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Veröffentlicht am 14.05.2019

Was für ein großartiges Lesevergnügen!

Die Manns - Geschichte einer Familie
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Das hat richtig Spaß gemacht. Und dabei habe ich mich am Anfang von Buch und Autor etwas in die Irre führen lassen... aber der Reihe nach.

Bevor ich mit dem Lesen anfing, wusste ich nur absolute "Basics" ...

Das hat richtig Spaß gemacht. Und dabei habe ich mich am Anfang von Buch und Autor etwas in die Irre führen lassen... aber der Reihe nach.

Bevor ich mit dem Lesen anfing, wusste ich nur absolute "Basics" über die Familie Mann. Natürlich war mir der Name Thomas Mann als bedeutender Literat ein Begriff, gelesen habe ich allerdings (noch) nichts von ihm (Buddenbrocks steht ja schon seit Ewigkeiten auf der Liste, bisher habe ich nur eine Verfilmung geschafft, Asche auf mein Haupt). Und ja, er hatte viele Kinder und eines davon, Golo, hat mal ne Biografie über Wallenstein geschrieben (die bei meinen Eltern im Bücherregal stand und ich den Namen Golo als Kind sehr ungewöhnlich fand). Sehr rudimentäres Wissen also. Neugierig auf das Buch hat mich der Klappentext gemacht - wer liest nicht gerne über "schräge" Familien, vor allem, wenn sie prominent sind und ihr Dasein selbst so fleißig dokumentiert haben? Also, her damit. Vorher einmal kurz in den Anhang geschaut, wer wer ist - ah ja, Thomas und seine Frau Katia und die sechs Kinder. Kurz Namen (plus Spitznamen!) "gelernt" (und im Laufe des Lesens noch zwei, drei mal nachgeschlagen, dann saß das).

Ja, und dann ging es los. Zwei Dinge fielen mir am Anfang als, nun ja, ungewöhnlich auf, und ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte: Zum einen der recht neutrale Ton des Autors, zum anderen die Kinder, die (vor allem die älteren) nur - pardon my French - feiern, vögeln, sich zudröhnen und die Eltern anschnorren - amüsant zu Beginn, aber geht das jetzt 400+ Seiten so und will ich das?!?

Beide Bedenken haben sich sehr, sehr schnell zerstreut.

Lahmes Schreibstil hat sich, nach kurzer Eingewöhnung, als unheimlich willkommene Wohltat erwiesen. Die Briefe der Manns/ihre Sprache sind/ist so blumig, gewaltig und wortgewandt, dass der neutrale Erzähler ein notwendiges und sehr gut "auffangendes" Gegengewicht dazu bildet. Auch sprechen die zitierten Schriftstücke alle wunderbar für sich, sie selbst sind ihr eigener Kommentar, sodass es kaum weitere Anmerkungen dazu bedarf - und wenn Lahme doch mal kommentierend eingreift, dann sitzt das aber auch zu 100%. Eben weil diese Technik nicht übermäßig strapaziert wird. Und, weil Lahme als sowohl kompetenter und leidenschaftlicher, gleichzeitig aber auch fair-neutraler Kommentator und Erzähler absolut überzeugt: Man merkt ihm seine Faszination mit dieser Familie an, er "lebt" die Manns - und ist gleichzeitig keiner, der sie auf ein Podest hebt, sondern übt auch Kritik und überführt sie ihrer Lügen. Sehr schön differenziert. Sein Text, der die "Rahmenhandlung" des Buches liefert, also die zeitlichen, räumlichen und inhaltichen Zusammenhänge zwischen den Korrespondenzen herstellt, ist einfach nur richtig gut und toll lesbar. Die Briefe werden übrigens immer nur auszugsweise im Fließtext zitiert, auch das ist gut gewählt, liest sich sehr flüssig.

Das zweite Bedenken, die "Einseitigkeit" der Kinder, hat sich auch schnell zerstreut, denn das war noch lange nicht alles. Aber, zunächst mal, wow, was für eine Familie.

