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Veröffentlicht am 18.11.2021

Zauberhaft

Nordstern - Der Zauber der freien Pferde
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Mit diesem Abschluss der Nordstern-Trilogie hebt Karin Müller meiner Meinung nach das Genre Pferde-Jugendbücher auf eine neue Ebene. Nicht nur Pferde-, sondern auch Elfen-, Island- und Fantasyfans kommen ...

Mit diesem Abschluss der Nordstern-Trilogie hebt Karin Müller meiner Meinung nach das Genre Pferde-Jugendbücher auf eine neue Ebene. Nicht nur Pferde-, sondern auch Elfen-, Island- und Fantasyfans kommen hier voll auf ihre Kosten. Allerdings ist aus meiner Sicht nicht nur die Kenntnis der anderen beiden Bände, sondern auch der Nordlicht-Trilogie unbedingt erforderlich, um das volle Lesevergnügen zu haben. Ansonsten wäre vor allem das Ende einfach kein völlig runder Abschluss.

Aber sind wir hier wirklich schon am Ende angekommen? Es ergeben sich durchaus Anknüpfungspunkte für weitere Geschichtenfäden, die gesponnen werden könnten, was mir auch mir als schon lange erwachsenes "Pferdemädel" sehr recht wäre.

Der Fantasyanteil liegt im letzten Band noch einmal weitaus höher als in der bisherigen Erzählung. Mit Zeitreisen und verschiedenen Erscheinungsformen mancher liebgewordener Protagonisten wird es geradezu mystisch und ein ums andere Mal auch bittersüß. Werden Floki und Erla wieder zu einander finden, Menschen, Hulduvolk und Islandpferde vor vergangenen und möglichen künftigen Katastrophen retten können? Wieder einmal wunderschöner Bücherzauber von Karin Müller!

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Eisbergtechnik einmal ganz anders

Gesammelte Werke
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Die Eisbergtechnik steht eigentlich für Hemingways lakonischen Stil, mit dem er es den Lesenden überlässt, viele Zusammenhänge in seinen Geschichten sich selbst zu erschließen.

Daran würde man bei diesem ...

Die Eisbergtechnik steht eigentlich für Hemingways lakonischen Stil, mit dem er es den Lesenden überlässt, viele Zusammenhänge in seinen Geschichten sich selbst zu erschließen.

Daran würde man bei diesem Roman, der auf fast 900 Seiten mit beinahe überwältigender Detailfülle seine Protagonisten folgt, eigentlich nicht denken. Hier kam sie mir dennoch in den Sinn, nicht nur, weil die Autorin die Eisbergtechnik selbst erwähnt, sndern auch, weil Sandgren trotz der geschilderten Akribie vieles - man möchte sagen, eigentlich das Wichtigste - der Fantasie der Leserschaft anheim gibt.

Der Göteborger Verleger Martin Berg und seine Famile werden von einem großen Geheimnis überschattet: Warum hat seine Frau Cecilia mit Anfang 30 plötzlich Martin und ihre Kinder Rakel und Ellis verlassen, um sich nahezu in Luft aufzulösen? Kurz vor seinem 50. Geburtstag wird Martin nicht nur von Erinnerungen an seine Kindheit sowie an die bewegte Jugendzeit mit seinem besten Freund, den Künstler Gustav, und an das Kennenlernen von Cecilia überflutet. Es scheint auch Bewegung in das große Rätsel zu kommen, als die mittlerweile erwachsene Rakel glaubt, in einem Roman, den sie vom Deutschen ins Schwedische übersetzt, untrügliche Hinweise auf den Verbleib ihrer Mutter zu entdecken.

Sandgrens Buch birst geradezu vor Lebenserfahrung, brillianten Formulierungen und dem Zeitgeist der Siebziger und Achtziger Jahre, was bei einer noch vergleichsweise jungen Autorin besonders bemerkenswert zu werten ist. Im letzten Drittel hat es für mich auch einen wahren Lesestrudel erzeugt, nicht zuletzt, weil ich Cecilia endlich auf die Spur kommen wollte. Besonders die Schilderung von Martins Jugend hatte für mich jedoch auch einige Längen, obwohl ich eigentlich auf dicke Schmöker geradezu abonniert bin. Außerdem muss ich sagen, dass mir die literarische Gestaltung des Endes gleichermaßen Respekt abnötigt, wie es mich ein wenig erbost hat. Hier blieb mir einfach zu viel des Eisbergs verborgen unter dem Meer.


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Veröffentlicht am 07.11.2021

Leben im Zwischenraum

Ohne festen Boden
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Ich bin begeistert, was ich alles aus diesem hervorragendem Buch mitnehmen konnte. Ich war schon immer sehr auf Sicherheit bedacht und bin wohl auch ziemlich perfektionistisch veranlagt. Aber letztendlich ...

Ich bin begeistert, was ich alles aus diesem hervorragendem Buch mitnehmen konnte. Ich war schon immer sehr auf Sicherheit bedacht und bin wohl auch ziemlich perfektionistisch veranlagt. Aber letztendlich ist alle Kontrolle nur Illusion. Das macht Rike Pätzold hier anhand vieler Beispiele, wissenschaftlich untermauerter Fakten und aktuellem Bezug sehr deutlich. Sie selbst ist zu einer begeisterten Seglerin geworden und leitet jedes lesenswerte Kapitel mit einem Bericht aus ihrem Leben ein. Während mir Persönliches in manchem Buch schon zu viel wurde, findet die Autorin hier genau die richtige Mischung aus Anschaulichkeit und Theorie. Abgerundet wird das Buch mit Fußnoten und einem Literaturverzeichnis.

