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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2019

Miranda und Roscoe

Eine Lady riskiert alles
1

Miranda Clifford führt ein beschauliches, ruhiges Leben. Bis ihr Bruder Roderick verschwindet und sie sich, Hilfe suchend, an ihren skandalumwitterten Nachbarn Neville Roscoe wendet. Der ist Londons berühmtester ...

Miranda Clifford führt ein beschauliches, ruhiges Leben. Bis ihr Bruder Roderick verschwindet und sie sich, Hilfe suchend, an ihren skandalumwitterten Nachbarn Neville Roscoe wendet. Der ist Londons berühmtester Spielhöllen-Besitzer und eigentlich überhaupt nicht der richtige Umgang für eine unverheiratete, respektable Dame. Trotzdem machen sich die beiden zusammen auf die Suche.

Stephanie Laurens versteht es, ihre Leser in ihren Bann zu ziehen. Interessante Charaktere und eine gefühlvoll geschriebene Story, zeichnen auch diesen Roman aus.

Zum einen ist da Miranda. 29 Jahre, unverheiratet und ihr einziger Lebensinhalt schien bisher die Sorge um ihren jüngeren Bruder Roderick zu sein. Unter dem strengen Regiment der Tante lebend, unentwegt auf Anstand und Respektabilität bedacht, erkennt sie langsam, dass das Leben für sie noch einiges mehr bereit hält. Es macht wirklich Spaß zu verfolgen, wie Miranda langsam aufblüht.

Und Roscoe ist nicht ganz der Mann, als der er zu Anfang erscheint. Um seine Familie vor dem gesellschaftlichen und finanziellen Ruin zu schützen, hat der vor langer Zeit sein altes Leben hinter sich gelassen und ist zu Londons Glücksspielkönig geworden.

Das sich Miranda und Roscoe auf der Suche nach Roderick ziemlich nah kommen, dürfte ja jedem klar sein.

So spannend und mitreißend der Roman auch ist, so hat er doch auch einige Längen. Es wird viel spazieren gegangen und vor Fenstern gestanden und dabei gegrübelt. Sogar in den Sexszenen wird gegrübelt. Vor dem Sex, dabei und auch danach. Und es wird immer über die gleichen Dinge nachgedacht. Dadurch gerät nicht nur die Handlung ins Stocken, es ist schlicht ermüdend und langweilig. Irgendwann habe ich diese Seiten einfach nur kurz überflogen.

Aber alles in allem, eine tolle Story, gute Charaktere und ganz viele Gefühle. Genau das richtige für Fans historischer Liebesromane.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Kein Thrill

Tattoo
1

Seit einem Jahr ermitteln die Detectives Greg Carver und Ruth Lake im Fall des „Dornenkillers“. Ein Frauenmörder, dem bereits fünf Frauen zum Opfer gefallen sind. Er hält sie gefangen, tätowiert sie und ...

Seit einem Jahr ermitteln die Detectives Greg Carver und Ruth Lake im Fall des „Dornenkillers“. Ein Frauenmörder, dem bereits fünf Frauen zum Opfer gefallen sind. Er hält sie gefangen, tätowiert sie und arrangiert sie später an öffentlichen Orten.
Kurz nach dem Auffinden des letzten Opfers, das Carvers Frau verblüffend ähnlich sieht, wird dieser angeschossen und entkommt nur knapp dem Tod.
Wer steckt dahinter? Der Dornenkiller? Carvers Kollegin Ruth, die sich ebenfalls verdächtig verhält, oder steckt etwas ganz anderes hinter dem Mordanschlag?

Der Einband, übrigens sehr ansprechend und gelungen, verspricht: „Einen Thriller, der unter die Haut geht“. Und impliziert gleichzeitig eine spannende Jagd nach dem Dornenkiller.
Damit ist er aber leider zur „Mogelpackung“ geworden. Unter die Haut gehen hier nur die Dornen, die der Mörder für seine Tattoos benutzt. Und die Suche nach ihm ist nur die Rahmenhandlung dieses Romans.

