Profilbild von RomyO1988

RomyO1988

Lesejury Star
offline

RomyO1988 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit RomyO1988 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.04.2017

"Ein Tag ohne Bewunderung ist ein verlorener, beschissener Tag!"

Tödliche Perfektion
1

Inhalt:
Die kleine Dallis wird nach dem Tod ihrer Eltern von ihrem Onkel Blake Carrington aufgenommen. Sie wächst mit Blake´s Söhnen Logan und Adam in nach Balmore Castle auf.

Ihr neuer Heimatort ist ...

Inhalt:
Die kleine Dallis wird nach dem Tod ihrer Eltern von ihrem Onkel Blake Carrington aufgenommen. Sie wächst mit Blake´s Söhnen Logan und Adam in nach Balmore Castle auf.

Ihr neuer Heimatort ist auch der Sitz der schottischen Sekte Lux Humana. Deren Ziel ist es, eine Gesellschaft aus vollkommener Schönheit entstehen zu lassen. Blake Carrington ist der Sektenleader. Weitere namenhafte Personen gehören dem Kuratorium der Sekte an.

Blake erzieht Dallis streng und nach seinen Regeln. Er will sie perfektionieren. Liebe und Zuneigung ist für ihn fremd. Doch Dallis möchte nur geliebt werden... doch sie definiert Liebe falsch und setzt alles daran, sie zu bekommen.

Sie liebt Logan, seit sie ihn das erste Mal gesehen hat. Logan jedoch ist jung und gutaussehend und vergnügt vollends. Dallis gibt sich Blake hin um Logan eifersüchtig zu machen. Als Blake merkt, dass sie sich mehr zu Logan hingezogen fühlt, foltert und missbraucht er sie lebensgefährlich.

Logan nimmt sich ihrer an. Sie vergöttert ihn. Akzeptiert keine andere Person neben ihn.

Nach Blakes Tod übernimmt Logan die Führung der Lux Humana. Er selbst ist zwischenzeitlich zu einem angesehen Schönheitschirurg geworden, sein Bruder Adam ein anerkannter Biogenetiker. Seine Aufgabe ist es, ein Mittel zur Perfektion herzustellen. Hässlichkeit und Unvollkommenheit sollen ausgelöscht werden. Doch Adam ist seit seiner frühsten Jugend drogenabhängig. Dies passt jedoch so gar nicht in das Bild der Sekte.

Als dann in einer Niederlassung der Hoffmann Pharma Ltd. in Hongkong der Gentechniker Hún Xinrén in einer Dschuke tot aufgefunden wird, geht keiner von einem Selbstmord aus. Falk Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende und Hauptaktionär der Hoffmann-Pharma.Ag mit Sitz in Ratingen weiß um die neuste Entdeckung der Forschungsabteilung in Hongkong. Hún Xinrén hat das Herzmedikament "CorPlus", welches den innovativen Wirkstoff "Rebu 11" enthält weiterentwickelt.

Ein Mittel mit Namen "Rebu 12", welches nicht nur Herzleiden heilt, sondern als Nebenwirkung noch die Verschönerung des Äußeren veranlasst. Es lässt kranke Zellen heilen.

Das Unsterblichkeitsenzym könnte die Welt verändern, sie perfektionieren.

Es dauert nicht lang, bis Lux Humana darauf aufmerksam wird.

Fazit:
Nach bisher fast bei jedem Buch von der Autorin, brauche ich einige Stunden um über das Gelesene nachzudenken.

Der Thriller DIE SEKTE (neuer Titel) ist ein anspruchsvoller Roman. Die Dialoge sind tiefgründig. Man sollte sie nicht einfach runterlesen, sondern deren Inhalt genau reflektieren. Manche Sätze und auch Seiten habe ich mehrfach gelesen, um sie für mich besser verstehen zu können.

Die Hauptcharaktere sind sehr "Gespalten". Sie lassen den Leser an ihren abstrusen Gedankengängen teilhaben. Manches war für mich unbegreiflich. Doch dem Sog einer Sekte und die persönliche Abhängigkeit, lässt Menschen zu allem fähig werden.

