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Veröffentlicht am 02.09.2020

Ein wichtiger, monumentaler und sehr politischer Roman

Exodus
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Inhalt:
In diesem monumentalen Roman, der sich eng an den historischen Ereignissen rund um die Gründung des Staates Israels orientiert, werden die Schicksale verschiedener Menschen ins Zentrum gerückt. ...

Inhalt:
In diesem monumentalen Roman, der sich eng an den historischen Ereignissen rund um die Gründung des Staates Israels orientiert, werden die Schicksale verschiedener Menschen ins Zentrum gerückt. Alle diese Menschen sind fiktive, aber teilweise an historische Personen angelehnte Figuren, welche ihren Teil zur Gründung Israels beitragen, respektive den Geschehnissen kritisch gegenüberstehen.
Detaillierte Schilderungen der gekämpften Schlachten und Kriege, aber auch der generellen Geschichte des Judentums und der Vorgeschichte der im Buch behandelten Ereignisse sind nichts für schwache Nerven, aber auch sehr spannend, informativ und bewegend erzählt.
Alles beginnt mit dem Schiff "Exodus", welches 1947 rund 4'000 jüdische Flüchtingskinder nach Palästina bringen möchte und dann nimmt eine unfassbare Entwicklung ihren Lauf...

Die Aufmachung:
Diese Geschichte ist wirklich in jedem einzelnen Bereich gross angelegt. Enorm viele Menschen, unzählige Handlungsorte und historische Meilensteine sorgen für eine riesige Anzahl zu verarbeitender Informationen. Die dicht beschriebenen Seiten und langen Kapitel tragen dabei nicht unbedingt zum besseren, flüssigeren Lesen bei. Von diesem Roman wünsche ich mir deshalb eine Neuauflage - vielleicht sogar als schönes Hardcover - die nicht nur ein paar Seiten mehr hat, damit der Text besser verteilt werden kann, sondern auch einen grösseren Anhang, in dem sich ein Personenverzeichnis, einige Karten und eine Zeittafel, aber auch ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis finden.

Meine Meinung:
Nichtsdestotrotz ist es mir mehr oder weniger gelungen, den Überblick zu behalten. Anfangs werden die wichtigsten Figuren vorgestellt, man erfährt beispielsweise die persönliche Geschichte der Krankenschwester Katherine (Kitty) Fremont, welche eigentlich nichts mit der Exodus zu tun haben wollte, sich aber vom Schicksal der jungen Karen, einem der Kinder auf der "Exodus" und ihrer späteren Assistentin, berühren lässt und fortan eine der tragenden Figuren der Handlung wird. Aber auch der junge Ari ben Kanaan, der für seinen Traum der Unabhängigkeit bereit ist, die grössten Opfer zu erbringen oder der britische Militäroffizier Bruce Sutherland, der zwar Sympathien für die Juden hat, seine militärischen Pflichten aber ausführen muss und möchte oder Dove Landau, welcher den Holocaust im Warschauer Ghetto und das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hat, werden stets in die Handlung eingeflochten. Genau diese Geschichten rund um die Hauptfiguren herum haben mich oft tief berührt und das Buch noch authentischer wirken lassen. So konnten über zahlreiche Längen, welche durch das detaillierte Schildern der einzelnen Scharmützel entstehen, die oft sehr anstrengend zu lesen sind, hinweggetröstet werden. Und auch wenn dieses Buch nicht alle historischen Begebenheiten wiedergibt und wohl heute auch nicht mehr so geschrieben werden dürfte (Stichwort: politische Korrektheit), ist "Exodus" eines der bisher besten und umfassendsten Bücher rund um die Gründung Israels und die vorhergehenden Ereignisse, sowie darauffolgenden Konflikte und Kriege, die ich je gelesen habe. Besonders gut hat mir die kritische Haltung gegenüber den britischen Mächten, welche stets ihre eigenen Interessen über die Interessen der Zivilbevölkerung gestellt haben und auch die Benennung der Verfehlungen sowohl der Araber als auch der Juden aber auch der umliegenden Staaten und europäischen Ländern sehr gut gefallen und es erstaunt wohl nicht, dass dieses Buch wohl gerade deshalb in einigen Ländern des Ostblocks und der damaligen DDR auf dem Index der staatlichen Zensurbehörde gelistet war.

Meine Empfehlung:
Dieses im Jahr 1958 erschienene Buch ist manchmal anstrengend und definitiv keine leichte Kost. Es verlangt volle Konzentration, bietet aber einen enormen Mehrwert, sensibilisiert für die Geschichte einer ganzen Region, in der es immer noch zahlreiche Konflikte gibt, welche in unseren Nachrichten aber auch in der Schule nur gestreift werden und lädt zum weiteren Nachforschen und vor allem auch Nachdenken ein. Dieses Buch ist fesselnd, berührend, umfangreich und informativ, was über die kleinen Kritikpunkte hinwegsehen lässt und von mir gibt es für "Exodus" und seine wichtige, kritische und politische Botschaft eine herzliche Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Leider wurde hier einiges an Potenzial verschwendet...

