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Veröffentlicht am 26.08.2019

Nicht nur blinde Menschen können sehen lernen

Die Welt in allen Farben
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Nova ist von Geburt an blind, hat sich aber bisher tapfer durchs Leben geschlagen und weiß, was sie will. Durch eine neue Operationsmethode ist es ihr möglich wieder zu sehen. Doch an ihre neuen Fähigkeiten ...

Nova ist von Geburt an blind, hat sich aber bisher tapfer durchs Leben geschlagen und weiß, was sie will. Durch eine neue Operationsmethode ist es ihr möglich wieder zu sehen. Doch an ihre neuen Fähigkeiten muss sie erst gewöhnen, was ihr nicht leicht fällt.
Kate ist in ihrem Beruf ebenfalls erfolgreich, lebt jedoch in einer schwierigen Ehe, vor der sie lange Zeit die Augen verschließt. Durch einen „Unfall“ wird sie zum Nachdenken angeregt.
Beide Frauen treffen in einer Rehaklinik aufeinander, und aus anfänglicher Sympathie wird Freundschaft und schließlich Liebe. Gemeinsam helfen sie sich durch Höhen und Tiefen, um ihren neuen Platz im Leben zu finden.
„Die Welt in allen Farben“ ist eine gelungene Geschichte über das Sehen lernen. Und dies in mehrerlei Hinsicht. Nova muss lernen, mit ihren neuen Fähigkeiten umzugehen. Kate muss lernen ihre Augen vor der Wahrheit zu öffnen und endlich die Tatsachen zu sehen. Der Autor hat hier geschickt zwei völlig verschiedene Themen zusammengefügt; sich in die Welt der Sehenden einzuleben und häusliche Gewalt.
Zwar ist das Thema häusliche Gewalt als solches ja nicht neu. Dennoch wurde hier gekonnt mit allen Facetten gespielt. Die anfängliche Verleugnung der Probleme, die langsame Erkenntnis und das Gefühlschaos sind sehr gefühlvoll und bildlich beschrieben. Man hat als Leser das Gefühl sich mit Kate zusammen in der Wohnung zu verstecken.
Auch Novas Entwicklung ist sehr gelungen erzählt. Plötzlich wird einem bewusst, was man als Mensch mit normalen Sehfähigkeiten eigentlich als selbstverständlich hinnimmt. Erst durch die Begleitung von Novas Lernvorgang habe auch ich angefangen genauer hinzusehen. Und erst allmählich begreift man, wie komplex das Sehen als physiologischer und psychologischer Vorgang tatsächlich ist.
Dem Autor ist hier ein Debütroman gelungen, der Augen öffnet.
Dem Buch lag eine Karte bei mit der Aufschrift „Sehen sie die Welt jetzt anders?“. Ich muss diese Frage nachdrücklich mit Ja beantworten und kann dieses Buch nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Wenn sich Vergangenheit und Gegenwart berühren

Das Geheimnis der Fjordinsel
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Rike steht ihre Frau in einer Männerdomäne. Sie möchte Kapitänin eines Schleppschiffes werden. Aufgewachsen ist sie in Ostfriesland bei ihrem Großvater, nachdem ihre Mutter Beate schon vor Jahren ihre ...

Rike steht ihre Frau in einer Männerdomäne. Sie möchte Kapitänin eines Schleppschiffes werden. Aufgewachsen ist sie in Ostfriesland bei ihrem Großvater, nachdem ihre Mutter Beate schon vor Jahren ihre eigenen Wege ging. Als Rikes Großvater stirbt findet sie Briefe, die von ihrer Großmutter an Beate. Offensichtlich lebt die Großmutter noch, obwohl Rike davon ausging, dass sie schon vor Jahren gestorben ist. Spontan begibt sich Rike auf eine Reise nach Norwegen, um ihre Großmutter Johanne ausfindig zu machen.
Parallel zu Rikes Geschichte wird die Geschichte von Johanne erzählt, die in Norwegen früh ihren Vater verliert und sich um dessen Geschäft und die Familie kümmern muss. Als der undurchsichtige Gravdal versucht sich das Geschäft anzueignen, nimmt Johanne den Kampf auf und findet unerwartet Hilfe in Leif, der bald mehr ist als nur ein Freund und Helfer. Zusammen geraten beide ins Schmuggelgeschäft.

