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Veröffentlicht am 13.11.2020

Raider Waite ganz modern

Modern Witch Tarot (Deutsch)
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Das klassische Raider Waite Tarot wird hier auf sehr ansprechende Weise neu interpretiert. Ausgerechnet mit diesem wohl bekanntesten Tarot Deck bin ich nie richtig warm geworden. Hier kommt es aber sehr ...

Das klassische Raider Waite Tarot wird hier auf sehr ansprechende Weise neu interpretiert. Ausgerechnet mit diesem wohl bekanntesten Tarot Deck bin ich nie richtig warm geworden. Hier kommt es aber sehr modern, in fröhlichen Komplementärfarben daher - zudem noch mit einem überraschenen Twist. Die bekannten Großen Arkana wie der Narr, der Hohepriester, der Eremit, der Gehängte sind hier alles Frauen. Sie heißen daher auch folgerichtig Närrin, Hohepriesterin, Eremitin usw. Außerdem wurde sich hier zum Ziel gesetzt, auch Menschen anzusprechen, die früher nicht überall gesellschaftlich gleich anerkannt waren. Das Tarot richtet sich daher ausdrücklich an alle Menschen egal welcher Hautfarbe, welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung, weswegen die Magierin hier auch nicht von weißer Hautfarbe ist.

Stolz zeigt sie sich auf dem mitgelieferten hochwertigen Kästchen, das sich durch einen hochwertigen Magnetverschluss auszeichnet. Zusammen mit dem Booklet ein wirklich hochwertiges Set.

Sehr gut gefallen mir die türkisen Rückseiten der Karten, die vor Tarotsymbolen geradezu strotzen.

Der Begriff Witch wird hier frei und sehr modern interpetiert, vor allem im Sinne einer modernen, unabhängigen Frau. Der naturreligiöse, mystische Hexenbegriff wird dagegen weniger betont als in anderen Hexentarot Decks.

Ich werde das Deck sicher immer wieder zur Hand nehmen. Da jetzt aber die dunklere Jahreszeit beginnt, sprechen mich momentan etwas düstere, magischere Decks stärker an, wie zum Beispiel das traumhafte Raben Tarot aus demselben Verlag, das ich in der Buchhandlung schon oft in der Hand hatte.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Schneekönig

Splitter aus Silber und Eis
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Mein Lieblingsmärchen war schon immer "Die Schneekönigin" von Andersen, und so hat mich auch diese Story angezogen. Umso besser, dass Prinzessin Veris aus den Frühlingslanden hier das verfluchte, zu Eis ...

Mein Lieblingsmärchen war schon immer "Die Schneekönigin" von Andersen, und so hat mich auch diese Story angezogen. Umso besser, dass Prinzessin Veris aus den Frühlingslanden hier das verfluchte, zu Eis erstarrte Herz des elbischen Winterprinzen zum Schmelzen bringen muss. Jedes Jahr müssen die Menschen ihm ein Mädchen schicken, um ihr Land vor seinen Eissplittern zu schützen.

Dass Veris in mehrfacher Hinsicht eine ungewöhnliche Prinzessin ist, muss Prinz Nevan bald erfahren. Nicht nur in sarkastischem Wottwitzist sie ihm durchaus gewachsen. Und so hat mir das Buch viel Spaß gemacht, auch wenn es sich hier eigentlich um Ronantasy handelt, bei der es nun mal typisch ist, dass der Plot um das potentielle Paar herumkonstruiert wird. Aber es gibt genug Elemente märchenhafter Fantasy und ein wunderbar winterliches Setting, um auch mich zufriedenzustelllen. Auch die überraschenden Wendungen in der Handlung konnten mich überzeugen, so dass der Roman aus der üblichen Romantasykost herausragt.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Sturmzeit

Die Vögel singen auch bei Regen
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Schonungslos ehrlich schreibt Kea von Garnier über ihre schon seit der Kindheit bestehenden, verschiedenen psychischen Erkrankungen. Obwohl ich sehr viel über Psychologie lese, hatte ich von manchen bisher ...

Schonungslos ehrlich schreibt Kea von Garnier über ihre schon seit der Kindheit bestehenden, verschiedenen psychischen Erkrankungen. Obwohl ich sehr viel über Psychologie lese, hatte ich von manchen bisher noch gar nichts gehört. Dass die Autorin sehr sprachbegabt ist, macht den Bericht manches Mal zu einem Genuss. Dennoch muss man sagen, dass es sich um absolut keine leichte Kost handelt, die manchen Leser vielleicht sogar tief hinunterzuziehen vermag. So sind denn auch manche Kapitel sogar mit einer Triggerwarnung versehen, denn selbstverletztendes Verhalten und suizidale Tendenzen werden nicht ausgespart.

Zu lange versucht Kea, ihr Glück bei verschiedenen Männern zu finden. Das geht bis hin zur psychischen Abhängigkeit. Diese Szenen waren für mich am schwersten zu lesen, weil ich dazu keinen Zugang gefunden habe.

Keas Beeinträchtigung durch ihre Leiden gehen so weit, dass sie im Grunde kein regelmäßiges Berufsleben führen kann. Immer wieder weist sie sich selbst in stationäre Kliniken ein. Dabei fand ich es bemerkenswert, dass ihre wechselnden Therapeuten durchweg einen kompetenten, klugen Eindruck machen und in der Lage sind, hilfreich zur Seite zu stehen. Dies deckt sich nicht mit dem, was ich früher aus meinem Bekannten- oder Freundeskreis gehört habe und mich schon manches Mal hat innerlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. Eventuell ist die Qualität hier tatsächlich erfreulicher geworden.