Vielleicht auf einem anderen Stern
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Inhalt:

Maddy und ihre Mutter Eve leben gemeinsam mit Eves Freund ein beschauliches Leben. bis Maddy schwer erkrankt. Weil sie ihre Herkunft ergründen will, bevor es vielleicht zu spät ist, versucht sie, ...

Inhalt:

Maddy und ihre Mutter Eve leben gemeinsam mit Eves Freund ein beschauliches Leben. bis Maddy schwer erkrankt. Weil sie ihre Herkunft ergründen will, bevor es vielleicht zu spät ist, versucht sie, ihren Vater ausfindig zu machen. Wie kann es sein, dass Eve ihr diesen wichtigen Part ihres Lebens stets vorenthalten hat? Und was wird sich in der kleinen Familie verändern, wenn Maddys Krankheit voranschreitet?



Meine Meinung:

Der Schreibstil von "Vielleicht auf einem anderen Stern" hat mir sehr gut gefallen. Flüssig, immer mal wieder nachdenklich, aber auch amüsant erzählt Karen Raney nämlich sowohl aus der Sicht von Maddy als auch aus der Sicht ihrer Mutter Eve aus einem von einer schweren Erkrankung geprägten Leben. Vor allem Maddy habe ich dabei in mein Herz geschlossen und die vielen Fragen, welche sich die junge Frau stellt, aber auch ihren Aktivismus, ihre Ängste, Sorgen und ihre Leidenschaft für die Kunst und die Musik haben mich sehr berührt.

Plötzlich aber verschwindet Maddy aus der Erzählung und es geht nur noch um Eve. Eve, welche es irgendwie nicht auf die Reihe gekriegt hat, sich damals mit Maddys Vater zu arrangieren. Missverständnisse in einer Beziehung können natürlich immer auftauchen, aber dass man sich missversteht, wenn es um eine Schwangerschaft und eine mögliche Abtreibung, respektive das Behalten des Babys geht, kann ich nicht nachvollziehen.

Auch hat mir gefehlt, dass Maddy und Eve, die scheinbar so eine grandiose Beziehung zueinander zu haben scheinen, sich kein einziges Mal richtig miteinander unterhalten haben. Beide hatten stets das Gefühl, der jeweils anderen zur Last zu fallen und blieben dabei mit ihren eigenen Sorgen alleine. Wie schräg ist das denn?

Schlimmer wird es nur noch, als Maddys Vater ins Spiel kommt. Das Buch ist per se schon nicht wirklich frauenfreundlich. Aber mit den Ansichten über Frauen, die gefälligst bei ihren Kindern zu bleiben haben, hat Maddys Vater Antonio das Fass dann definitiv zum Überlaufen gebracht (und Eve widerspricht nicht)...



Aber von der Handlung her...
Was will uns dieses Buch sagen? Berührt hat es mich leider abgesehen von Maddys Gedankengängen gar nicht und eigentlich hätte "Vielleicht auf einem anderen Stern" (wie der Titel zur Handlung passt, habe ich übrigens immer noch nicht herausgefunden) ein tolles Jugendbuch sein können. Ein Buch über Maddy und ihren ersten Freund Sam, die gemeinsam versuchen, ihre junge Liebe zu leben, ohne sich von durch Maddys Krankheit geprägtem Alltag einschüchtern zu lassen. Aber nach der Lektüre dieser fast 500 Seiten bin ich auf dem gleichen Stand wie vorher. Weder habe ich Eve und ihre egoistische, weinerliche Art, noch ihre spezielle Nachbarin Norma oder Maddys Vater Antonio greifen können und Maddy, die irgendwann nicht mehr Teil der Geschichte ist - obwohl genau die Szenen um diese mutige, kreative und kluge junge Frau so faszinierend geschrieben waren - verschwindet komplett im Hintergrund, während die verbliebenen Figuren sich ihren bedeutungsloses Existenzen hingeben.


Mein Fazit:

Ja, sprachlich hat es dieses Buch in sich. Einige Wendungen haben mich tief berührt und die Schilderungen aus der Sicht der schwer erkrankten Maddy haben mir den Atem geraubt. Aber alles andere ist leider von egozentrischen, flachen Figuren geprägt und nicht nur komplett nichtssagend, sondern auch ermüdend. Schade, das wäre ein fantastisches Jugendbuch geworden oder - wenn die Protagonistinnen auch nur einmal offen miteinander gesprochen hätten - zu einem spannenden und bewegenden Familienroman.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Ein bewegender Epochenroman und eine Hymne an die Liebe und das Leben

Zaïda
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Inhalt:

Zaïda De Vico wird 1859 im Süden Englands geboren. Sie ist jung und unbeschwert und gerade dabei, sich von ihrer konservativen Mutter zu lösen, die Zaïda in die gute Gesellschaft einführen und ...