In diesem Roman ist es Christine Kabus wunderbar gelungen, die Geschichte von Rike mit der von Johanne in Verbindung zu setzen und schließlich zusammenzuführen. Abwechselnd wird die Geschichte der beiden Frauen erzählt. Und immer endet das jeweilige Kapitel mit einem kleinen Cliffhanger, so dass man einfach weiterlesen muss.
Während Rikes Geschichte irgendwann ruhigere Züge annimmt und ein wenig vor sich her dümpelt, nimmt die Geschichte m Johanne immer mehr an Fahrt zu und entwickelt sich ein bisschen zu einer Kriminalgeschichte. Mit jedem Kapitel laufen beide Erzählstränge unaufhörlich aufeinander zu, um schließlich an dem Punkt zusammenzulaufen, an dem Rike endlich ihre Großmutter trifft.
Sehr geschickt hat die Autorin auch viele Details aus Norwegens Geschichte in den Roman verpackt, was das Buch umso interessanter macht.
Insgesamt eine stimmige Geschichte, die nie langweilig wird und durch ihren Schreibstil zu unterhalten weiß. Ein wundervoller Roman, der von mir volle fünf Sterne bekommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
Veröffentlicht am 10.08.2019

Zwiegespalten in mehrerlei Hinsicht

Kalte Wasser
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Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Doch statt in ein glückliches Familienleben stürzt sie in einen Albtraum. Noch im Krankenhaus taucht eine etwas verwahrloste Frau auf, ebenfalls Mutter ...

Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Doch statt in ein glückliches Familienleben stürzt sie in einen Albtraum. Noch im Krankenhaus taucht eine etwas verwahrloste Frau auf, ebenfalls Mutter von Zwillingen. Sie schlägt Lauren einen Handel vor; eines von Laurens Kindern im Tausch gegen eines von ihren. Lauren gerät in Panik, versucht ihre Kinder zu schützen. Doch keiner will ihr glauben, dass diese Frau existiert. Lediglich die junge Polizistin Jo Harper zweifelt, ob nicht mehr hinter der Geschichte stecken könnte. Als die Zwillinge dann doch plötzlich entführt werden, geraten alle Beteiligten in einen Strudel aus psychischen Problemen und uralten mythischen Geschichten.

Dieses Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück.
Auf der einen Seite zeigen Laurens Erlebnisse zeigen einmal mehr, dass eine Geburt für die Frau nicht wirklich der schönste Tag im Leben ist. Die Schilderung der Geburt ihrer Zwillinge ist schon dramatisch. Und diese Dramatik scheint irgendwie im Laufe der Geschichte fast noch eine Steigerung zu erfahren. Aus der anfänglichen Zuneigung zu den Kindern wird Unsicherheit, die beinahe schon ein wenig in Richtung Ablehnung zu gehen scheint. Ebenso wie aus der Liebe und Vertrautheit zwischen Lauren und Patrick langsam eine Distanziertheit erwächst. Beiden steht die enge Verbindung zwischen den Zwillingen gegenüber.
Auf der anderen Seite steht die Geschichte mit der zweiten Frau mit den Zwillingen im Nachbarbett, die niemand gesehen hat. War es wirklich nur Laurens Phantasie, oder steckt doch mehr dahinter?

Das düstere, geheimnisvolle Cover, die wortgewaltige Sprache und die bildhaften detaillierten Schilderungen in der Leseprobe haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Am Ende bleibe ich jedoch etwas ratlos zurück. Habe ich von dem Buch zu viel erwartet? Die ausführlichen Schilderungen der Kinderversorgungen waren mir an manchen Stellen dann doch etwas zu viel des Guten, waren manchmal sogar schon etwas nervig. Die eingeschobenen Mythen und Sagen waren dagegen sehr spannend und haben das Buch wieder interessant gemacht.
Auch die persönlichen Schilderungen von Jo Harper waren sehr glaubhaft in die Geschichte integriert. Durch ihre eigene Vergangenheit wird verständlich, weshalb sie sich so in diesen Fall hinein hängt, obwohl ihr Vorgesetzter den Fall abgeschlossen sehen will. Gemeinsam mit einer Journalistin deckt sie Hintergründe und andere Fälle auf, die nicht nur diese beiden Figuren verwirren, sondern auch beim Leser immer neue Zweifel wecken. Ist diese seltsame Frau Realität und damit eine Bedrohung für Lauren und ihre Kinder, oder entspringt sie doch nur Laurens Phantasie aufgrund einer psychischen Störung? Bis zum letzten Satz bin ich mir hier nicht sicher.
Trotz einiger Schwächen ist der Autorin hier ein Buch gelungen, das es in jedem Fall wert ist gelesen zu werden. Allerdings muss man als Leser offen dafür sein, dass man am Ende vielleicht doch mit Fragen zurück bleibt. Ich persönlich finde das nicht schlimm, da ich geneigt bin an Mythen und Sagen zu glauben, und es reizvoll finde zu überlegen, ob nun die mythische oder die psychologische Seite überwiegt.
Insgesamt mit einigen Abzügen ein durchaus empfehlenswertes Werk.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Wenn nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint

STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet
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Eigentlich möchte sich Libby nur gemeinsam mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Hund von einem Unfall erholen und ein wenig Urlaub machen. Da kommt das Angebot zum Haustausch , das eines Tages in Form eines ...

