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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2018

Ein Meisterwerk

Das Seehaus
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Der stattliche und romantisch gelegene Landsitz "Loeanneth" in Cornwall ist das Zuhause der 16 jährigen Alice Edevane und ihrer Geschwister. Alice hat eine Leidenschaft fürs Schreiben und schreibt an ihren ...

Der stattliche und romantisch gelegene Landsitz "Loeanneth" in Cornwall ist das Zuhause der 16 jährigen Alice Edevane und ihrer Geschwister. Alice hat eine Leidenschaft fürs Schreiben und schreibt an ihren ersten Kriminalgeschichten und ist Hals über Kopf in den jungen Angestellten Ben verliebt. Alles scheint perfekt zu sein, bis am Tag des Mittsommernachtsfestes ihr kleiner Bruder Theo purlos verschwindet. Danach ist nichts mehr so, wie es war.

70 Jahre später muss die junge Polizistin DC Sadie Sparrow eine unfreiwillige Job-Auszeit nehmen und verbringt diese bei ihrem geliebten Großvater Bertie in Cornwall. Dort stößt sie beim Joggen auf das verlassene und verwarloste Landgut und ihre Neugier wird sofort geweckt. Bei ihren ersten Erkundigungen über das Anwesen erfährt sie vom Verschwinden des kleinen Jungen und da Sadie gerade viel Zeit hat, beschließt sie der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei taucht sie tief in die Geschichte und das Schicksal der Familie Edevane ein und nimmt Kontakt mit diversen Zeitzeugen auf, unter anderem mit der mittlerweile 86 Jahre alten Alice, die jetzt als bekannte Kriminalautorin in London lebt.

Kate Morton hat hier wieder ein echtes Meisterwerk erschaffen. Ich lese sehr viele Familiensagas, die sich um lang gehütete Geheimnisse drehen. Aus diesem Grund fällt mir der Vergleich mit anderen solcher Romane nicht schwer und ich kann behaupten, dass Kate Morton eine der begabtesten Autorinnen dieses Genres ist. Kaum eine Andere schafft eine derart komplexe und verwobene Beziehungskonstellation, die sich über viele viele Seiten, über Jahre und Jahrzehnte hinweg wandeln und die Zukunft maßgeblich beeinflussen.

Doch dies ist nich nur eine Familiensaga mit einem Geheimnis, denn hier geht es um ein echtes Verbrechen und somit hält man eigentlich auch einen Krimi in den Händen. Dieser ist unglaublich spannend und packend beschrieben. Über mehr als 600 Seiten verdächtigt der Leser eigentlich nach und nach jeden der Handelnden, denn jeder scheint ein Motiv haben zu können.

Die ganze Handlung erschrickt sich über 3 Zeitebenen: 1911 bis 1914, 1931 - 1933 und schließlich 2003. Durch die komplex verwobene Handlung erfährt der Leser nach und nach mehr über das Leben der Protagonisten und bekommt immer mehr einen Einblick in die Geschehnisse damals. Langsam entstehen Bilder, Konstellationen, Motive, Möglichkeiten...und am Ende kommt doch alles ganz anders als erwartet. Aber trotz dieser wirklich komplexen Verstrickungen, schafft Kate Morton am Ende ein passendes und plausibles Gesamtbild, wo keinerlei Fragen offen bleiben.

Wie bereits gesagt, ein Meisterwerk wofür es natürlich die volle Punktzahl gibt!

Veröffentlicht am 19.10.2018

Ein dunkles Geheimnis in Savannah

Das Haus am Sunset Lake
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Die Casa D'Or ist ein stattlicher Landbesitz in den Südstaaten der USA und scheinbar das perfekte Anwesen für ein neues Luxushotel. Der junge, erfolgreiche Immobilienmakler Jim Johnsson soll sich darum ...

Die Casa D'Or ist ein stattlicher Landbesitz in den Südstaaten der USA und scheinbar das perfekte Anwesen für ein neues Luxushotel. Der junge, erfolgreiche Immobilienmakler Jim Johnsson soll sich darum kümmern. Jim Johnson ist dieses Anwesen nicht unbekannt. Bereits vor 20 Jahren hat er dort einen Sommer verbracht, als sein Vater, ein berühmter Autor, sich während einer Schaffenskriese dort neue Inspirationen holen sollte. Jim und seine Eltern bewohnten während des Sommers ein idyllisch gelegenes Haus am See auf dem Grundstück der Casa D'Or. Jim verliebte sich damals Hals über Kopf in die Tochter der Familie Wyatt, welche seit Generationen die Casa D'Or bewohnen. Jennifer ist allerdings seit längerem mit dem jungen, gutaussehenden Connor liiert. Zuerst sind Jennifer und Jim daher nur gute Freunde, aber bald schon müssen sich Beide eingestehen, dass ihre Gefühle tiefer gehen und nicht länger geleugnet werden können. Gemeinsam werfen sie alle bereits bestehenden Zukunftspläne über Bord und planen ihr gemeinsames Leben. Aber dann passiert ein schlimmes Unglück, was alles verändert.
Das Buch ist in zwei Zeitebenen erzählt, immer aus der Sicht von Jim. Durch diese Zeitebenen wurde im Buch die Spannung aufgebaut und langsam fügte sich das Puzzle zusammen und der Leser kam den Geschehnissen von damals auf die Schliche. Allerdings scheint erst einmal alles anders, als es tatsächlich war, was dann am Ende des Buches eine überraschende Wendung bereit hielt.
Tasmina Perry hat keinen Moment Langeweile aufkommen lassen. Man wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil man einfach wissen wollte, wie es weiter geht und was damals passiert ist.
Die Charaktere waren alle sehr gut ausgearbeitet, was alles authentisch und die Hauptpersonen sehr sympathisch machte.
Aus diesem Grund bekommt das Buch von mir die volle Punktzahl und ich spreche eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Eine tolle Fortsetzung