Im Vordergrund steht hier eindeutig der „Fall Carver“. Ruth Lake fahndet zwar weiter nach dem Frauenmörder, aber der Mordanschlag auf ihren Kollegen und Freund, lässt ihr keine Ruhe und sie schafft es nicht, sich aus den Ermittlungen heraus zu halten. Nach und nach fördert sie immer mehr Lügen und Geheimnisse Carvers ans Licht und auch Ruth hat ihrem Kollegen einiges zu gestehen.

Die Ermittlungen im „Fall Dornenkiller“, konzentrieren sich vor allem auf das letzte Opfer Kara, eine Schauspielschülerin. Diese Nachforschungen nehmen einen großen Teil der Handlung ein und hätten vermutlich um einiges gekürzt werden können. Über die vier anderen Opfer erfährt man dagegen kaum etwas. Sie kommen genauso zu kurz wie der „Dornenkiller“.

Die Spannung des ganzen Romans hält sich in Grenzen. Von echtem Nervenkitzel kann man nicht sprechen.

Die beiden Hauptcharaktere, Carver und Lake, tragen leider auch nicht dazu bei, diesen Roman zu etwas außergewöhnlichem zu machen. Carver hat den Fall viel zu sehr an sich herangelassen, ist dadurch zum Alkoholiker geworden, hat alles andere vernachlässigt, woraufhin seine Frau sich von ihm getrennt hat. Klingt abgegriffen? Ist es auch. Auch die Auren, die er nach dem Mordanschlag auf sich, an den Menschen wahrnehmen kann, machen ihn nicht interessanter. Im Gegenteil. Auren?
Und Lake? Dieser Charakter bleibt eigentlich lange Zeit nicht wirklich greifbar. Ziemlich unterkühlt und schwer einzuschätzen.

Warum ist dieser Thriller für mich eine Mogelpackung?
Nicht die Tatsache, das sich hinter dem Pseudonym „Ashley Dyer“, die englische Autorin Margaret Murphy und die Forensikexpertin Helen Pepper verbergen
Vielmehr der Umstand, dass die beiden zusammen mit „Tattoo“ keinen spannenden Thriller, sondern dagegen einen einigermaßen soliden englischen Krimi geschaffen haben. Und als solcher sollte dieser Roman auch verkauft werden. Denn genau das ist „Tattoo“. Ein typischer englischer Krimi, langsam und behäbig, mit langsamen Spannungsaufbau. Mit einigen Längen, aber nicht schlecht gemacht und durchaus interessant. Aber hier wird ein Thriller verkauft und das muss bei den Lesern zwangsläufig für Enttäuschung sorgen.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Wissen ist Macht

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
1

„Wissen ist Macht – Und so etwas wie unwichtige Daten gibt es nicht!“

Diese Daten zu sammeln ist Aufgabe des Nationalen Sicherheits-Amtes, das NSA.

Es ist das Jahr 1942 und in Weimar entwickelt das NSA ...

„Wissen ist Macht – Und so etwas wie unwichtige Daten gibt es nicht!“

Diese Daten zu sammeln ist Aufgabe des Nationalen Sicherheits-Amtes, das NSA.

Es ist das Jahr 1942 und in Weimar entwickelt das NSA immer neue Programme um die gesammelten Daten ihrer Bürger zu analysieren. Und Möglichkeiten Daten zu sammeln gibt es genug. Bargeld wurde abgeschafft, jeder hat eine Bürgernummer und ein Volkstelephon mit dem man Nachrichten verschicken kann und Zugriff auf das „Deutsche Forum“ im Weltnetz hat.
Doch das NSA kämpft um seine Existenz, denn es steht in Konkurrenz zum Reichssicherheits-Hauptamt in Berlin, das von der Reichsführung favorisiert wird. Ein Programm, das anhand des Lebensmittelverbrauches versteckte Juden aufspürt, soll den Fortbestand des Amtes sichern. Andere Programme folgen.

Die Programmstrickerin Helene Bodenkamp und der Analyst Eugen Lettke arbeiten zusammen an diesen Programmen.
Andreas Eschbach erzählt die Geschichte der beiden von Kindheit an und man erlebt den Aufstieg der Nationalsozialisten praktisch durch ihre Augen.