Es ist schon eine Kunsst, wenn es jemandem gelingt, in mir tatsächlich Lust auf das Ungewisse zu entfachen. Denn wenn alles ungewiss ist, wird gleichzeitig auch alles möglich. Warum wir nicht alles glauben sollten, was wir fühlen, hat Rike Pätzold mir anschaulich vermittelt. Wer selbst erfahren möchte, was man zum Beispiel von Mister Spock zum Thema lernen kann und Ungewissheit nicht länger mit Unsicherheit verwechseln möchte, sollte das Buch unbedingt lesen. Ich kann es nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Big secrets

Big Summer
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Ich-Erzählerin Daphne ist eine sog. Plus-Size-Influencerin. Um zu ihrem Körper zu stehen, hat sie lange gebraucht. Der Wendepunkt kam, als sie sich öffentlich gegen eine Intrige ihrer reichen, schönen ...

Ich-Erzählerin Daphne ist eine sog. Plus-Size-Influencerin. Um zu ihrem Körper zu stehen, hat sie lange gebraucht. Der Wendepunkt kam, als sie sich öffentlich gegen eine Intrige ihrer reichen, schönen Freundin Drue wehrt. Drue hat einen jungen Mann überredet, sich zum Schein an Daphne heranzumachen. Als Daphne den Plan durchschaut und sich öffenrlichkeitswirksam wehrt, landet ein Video davon im Internet und macht Daphne bekannt. Zwischen Daphne und Drue herrscht jahrelange Funkstille, bis sich Drue mit der überraschenden Bitte meldet, Daphne möge ihre Brautjungfer sein. Daphne zögert, wieder in den Sog ihrer einflussreichen früheren Freundin zu geraten. Hat sich Drue tatsächlich geändert, kann sie ihr wirklich trauen?

Die Handlung des Buches war überraschend vielschichtig. Was zunächst lediglich eine Geschichte über eine toxische Frauenfreundschaft zu sein schien, bekam immer mehr Facetten und lieferte neben der Auseinandersetzung mit oberflächlichen Schönheitsidealen auch eine interessante Romanze und sogar eine Krimihandlung. Das Buch war wirklich fessend und hat mich seht gut unterhalten. Schade fand ich lediglich, dass eine intelligente Frau wie Daphne ausgerechnet ein Leben als Influencerin führt und selbst zwar nicht auf ihre Pfunde reduziert werden will, sich aber natürlich einen Adonis als Partner wünscht.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Visionär

Die andere Hälfte der Welt
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Die Autorin verrät im Nachwort, dass sie mit dem Schreiben des Buches bereits 2018 begann. Es ist also ein bemerkenswerter Zufall, dass das Erscheinen nun in die Corona-Pandemie fiel. Doch das von Christina ...

Die Autorin verrät im Nachwort, dass sie mit dem Schreiben des Buches bereits 2018 begann. Es ist also ein bemerkenswerter Zufall, dass das Erscheinen nun in die Corona-Pandemie fiel. Doch das von Christina Sweeney-Baird entworfene Szenario ist noch um so vieles düsterer. Vernichtet doch hier ein hochansteckendes Virus in sehr kurzer Zeit 90 % der männlichen Weltbevölkerung. Plötzlich wird die Erde ein Planet der Frauen. In dieser neuen Welt haben nicht nur sie, sondern auch die verbliebenen Männern Mühe, sich zurechtzufinden.

Die Autorin arbeitet mit einer Fülle an Protagonisten und Szenarien an verschiedensten Orten. Da ist die schottische Medizinerin Amanda, die Patient Null behandelt. Die Soziologin Catherine, die Geschichten über die Pandemie zu sammeln beginnt. Wir begleiten Behördenvertreter und Forscher auf der verzweifelten Suche nach einem Impfstoff und männliche Zwillinge, die auf einem Schiff vor Island festsitzen, das sich aus Angst vor der Seuche nicht in den Hafen wagt. Nach und nach verliert ein Großteil der Frauen Väter, Ehemänner, Brüder, Söhne, Freunde und Liebhaber. Diese verstörenden Entwicklungen sind in Buchform auszuhalten, da sich durch die Vielzahl an handelnden Personen auch eine gewisse Episodenhaftigkeit und ein damit einhergehender Abstand einstellt. So bleiben die Entwicklungen zwar packend bis zum Schluss, doch das Mitfiebern mit einzelnen Personen wird gleichzeitig begrenzt. Ich persönlich hätte mir noch ein paar erdachte wissenschaftliche Details übrer das Virus, das den Namen Männerpest bekommt gewünscht. Obwohl viele Leute früher nichts über Coronaviren wussten, hat sich ja auch dieser Begriff ultraschnell in den allgemeinen Sprachgebrauch integriert. Hier hätte die Autorin für mich noch ein wenig fiktive Authentizität schaffen können.
Fazit: ein brandaktuelles, spannendes Lesevergnügen!

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