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Veröffentlicht am 02.04.2019

Der 9. Fall für Dave Robicheaux

Nacht über dem Bayou
1

Louisiana.
Aaron Crown wurde, für den lange zurückliegenden Mord, an einem schwarzen Bürgerrechtler verurteilt. Niemand zweifelte damals an seiner Unschuld. Doch jetzt hat ein Fernsehteam den Fall neu ...

Louisiana.
Aaron Crown wurde, für den lange zurückliegenden Mord, an einem schwarzen Bürgerrechtler verurteilt. Niemand zweifelte damals an seiner Unschuld. Doch jetzt hat ein Fernsehteam den Fall neu aufgerollt und dabei einige Ungereimtheiten entdeckt. Und Crown,
der seine Unschuld beteuert, bittet Dave Robicheaux um Hilfe. Robicheaux ist zunächst gar nicht bereit, dem ungehobelten und abstoßenden Mann zu unterstützen. Aber als immer mehr Menschen ihm dazu raten, sich aus der Sache herauszuhalten, darunter der Kandidat für das Gouverneursamt Buford LaRose, weckt das sein Misstrauen und er fängt doch an zu ermitteln. Denn gerade an den LaRoses hat Robicheaux ein ganz persönliches Interesse. War er doch einmal mit Karyn liiert, Bufords Ehefrau. Doch die LaRoses sind nicht die einzigen, die etwas zu verbergen haben.

„Nacht über dem Bayou“ von James Lee Burke ist der 9. von 21 Romanen um Dave Robicheaux, stammt aus dem Jahr 1996, und wurde jetzt vom Pendragon Verlag neu aufgelegt.

Der Autor lässt die Sümpfe Louisianas, vor den Augen des Lesers, auferstehen. Er hat eindeutig ein Talent dafür, die Umgebung zum Leben zu erwecken. Man hat das Gefühl, als stünde man gerade mitten in der Handlung. Und gleichzeitig möchte man doch irgendwo anders sein. Denn Burke zeichnet ein dermaßen düsteres Bild von den Sümpfen und New Orleans, so voller Gewalt, Korruption und Verbrechen, dass man dieser trostlosen Atmosphäre am liebsten entfliehen möchte. Diese bedrückende Stimmung begleitet den Leser durch den ganzen Roman.

Doch so wunderbar dicht Burke auch die Atmosphäre einfängt, so wenig gelingt ihm das mit seinem Protagonisten Dave Robicheaux. Dave ist der Erzähler dieses Buches, und auch wenn er uns einige der handelnden Personen näherbringt, von sich selbst erfahren wir so gut wie gar nichts.

Nun ist das der 1. Band, den ich aus dieser Reihe gelesen habe, und vielleicht hat er uns in den vorausgegangen Bänden mehr über sich und seine Gefühle verraten, in diesem bleibt er leider sehr distanziert. Seine Handlungen und Beweggründe erscheinen deshalb manchmal nicht wirklich nachvollziehbar. Dazu kommt, dass er in den anderen Bänden wohl schon einiges erlebt hat, was hier nur angedeutet wird, und dem „Neueinsteiger“ schnell das Gefühl vermittelt, einiges verpasst zu haben. Deshalb ist es wohl besser, mit dem 1. Buch aus dieser Reihe anzufangen.

James Lee Burke kommt mit wenigen Worten aus. Umständliche Umschreibungen und Abschweifungen gibt es bei ihm nicht. Ein knapper, klarer Stil, der mir sehr gut gefallen hat. Allerdings hätte ich mir bei einigen Begebenheiten doch ein paar weitere, erklärende Worte gewünscht. Denn die Geschichte ist an manchen Stellen ziemlich verworren, viele Charaktere tauchen auf, und hier und da fällt es schwer, den Überblick zu behalten.

Zur Verwirrung tragen auch die fehlenden Absätze innerhalb der Kapitel bei. Ich habe viele Sätze zweimal lesen müssen, weil sie im Zusammenhang mit dem vorausgegangen Satz plötzlich keinen Sinn mehr ergeben haben. Konnten sie auch nicht, den inzwischen waren wir längst in einer anderen Szene, an einem anderen Schauplatz.

Doch trotz des wenig greifbaren Protagonisten, der fehlenden Absätze und der mangelnden Vorkenntnisse meinerseits, hat mich der Roman in seinen Bann gezogen und war nur schwer aus der Hand zu legen. Nichts ist so wie es zu Anfang scheint, nichts ist leicht zu durchschauen, nichts ist nur schwarz oder weiß. Ein vielschichtiger, spannender Roman.


Veröffentlicht am 02.04.2019

Die dunkle Seite Manchesters

Dreckiger Schnee
1

Manchesters dunkle Seite ist der Schauplatz von Joseph Knox' Debütroman "Dreckiger Schnee".
Dort betreibt der charismatische Zain Carver einen florierenden Drogenring. Mit Hilfe seiner "Sirenen". Junge ...

