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Veröffentlicht am 23.05.2023

Klimakatastrophe

Blue Skies
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Mit großer Begeisterung habe ich bereits mehrere Werke von T. C. Boyle gelesen, in denen es um gesellschaftliche Probleme und aktuelle Themen geht.
Wir haben hier einen Roman mit einer erschreckenden Zukunftsvision.
Das ...

Mit großer Begeisterung habe ich bereits mehrere Werke von T. C. Boyle gelesen, in denen es um gesellschaftliche Probleme und aktuelle Themen geht.
Wir haben hier einen Roman mit einer erschreckenden Zukunftsvision.
Das Cover in schreiendem Orange symbolisiert Feuer in einer zu sonnigen Gegend mit Palmen. Es passt perfekt zur Apokalypse an der Zentralküste Kaliforniens, einer ehemals feuchten und kühlen Gegend, wo es immer heißer wird, Winde , Trockenheit, akuter Wassermangel und Brände vorherrschen. Missernte folgt auf Missernte. Nahrung und Trinkwasser werden knapp.
Im Mittelpunkt des Werkes steht eine Familie, die Eltern, Frank und Ottilie, die in Kalifornien leben. Sohn Cooper ist Entomologe und erlebt das voranschreitende Artensterben aus nächster Nähe. Ottilie züchtet Insekten als Proteinquelle und versucht verzweifelt, Wasser zu sparen.
Die Tochter Cat lebt in Florida, wo es jetzt häufig zu heftigen Stürmen mit sehr viel Regen kommt. Auch die Insektenwelt spielt verrückt, denn sie werden immer größer und zu einer Plage.
Florida wird überschwemmt, und so auch das Strandhaus, in dem Cat mit ihrem Mann lebt, bis nur noch das Boot als Fortbewegungsmittel taugt.
Das Gefüge der Familie ist einer Zerreißprobe ausgesetzt. Cooper erleidet einen gefährlichen Zeckenbiss, Cat, häufig beruflich alleingelassen von ihrem Lebensgefährten Todd, spricht immer mehr dem Alkohol zu und glaubt, durch den Kauf einer Tigerpython, ihren Erfolg als Influenzerin verbessern zu können. Viele Tragödien erschüttern die Familie. Der sonst ständig propagierte „ Amercan Dream“, wo alles immer größer, besser und schneller wird, gerät völlig aus den Fugen.
Boyles flotter Schreibstil macht das Werk zu einem Leseerlebnis, und der flüssige Handlungsverlauf läßt einen den Roman“verschlingen“. Besonders gut haben mir die wissenschaftlichen Exkurse des Autors gefallen.
Die amerikanische Durchschnittsfamilie wird mit einer satirischen Gesellschaftsanalyse verbunden, mit dem vorherrschenden Thema Klimawandel.
Das dystopische Werk fordert zum Nachdenken und Handeln auf, ist aber gleichzeitig ein sehr unterhaltsamer und brillanter Roman, den ich allen interessierten Lesern empfehlen kann.

Veröffentlicht am 30.04.2023

Auf in ein neues Leben

Gelegenheiten
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Die Provence ist in den letzten 50 Jahren zu einem Sehnsuchts – und Zufluchtsort stilisiert worden. Es wird ein sorgenfreies Leben, umgeben von Natur und Lavendelfeldern ( vielen Dank für das Lavendelsäckchen! ...