Das Buch hat mich durchweg gefesselt. Nur zum Ende hin hatte ich etwas Mühe, Keas krankheitsbedingt stets um sich selbst Kreisen voll zu würdigen. Dass sie dagegen zurück zum Schreiben findet und sogar an einer renommierten Schule für kreatives Schreiben angenommen wird, lässt für die Zukunft hoffen.

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Viele Denkanstöße

Connect me - verbunden mit mir selbst
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Wer bin ich, wenn ich niemand mehr sein muss," dieser Frage widmet sich die Autorin und Diplom-Psychologin Jasmin Schott Carvalheiro in ihrem Buch "Connect me". Sich mit sich selbst wieder verbundenener ...

Wer bin ich, wenn ich niemand mehr sein muss," dieser Frage widmet sich die Autorin und Diplom-Psychologin Jasmin Schott Carvalheiro in ihrem Buch "Connect me". Sich mit sich selbst wieder verbundenener zu fühlen, anstatt sich zugunsten der Umwelt zu verbiegen oder, wie es hier heißt, einfach aus der Performance-Falle auszusteigen.

Die Autorin schafft Verbundenheit, indem sie von ihren eigenen Problemen berichtet und den Leser direkt adressiert. Leider wird aber durch die Flut englischer Begriffe auch gleich wieder Distanz aufgebaut. So ging es zumindest mir, obwohl ich das Englische liebe und sehr gut beherrsche. Aber muss einer der Schritte ihres Programms wirklich z.B. growing statt wachsen heißen? Der deutsche Begriff löst bei mir sofort Assoziationen eines üppig wuchernden Urwaldes aus, der englische bleibt für mich steril. Vielleicht lag es daran, dass ich zwar einige Aha-Erlebnisse während des Lebens hatte und über manche Sätze wirklich ins Reflektieren kam, aber trotzdem an der selben Stelle zunächst stocke wie bei thematisch ähnlichen Büchern: Im Kopf ist mir vieles klar, nur mit der täglichen Umsetzung stockt es dann.

Wirklich angenehm fand ich, mit wieviel Fachkompetenz die Autorin schreibt und dennoch anschaulich bleibt. Für mich hätten es gut und gern noch viel mehr Übungen und Meditationen sein können, um mich auf dem Weg zu mir weiter voran zu bringen.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Der Weg des Windes

Das Wörterbuch des Windes
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Nina Blazon gehört schon lange zu meinen Lieblingsautorinnen. Es freut mich, dass sie sich nach "Liebten wir" nun erneut Island, der wunderbaren Insel aus Feuer und Eis widmet. Mehr Islandflair als im ...

Nina Blazon gehört schon lange zu meinen Lieblingsautorinnen. Es freut mich, dass sie sich nach "Liebten wir" nun erneut Island, der wunderbaren Insel aus Feuer und Eis widmet. Mehr Islandflair als im vorliegenden Roman geht fast nicht.
Es sollte eine Versöhnungsreise werden. Doch ausgerechnet mitten in der isländischen Wildnis muss Bankerin Swea erfahren, dass Eheman Henrik, ein bekannter Künstler, sie erneut betrügt. Kurzerhand lässt sie ihn stehen und rast mit dem Mietwagen davon. Leider endet ihre Fahrt im Straßengraben. Einar, ein isländischer Lehrer, der kürzlich aus Deutschland in seine Heimat zurückgekehrt ist, sammelt sie auf. Aufgenommen in seinem Haus lernt sie nicht nur den schweigsamen Einar, sondern auch dessen Untermieter Jón und Islandstute Houdini näher kennen. Doch ähnlich wie Swea scheinen alle Bewohner des malerischen Sommerhauses eine schwere, geheimnisvolle Vergangenheit mit sich zu tragen. Und gibt es dort tatsächlich nur Lebende, oder verbergen sich hinter verschlossenen Türen noch viel größere Geheimnisse?
Mit ihrem beinahe poetischen, bildhaften Stil hat mich Nina Blazon wie immer verzaubert. Etwas gestört hat mich diesmal, dass Haupt-Ich-Erzählerin Swea an wenigen Stellen unvermutet von Einar mitten im Kapitel ohne weitere Kennzeichnung abgelöst wird. Ich bin immer noch Fan des alten Schriftsteller-Grundsatzes, die Perspektive nicht mitten im Kapitel zu wechseln. Zudem ist Sweas Geschichte so lebensprall, dass ich Einar nicht unbedingt gebraucht hätte. Oft war ich fast sprachlos, wie sehr sich Swea, eigentlich selbst ambitionierte Künstlerin, für ihre Familie und ihren Mann aufgegeben hatte. Insofern ist sie mir etwas fremd geblieben. Umso faszinierter war ich aber, Swea dabei zu folgen, wie sie versucht, Stück für Stück zu werden wie der Wind - ebenso ungebunden und flexibel wie er. Und am liebsten hätte ich sofort mein Köfferchen gepackt, um Island selbst zu bereisen. Bitte noch mehr davon!

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