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Veröffentlicht am 13.05.2020

Echter Pageturner

Du hättest es wissen können
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Endlich einmal wieder ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Nicht nur der Roman selbst heißt "Du hättest es wissen können", auch das Erstlingswerk der Protagonistin Grace Sachs trägt diesen ...

Endlich einmal wieder ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte. Nicht nur der Roman selbst heißt "Du hättest es wissen können", auch das Erstlingswerk der Protagonistin Grace Sachs trägt diesen Titel, schon einmal eine originelle Idee. Grace ist Paartherapeutin und verfasst ein Buch mit dem Aufhänger, dass eigentlich jede Frau von Beginn an ein Gefühl dafür hat, wenn sie den falschen Partner wählt. Sie schafft es dann nur, ihr intuitives Wissen erfolgreich zu verdrängen. Ähnliche Gedanken hatte ich auch schon oft, daher fand ich das einen sehr interessanten Ansatz.
Grace dagegen scheint ein geradezu märchenhaft perfektes Leben in New York zu führen, der Ehemann Johnathan erfolgreicher pädiatrischer Onkologe, der strebsame Sohn Henry auf einer exklusiven Privatschule. Ich fand, dass sich die Autorin bezüglich Johnathan eines nahezu genialen Kunstgriffes bedient: Er ist immer abwesend, immer bei der Arbeit, als Leser erlebt man ihn ausschließlich durch Graces Augen. Dadurch steigt die Spannung in Bezug auf Johnathan in nahezu Hitchcockscher Manier immer weiter an. Zunächst sind die Zweifel, die man bekommt, minimal: Könnte Jonathan sich nicht etwas mehr seiner Familie widmen? Aber was soll man gegen einen Mann sagen, der versucht, krebskranke Kinder zu retten, und sich dabei mehr einzusetzen scheint, als man je von einem Arzt gehört hat? Die Risse, die die Fassade von Graces Leben bekommt, sind zunächst haarfein, bis alles mit einem Mal zusammenbricht: Jonathan, der weiterhin nur in Anrufen und Textnachrichten präsent war, verschwindet und wird verdächtigt, eine Frau ermordet zu haben. Diese soll auch noch seine schwangere Geliebte gewesen sein und bereits ein Kind mit ihm haben.
Das tiefe Loch, in das Grace dadurch fällt, wird herausragend und mitreißend geschildert. Grace muss erkennen, dass sie, die erfolgreiche Therapeutin, ausgerechnet schlimmer hereingefallen ist als alle ihre Patientinnen. Beinahe alles, was Jonathan ihr je geschildert hat, entpuppt sich als Lüge: die angeblich lieblose Herkunftsfamilie, der anhaltende Erfolg im Beruf... Ausgerechnet Grace hat einen Psychopathen geheiratet. Um sich und ihren Sohn zu schützen, flieht Grace schließlich in ihr Landhaus in Connecticut.
Danach fällt der dramatische Spannungsbogen zwar unweigerlich etwas ab. Dennoch bleibt es fesselnd zu lesen, wie Grace ihr Leben nach und nach wieder in den Griff bekommt. Ein wenig habe ich es bedauert, dass Jonathan selbst bis zum Ende nicht in Erscheinung tritt, aber dies macht den Roman wirklich ungewöhnlich. Die Geschichte wird atmosphärisch so dicht erzählt, dass der Leser stets mitfiebert. Sie wäre sicherlich auch eine wunderbare Vorlage für eine Verfilmung!

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Einfach alles richtig gemacht

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Endlich kann ich einmal wieder guten Gewissens fünf Sterne vergeben. Das tue ich am liebsten, aber leider viel zu selten. Hier gibt es aber absolut nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil, am liebsten hätte ...