Noch nie habe ich das Thema der Perfektion oder Makellosigkeit aus einer Sichweise betrachtet, die mir die Autorin durch diesen Roman offengelegt hat.

Krankhafter Jugendwahn, unmenschliche Sektengebaren und Manipulation der Bewusstseinskontrolle. Diese Themen werden bis ins Detail beschrieben und lassen einem schonmal an der Geistesgegenwärtigkeit der Menschen zweifeln.

Der Roman ist für mich etwas Besonderes, nicht perfekt. Das Wort werde ich ab sofort sorgsamer benutzen. Jedoch zeichnet er sich aus durch perfekte Recherche, lyrische Textpassagen, Tragödie, Spannung, Entsetzen und einem fulminanten Ende. Ich konnte es zum Schluss nicht mehr aus der Hand legen.

Ich vergbe im Gesamten 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.03.2017

"Jedes Paar hat seine Geheimnisse. Manche sind tödlich!"

The Couple Next Door
2

Cover:
Das Cover ist in blau/türkis gehalten. Leicht verschwommen kann man ein Haus erkennen. Es ist, als würde man durch ein beschlagenes und verregnetes Fenster zum Haus der Nachbarn rüberschauen.

Inhalt:
Wer ...

Cover:
Das Cover ist in blau/türkis gehalten. Leicht verschwommen kann man ein Haus erkennen. Es ist, als würde man durch ein beschlagenes und verregnetes Fenster zum Haus der Nachbarn rüberschauen.

Inhalt:
Wer wohnt in dem Haus rechts von Dir?
Wer wohnt in dem Haus links von Dir oder gegenüber?
Du glaubst Du kennst Deine Nachbarn?
Bist Du Dir sicher?

So auch geht es dem verheirateten Ehepaar Anne und Marco. Sie wohnen in ihrem Traumhaus.
Ein Reihenhaus im New Yorker Hinterland im italienischen Stil, top restauriert und genauso teuer.
Direkt nebenan wohnt das Ehepaar Cynthia und Graham.
Beide Frauen waren einmal beste Freundinnen, doch das ist Vergangenheit.

Cynthia hat Anne und Marco anlässlich des Geburtstages von Graham zu einer Dinnerparty geladen. Die Gastgeberin Cynthia, sieht an diesem Abend besonders aufreizend aus.
Mit ihren langen Beinen, dem großen Busen und ihrer Porzellanhaut flirtet sie offen mit dem Mann von Anne. Marco ist ebenfalls ein sehr attraktiver Mann.
Anne hingegen hat noch 20 Pfund Übergewicht. Die restlichen Kilos ihrer ersten Schwangerschaft, die bereits 6. Monate zurückliegt.
Anne beginnt zu grübeln, ob es nicht möglich sein kann, dass die beiden Affäre haben.
Warum lässt ihr Mann die Flirterein zu... gefällt es ihm? Soll sie einen Aufstand machen?

Doch Anne steht nicht gern im Mittelpunkt. Das stand sie noch nie gern. Zudem hat sie auch viel zu viel getrunken. Der Abend wollte einfach nicht enden und wurde so erträglicher. Vielleicht kommt auch daher ihre Paranoia?!

Als Anne auf ihr Handy schaut stellt sie fest, dass es bereits ein Uhr früh ist.
Sie haben die kleine Cora allein zu Hause gelassen, da Cynthia KEINE KINDER auf der Dinnerparty wollte. Sie und Marco hatten einen strikten Zeitplan vereinbart.
Um Mitternacht hatte sie zuletzt nach dem Baby geschaut. Marco eine halbe Stunde darauf.
Auf einmal fühlt sich für Anne alles falsch an.
Wer lässt sein Baby für ein Dinner bei den Nachbarn allein im Haus? Was für eine Mutter tut so etwas? Vorwürfe plagen sie.

Anne will nur noch nach Hause, doch Marco möchte noch bleiben, sehr zum Ärgernis von Anne.
Schließlich entscheidet er sich doch dafür, die Dinnerparty mit seiner gemeinsam zu verlassen.