Eigentlich möchte sich Libby nur gemeinsam mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Hund von einem Unfall erholen und ein wenig Urlaub machen. Da kommt das Angebot zum Haustausch , das eines Tages in Form eines Flyers im Briefkasten liegt, genau richtig. Ein wohlhabendes Paar möchte ein paar Tage in Libbys Wohnung leben und bietet als Gegenleistung ihr Haus in Cornwall an. Obwohl sich beide Paare nie kennenlernen, lassen sich Libby und ihr Mann auf den Tausch ein. In Cornwall angekommen, muss Libby feststellen, dass merkwürdige Dinge geschehen. So steht plötzlich die Haustür offen, obwohl sie sich ganz sicher ist diese verschlossen zu haben. Fremde scheinen das Paar zu beobachten. Schnell wird Libby klar, dass diese Dinge mit Vorkommnissen aus ihrer Vergangenheit in Verbindung stehen müssen und sie ihre Zukunft kosten können.
Schon zu Beginn hat der Leser das Gefühl, dass die Hauptperson mehr verschweigen könnte als es den Anschein hat. Auf diesen kleinen Andeutungen und Ungereimtheiten baut Claire Douglas ein Konstrukt aus Spannung und unheimlichen Geschehnissen auf, die den Leser an jede Seit fesseln. Erst nach und nach gelingt es sich ein vages Bild von Libbys Vergangenheit zu machen. Doch auch hier muss man nach einigen weiteren Kapiteln feststellen, dass dieses Bild wohl doch nicht ganz den Tatsachen entspricht.
Im zweiten Teil werden dann Verbindungen zu Personen aus Libbys Vergangenheit gewoben, die wiederum ein ganz neues Bild auf die Hauptperson werfen. Plötzlich wird klar, dass auch Libby nicht die Person ist, die sie zu sein scheint. Leider kann ich hier nicht auf weitere Details eingehen ohne zu viel über den Inhalt zu schreiben und die Spannung zu nehmen.
Es sei nur so viel verraten: auch wenn man als Leser glaubt, dass man endlich die wahren Hintergründe erraten und verstanden hat, kommt eine Wendung, nach der man alles wieder überdenken muss. Dies macht die Geschichte für mich umso spannender, da man nie wirklich sicher sein kann, dass man endlich die Lösung hat.
Insgesamt ist ein Thriller entstanden, der ohne große Schockmomente oder blutige Szenen auskommt. Hier spielt sich sehr viel im Kopfkino des Lesers ab.
Auch wenn das Ende ein bisschen offen bleibt, so ist es doch schlüssig und nach nachvollziehbar.
Für mich ein absolut spannender Thriller, den ich bedingungslos empfehlen kann.

Veröffentlicht am 18.07.2019

Der zweite Lokalkrimi um Lisa Faber

Tod am schwarzen Fluss
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Eigentlich wollen die Journalistin Lisa Faber und der Hauptkomissar Rainer Steidle nur Urlaub machen an der Enz. Doch beim Spaziergang finden sie die Leiche eines Mannes. Und bei dieser Leiche wird es ...

Eigentlich wollen die Journalistin Lisa Faber und der Hauptkomissar Rainer Steidle nur Urlaub machen an der Enz. Doch beim Spaziergang finden sie die Leiche eines Mannes. Und bei dieser Leiche wird es nicht blieben.
Während Lisa für ein Buch über die Traditionen im Schwarzwald recherchiert stößt sie auf ein Tagebuch aus den letzten Tagen des 2. Weltkrieges. Als kurz darauf bei Bauarbeiten zu einem neuen Supermarkt die Skelette einer ganzen Familie gefunden werden, sieht Lisa hier schnell Zusammenhänge, die Steidle jedoch verneint. Allein betreibt Lisa Nachforschungen und gerät schnell in das Visier der Täter.
Die Autorin hat hier einen Lokalkrimi geschrieben, der im Schwarzwald angesiedelt ist. Es handelt sich hier um den zweiten Band um Lisa Faber. Man muss den ersten Band nicht zwingend kennen, um der Geschichte folgen zu können. In Rückblicken erfährt man ausreichend Hintergrundwissen.
Der Spannungsbogen baut sich hier langsam auf, unterstützt durch Wechsel der Themenstränge und durch die eingeworfenen Tagebucheinträge. Eine wirklich große Spannung wollte sich bei mir leider nicht einstellen. Am Ende hat man das Gefühl, dass das Ende ein wenig konstruiert wirkt. Dennoch habe ich mich beim Lesen gut unterhalten gefühlt, und bin auch der einen oder anderen falschen Fährte gefolgt.
Insgesamt ein Krimi, den ich durchaus empfehlen kann, allerdings mit einem Stern Abzug, weil die Spannung noch ein bisschen höher hätte sein dürfen.