Helene, Tochter überzeugter Anhänger Hitlers, entdeckt schon früh ihre Vorliebe für Komputer. Sie ist schüchtern, unsicher, ein bisschen naiv aber eine überaus talentierte Programmstickerin und weckt deshalb schon früh das Interesse des NSA. Erst als sie ihren Geliebten, ein Deserteur der sich vor den Nazis versteckt, durch ihre Programme in Gefahr bringt, erkennt sie, an was sie da in Wirklichkeit mitarbeitet.

Eugen Lettke, Sohn eines Kriegshelden und mit Arier-Status AAA, ist beim NSA um dem Kriegsdienst zu entgehen. Er entdeckt schnell, wie er die Möglichkeiten dieses Amtes für seine eigenen Interessen nutzen lassen. Hauptsächlich um sich an den vier Frauen zu rächen, die in vor langer Zeit einmal gedemütigt haben.

Beide Charaktere sind gut gelungen, wenn auch manchmal zu sterotyp. Auf der einen Seite etwas zu gut und zu naiv, auf der anderen Seite wiederum zu böse.

Die Frage „Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?“
beantwortet der Autor in diesem Roman auf bemerkenswerte Weise. Reale Geschichte wird mit Fiktion gemischt. Moderne Begriffe werden nationalsozialistisch eingedeutscht. Das Internet wird zum Weltnetz, Computer werden zu Komputern, Programme werden „gestrickt“. Übrigens nur von Frauen, den Programmieren ist Frauenarbeit. Das passende Lehrbuch dazu hat einen rosafarbenen Einband und erklärt das Programmieren mit Hilfe von Koch- und Backrezepten. Am Frauenbild der Nazis, hat Eschbach also nicht gerüttelt.
Erschreckend ist das Buch allemal. Die Gräueltaten und Schrecken der Nazis sind natürlich bekannt, aber durch diese technischen Möglichkeiten, wird das Ganze noch sehr viel bedrohlicher. Und natürlich zieht man zwangsläufig die Parallelen ins „Heute“.

Insgesamt ein wirklich gut gemachter Roman, der trotz seiner fast 800 Seiten, zu keinem Zeitpunkt langweilig war. Auf jeden Fall ein Buch, das ich nicht so schnell vergessen werde.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Untote in China

Das Erbe des Schattenkaisers
1

In China treiben immer mehr „Untote“ ihr Unwesen. Ein westliches Team aus Wissenschaftlern, darunter der deutsche Rick Roth, wird nach China geschickt, um der Ursache dieses Phänomens auf den Grund zu ...

In China treiben immer mehr „Untote“ ihr Unwesen. Ein westliches Team aus Wissenschaftlern, darunter der deutsche Rick Roth, wird nach China geschickt, um der Ursache dieses Phänomens auf den Grund zu gehen. Dort angekommen, kommen die Wissenschaftler einer Verschwörung auf die Spur, die bis in die Ming-Dynastie zurückreicht und merken sehr bald, dass diese „wandelnden Toten“ nicht ihr einziges Problem sind.

Ein Teil der Handlung spielt im alten China, was nach und nach zur Aufklärung des Rätsels beiträgt.

Für mich besticht besticht dieser Thriller einmal durch seine Charaktere. Nicht nur der Protagonist Rick besitzt einen wunderbaren Humor, auch seine Mitstreiter müssen sich in dieser Hinsicht nicht verstecken. Die Dialoge zeugen ebenfalls von einer anständigen Portion Witz und haben mir wirklich Spaß gemacht.
Da stört es kaum, dass es den Figuren ein bisschen an Tiefe fehlt.

Zum anderen, ist der Roman gut geschrieben, die Handlung ist spannend, originell, rasant und zu keiner Zeit langweilig. Kurz, er hat alles was einen guten Thriller ausmacht.

"Das Erbe des Schattenkaisers" von Adrian Canis ist nach "Die Lourdes-Formel", der 2. Roman um den sympathischen Wissenschaftler Rick Roth.
Und auch wenn es ein paar Anspielungen auf den 1. Roman gibt, kann man diesen hier unbesorgt lesen, ohne den Vorgängerroman zu kennen. Mir war er auch völlig unbekannt. Ein Umstand, den ich noch ändern werde.