Endlich kann ich einmal wieder guten Gewissens fünf Sterne vergeben. Das tue ich am liebsten, aber leider viel zu selten. Hier gibt es aber absolut nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil, am liebsten hätte ich nur noch gelesen, gelesen, gelesen. Ein größeres Kompliment kann man einem Roman kaum machen.
Die sympathische Famile bestehend aus Sandy, Ben, Tochter Ivy und Hund Mac besitzt ein sehr abgelegenes Traumhaus. Das machen sich die entflohenen Sträflinge Nick und Harlan zunutze. Ihr Plan, sich dort mit allem Nötigen für die weitere Flucht auszustatten, wird durch einen heftigen Schneesturm je gestoppt. Geiseln und Einbrecher sitzen gemeinsam fest. Ein nervenzerfetzendes Psychospiel beginnt. Nach und nach enthüllt sich in Rückblenden, dass Sandy und Nick eine gemeinsame Vergangenheit teilen. Dabei schafft die Autorin das Kunststück, alle Zeitebenen gleich spannend zu gestalten. Auch sprachlich brilliert sie und findet immer wieder ungewöhnliche Metaphern. So sind Nicks Augen "wie Asche, grau, kalt und tot. Es waren die Augen eines Alptraums, aus dem man niemals erwachte." Alle Charaktere sind plastisch und unverwechselbar gestaltet. Selbst die Handlungen des Psychopathen Nick erhalten einen logischen Kontext. Das Ende hat mich persönlich hoch zufrieden gestellt. Mach ein anderer Thriller-Fan könnte sagen, die Autorin sei mit ihren Figuren noch etwas zu schonend umgegangen. Für mich war es genau so gerade noch aushaltbar.
Das Taschenbuch wird noch dadurch aufgewertet, dass es sein eigenes Lesezeichen mitbringt. Dort wiederholt sich das düstere Motiv des Covers. Auch das hat mit hervorragend gefallen.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Schatten über Berlin

Die Attentäter
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Antonia Michaelis gehört zu meinen drei deutschen Lieblingsautorinnen. Ich liebe ihre poetische, bildgewaltige Sprache und die oft beinahe märchenhafte Atmosphäre in ihren Bücherm; eine Art magischer Realismus, ...

Antonia Michaelis gehört zu meinen drei deutschen Lieblingsautorinnen. Ich liebe ihre poetische, bildgewaltige Sprache und die oft beinahe märchenhafte Atmosphäre in ihren Bücherm; eine Art magischer Realismus, in dem sich Fantasie und Wirklichkeit vermischen.

Hier hat sie sich eines äußerst aktuellen Themas angenommen, der Bedrohung durch Attentäter des IS. Im Vordergrund steht allerdings die Beziehung zweier junger Männer, die sich seit Kindertagen kennen, Alain und Cliff. Aufgewachsen im selben Mietshaus, stammen sie jedoch aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen. Alain hat ein liebevolles Elternhaus bei einem Musiker und einer Galeristen. Cliffs Vater ist Alkoholiker, seit ihn Cliffs Mutter Cemre, eine Türkin, der Karriere wegen verlassen hat. Cliff liebt und hasst seine Mutter zugleich, kann nicht aufhören, sich nach ihr zu sehnen, wird jedoch immer wieder zurückgewiesen. Nach einem Abstecher durch die rechte Szene wird er zum gläubigen Moslem, radikalisiert sich später und schließt sich sogar dem IS an. Halt findet er nirgends oder nur für Momente, bei Alain und der gemeinsamen Freundin Margarete. Dass sich Alain und Cliff allerdings auch sexuell von einander angezogen fühlen, kann Cliff nicht akzeptieren. Immer tiefer gerät er in einen Strudel aus Selbsthass, Gewalt und der Sehnsucht nach Erlösung. Als er nach seiner brutalen Ausbildung durch den IS traumatisiert in die Heimatstdt Berlin zurückkehrt, beschleicht Alain und Magarete ein furchtbarer Verdacht: Plant Cliff einen Anschlag, oder will er ihn verhindern?

Die magisch angehauchten Elemente stehen in diesm Buch weniger im Vordergrund als in anderen Romane der Autorin, sie beschränken sich auf das Motiv des geflügelten Engels, den Cliff oft in Alain zu sehen meint und von dem er sich nicht wieder auf die helle Seite ziehen lassen möchte.

Das Buch hat mich stark bewegt. Als gebürtige Berlinerin, die jeden Tag mit der Bahn zur Arbeit nach Berlin fährt, kenne ich die Unsicherheit, die mich und andere seit einiger Zeit dabei befällt. Man staunt, dass es Berlin noch nicht getroffen hat. Der Roman enthält soviel Lokalkolorit, vor allem bei der Suche nach Anschlagzielen, dass er beängstigend real wirkte.

Zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse. "...sie gleiten den Uniformierten durch die Hände wie Eidechsen, wie Fische, wie giftiges Quecksilber, fallen zu Boden und vermehren sich zu tausend Tropfen, die in alle Richtungen davonkugeln und sich wiederum weitervermehren." Mir persönlich war das Ende etwas zu hastig erzählt, auch wenn ich Teile schon eine Weile vorausgeahnt habe. Den Weg, den Margarete für sich wählt, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Ingesamt bleibt Magarete als dritte der Ich-Erzähler/innen am blassesten, ein Gefühl, dass Magarete auch selbst zum Ausdruck bringt. Zum Ende hingt bricht die Autorin mit dem althergebrachten Autoren-Grundatz, nie innerhalb eines Kapitels die Perspektve zu wechseln, in besonders schneller Folge. Etwas weniger wäre hier für mich mehr gewesen. Da es sich aber wie gesagt um eine meiner Lieblingsautorinnen handelt, meckere ich hier natürlich auf sehr hohem Niveau. Insgesamt habe ich den Roman genossen.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Abgründe

VERGESSEN - Nur du kennst das Geheimnis
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Laut Aufkleber auf dem Cover handelt es sich bei der Autorin um eine Spiegel-Bestseller-Autorin. Mir persönlich war sie bisher kein Begriff. Der Thriller hat mich jedoch so überzeugt, dass ich jetzt nach ...

Laut Aufkleber auf dem Cover handelt es sich bei der Autorin um eine Spiegel-Bestseller-Autorin. Mir persönlich war sie bisher kein Begriff. Der Thriller hat mich jedoch so überzeugt, dass ich jetzt nach weiteren ihrer Bücher Ausschau halten werde. Das Zitat aus dem Sunday Mirror auf dem Buchrücken "Bei diesem Thriller läuft es einem eiskalt den Rücken herunter" finde ich zwar etwas dick aufgetragen. Meiner Auffassung nach geht die Autorin eher subtil vor, um vor allem zum Schluss geschickt falsche Fährten zu legen und dann mit einer wirklich völlig unerwarteten Wendung zu überraschen. Wirklich ungünstig finde ich allerdings, dass der Klappentext viel zu viel Handlung verrät. Aber dafür kann die Autorin nichts.

Die Waliserin Kirsty zieht mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern zurück in ihren Heimatort, um dort eine Gästehaus in einem alten Pfarrhaus zu eröffnen.Irgend etwas Tragisches muss ihrem Mann Adrian in London zugestoßen sein. Was, verrät leider der Klappentext! Die unterschwelligen Spannungen in der Familie mehren sich, als nach und nach nicht nur Kirstys Mutter, sondern auch ihr Adoptivbruder Nathan mit Ehefrau und Kirstys Cousine Selena eintreffen. Einst beste Freundinnen, haben sich Kirsty und Selena mit 18 aus mysteriösen Gründen entzweit. Eines Nachts kommt es zu einem tragischen Unfall. Leider verrät auch hier der Klappentext, dass es sich beim Opfer um Selena handelt. Oder war es vielleicht doch Mord?

Wirklich raffiert gelingt es Claire Douglass, nahezu jeden verdächtig zu machen. Bemerkenswert ist auch, dass ich als Vielleserin ausnahmsweise einmal nicht hinter die Auflösung gekommen bin. Respekt! Hinsichtlich Figurenzeichnung und Atmosphäre hat der Thriller ebenfalls einiges zu bieten, so dass ich das Weiterlesen kaum erwarten konnte.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Nachwuchs auf Snowfields

Pferdeflüsterer-Academy, Band 6: Calypsos Fohlen
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Auch dieser 6. Teil der Pferdeflüsterer Academy hat selbst mir als erwachsenem Pferdemädel wieder viel Spaß gemacht.
Zoe hat in diesem Band nicht nur damit zu kämpfen, dass sich ihr Freund Cyprian wenig ...

Auch dieser 6. Teil der Pferdeflüsterer Academy hat selbst mir als erwachsenem Pferdemädel wieder viel Spaß gemacht.
Zoe hat in diesem Band nicht nur damit zu kämpfen, dass sich ihr Freund Cyprian wenig um sie, sondern vor allem um sein traumatisiertes Pferd kümmert. Auch ein geheimnisvoller Eindringling treibt auf Snowfields sein Unwesen, und er scheint es ausgerechnet auf die hochtragende Stute Calypso der strengen Lehrerin Ms. de Cesco bzw. auf das Fohlen abgesehen zu haben. Eine große Herausforderung für Zoe und ihre Freundinnen. Hat vielleicht der eigens für Calypso engagierte Tierarzt etwas mit den Vorgängen zu schaffen?

Erneut punktet die Reihe mit authentischem Pferdewissen und einem Plädoyer für pferdegerechten Umgang, der die Pferde nicht als Sportgeräte, sondern als Mitlebewesen begreift. Zoe und ihre Clique sind einfach nur sympathisch und man freut sich wirklich mit ihnen, wenn sie ihre Abenteuer zum Wohle aller erfolgreich meistern. Das Buch ist wie alle Teile der Serie wieder wunderschön aufgemacht und sofort als Teil der Reihe erkennbar. Babd 7 kann kommen!

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