seinen eigenen Garten haben. Für manche Menschen sind es einige Quadratmeter, für andere Menschen (meistens Städter:innen) sind es der Balkon, das Fensterbrett oder der Hinterhof. Es gibt aber auch die Möglichkeit in den Städten brachliegende Flächen (mit Genehmigung der Stadt) zu bepflanzen. Was braucht man alles, um (s)ein kleines Gartenabenteuer zu starten? Wenig, sehr wenig. Anna Meincke erklärt in diesem Buch ganz einfach und sehr anschaulich, wo man alles Pflanzen anbauen kann, wie man sie pflegt und welche Nachbar:innen sie morgen. Ja, auch Pflanzen haben ihre Lieblingsnachbar:innen.

Die Autorin zeigt, was man beachten muss und erläutert die kleinen Stolperfallen für Gartenanfänger:innen. Sie stellt die Schädlinge und die Krankheiten vor und gibt Tipps, wie man gegen sie, auf natürliche Art und Weise, vorgehen kann. Sie stellt viele Pflanzen wie z.B. Kräuter, essbare Blüten und kleine Gemüsearten (ideal für Balkon, Terrasse & Co.) vor. Es gibt Tabellen und Übersichten, die alles noch einmal einfach und bildlich darstellen. Zudem ist ein großes Poster auf dem die gängigsten Pflanzen samt Anbauzeit, Lieblingsnachbar:in, Saattiefe, Lieblingsplatz und Erntezeit aufgelistet sind, im Buch enthalten. Es gibt sogar eine kleine Pilzkunde, d.h. sie geht auf die Pilzzucht im Keller ein.

Man spürt die Begeisterung der Autorin für den kleinen Garten und die Umwelt. Denn jede noch so kleine Fläche, die begrünt bzw. bepflanzt wird, schafft ein besseres Klima für den Menschen und die Tiere. Die kleinen Flächen bieten neben leckeren Salaten, Kräutern und Gemüsen auch Schutzräume für Insekten und kleine Tiere. Als begeisterte Hobbygärtnerin ist das Buch ein Treffer. Obwohl ich schon seit Jahren gärtnere, konnte ich trotzdem noch einige nützliche Tipps und Hinweise herausziehen.

Ein rundum schönes Sachbuch, welches gut und anschaulich den Klimaschutz mit frischen Gemüse verbindet.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Der Blick durch das Schlüsselloch

Schreibwelten
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Der Blick durch das Schlüsselloch ist für viele Menschen verlockend. Einfach mal kurz schauen, wie die anderen Menschen leben und wohnen. Alex Johnson und James Oses ermöglichen uns einen kleinen Einblick ...

Der Blick durch das Schlüsselloch ist für viele Menschen verlockend. Einfach mal kurz schauen, wie die anderen Menschen leben und wohnen. Alex Johnson und James Oses ermöglichen uns einen kleinen Einblick in die Schreibstuben, Gartenhäuser, Schlafzimmer und Wohnzimmer, in denen bekannte Schriftsteller:innen ihre Geschichten entwickelten und niederschrieben.

Der Autor Alex Johnson hat die vielen kleinen Anekdoten zusammengetragen und daraus ein interessantes, unterhaltsames Buch geschaffen. In Kombination mit den fantastischen Illustrationen von James Oses werden die vielen Orte lebendiger und greifbarer. Der Autor schreibt über die Lieblingsplätze, die Rituale und Macken der bekannten Schriftsteller:innen. Es gibt viele Parallelen zwischen ihnen, obwohl zwischen ihren Schaffenszeiten manchmal Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte liegen, aber auch sehr besondere Eigenheiten.

Alex Johnson schaut bei Schriftsteller:innen aus ganz vergangenen Zeiten vorbei und zieht die Informationen aus Tagebüchern, Briefen und Erzählungen. Die Schriftsteller:innen aus diesem Jahrhundert erzähl(t)en selbst, was sie bevorzugen, welche Dinge unbedingt um sie herum sein müssen oder was sie vom Schreiben abhält.

Es war interessant zu lesen, wie die Bücher, die man bereits gelesen hat oder die man noch lesen möchten, entstanden sind. Es ist ein schönes, sehr ansprechendes Buch, dass mich vor-allem durch die vielen wunderschönen Illustrationen begeistert hat. Auf den Illustrationen gibt es so viel zu entdecken. Durch die Geschichten zu den jeweiligen Illustrationen werden manche Pinselstriche und Farbtupfer auf einmal zu einem Gegenstand oder zu einer Person.

Ein schönes Buch, welches einlädt, sich eine Tasse Tee zu machen und auf dem Sofa in die Schreibwelten abzutauchen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.02.2023

2. Fall für Liewe Cupido

Der Taucher
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Liewe Cupido ist zurück. Das Meer zwischen Deutschland und der Niederlande spült ihn wieder einen Toten vor die Füße. Oder richtig: Der Tote ist gefesselt und Liewe muss zu ihm tauchen. An seiner Seite ...

Liewe Cupido ist zurück. Das Meer zwischen Deutschland und der Niederlande spült ihn wieder einen Toten vor die Füße. Oder richtig: Der Tote ist gefesselt und Liewe muss zu ihm tauchen. An seiner Seite ist diesmal Vos und durch sie zeigt der stille, unnahbare und eigenwillige Hauptkommissar eine neue Seite von sich.

Durch den ersten Fall von Liewe Cupido "Der Holländer" bin ich diesmal besser auf die maritimen und nautischen Begrifflichkeiten vorbereitet. Der Verlag hat zudem noch für eine Übersichtskarte im Buchumschlag gesorgt, so dass man gut auf dem Papier verfolgen konnte, wo sich wer und auf wessen Territorium befand.

Es ist nicht ganz einfach den verschiedenen Orten und Handlungssträngen zu folgen, doch der Autor hat einen feinen roten Faden gezogen, an dem man sich mit dem Hauptkommissar zusammen, entlang hangeln kann. Ruhig und mit vielen kleinen Details, eigenwilligen und sehr individuellen Charakteren bekommt man den Krimi serviert. Es gibt viele bedrückende und traurige Momente, die nachdenklich stimmten, die jedoch auch dafür sorgten, dass die Spannung erhalten blieb. Fast jedes Puzzleteil überraschte und verschob den Blickwinkel etwas. Das diesmal Liewe auch persönlich mehr involviert ist, machte den Krimi noch interessanter.

Die kühle und schnörkellose Art des Erzählens hat sehr gut zur ganzen Geschichte, zur Umgebung und den nordischen Charakteren gepasst. Kein Wort war zu viel.

Ein kluger und anspruchsvoller Krimi aus der Niederlande mit einem speziellen, aber interessanten Hauptkommissar. Bitte mehr davon.