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Sadie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Aktueller Überblick

Die den Sturm ernten
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Ähnlich wie schon bei "Wer den Wind sät: Was westliche Politik im Orient anrichtet" gibt Michael Lüders auch hier wieder einen Überblick über ein aktuelles Thema aus der "etwas anderen" Perspektive. Ging ...

Ähnlich wie schon bei "Wer den Wind sät: Was westliche Politik im Orient anrichtet" gibt Michael Lüders auch hier wieder einen Überblick über ein aktuelles Thema aus der "etwas anderen" Perspektive. Ging es bei "Wind" noch um die Folgen westlicher Poltik im Orient im Allgemeinen, konzentriert sich "Sturm" auf Syrien (wobei die Geschehnisse drumherum nicht komplett ausgeblendet werden, der "vergessene Krieg" im Jemen wird z.B. auch thematisiert). Wie war Syrien vor dem Krieg, was hat zu dem Konflikt geführt, wer sind die treibenden Akteure, inwiefern ist der Westen verantwortlich, und wie könnte es weiter- bzw. ausgehen? Auf alle diese Fragen bietet dieses Buch einen Überblick - der, wie bereits gesagt, ziemlich deutlich gegen das vorherrschende mediale Narrativ westlicher Medien geht und den Fokus mehr auf die Verantwortung des Westens (USA/Europa) legt.

Interessante "neue" (Denk)Ansätz also, die eindeutig tendenziös sind, weshalb ich dieses Buch nicht ohne weitere ergänzende (neutrale) Lektüre/Berichterstattung stehen lassen würde. Es ist, für mich, ein Puzzleteil auf dem Weg, ein umfassendes Bild zur Beurteilung der Lage und der Hintergründe zu bekommen.

Positiv: Im Gegensatz zu "Wind" sind in "Sturm" Quellenangaben enthalten. Trotzdem hat mir "Wind" besser gefallen, denn auch wenn das Themenfeld weiter war und "Sturm" sich "nur" auf ein Thema konzentriert, hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle noch mehr Input gewünscht. Das war schon ziemlich viel Wissen auf relativ wenig Seiten - es war nicht schwer zu lesen, nur sehr viel zu verarbeiten. Ein paar Auführungen mehr hätten nicht geschadet.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Solider Überblick

John F. Kennedy. 100 Seiten
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Ein guter, grundsolider Überblick über JFK, sein Leben, seine Politik und seinen Tod. Was mir gut gefallen hat, war die Ausgewogenheit, zum einen an Themen: So werden neben den "offensichtlichen" Themen ...

Ein guter, grundsolider Überblick über JFK, sein Leben, seine Politik und seinen Tod. Was mir gut gefallen hat, war die Ausgewogenheit, zum einen an Themen: So werden neben den "offensichtlichen" Themen wie Attentat/Verschwörung, JFKs zahllosen Affären, seiner Bedeutung als junger, charismatischer und erster katholischer Präsident sowie den bekanntesten politischen Themen seiner Regierungszeit (Schweinbucht, Kubakrise, kalter Krieg) auch weitere Themen aus der "zweiten Reihe" angerissen (z.B. JFKs fragile Gesundheit, das "Reifen" zum Politiker unter der Aufsicht seines Vaters, seine Afrikapolitik). Zum anderen bleibt der Autor in Sachen Schreibstil und Bewertung der Ereignisse ebenfalls ausgewogen. Zum Attentat werden besipielsweise zunächst die Fakten präsentiert, danach diverse Verschwörungstheorien kurz erläutert, wobei der Leserschaft keine Meinung aufgezwungen wird. Auch die Gesamtdarstellung der Person JFK liest sich neutral, unaufgeregt und angemessen, ohne Meinungsvorgabe, abwertender Beurteilung oder übermäßige Glorifizierung.

In erster Linie habe ich mir dieses Buch besorgt, um anhand dieses mir recht gut bekannten Themas die Reihe "100 Seiten" des Reclamverlags zu testen. Das Konzept gefällt mir und macht Lust auf mehr, in der Reihe sind ja nun schon einige Bücher erschienen, da werde ich mir sicher noch einen Überblick über das ein oder andere Thema verschaffen. Beim vorliegenden Beispiel zu JFK war es aber für mich dann doch "nur" das, ein erster Überblick, und damit etwas zu wenig, da ich schon tiefer im Thema drin bin. Aber wer sich für das Thema interessiert und einen Einstieg sucht, dem sei dieses kleine Werk ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Hat mir gut gefallen

Die zehn wichtigsten Fragen des Lebens in aller Kürze beantwortet
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Hat mir gut gefallen, weil es mich auf mehreren Ebenen angesprochen hat. Zunächst fand ich es grundsätzlich sehr gefällig zu lesen: kurzweilig, flott, humorvoll. Der Autor, der unter anderem auch Nachrufe ...