Denkt mal an die Kardashians, die Osbornes oder andere Formate, in denen eine mehr oder weniger prominente Familie ihr Leben vor der Öffentlichkeit ausbreitet, voll mit Liebe, Sex, Hass, Verrat und was noch sonst. Findet ihr doof? Ist noch eh alles nur nach Drehbuch? So sind Familien nicht, prominente schon gar nicht, und vom Sofa ruft die Omma: "Früher hätte es sowas sowieso nicht gegeben?" Äh, doch. Und noch besser. Und in echt. Vorhang auf für die Manns.

Ihr müsst euch das so vorstellen: Vater ist eigentlich heimlich schwul, Mutter (die das weiß, aber egal) schottet Papa von ziemlich allem ab, weil Genies halt Ruhe brauchen, womit Papa, Genie hin oder her, zum ziemlich weltfremden Eremiten wird, der zwar große Texte schreibt, sich aber im Alltag - so sagt man doch - nicht mal alleine die Schuhe zubinden kann. Die Kinder wachsen zunächst in behütetem Wohlstand auf, wohlwissend, dass der Papa (auch genannt der "Zauberer") DAS Genie ist (bloß nicht stören!). Sie machen das, wie oben beschrieben, und noch mehr. Es gibt jede Menge "gay storylines", bis hin zu der jungen Frau, die eigentlich in Erika Mann verliebt ist, die zwar lesbisch ist, aber an dieser Dame kein Interesse hat, daraufhin verlobt sich die Dame mit Klaus Mann, der zwar schwul ist, aber so ne Alibiverlobte ist ja vielleicht nicht verkehrt. Besser als in der daily soap, oder? Und noch dazu echt! Dazu kommen jede Menge psychische Probleme, vor allem bei den Kindern, zweitweise sind mehrere Kinder gleichzeitig in Behandlung. Und alle wollen irgendwie irgendwas in ihrem Leben erreichen, etwas eigenes, sich selbst profilieren - und da ist das Scheitern eigentlich schon vorprogrammiert, denn der Zauberer schwebt über allem und jedem und ist sein Genie ist sowieso nicht erreichbar.

Außer vielleicht für die jüngste, Elisabeth, denn sie ist des Zauberers Lieblingskind. Woher ich das weiß? Nun, sowohl Thomas als auch Katia Mann haben ganz eindeutige Lieblingskinder - und ebenso Kinder, die sie am wenigsten mögen. Und sie lassen das auch alle Beteiligten wissen, inklusive Lästereien der Eltern (v.a. Katia) mit anderen Kindern über ihre ungeliebten Geschwister. Gruselig? In der Tat.

Huch, jetzt bin ich aber schön abgeschweift. Also nein, im Buch dgeht es nicht nur um das lasterhafte Leben der Kinder. Die sind nämlich nicht nur "Sex, Drugs & Rock 'n Roll Literature"-mäßig unterwegs, sondern auch als Abenteurer. Und das meine ich total ernst. Mit Beginn der NS-Zeit und den daraus politischen Bewusstseinsentwicklungen wandelt sich das Buch vom Familienbericht mit Exzessen zum spannenden Abenteuerroman. Es ist einfach unglaublich, was die Kinder alles während der NS-Zeit unternommen haben, um auf ihre Art gegen die Nazis zu kämpfen. Vor allem Erika Mann, die viel als Kriegsreporterin unterwegs war, oder auch die Söhne mit ihren Erlebnissen bei der Armee. Und erst Monika und das tragische Schiffsunglück - das sind Plots, die für sich allein schon genug Grundlage für einen spannenden Roman, wenigstens aber eine atemberaubende Kurzgeschichte liefern würde. Bei den Manns gibt es zig solcher "Anekdoten" zu berichten. Geschichtsunterricht gibt es nebenbei.

Ach, ich könnte noch so viel erzählen. Aber lest doch am besten einfach selbst. Das Buch ist spannend, unterhaltsam und richtig gut geschrieben - eine absolute Empfehlung.

Veröffentlicht am 14.05.2019

ein richtiger "Augenöffner"

Die Essensvernichter
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Grundsätzlich ein sehr informatives Buch zu einem sehr wichtigen Thema, ein richtiger "Augenöffner". Die Zahlen, Daten, Fakten und vor allem zahlreichen lebensnahen Beispiele machen das Thema nicht nur ...