Aufgrund der angespannten Stimmung zwischen dem Ehepaar geht die junge Mutter einige Meter voraus und erreicht als erste die Haustür. Sie ist ein gutes Sück offen! Offen?
Anne gerät in Panik und stürmt ins Haus, die Treppe hinauf ins Kinderzimmer. Ihr Mann ist direkt hinter ihr. Das Kinderbett ist LEER.

Beide Elternteile starren in das leere Bettchen. Ihre kleine süße blonde Tochter ist weg ... Ist sie entführt worden? Sie rufen die Polizei. Was wird diese vorfinden?
Als die Polizei eintrifft wird Anne und Marco´s gemütliches Heim zu einem Tatort. Das Haus wimmelt nur so von Uniformierten.

Der zugewiesene Detective Rasbach befragt das Ehepaar systemathisch und merkt schnell die angespannt Stimmung und den Alkoholpegel der Beiden. Er beobachtet das Paar akribisch genau.
Einer oder mehrere Unbekannte haben das Baby und eine Decke aus ihrem Bettchen genommen.

Rasbach weiß. Menschen sind zu allem fähig. Daher sind die Eltern die ersten Verdächtigen. Haben sie das Kind ermordert? War alles geplant?
Er wird diesen Fall lösen und begibt sich für die Ermittlungen in die Nachbarschaft.

Jeder hat dunkle Geheimnisse und er wird den Fall lösen!

Fazit:
Der Titel des Buches und auch die ersten Seiten haben mich angesprochen.

Der Schreibstil ist durchweg einfach und fließend. Die Charaktere sind recht abgestumpft beschrieben. In schwierigen Situationen authentisch, wenn nicht immer sympathisch.

Die Spannung hat bereits im ersten Drittel um einiges nachgelassen. Lediglich einige Cliffhanger haben den Spannungsbogen noch einmal angehoben. Es gibt viele Wiederholungen, die als Resümee des Detectives ausgelegt werden.

Viel Dialoge zwischen den Protagonisten und wenig Einblick in die allgemeine Ermittlungsarbeit. Zum frühen Ende hin ist ersichtlich, wie der Thriller ausgeht und sich alles ineinanderfügt.

Ein solider Thriller. Nett zu lesen, hat mich jedoch nicht vollends überzeugt.

Ich vergebe daher 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Figuren
  • Handlung
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 10.01.2017

Ein psychologischer Thriller der Extraklasse!

Adrenalin
1

Cover:
Das Cover ist nicht sehr aussagekräftig. Anhand der gewählten Farben und des Dornenastes an dem ein Bluttropfen an einem Stachel abgebildet ist, lässt sich schon ein Psychothriller/Thriller ableiten.
Auch ...

Cover:
Das Cover ist nicht sehr aussagekräftig. Anhand der gewählten Farben und des Dornenastes an dem ein Bluttropfen an einem Stachel abgebildet ist, lässt sich schon ein Psychothriller/Thriller ableiten.
Auch im unteren Bereich befindet sich ein Dornengebilde, jedoch ist es hier sehr viel filigraner.
Das Geäst ist mit roten, leicht transparenten Tüchern durchzogen. Es könnte eine Assoziaton zu Blut seiin. Anonsten ist die hintere Farbgebung weiß/gräulich gehalten.

Inhalt:
Das Buch beginnt mit einem Jugendlichen, der einen iroperablen Tumor am Gehirn hat.
Er ist die Chemotherapie leid und hat sich auf das Dach des Royal Marsden Hospitals geflüchtet.
Unter ihm sind Polizei- und Feuerwehrwagen. Möchte er Selbstmord begehen?
Dies zu verhindern ist die Aufgabe von Joe O´Loughlin. Er ist einer der erfolgreichsten und rennomiertsen Psychologen Londons. Er führt seine eigene Praxis in einer Partnerschaft.
Er war bis vor kurzem ein glücklicher Ehemann. Seine wunderschöne Frau Julianne hat im seine Tochter Charlie geschenkt. Sie ist 8 Jahre und ein sehr kluges und wohlerzogenes Mädchen. Er könnte es nicht besser haben, bis er eines Tages merkt, dass sein linker Arm nur noch stumpf verunterhängt. Seine Finger zittern. Sein bester Freund aus Kindheitstagen ist Arzt und gibt ihm die Diagnose Parkinson. Joe fällt in ein tiefes Loch. Schließt seine Frau aus seinem Leben aus.