Hat mir gut gefallen, weil es mich auf mehreren Ebenen angesprochen hat. Zunächst fand ich es grundsätzlich sehr gefällig zu lesen: kurzweilig, flott, humorvoll. Der Autor, der unter anderem auch Nachrufe auf nicht-prominente Personen schreibt, hat diese teilweise zum jeweiligen Kapitelthema integriert - allein diese Texte (und damit verbundenen Schicksale) haben mich schon sehr faszniert.

Dann das "eigentliche" Thema, die zehn Fragen (ob das nun wirklich die zehn wichtigsten sind, sei dahin gestellt, auf jeden Fall eine gelungene, vielschichtige Auswahl): Ja, ich habe über jede einzelne nachgedacht. Und nicht nur darüber, sondern auch viel über die Texte, die zu der jeweiligen Frage führten. Über die aufgeführten Beispiele, sei es anhand der Nachrufe oder aus eigenen Beobachtungen des Autors. Für mich haben sich hier viele interessante Denkansätze ergeben, von denen ich eins, zwei auch schon "außerhalb" des Buches in Gespräche eingebracht habe - sehr bereichernd! Alles in allen also gute Unterhaltung, die mich zum Nach-, aber auch mal Neu denken animiert hat.

Lesetipp: Von diesem Buch habe ich größere Teile in einem Rutsch gelesen, vielleicht wäre es besser gewesen, jeweils nur ein Kapitel zu lesen und dieses dann in Ruhe zu "verdauen".

Veröffentlicht am 14.05.2019

empfehlenswertes, aber leider nicht wirklich allzu gutes Buch

Mogadischu
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Das ist ein Buch, auf das ich schon lange gewartet habe. Die Ereignisse rund um die Thematik RAF/Deutscher Herbst '77 interessieren mich sehr, und die Dramatik der Flugzeugentführung aus Perspektive der ...

Das ist ein Buch, auf das ich schon lange gewartet habe. Die Ereignisse rund um die Thematik RAF/Deutscher Herbst '77 interessieren mich sehr, und die Dramatik der Flugzeugentführung aus Perspektive der Geiseln war eine Sichtweise, die mir bislang noch gefehlt hat. Klar, ein gewisses Maß an voyeutistischer Neugier ist da schon zu erkennen, aber mal ehrlich: Fünf Tage in einem Flugzeug, in der Hand von Terroristen, umgeben von Hitze, Panik, Gewalt - wie kann man sich diese dramatische Situation vorstellen? Was genau haben die gefangenen Menschen getan, gedacht, gefühlt? Wie groß war die Hoffnung, wenn es sie noch gab? Und überhaupt, wie kann man das durchstehen, ohne richtige Ernährung, Privatsphäre oder ohne die Chance, menschlichen (biologischen) Grundbedürfnissen adäquat nachzukommen? Wann ist Scham nur noch ein Wort ohne Bedeutung, und wie lange hält einen der schiere Überlebenswille bei halbwegs klarem Verstand?

Fragen über Fragen, von denen ich mir in diesem Buch Antworten erhofft hatte - und die es auch liefert. Diana Müll, Protagonistin und Ich-Erzählerin, war eine von den Geiseln, gerade einmal 19 Jahre alt damals, und sie schildert ihre ganz persönliche Tortur. Wir begleiten ein junges Mädchen, das nach einer Woche Feierurlaub auf Mallorca nur nach Hause fliegen will und in einem Alptraum landet, den man sich kaum vorstellen mag.

So weit, so gut.

Leider scheitert dieses Buch für mich an der Umsetzung, was mein Lesevergnügen deutlich beeinträchtigt hat. Die Struktur des Berichts ist grob zweigeteilt: Zum einen ist da Diana, die von den Qualen berichtet, die sie und die anderen Passagiere im Flugzeug durchstehen müssen. Andere Passagen legen den Fokus auf die Menschen "daheim", auf Dianas Familie, und beschreibt, wie sie mit dem Schock, dem Unwissen und der eigenen Handlungsunfähigkeit umgehen bzw. es versuchen. Diese Teile waren zum einen sehr redundant - das Leid und die Hilflosigkeit waren von Anfang an beklemmend und wurden durch ständige Wiederholungen nicht anders/intensiver (dass die Eltern z.B. ständig von der Presse belagert wurden oder bei der Lufthansa anrufen, um nach Neuigkeiten zu fragen, muss nicht mehrfach ausgeführt werden...), eher im Gegenteil, durch die Wiederholungen setzte mich für mich eher ein gewöhnender Effekt ein - schade.