Die Jahre der Schwalben
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Nachdem Frederike kurz nach der Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Ax von Stieglitz erfahren muss, dass ihr Mann schon seit langer Zeit schwer krank ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch viel Zeit für ...

Nachdem Frederike kurz nach der Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Ax von Stieglitz erfahren muss, dass ihr Mann schon seit langer Zeit schwer krank ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch viel Zeit für Sorgen und Trauer bleibt ihr nicht, denn der große Gutshof ihres Mannes muss weiter geführt werden. Diese Aufgabe fällt nun Frederike zu, da sich Ax für längere Zeit zur Kur in einem Sanatorium befindet. Zuerst sieht sie sich großen Schwierigkeiten gegenüber und auch das Personal scheint sie nicht zu respektieren, aber mit der Zeit lernt Frederike, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sich beim Personal die nötige Anerkennung zu verschaffen. Alles scheint zu laufen und auch Ax kehrt scheinbar genesen zurück auf das Gut. Aber die Freude ist leider nur von sehr kurzer Dauer, den Ax' Krankheit kehrt zurück und diesmal überlebt er es nicht. Dunkle Zeiten warten auf Frederike, die sich nun als Witwe komplett allein durchschlagen muss. Aber irgendwann kehrt dann doch das Glück wieder in ihr Leben zurück. Sie heiratet neu und wird Mutter. Alles scheint perfekt zu sein, abgesehen von der politischen Situation im Land ganz kurz vorm Ausbruch des 2. Weltkrieges, die auch Frederikes Familie sehr zu schaffen macht.


Wie bereits der Vorgänger, hat mich auch dieses Buch wieder sehr in seinen Bann gezogen. Ich konnte wieder mit Frederike hoffen, leiden und trauern und habe immer wieder ihren Mut und ihren Kampfwillen bewundert.

Es hat mich auch sehr gerührt, dass Frederike und ihrem Mann immer am Wohl ihrer Bediensteten gelegen hat, auch wenn dies Kriegsgefangene waren, die laut oberster Anweisung besonders schlecht behandelt werden sollten. Durch ihre Nächstenliebe haben sich Frederike und ihr Mann immer wieder in den Fokus von Hitlers Vertretern gerückt. Dies war zwar mit Angst verbunden, aber diese hat Frederike dennoch nicht davon abgehalten, stets alle Menschen gleich und mit Respekt zu behandeln.


Allerdings haben sich die immer intensiveren Berichterstattungen des Politik- und Kriegsgeschehens etwas zäh gelesen, weswegen ich mit diesem Buch nicht so schnell voran gekommen bin als mit "Die Jahre der Schwalben". Aus diesem Grund muss ich hier leider ein Pünktchen abziehen. Dennoch kann ich es kaum erwarten, den dritten Band dieser Saga zu lesen.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Eine Fehleintscheidung beeinflusst zwei Leben

Die Sonnenschwestern
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Nora ist 40 Jahre alt und eigentlich hat sie ein wundervolles, erfülltes Leben: einen sehr guten Job, einen tollen Freund, eine Eigentumswohnung in London...wer will da mehr? Nora! Aber was will sie? Das ...

Nora ist 40 Jahre alt und eigentlich hat sie ein wundervolles, erfülltes Leben: einen sehr guten Job, einen tollen Freund, eine Eigentumswohnung in London...wer will da mehr? Nora! Aber was will sie? Das weiß sie eigentlich selbst nicht so genau. Nur das was sie hat, nicht! Von der Vision eines Strandes angetrieben verlässt sie ihren Freund, kündigt ihren Job und fährt nach Tenby in Südwales. In Tenby liegen Teile ihrer Familiengeschichte, die sie bisher nicht kennt und denen will sie auf den Grund gehen.
Kaum in Tenby angekommen, spürt Nora wie es ihr mental zunehmend besser geht und sie sich entspannt und heimisch fühlt. Sie lernt neue Freunde kennen, probiert viele neue Dinge aus und kommt nach und nach der Vergangenheit ihrer Mutter auf die Spur. Denn mit dieser hatte sie bis vor kurzem das perfekte, innige Mutter-Tochter-Verhältnis, welches aber aus Nora unbekannten Gründen im Moment zu bröckeln scheint.