Als die Polizei an einem Canal die Leiche einer Frau findet, wird Joe in die Ermittlungen involviert um seine fachkundige Meinung mit einzubringen.
Die Frau ist übel zugerichtet, hat Schnittwunden am Körper. Jedoch hat sie sich mit einem gezielten Schnitt selbst von den Qualen erlöst.
Joe kommt das alles bekannt vor? Hat er das schonmal gehört? Die Frau sogar gekannt?
Ein Patient von ihm hat einmal genau diese Gewaltphantasien ihm gegenüber geäußert.
Zunächst behält er seine Rückschlüsse für sich und gerät somit selbst in die Fahnung von Vincent Ruiz. Der ihn für den Mörder der Frau hält. Die Sache wird immer verzwickter....noch mehr Morde passieren ... und alle Spuren führen zu ihm.
Nun beginnt Joe selbst Ermittlungen anzustellen und die führen ihn zu den Anfängen seiner Karriere. Kann er doch noch seine Unschuld beweisen?

Fazit:
Die Geschichte beginnt bereits spannend. Joe O´Loughlin bei der Arbeit.
Im Laufe des Romans lern man ihn und seine Krankheit kennen und seine Familie mit Tochter Charlie lieben. Die Personen sind sehr gut und ausführlich beschrieben. Mir gefällt der Sarkasmus und die witzigen Aussagen im Buch sehr gut. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich.
Mir hat der erste Fall von Joe O´Loghlin und Vincent Ruiz sehr gut gefallen.
Es war spannend sowie abenteuerlich, kurzweilig und sehr überraschend.
Ich konnte sehr gut mit dem Protagonisten und seiner ausweglosen Situation mitfühlen.

Im ganzen vergebe ich 4 Sterne, da eine Steigerung noch möglich ist.


Weitere Bücher des Autors:

Amnesie
Todeskampf
Dein Wille geschehe
Todeswunsch
Sag es tut Dir Leid
Bis Du stirbst
Erlöse mich
Der Schlafmacher

Veröffentlicht am 08.05.2020

"Ich bin es, die die alleinige Kontrolle über dein Leben hat ... Ganz egal was du tust, du hast keine Chance."

Als hätte der Himmel mich vergessen
0

Cover:
Ein junges Mädchen mit dunklen, lockigen Haaren steht hinter einer Fensterscheibe.
Ihre Haare sind aufgrund des schwarzen Hintergrundes kaum wahrzunehmen. Es scheint, als würde die Dunkelheit sie ...

Cover:
Ein junges Mädchen mit dunklen, lockigen Haaren steht hinter einer Fensterscheibe.
Ihre Haare sind aufgrund des schwarzen Hintergrundes kaum wahrzunehmen. Es scheint, als würde die Dunkelheit sie von hinten übermannen, sie erdrücken.

Die Fensterscheibe ist von außen mit Regentropfen beträufelt. Mit ihrem kleinen Finger berührt sie einen einzelnen Tropfen, der so nah scheint und dennoch unantastbar.
Ihre Sehnsucht und Verzweiflung ist durch ihre traurige Ausstrahlung förmlich spürbar.

Inhalt:
Ihre erste wirklich wahrgenommene Erinnerung hat Amelie, wenn sie sich an ihre Operation ihrer Hüftschiefstellung im Alter von ca. 3 Jahren zurückerinnert. Schmerzen, ein weißes karges Zimmer, eine grobe Krankenschwester. Wo sind ihre Eltern die ihr liebende Worte zusprechen, ihr Trost und Zuneigung spenden?

Diese Gefühle und Emotionen wird sie in dem "Hexenhaus", wie sie später ihr Zuhause nennt, erst als junge Erwachsene erfahren.