Manchesters dunkle Seite ist der Schauplatz von Joseph Knox' Debütroman "Dreckiger Schnee".
Dort betreibt der charismatische Zain Carver einen florierenden Drogenring. Mit Hilfe seiner "Sirenen". Junge Frauen, die er als Kuriere einsetzt. Der Polizei ist es bisher nicht gelungen Carver zu überführen, denn offenbar hat der einen Informanten dort.
Den zu finden, ist die Aufgabe von Detective Aidan Waits. Der wurde dabei erwischt, als er Drogen aus der Reservatenkammer stehlen wollte. Um der Kündigung und einer Anklage zu entgehen, lässt er sich darauf ein, undercover in Carvers Umfeld zu ermitteln. Zusätzlich bekommt er von dem hochrangigen Politiker Rossiter den Auftrag, dessen minderjährige Tochter Isabelle zu überwachen, die offenbar eine enge Beziehung zu Carver pflegt. Offiziell suspendiert und als korrupter Polizist gebrandmarkt, taucht Aidan Waits ab, in die Unterwelt.

Das Buch selbst, kommt in einem schlichten, edlen Cover daher. Dazu noch ein Foto des gutaussehenden Autors im Einband. Optisch also schon mal sehr gelungen
Aber auch der Inhalt muss sich nicht verstecken. Sind die ersten Seiten noch reichlich verwirrend und scheinbar zusammenhanglos, war ich doch schnell in der packenden Handlung gefangen.
Auf rasante und dynamische Art, nimmt Joseph Knox den Leser mit in das nächtliche Manchester. Knox zeichnet eine düstere und trostlose Umgebung, voller Gleichgültigkeit, Gewalt, Drogen und gescheiterter Existenzen. Und der kaputteste von allen, scheint Aidan selbst zu sein.
Korrupte Polizisten, ein undurchsichtiger Politiker, rivalisierende Drogendealer und vor allem die Sirenen, denen Aidan viel zu nahe kommt. Je mehr Aidan sich in diesem Netz verfängt, desto mehr nähert er sich dem Abgrund. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen immer mehr und es ist nicht immer ganz auszumachen, auf welcher Seite der Grenze der Detective gerade steht.

Aidan, als Erzähler, hat es mühelos geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Er verkörpert eindeutig nicht den strahlenden Helden. Er ist selten nüchtern, kommt ohne Speed nicht aus und führt ein einsames Leben. Bei jedem Scheitern habe ich mit ihm gelitten. Und er scheitert oft in diesem Thriller. Aber genau das, macht ihn für mich zu einem so "starken" Protagonisten. Jemanden, den man nicht so schnell vergisst. Nicht immer leichte Kost, aber dennoch der beste Thriller, den ich seit langer Zeit gelesen habe.
Joseph Knox hat einen Fan mehr.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Lahme Gäule müssen sich beweisen

Slow Horses
1

Jackson Lambs Einheit residiert im "Slough House", einer unscheinbaren, heruntergekommenen Nebenstelle des MI5. Als gescheiterte Agenten, aus dem Regent's Park, der Hauptstelle, dorthin abgeschoben, erledigen ...

Jackson Lambs Einheit residiert im "Slough House", einer unscheinbaren, heruntergekommenen Nebenstelle des MI5. Als gescheiterte Agenten, aus dem Regent's Park, der Hauptstelle, dorthin abgeschoben, erledigen sie dort stumpfsinnige Arbeiten. Von den Kollegen abfällig als "Slow Horses", lahme Gäule, bezeichnet, wird von ihnen eigentlich nur noch erwartet, dass sie frustriert aufgeben und kündigen.
Und frustriert sind sie. Im "Slough House" bleibt jeder für sich. Privates und sogar Unterhaltungen, werden auf ein Minimum beschränkt.

Das ändert sich, als ein junger Pakistani von einer rechten Gruppierung entführt wird und live im Internet enthauptet werden soll.
Unerwartet sind die "Slow Horses" Hauptakteure in dem Entführungsfall und müssen beweisen, dass sie das "Agentenhandwerk" noch nicht verlernt haben. Vor allem müssen sie lernen, angeführt von Jackson Lamb, als Team zu agieren.
Und Lamb, übergewichtig, ungepflegt und ungehobelt, ist dabei wohl der unsympathischste Chef, den man sich vorstellen kann.

Das Buch beginnt rasant mit dem Einsatz, der River Cartwright zu Fall und zu den "Slow Horses" gebracht hat.
Danach schlägt das Buch eine langsamere Gangart an. Mick Herron nimmt sich viel Zeit, "Slough House" und seine "Bewohner" vorzustellen. Und auch bis der Fall ein richter Fall wird, dauert es ein bisschen. Erst im letzten Drittel nimmt das Tempo wieder zu. Gelangweilt habe ich mich aber trotzdem zu keiner Zeit. Denn Herron scheibt mit viel Sinn für Ironie. Diese Ironie bringt er auch in seine wirklich großartigen Dialoge ein, die mir an diesem Buch fast am besten gefallen haben.
Außerdem führt der Autor seine Leser des öfteren in die Irre, legt falsche Spuren aus und hat ein super Gespür für Cliffhanger.