Die Geschichte von Noras Mutter wird in einem zweiten Erzählstang geschildert. Diese verbrachte während ihrer Kinder- und Jugendjahre jedes Jahr drei Wochen der Sommerferien im Haus ihrer Tante Susan in Tenby. Sie fieberte jedes Jahr auf diese drei Wochen hin, sie liebte Tenby, sie genoss den alljährlichen Jugendball und sie freute sich auf Llew, ihren allerbesten Freund auf der Ganzen Welt.

Aber Nora kannte ihre Mutter bisher nur als das glamouröse Model der 60er-Jahre. Warum hat ihre Mutter Tenby ihr gegenüber nie erwähnt, wenn diese damalige Zeit für sie doch so traumhaft schön gewesen sein muss. Irgendetwas muss damals passiert sein...aber was?

Die Geschichte hatte mich von Anfang an gepackt. Ich hatte zwar die ersten paar Seiten Probleme, mich in das verwirrte Seelenleben von Nora einzufinden, aber nach und nach ergab dann alles Sinn und ich konnte sie sehr gut verstehen. Generell waren die Charaktere sehr gut ausgearbeitet und lebhaft und auch authentisch dargestellt. Auch die persönliche Weiterentwicklung der einzelnen Charaktere über die Jahre ist durchaus plausibel und realistisch.

Durch das kapitelweise Wechseln der Erzählstränge wurde ganz simpel Spannung aufgebaut, was dazu einlud immer weiter zu lesen, weil man einfach wissen wollte, wie es weiter geht.

Ich würde sooo gern die volle Punktzahl vergeben, aber es gab ein paar Punkte, die ich an dem Buch leider doch bemängeln muss, wenn auch nur Kleinigkeiten.
Zum Einen ist mir bis zum Ende nicht klar geworden, wer eigentlich die Sonnenschwestern sind? Ich finde den englischen Originaltitel des Buches "The Hourglass" wesentlich treffender.
Zum Anderen hat sich das Ende des Buches für mich etwas zu sehr gezogen und die Gespräche der Hauptpersonen waren mir teilweise zu geschwollen und poetisch formuliert. Im wahren Leben würde sich kein Mensch im Gespärch mit anderen derart hochtrabend und metaphorisch ausdrücken.
Dies alles ist aber kein Grund, dieses Buch nicht dennoch Jedem wärmstens ans Herz zu legen!

Veröffentlicht am 07.09.2018

Toller Familiensaga-Auftakt

Das Lied der Störche
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Die Autorin führt den Leser nach Ostpreußen im Jahr 1920. Dort wächst die junge Frederike behütet und glücklich auf Gut Fennhusen auf. Sie ist keine verwöhnte junge Göre, auch wenn sie zur gesellschaftlichen ...

Die Autorin führt den Leser nach Ostpreußen im Jahr 1920. Dort wächst die junge Frederike behütet und glücklich auf Gut Fennhusen auf. Sie ist keine verwöhnte junge Göre, auch wenn sie zur gesellschaftlichen Oberschicht gehört, sondern sie zeigt ehrliches Interesse für das Personal des Gutes und versucht aich für deren Belange einzusetzen, auch um selbst einmal einen solchen großen Haushalt führen zu können. Aber durch den frühzeitigen Unfalltod ihres leiblichen Vaters ist ihre Zukunft leider nicht abgesichert und sie ist darauf angewiesen, eine gute Partie zu machen. Seit ihrer ersten Begegnung schwärmt sie für den älteren Ax von Stieglitz und diese Schwärmerei schwächt über die Jahre auch nicht ab. Frederike ist glücklich aber auch verunsichert, als Ax plötzlich auch Interesse an einer Verbindung mit ihr setzt. Aber Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, denn Frederike wird das Gefühl nicht los, dass Ax und auch ihre Eltern irgendetwas vor ihr geheim zu halten versuchen.
Mit "Das Lied der Störche" hat Ulrike Renk einen grandiosen und mitreißenden Start einer mehrteiligen Familiensaga geschaffen. Aber die Erzählungen beruhen nicht auf der Fantasie der Autorin, sondern auf wahren Begebenheiten, was mich nach Beenden dieses Buches besonders überrascht und begeistert hat.
Das Buch überzeugt nicht durch eine unfassbar spannende und sich rasant entwickelnde Geschichte, es plätschert eigentlich eher mehr so dahin, was ich aber gar nicht als unangenehm oder störend empfunden habe. Die Autorin hat zwar auch Nebensächlichkeit in ihre Erzählungen einfließen lassen und diese auch oft recht ausführlich beschrieben, aber das hat sie auf eine nicht langweilige Weise geschafft, sodass man sich als Leser durchweg gut unterhalten gefühlt hat.
Ich habe diese Familiensaga von meiner Schwester empfohlen bekommen und bin dafür sehr dankbar. Zum Glück sind die Folgebücher bereits erschienen, sodass ich mit dem Weiterlesen nicht mehr lange warten muss.
Weil mich diese Geschichte so begeistert hat und ich das Weiterlesen kaum erwarten kann, vergebe ich gerne 5 von 5 Punkten.