Also, wer noch auf der Suche nach spannendem, humorvollen "Material" zum Lesen ist, sollte hier fündig werden.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Paul Colossa, Anwalt

Jagdtrieb
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Oscar Colossa ist tot. Selbstmord. Ein offenbar langer geplanter Schritt, denn nicht nur der Nachlass ist geordnet, sondern auch die Einladungen zur Beerdigung sind bereits geschrieben.
Sein Neffe Paul ...

Oscar Colossa ist tot. Selbstmord. Ein offenbar langer geplanter Schritt, denn nicht nur der Nachlass ist geordnet, sondern auch die Einladungen zur Beerdigung sind bereits geschrieben.
Sein Neffe Paul Colossa erbt nun nicht nur Oscars Kanzlei, sondern auch seine Mandanten. Maja Rivinius, Tochter eines russischen Unternehmers, ist eine von ihnen. Die junge Frau wird von ihrem Ex-Geliebten verfolgt und bittet Paul um juristische Unterstützung. Die, und noch viel mehr, gewährt ihr der Anwalt nur zu gern, ist er doch vom ersten Moment an, fasziniert von der jungen Frau. Dabei gerät Paul sehr viel tiefer in Majas Bann und ihre Probleme als gut für ihn ist.

Dieser Debütroman von Hendrik Esch wird als Kriminalroman verkauft, ist aber weit entfernt von einem „klassischem“ Krimi. Wer also den obligatorischen Toten, mit anschließender Mörderjagd erwartet, wird vielleicht enttäuscht.
Wer aber einen launigen, unterhaltsamen Roman über einen schrägen, sympathischen Anwalt lesen möchte, der kaum ein Fettnäpfchen auslässt, und der den Leser mit skurrilen Gedanken zum Schmunzeln bringt, der sollte es unbedingt einmal mit „Jagdtrieb“ versuchen. Einen Kriminalfall gibt es zwar irgendwie auch, aber dieses Buch lebt eindeutig von seinem Protagonisten.

Und das ist Paul Colossa. Der tut sich schwer mit dem Selbstmord seines Onkels, war dieser doch fast ein Vaterersatz für ihn. Und jetzt muss er nicht nur dessen Kanzlei übernehmen, sondern auch sein gewohntes Leben in München aufgeben, um in die bayerische Provinz zu ziehen. Er ist zu Anfang ziemlich unsicher, in der Kanzlei und auch im Privaten. In Bezug auf Frauen, scheint er sogar ein absolut hoffnungsloser Fall zu sein. Aber gerade diese etwas unbeholfene Art, macht ihn auch unglaublich authentisch und sympathisch. Und die kuriosen und schrulligen Gedanken, die er sich zu allem und jeden macht, und die er großzügig mit seinen Lesern teilt, sind ausgesprochen unterhaltsam.

Doch auch die Nebenfiguren sind liebevoll ausgearbeitet und tragen ihren Teil zur Geschichte bei. So zum Beispiel sein forscher Kumpel Attila und die patente Kanzleivorsteherin Christiane, die zum Inventar der Kanzlei gehört.

Die Handlung baut sich eher langsam auf. So findet Paul nach und nach immer mehr über das Leben seines Onkels heraus. Und je mehr er erfährt, desto mehr Fragen stellen sich ihm.
Und auch Majas „Stalking-Fall“ nimmt nur langsam Fahrt auf. Langweilig ist es aber zu keiner Zeit und der Spannungsbogen steigt und steigt.
Dass der Autor selbst Anwalt ist, hat der Geschichte sicher auch nicht geschadet, denn der Alltag eines Juristen wird hier ziemlich anschaulich geschildert.

Alles in allem: Ein liebenswerter, humorvoller Anwalt mit skurrilen Gedankengängen, in einer originellen, unterhaltsamen Story. Kein typischer Krimi, aber auf jeden Fall ein Roman, der Lust auf eine Fortsetzung macht.