Ihr Leben ist geprägt von Gewalt ihrer beider Elternteile. Tägliche Schläge sind an der Tagesordnung. Doch ihre Mutter, ihre Stiefmutter wie sie erst viel später erfährt, schikaniert und manipuliert Amelie dazu noch aufs äußerste. Weiß ihre Stiefmutter ihre Umgebung, Angehörige, Nachbarn, Lehrer und sogar Ärzte durch ihre zuvorkommende und liebenswerte Art komplett einzunehmen, ist sie daheim Amelie gegenüber brutal, zwingt sie zur Verwahrlosung und hält sie in ihrem Zimmer gefangen.

Ihr Vater, der als Immobilienmakler viel unterwegs ist, bekommt abends von der Stiefmutter die schrecklichen Schandtaten die Amelie begangen haben soll, erzählt. Betraft sie.

Doch warum wird sie bestraft? Sie versucht doch nur das richtige zu tun. Sie versteht die Welt nicht mehr. Ihr wurde doch von der Stiefmutter befohlen, sie dürfte nicht am Schulunterricht teilnehmen. Sie solle gefälligst schweigen. Wehe, wenn sie sich beteiligt, dann drohen ihr Schläge, ein wunder Po, wie so oft. Bei Gesprächen mit der Lehrerin setzt die Stiefmutter ihre besten Schauspielkünste ein. "Amelie, nun sag doch was, warum sprichst du nicht?" Voller Neugier schaut die Lehrerin Amelie an und im Hintergrund sieht Amelie, wie ihre Stiefmutter den Kopf schüttelt.
Sie darf nicht sprechen. Und so ist es immer.

Täglich wird Amelie von ihrer Mutter der psychischen Manipulation ausgesetzt, verprügelt und gedemütigt.

"Behindert, dumm und zurückgeblieben. Miststück. Ein Nichts!", Worte, die nur dazu dienen Amelie zu unterdrücken, sie zu brechen.
Dies sind nur einige wenige Auszüge der Scheußlichkeiten, die Amelie über sich ergehen lassen musste.

Mit 21 jedoch schafft sie es, ihrem Gefängnis, der Macht ihrer Stiefmutter zu entkommen. Beinahe wäre es nicht dazu gekommen, doch Amelie hatte Menschen, Freunde, gefunden, die ihre Lage erkannten und ihr ihre Unterstützung zusicherten.

Unterstützung, Vertrauen ... Freiheit. Alles Worte die Amelie erst noch Kennenlernen sollte.

Fazit:
Mein erster Dank gilt der Autorin, dass sie so viel Geduld mit mir hatte. Es ist fast ein Jahr her, dass sie mir das Buch hat als ein Rezensionsexemplar zukommen lassen.

Der Titel "Als hätte der Himmel mich vergessen" ließ mir bereits zu Beginn eine Gänsehaut aufsteigen. Ich hatte bereits mehrere Erfahrungsbücher gelesen, doch dieses Buch habe ich unterschätzt.

ich begann das Buch kurz nach meinem Sommerurlaub im letzten Jahr. Es war ein schöner Sommer. Ich las von der Flucht, oder vielmehr dem Erfolg, dass die Autorin endlich dem Hexenhaus entkommen konnte.

"Sieben Dinge zähle ich mir auf, sieben Träume, die in dieser ersten Woche in Erfüllung gingen:
Ich darf duschen.
Ich darf baden.
Ich darf meine Zähne putzen.
Ich darf täglich neue Unterwäsche anziehen.
Ich darf essen, bis ich satt bin.
Ich darf von meinem selbstverdienten Geld so viele Süßigkeiten kaufen, wie ich möchte. und jetzt darf ich auch noch fernsehen. (Amelie, 21 Jahre)"

Doch die Perspektiven wechseln. Zum einem lesen wir über Amelie´s Leben nach ihrem Entkommen und ihren Versuch in ein selbstständiges Leben zu finden, doch dann kommen die Erinnerungen an ihre Kindheit oder Jugend und wir erfahren wie viel leid dieser einige Mensch an Körper und Seele erleiden musste. Zum Ende des Buches sind wir in ihrem 21. Lebensjahr anbelangt und erfahren, wie Amelie Dank Hilfe anderer, endlich ihrem Alptraum entkommen konnte.