Die Provence ist in den letzten 50 Jahren zu einem Sehnsuchts – und Zufluchtsort stilisiert worden. Es wird ein sorgenfreies Leben, umgeben von Natur und Lavendelfeldern ( vielen Dank für das Lavendelsäckchen! ), unter immer blauem Himmel und angenehmer Temperatur propagiert.
Den Traum, dort zu leben und einen Roman zu schreiben, hatte ebenfalls die Protagonistin dieses Romans seit ihrer Jugend. Jedoch hat sie sich zuerst für ein karriereorientiertes Leben mit Marc, ihrem karrierebeflissenen Partner in der Großstadt Berlin entschieden. Finanziell weniger betuchte Personen würden wohl gerne mit ihr tauschen, denn sie hat ein vermeintlich perfektes Leben mit einem gut bezahlten Job, Luxusbekleidung, tollen Reisen, einer Penthousewohnung und angesehenen Freunden der gleichen gesellschaftlichen Klasse. Aber Klara befindet sich in einer Selbstfindungskrise und ist sich nicht sicher, ob sie dieses Leben weiterhin führen möchte.
Also bricht sie eines Tages alle Brücken in Berlin ab, zieht zunächst zu ihren Eltern, bevor sie ganz in die Provence geht, um dort die erhoffte Leichtigkeit und Befriedigung zu finden. Doch sie ist getrieben von Selbstzweifeln und reflektiert die Sicherheit ihres bisherigen Lebens.
Schließlich gelingt es ihr aber, ihr eigenes Buch zu schreiben. Aber wird sie die Karla sein können, die sie schon immer sein wollte?
Wir haben hier eine seichte Geschichte, die auch das Auf und Ab einer solchen Entscheidung zeigt, jedoch vielen Leuten Mut machen möchte, ihre Träume zu verwirklichen. Man kann sich gut in die Ich – Erzählerin hineinversetzen. Alle Charaktere sind realitätsnah und sympathisch dargestellt. Die Handlung beinhaltet etliche Klischees und ist auch teilweise vorhersehbar, aber das Ziel der Autorin ist geglückt, uns einen Gute – Laune – Roman zu präsentieren, der sich als Urlaubslektüre eignet und der Selbsthinterfragung dient.
Romy Schneiders Schreibstil ist flott und liest sich problemlos.
Das Cover gefällt mir gut, mit bunten Farben und der Protagonistin Klara. Es passt sehr gut zu dieser Geschichte.
Man kann sich sehr gut in das Setting und die Gefühle der handelnden Personen hineinversetzen und man möchte sofort in die Provence entfliehen, aber da gibt es leider einen Wermutstropfen: den Klimawandel! Leider ist es im Hochsommer oft über 40° C heiß, und die Böden sind wegen Regenmangels ausgetrocknet ( Waldbrandgefahr).
Aber auf jeden Fall eignet sich das Werk zum Träumen und zur Evasion aus der täglichen Tretmühle.

Veröffentlicht am 16.04.2023

Gute Laune garantiert

Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend - Vorwort von Lars Amend
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“Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend“ von Susan Sideropoulos ist ein tolles Gute-Laune-Buch mit einer tollen Farbgebung. Sie ist eine bekannte Schauspielerin und Moderatorin undihre Maxime ...

“Das Leben schwer nehmen ist einfach zu anstrengend“ von Susan Sideropoulos ist ein tolles Gute-Laune-Buch mit einer tollen Farbgebung. Sie ist eine bekannte Schauspielerin und Moderatorin undihre Maxime lautet: Man soll nicht ständig Gründe suchen, warum Dinge nicht funktionieren, oft meckern und unzufrieden sein, sondern sich für Freude, Leichtigkeit und Begeisterung entscheiden. Daher hat sie uns diesen tollen Lebensratgeber offeriert.
Schon das farbenfrohe Cover hat mich total geflasht. Sie sitzt, strahlend über das ganze Gesicht, an einem See und vermittelt Lebensfreude. Mit dem Finger der rechten Hand schnipst sie und will uns wohl andeuten, dass man auf diese Weise leicht sein Leben verändern kann. In ihrem Werk finden wir auch Fotos von ihr, mit denen sie uns an die Hand nehmen will, wie eine gute Freundin. Das suggeriert auch ihr toller Schreibstil, in dem sie den Leser mit “du“ anspricht, und uns leicht und humorvoll durch ihr Werk führt. Sideropoulos sagt uns, was sie mit ihrem Lebensratgeber erreichen will, und wie man die Umsetzung schafft.
Das Buch ist in 4 Teile unterteilt, die in 4 verschiedenen Farben daherkommen. Die Themen sind sehr gut ausgewählt, und am Ende jeden Kapitels gibt es Übungen und Fragen. Alle paar Seiten gibt es farblich hervorgehobene Zitate. Die Leserinnen und Leser sollen jeden Tag einen Teil lesen, wirken lassen, und für sich umsetzen.
In vier Wochen ist so Leichtigkeit im eigenen Leben zu erreichen, dabei gibt sie auch Hinweise aus ihrem eigenen Leben.
Mir hat dieses Werk sehr gut gefallen, denn die Denkansätze sind leicht anwendbar. Ich habe viele wertvolle Tipps für mein Leben erhalten. Depressionen sind out, Challenges sind in!
Sehr gut geeignet für gestresste, müde, unzufriedene Menschen, die auf der Suche nach Glück und Lebensfreude sind.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Laura geht gegenan

Die Zentrale
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Der Bestsellerautor und Ex-Banker Veit Etzold hat den zweiten Band „Die Zentrale“ seiner geplanten Finanz-Thriller-Trilogie um die Bankerin Laura Jacobs in einer Zeit der Bankenpleiten veröffentlicht. ...