Leser, die temporeiche, actiongeladene Spionage-Thriller bevorzugen, sind hier vermutlich falsch. Aber alle anderen sollten zugreifen.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Jeder braucht Freunde

Unverfrorene Freunde
1

Der Meeresbiologe Klemens Pütz erforscht seit fast drei Jahrzehnten das Leben der Pinguine. In diesem Buch gewährt er uns nun, in Zusammenarbeit mit der Autorin und Journalistin Dunja Batarilo, spannende ...

Der Meeresbiologe Klemens Pütz erforscht seit fast drei Jahrzehnten das Leben der Pinguine. In diesem Buch gewährt er uns nun, in Zusammenarbeit mit der Autorin und Journalistin Dunja Batarilo, spannende Einblicke in sein Leben unter Pinguinen.

Klemens Pütz verbringt die Hälfte des Jahres auf der Südhalbkugel. Vor allem als Forscher, aber auch als Expeditionsleiter auf Kreuzfahrtschiffen, um den Touristen die Antarktis und ihre Bewohner näher zu bringen.
Besonders letzteres kommt diesem Buch wohl zugute. Auf wirklich amüsante, leichte und spannende Art nimmt er die Leser mit, auf eine aufregende Reise zu den Pinguinen.
Es gibt lustige Anekdoten aus dem Leben eines Pinguinforschers, ein paar private Einblicke und natürlich jede Menge Wissenswertes über die verschiedenen Pinguinarten. Von der Paarung bis hin zur Aufzucht des Nachwuchses, über ihre Lebensräume, ihre Evolution und ihre Nahrungsgewohnheiten.
Dazu gibt es Fotos aus dem Privatarchiv des Autors.
Alles ist leicht und verständlich erklärt.
Aber es werden auch ernste Themen angesprochen. Die Gefahren, denen die Pinguine aussgesetzt sind, nehmen einen großen Teil des Buches ein.
Klimawandel, Ölteppiche, Plastikmüll und Überfischung.
Allerdings bleiben auch bereits umgesetzte Schutzmaßnahmen, nicht unerwähnt.

Klemens Pütz schafft es mit seinem Buch, den Leser zu unterhalten, Wissen zu vermitteln und gleichzeitig auf den Schutz aufmerksam zu machen, den seine "unverfrorenen Freunde" dringend benötigen.
Das Vorwort zu diesem Buch hat der Autor "Pinguine brauchen Freunde" genannt
und es wird ziemlich schnell ersichtlich, wer ihr größter Freund ist. Man merkt ihm einfach an, wie gerne er seine Pinguine und wieviel Spaß er an seiner Arbeit hat.

Ein Buch das zum Nach- und Umdenken anregt.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Prager Intrigen

Alchimie einer Mordnacht
1

Prag im Winter 1599.
Christian Stern ist nach Prag gekommen um die Gunst Kaiser Rudolfs, und damit Zutritt zu dessen Hof, zu erlangen.
Bereits in seiner ersten Nacht in der Stadt, findet der ehrgeizige ...

Prag im Winter 1599.
Christian Stern ist nach Prag gekommen um die Gunst Kaiser Rudolfs, und damit Zutritt zu dessen Hof, zu erlangen.
Bereits in seiner ersten Nacht in der Stadt, findet der ehrgeizige Gelehrte die Leiche einer jungen Frau. Es handelt sich um Magdalena, der Tochter von Dr. Kroll, dem Hofarzt Kaiser Rudolfs. Stern gerät zunächst selbst unter Verdacht, wird dann aber vom Kaiser höchstpersönlich mit den Ermittlungen betraut.
Doch am kaiserlichen Hof spinnen die Höflinge ihre Intrigen und Stern befindet sich bereits mitten drin.

Der Anfang des Buches hat mir wirklich gut gefallen.
Der Autor Benjamin Black (das Pseudonym von John Banville), schafft es wunderbar, das alte Prag vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Er schreibt sehr anschaulich und lässt, auf leicht humorvolle Art, großartige Bilder im Kopf entstehen.
Doch leider verliert er sich viel zu oft in Details und Nebensächlichkeiten, so dass der Roman schnell ziemlich "zäh" wird. Die Handlung ist alles andere als spannend und stockt viel zu oft.
Und kurioserweise war es ausgerechnet dieser umwerfend tolle Erzählstil, der mich zu Beginn noch so mitgerissen hatte, der irgendwann angefangen hat mich zu nerven. Denn er ging eindeutig zu Lasten der Handlung. Zuviele langatmige Beschreibungen, Beobachtungen und Belanglosigkeiten.

Auch ist das Buch nicht wirklich ein Krimi. Die Aufklärung des Mordes spielt nur eine untergeordnete Rolle und eine richtige Mordermittlung gibt es eigentlich auch nicht. Im Vordergrund stehen hier die Intrigen und die verschiedenen Parteien, am Hof von Kaiser Rudolf.
Schade. Gerade den "Krimiaspekt", in Verbindung mit einem historischen Schauplatz, fand ich besonders interessant und ich habe mir von diesem Roman mehr versprochen.