Ich las also die ersten Seiten, ihre Erinnerungen an die frühste Kindheit. Ich legte das Buch beiseite. Zunächst musste ich selbst das Gelesene verarbeiten. Doch wie häufig ich selber an den Punkt angelangen würde, welche mich so in meinen Grundfesten erschütterten, das konnte ich nur erahnen.
Und so vergingen die Wochen und Monate.

Diese Rezension habe ich mehrfach neu begonnen, umgeschrieben, verbessert. Meine Gedanken überschlugen sich. "Wie soll ich dieses Buch überhaupt bewerten können?"

Letztlich fragte ich meine Mitblogerinnen um Rat und ich beschloss, meine Rezension zu unterteilen.

Für mich ist es nach wie vor unvorstellbar, was diese Frau durchleben musste. Erniedrigung, Hass, Misshandlung, Hunger leiden, die psychische Manipulation der Mutter. Gewalt in allen ihren Facetten. Dazu noch der immense Kontrast den sie Tag für Tag erlebte, als ihr Bruder geboren wurde, der mit Liebe und Fürsorge überhäuft wurde.

Ich möchte der Autorin auch an dieser Stelle danken, denn häufig habe ich mir die Frage gestellt, welche Rolle ich denn wohl in diesem Buch übernommen hätte. Wäre ich die Klassenkameradin gewesen, die sich vor ihr geekelt hätte, weil sie sich ihre Zähne nicht putzen durfte oder sich waschen, oder wäre ich die Person gewesen, die Amelie die ausgelesene Bravo gegeben hätte.

Wäre mir als Mutter einer Mitschülerin nicht eingefallen genauer hinzusehen, wenn ich erfahren hätte, dass Amelie hier übernachtet, weil sie von zu Hause weggelaufen ist.

Warum haben gebildete Menschen wie die Lehrer von Amelie oder deren Ärzte sich so sehr von der Stiefmutter täuschen lassen? Gerade diesen Menschen unterstelle ich eine gewisse Menschenkenntnis.
Diese Fragen beschäftigen mich nach wie vor.

Weiterhin möchte ich auch auf eine Passage im Nachtext eingehen, den die Psychotherapeutin der Autorin verfasst hat und den ich auch für äußerst wichtig erachte.

"Ein Trauma nennen wir eine Erfahrung, die eine schwerwiegende Verletzung des Körpers oder der Seele darstellt und in ihrem Schweregrad von der betreffenden Person nicht angemessen verarbeitet werden kann, sondern eine Überforderung des ganzen Körper-Seele-Systems darstellt."

Sie ging darauf ein, Opfer oder Personen die ein Traumata erlitten haben, nicht unbewusst mit Worten wie "Das musst du doch mal hinter dir lassen", "Warum kannst du damit nicht endlich abschließen" noch unnötig unter Druck zu setzen. So individuell wie jeder einzelne Mensch von uns ist, so ist es auch die Seele und die Stärke.

Auch wenn Amelie eine sehr starke Persönlichkeit ist, so hat auch sie lange nach ihrem Erfolg dem Terror und der Schikane ihrer Familie zu entkommen, mit der Verarbeitung der Vergangenheit und der Heilung ihrer Seele viel aufzuarbeiten, und benötigt dafür eine Menge Kraft.

"Nach der Erfahrung und Einschätzung dieser Experten werden in Deutschland jährlich rund 200.000 Kinder misshandelt, und fast täglich gibt es ein Todesopfer.

Die Erzählweise im Wechsel von Gegenwart zur Vergangenheit finde ich äußerst stimmig gewählt. Dadurch kommt der Vergleich der Erfolge die Amelie in ihrem neuen Leben erzählt, zu ihrer alptraumhaften Vergangenheit noch einmal besser hervor. Aber auch spiegelnd erkennt man intensiver, was Amelie durchmassen musste.

Der Scheibstil ist flüssig und sehr umgangssprachlich. Gefühle und Emotionen werden stetig wiedergegeben. Dies rührt der Tatsache, dass es sich um ein Erfahrungsbuch handelt.