Grundsätzlich ein sehr informatives Buch zu einem sehr wichtigen Thema, ein richtiger "Augenöffner". Die Zahlen, Daten, Fakten und vor allem zahlreichen lebensnahen Beispiele machen das Thema nicht nur sehr anschaulich, sondern auch erschreckend real - wer sich erst einmal ganz bewusst vor Augen führt, wie viele Lebensmittel tagtäglich, meist unnötig, weggeschmissen werden, wird den nächsten Einkauf (hoffentlich) etwas genauer planen und auch Reste weiter/besser verwerten anstatt sie gleich wegzuwerfen. So gesehen ist dieses Buch ein wichtiger Denkanstoß denn ja, jedes kleine bisschen zählt, und jeder Mensch, der ein Bewusstsein für das Thema Lebensmittelverschwendung entwickelt und sein Handeln ändert, tut schon etwas Gutes. Und dafür ist dieses Buch sehr gut geeignet.

Nun stecke ich schon etwas länger in diesem Thema drin, und genau das hat das Lesevergnügen für mich persönlich etwas gemindert. Zum einen habe ich den zum Buch gehörigen Film "Taste the Waste" erst vor ein paar Monaten gesehen, und das Buch ist in großen Teilen eine Nacherzählung der reportageartigen Elemente des Films. Und wenn man die schon gesehen hat, stinkt die schriftlich nacherzählte Buchvariante leider ab, zumal sich auch im Buch selbst vieles doppelt, teilweise zu viel. Was sicher teils an der Struktur liegt - die Kapitel sind meist im Wechsel angelegt: Filmemacher Thurn "erzählt" die Reportageteile des Films nach (natürlich mit mehr Hintergrundinfo als im Film), Journalist Kreutzberger liefert die Fakten dazu. Teilweise wird auf die Fakten aber auch sehr genau in Thurns Texten eingegangen und vieles mehrfach erklärt. Hier und da hätte ich mir da etwas mehr Abgleich gewünscht. Es ist nicht schlimm im Sinne eines erhobenen Zeigefingers, der die Informationen durch ständiges Wiederholen "reindrücken" will - der Stil der Autoren ist flüssig und entspannt, das moralische Gewissen wird gekitzelt, aber nicht zu Tode gekratzt. Dennoch - zuviel Faktenwiederholung macht einfach irgendwann nicht mehr so viel Spaß, spätestens, wenn die Leserschaft denkt "Okay, ich habe es verstanden, wirklich jetzt, danke.".

Auch wäre eine Neuauflage wünschenswert, denn einige der geschilderten Praktiken haben sich inzwischen - zum Glück - erledigt. Sei es die "krumme Obst"-Kampagne mancher Supermärkte oder Richtlinien den Fischfang betreffend - ist doch schön, wenn man dann auch mal positive aktuelle Beispiele aufzeigen kann, wie es besser gehen (kann). Genug zu tun bleibt so oder so - auch wenn dem Endverbraucher Grenzen gesetzt sind, da einfach viel zu viel bereits verloren geht, bevor es den Supermarkt überhaupt erreicht. Und das ist das wirklich Erschreckende. Hier ist ein Umdenken aller Menschen (Verbraucher, Gesellschaft, Politik) gefragt, und das Buch zeigt schlüssig auf, warum.

Tl;dr: Ein umfassendes Werk zum Thema, das ich gerne empfehle, denn die Boschaft ist richtig und wichtig. Aber: Unbedingt erst das Buch lesen, den Film danach sehen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein lehrreiches, sehr schön gestaltetes Buch

Stand up
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Sehr übersichtliche, gut zu lesende und sehr schön gestaltete Einführung/Übersicht zum Thema Feminismus. Wenigstens die ersten paar Kapitel (was ist Feminismus überhaupt, was will er eigentlich, wer hat ...