Der Bestsellerautor und Ex-Banker Veit Etzold hat den zweiten Band „Die Zentrale“ seiner geplanten Finanz-Thriller-Trilogie um die Bankerin Laura Jacobs in einer Zeit der Bankenpleiten veröffentlicht. Die Tragödie um Credit Suisse, zum Beispiel, geistert noch durch die Presse. Daher hat mich sein neuestes Werk, ebenso wie der 1. Band „Die Filiale“ sehr interessiert.
Das Cover finde ich sehr passend und ansprechend. Der schwarze Einband mit der weißen großen Schrift und dem Auge der Protagonistin bei beiden Bänden hat einen großen Wiedererkennungswert.
Die Protagonistin, Laura Jacobs, ist eine typische Karrierefrau und wird als intelligent und sowohl eiskalt kalkulierend als auch menschlich dargestellt. Sie ist somit sehr differenziert charakterisiert.
Aufgrund Jacobs guter Leistungen in „Die Filiale“ wird sie in die Zentrale ihrer Bank beordert. Bei näherer Beschäftigung mit der Problematik bemerkt sie einen supergroßen Bankenskandal, der sie leicht zum Opfer werden lassen könnte, denn sie gerät ins Visier der einflussreichen Hintermänner der Finanzbranche.
Wieder einmal hat Etzold einen komplexen Text spannend und unterhaltsam aufbereitet. Wir haben hier einen unblutigen Thriller, aber mit vielen überraschenden Twists. Alles wirkt sehr realistisch, authentisch und sehr gut recherchiert.
Veit Etzolds Schreibstil ist leicht verständlich,präzise und locker, mit vielen Facetten. Die Abschnitte sind kurz und aufeinander abgestimmt. Beeindruckend finde ich die Art und Weise, wie er Fachtermini aus dem Banken- und Finanzwesen im Verlauf der Handlung dem Leser näherbringt.
Die von ihm aufgedeckten Machenschaften und die Funktionsweise des Bankensystems haben mich erschüttert. Somit ist das Werk für eine breite, aber interessierte, Leserschaft geeignet.
Zum Schluss bleiben noch einige Fragen offen, die sicherlich im Folgeroman „Der Konzern“ gelöst werden. Alle Bände können aber ohne Vorkenntnis des Vorläuferthrillers gelesen werden.
„Die Zentrale“ ist ein gelungener Thriller mit toller durchgängiger Spannung.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Plastinierte Überraschungen

Der Bojenmann
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Die beiden Co-Autoren Kester Schlenz und Jan Jepsen sind in Hamburg, meiner Heimatstadt, aufgewachsen. Es ist ihnen gelungen, ein so tolles Buch über Hamburg, mit viel Lokalkolorit, aber auch Kritik z. ...

Die beiden Co-Autoren Kester Schlenz und Jan Jepsen sind in Hamburg, meiner Heimatstadt, aufgewachsen. Es ist ihnen gelungen, ein so tolles Buch über Hamburg, mit viel Lokalkolorit, aber auch Kritik z. B. an der Kreuzfahrtindustrie, der Umweltverschmutzung und dem Kapitalismus zu schreiben. Der Leser erhält interessante Einblicke in die Welt des Hamburger Hafens und die Schifffahrt. Besonders gefällt mir der ehemalige Kapitän und Lotse a. D. Oke Andersen, ein wundervoller, teils antiquierter Charakter, mit vielen Ecken und Kanten, der voller Scharfsinn und Sarkasmus seinem Freund, Kommissar Knudsen, mit wohldurchdachtem Rat zu Seite steht. Aber auch Kommissarin Dörte und der grummelige Kommissar Knudsen sind bunte Figuren, wobei man sich aber auch so mancher Vorurteile bedient hat.
Das düstere Cover mit der Hafenszenerie führt perfekt in die Thematik ein, aber auch die genau beschriebene Plastination von Leichen schafft einen Gruselfaktor.
In diesem Krimi wird in einem sehr makaberen Fall ermittelt, denn man hat es mit einem Serientäter zu tun, der professionell plastifizierte Leichen an wichtigen Stellen in Hamburg zur Schau stellt. Ist er ein Egomane mit unterdrücktem Geltungsdrang?
Neben einfacher Beschreibung gibt es immer wieder actiongeladene, spannende Szenen in lebendigem, lockerem und bildhaftem Schreibstil voller Ironie und Sarkasmus. Neben der Erzählebene der unterschiedlichen Protagonisten, gibt es noch eine weitere Erzählebene, beginnend Anfang der 70er Jahre, die in einer anderen Schrifttype gedruckt ist. Wer wohl dahinter steckt? Der Nordicfaktor wird toll verstärkt durch die Morsezeichen, welche den Kapiteln der Kriminalhandlung als Überschrift dienen. Der Spannungsbogen bleibt erhalten und führt zu einem überraschenden Ende.
Ich mus sagen, wir haben hier einen tiefgründigen Krimi voller Scharfsinn und skurrilem Charme. Dem Co-Autorenduo ist ein flottes Erstlingswerk geglückt, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich freue mich schon auf das nächste Werk der beiden.