Bis Mitte des Buches werden die frühkindlichen Erzählungen noch intensiver und detaillierter wiedergegeben. Mit dem Heranwachsen der Autorin werden die Rückblicke etwas kürzer und der Erzählstrang der Gegenwart bekommt mehr Raum.

Am Ende meiner Rezension möchte ich die Autorin zitieren:
"Und deswegen soll dieses Buch eine Ermutigung sein, ruhig ein bisschen genauer hinzusehen."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.05.2020

"Wenn die Stimme bricht, hilft das geschriebene Wort."

Augen vor Tränen fast blind
0

Cover:
Ein weiter, blauer Himmel erstreckt sich über den festen Einband dieses Gedichtebandes. In diesem kann man sich leicht verlieren und seine Gedanken, wie die leichten, schwerelosen Wölkchen ziehen ...

Cover:
Ein weiter, blauer Himmel erstreckt sich über den festen Einband dieses Gedichtebandes. In diesem kann man sich leicht verlieren und seine Gedanken, wie die leichten, schwerelosen Wölkchen ziehen lassen.

Fazit:
In ihrem neuen Gedichteband "Augen vor Tränen fast blind" widmet sich Jette Jorjan einem doch eher unangenehmen Thema. Der Trauer.

Trauer verbinden wir mit Verlust, Schmerz, Ängsten und reichlich Tränen.

Daher finde ich den Titel auch sehr gut gewählt.

Doch nicht immer muss einem selbst Trauer oder ein Verlust widerfahren.

Vielleicht ist es eine gute Freundin, ein Angehöriger oder ein weiter Bekannter, der gerade eine schmerzliche Zeit durchmacht.

Nur zu häufig ist man der Meinung, seine Gefühle nicht richtig ausdrücken zu können oder aber man findet gar keine Worte. Dann lieber keine Worte aussprechen, bevor es die falschen sind, man seine Gegenüber womöglich verletzt.

Denn Trauer ist nicht gleich Trauer. Jeder empfindet sie auf seine ganz persönliche und individuelle Weise.

Das geschriebene Wort und Gedichte können helfen. Dabei müssen sie nicht immer von tiefer Verzweiflung sprechen. Nicht unser Herz sich schmerzhaft zusammenziehen lassen und uns das Atmen erschweren.

"Jeder Tag
bringt Bangen, Warten, Hoffen.
Jeder Tag führt dich zurück in ein bisschen Leben.
Jeder Tag schenkt uns Zusammensein.
Jeder tag gibt uns seinen Frieden.
Jeder Tag sich still verneigt.
Und seine Kostbarkeit zeigt."

Sie können auf ihre ganz eigene Weise dazu führen, dass wir in unserer Trauer auch wieder die positiven Dinge des Lebens erblicken. Sie können in uns längst vergangene und schöne Erinnerungen hervorrufen, uns zum Nachdenken anregen.

Aber vor allem können uns schöne Gedichte helfen, wenn wir einmal der Meinung sind, nicht die richtigen Worte finden zu können. Denn ein sorgsam ausgewähltes Gedicht, ist ebenso intensiv, tiefgründig und persönlich.

Die Gedichte von Jette Jorjan sind sanft in ihrer Schreibweise, emotional, gehen in die Tiefe und lassen auch Freiraum für die eigenen Gedankengänge.

Sie sind aber auch manchmal sehr klar formuliert und deutlich in ihrer Thematik.

Eine gewisse Endgültigkeit liest sich heraus.

Daher habe ich mein Rezensionsexemplar meiner Kollegin geschenkt. Als angehende Sterbeamme wird sie die Sterbenden und ihre Angehörigen mit diesem Buch begleiten, wie es so schön heißt.

Es ist ein schönes und sehr intimes Buch.
Jedes Gedicht ein Unikat, und mit jedem Lesen verändert es sich.
Verändert einen selbst in seinem Denken.

Ich bin mir sicher, jeder Leser findet sein eigenes Lieblingsgedicht in diesem Band. Genau wie ich.

Danke für diese kostbaren Worte und Momente, liebe Jette.