Zum anderen störe mich die inkohärente Struktur des Buchs. Ganz grob sind die fünf Tage der Entführung in fünf große Kapitel eingeteilt, was ja auch Sinn ergibt. Dann gibt es aber noch kleine Unterkapitel, die mit Zwischenüberschriften im Text abgesetzt sind. Diese Methodik wird anfangs für den Wechsel der Erzählperspektive genutzt, dann aber plötzlich nicht (und der Bericht wechselt zwischen Diana und ihrer Familie ohne erkennbare Zäsur außer einem einfachen Zeilenwechsel hin und her), dann gibt es mal einen Absatz zwischen den POVs, dann wieder eine Zwischenüberschrift - das habe ich als willkürlich und störend empfunden. Und ganz allgemein ist der Schreibstil der Autorin (nicht Diana selbst) wirklich eher, nun ja, durchschnittlich. Platt gesagt: Einige Passagen lesen sich wie ein Schüleraufsatz über ein ganz schlimmes Urlaubserlebnis. Dazu kommen leider ein paar zu viele blöde Rechtschreibfehler.

Fazit: Inhaltlich ein sehr faszinierendes Buch, die Geschichte von Diana ist spannend und aufwühlend. Leider ist sie nicht gut aufgeschrieben, da wäre deutlich mehr drin gewesen. Grundsätzlich also ein (aufgrund der Thematik) sehr empfehlenswertes, aber leider nicht wirklich allzu gutes Buch. Zwei Sterne = okay.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein rundum sehr kurzweiliges, unterhaltsames Buch

Trash-TV. 100 Seiten
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Ein sowohl sehr unterhaltsames, als auch gut strukturiertes und durchaus sogar zum Denken anregendes Buch (ja, das geht selbst bei diesem Thema, dank Frau Rützel). Anja Rützel war mir zuvor durch ihre ...

Ein sowohl sehr unterhaltsames, als auch gut strukturiertes und durchaus sogar zum Denken anregendes Buch (ja, das geht selbst bei diesem Thema, dank Frau Rützel). Anja Rützel war mir zuvor durch ihre Kolumnen zum Thema Trash TV bei Spiegel Online sowie als Gast eines Podcasts bekannt, von daher kannte ich schon ihr umfangreiches Expertenwissen und ihren feinen Humor. Beides setzt sich auch im vorliegenden Buch fort: Anja Rützel kennt sich bestens aus im Thema, es ist auch ein Thema, das ihr sehr am Herzen liegt, das sie aber dennoch "richtig" einordnet. Soll heißen: Sie macht sich über viele Dinge lustig, allerdings geschieht dies stets mit einem gewissen Maß an Respekt vor den Shows, ihren Teilnehmenden und den Fans. Besonders nett fand ich die Art, wie Rützel mit Sprache spielt und teils neue Begrifflichkeiten erfindet ("Scham-Shrimp" ist mir besonders im Gedächtnis geblieben...)

Die Struktur des Buches hat mir sehr gut gefallen. Angefangen von einer generellen Begriffserklärung (was ist überhaupt Trash-TV) über einen kurzen historischen Ausflug (Stichwort "die durchsichtige Bluse" bei "Wünsch dir was" Anfang der 70er oder die Nonsenshow "Vier gegen Willi" in den frühen 90ern) zu den gängigsten "Genres" der Trash-Formate bis hin zu den immer wiederkehrenden KandidatInnentypen. Abgerundet wird das Ganze durch eine moralische (darf man über die Menschen, die sich derart bloß stellen lassen, lachen?) und eine philosophische Betrachtung des Trash-TV - und ja, auch das geht, wenn man es richtig macht.

Ein rundum sehr kurzweiliges, unterhaltsames Buch, das sich sehr gut in meine bisherigen Erfahrungen zum "100 Seiten"-Reihe des Reclam Verlags einfügt: Kurze, aber dennoch sehr informative und gut geschriebene Überblicke über ein bestimmtes Thema.