Sehr übersichtliche, gut zu lesende und sehr schön gestaltete Einführung/Übersicht zum Thema Feminismus. Wenigstens die ersten paar Kapitel (was ist Feminismus überhaupt, was will er eigentlich, wer hat was davon) sind unbedingte Pflichtlektüre für alle, die beim Thema mitreden wollen und darüber hinaus (ich denke hierbei vor allem an Personen, die dem Thema bisher - aus welchen Gründen auch immer - nichts abgewinnen konnten/wollten - ob diese Personen so ein Buch überhaupt zur Hand nehmen würden, ist fraglich, aber einen Versuch wäre es wert...). Denn: Dies Buch kommt zwar mit starken Thesen und Theorien daher, jedoch ohne verbissen zu wirken. Was ich damit sagen will: Es ist sehr gut zugänglich. Und macht Spaß :)

Neben den bereits erwähnten Übersichten gibt es Abrisse der feministischen Geschichte und Entwicklungen sowie Schlaglicher auf verschiedene kulturelle Bereiche (Musik, Literatur, Film, Games, Comics) mit prominenten/wichtigen Vetreterinnen und Vertretern feministischer Gedanken bzw. passende "Symbol"figuren in den jeweiligen Medien, ergänzt durch Empfehlungen der jeweiligen Kategorien. Abgerundet wird das ganze durch Kurzbiografien feministischer Menschen, die quer durchs Buch gestreut sind.

Ein lehrreiches, sehr schön gestaltetes Buch, das sehr viel Spaß gemacht, einen tollen Überblick geboten und viel Inspiration geliefert hat.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Viele gute Anregungen

Fettlogik überwinden
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Ich bin gut reingekommen und habe gleich losgelegt, irgendwann hat mich das Buch dann aber mittendrin ein wenig verloren. Nach einer Pause ging es wieder. Grundsätzlich ist dies ein sehr interessantes ...

Ich bin gut reingekommen und habe gleich losgelegt, irgendwann hat mich das Buch dann aber mittendrin ein wenig verloren. Nach einer Pause ging es wieder. Grundsätzlich ist dies ein sehr interessantes Werk, empfehlenswert für alle Menschen, die abnehmen möchten und zusätzliche Motivation benötigen, getreu nach dem Motto: "man muss es wollen!". Hierzu liefert das Buch zahlreiche Anreize, in dem es die "Mythen" der Fettlogik Stück für Stück auseinandernimmt.

Diese Mythen beziehen sich auf verschiedene Themenbereiche und umfassen Thesen wie "Meine Knochen sind zu schwer" oder "Ich habe ganz sicher nur 1000 Kalorien gegessen" oder auch "Das ist bei mir genetisch vorprogrammiert". Es geht also um Thesen, die Übergewicht/Fettleibigkeit/Diätversagen rationalisieren, "erklären", beschwichtigen. Dem hält die Autorin (stark vereinfach und verkürzt) entgegen: Das Einzige, was wichtig ist, ist die Energiebilanz. So simpel, so verständlich und richtig.

Die Darstellungsform ist, da die Kapitel alle relativ kurz und in sich geschlossen sind, recht leicht verdaulich. Mir war es irgendwann schlicht und ergreifend zu viel, und teilweise war mir die Argumentation etwas too much. Die Autorin hat selbst sehr viel abgenommen und weiß genau, was sie befürwortet und was sie ablehnt: Stichworte Energiebilanz und gesundheitsgefährdendes Übergewicht. Diese beiden Standpunkte liegen ihr sehr am Herzen, und manchmal hat mir das zu sehr durch den Text "durchgeschimmert": An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir etwas mehr neutrale Entspanntheit gewünscht.

Ich glaube, eine gute Herangehensweise für dieses Buch wäre es, sich die jeweils passenden "Fettlogik-Fallen" herauszusuchen und sich genau damit auseinanderzusetzen, um das Hereintappen in diese Fallen zu vermeiden und das Abnehmen zum Erfolg zu führen. In diesem Fall findet man hier viele Anregungen, die diesen Weg leichter machen können.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Gute Auswahl

The Glow - Naturkosmetik selber machen
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Gute Auswahl an "Rezepten", sehr schön präsentiert, verständlich geschrieben. Ein gelungener Einstieg in die Welt der selbstgemachten Naturkosmetik, der direkt Lust aufs Ausprobieren macht.

Gute Auswahl an "Rezepten", sehr schön präsentiert, verständlich geschrieben. Ein gelungener Einstieg in die Welt der selbstgemachten Naturkosmetik, der direkt Lust aufs Ausprobieren macht.