Inhalt:

Zaïda De Vico wird 1859 im Süden Englands geboren. Sie ist jung und unbeschwert und gerade dabei, sich von ihrer konservativen Mutter zu lösen, die Zaïda in die gute Gesellschaft einführen und reich verheiraten will. Auf dem Weg zur Schneiderin, welche ihr ein Ballkleid nähen soll, verunfallt die Kutsche und die junge Dame macht sich alleine auf, um im nächsten Ort Hilfe zu holen. Ein junger Maler, ein plötzlicher Sturzregen und das Verpassen eines Zuges führen dazu, dass sich Zaïdas Leben von einer Sekunde auf die andere verändert. Innerhalb weniger Wochen ist sie verlobt und verheiratet und nach einigen Jahren gelingt ihr, wovon andere Frauen dieser Zeit nur zu träumen wagen: sie beginnt, in Zürich Medizin zu studieren und als Ärztin zu praktizieren. Zwischen persönlichen Tragödien, zwei Welt- und einigen Bürgerkriegen und stets gegen die patriarchischen Windmühlen der Zeit und den Faschismus ankämpfend, lebt Zaïda das Leben einer selbstbestimmten, grossherzigen und mutigen Frau.



Meine Meinung:

Von der ersten Sekunde an war ich von diesem Buch gefesselt und konnte kaum glauben, dass die Hauptfiguren alle der Fantasie der Autorin entsprungen sind. Darum herum baut Anne Cuneo ein authentisches und akribisch recherchiertes Zeitgebilde, das die historischen Gegebenheiten gekonnt mit den fiktiven Figuren verwebt und so eine atemberaubende Erzählung schafft, die mich bis ins Herz getroffen hat. Vor allem die ersten dreihundert Seiten haben mich lachen und weinen, mitfiebern, mitfühlen und hoffen lassen. Nach einer kleinen Länge in der Mitte, hat die Geschichte gegen Ende noch einmal Fahrt aufgenommen und sich mit jedem Kapitel weiter an die Gegenwart angenähert. Auch wenn mir die junge, unbeschwerte und von der Liebe zum Maler Basil Tatley lebenden Zaïda am sympathischsten war, hat mir auch die vom Leben gezeichnete und trotzdem vor Kraft strotzende Protagonistin zu einem späteren Zeitpunkt ihres Lebens stark imponiert.


Sprache:

Dieses Buch beginnt mit einem Prolog, in dem die Urgrossenkelin von Zaïda deren Memoiren findet und sich diesen Tagebucheinträgen und Notizen annimmt. Ab dann lesen wir die Geschichte chronologisch aus Zaïdas Perspektive erzählt und nehmen so an ihrem Leben teil. Kraftvoll und fesselnd schreibt Anne Cuneo vom grössen Glück, aber auch vom grössten Schmerz, den Menschen erleben können. Dies gelingt auf eine eindringliche Art, die bis tief ins Innerste berührt und mit Worten, die überwältigende Bilder und einen Sog erzeugen, dem man sich nicht mehr entziehen kann.


Meine Urgrossmutter hiess Zaïda. - "Das heisst die Glückreiche oder die Vielgeliebte, und kommt aus dem Arabischen", sagte sie manchmal nicht ohne Stolz ob der Herkunft ihres Namens. "In einer Rossini.Oper gibt es sogar eine Rolle mit meinem Namen." - Als ich noch ein Kind war, wusste ich nicht, dass sie meine Urgrossmutter war. Sie war einfach eine sehr nette Dame, eine Tante. alle nannten sie Zia Zaïda (Tante Zaïda). Ich auch.

Zaïda - Anne Cuneo, S. 7


Meine Empfehlung:

Dieser Roman ist eine gewaltige Familienchronik und zugleich eine Ode an die Liebe und das Leben der Grossmeisterin Anne Cuneo, welche mit dieser fesselnden Geschichte eine starke, emanzipierte Frau ins Zentrum stellt und feinfühlig den Balanceakt zwischen brillant recherchiertem historischen Hintergrund und fiktiver Erzählung bewältigt.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Fesselnd, derb und unterhaltsam

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
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Inhalt:
Henry Chinasky ist still, einsam und lässt sich von niemandem etwas sagen. Seine Eltern sind arm, wollen aber gerne reich sein und benehmen sich deshalb so, wie sie denken, dass sich reiche Menschen ...

Inhalt:
Henry Chinasky ist still, einsam und lässt sich von niemandem etwas sagen. Seine Eltern sind arm, wollen aber gerne reich sein und benehmen sich deshalb so, wie sie denken, dass sich reiche Menschen benehmen sollten. Kinder sind da, um den Mund zu halten und später eine gute Ausbildung zu machen und arbeiten zu gehen. Also bleibt Henry still, lässt aber auf dem Schulhof seine Fäuste sprechen. Er scheint komische Kauze anzuziehen und umgibt sich aus Mitleid mit dem einarmigen Red oder dem bald kahlen Baldy. Mit Red wird er besser im Football, mit Baldy schafft er es bis ins Studium und die Kämpfe seiner Freunde ficht er auch gleich noch für sie mit aus.

Meine Meinung:
Heute vor hundert Jahren wurde Charles Bukowski geboren und nach einigen Seiten in "Das Schlimmste kommt noch", die ich ihm zu Ehren heute lesen wollte, inhalierte ich das Buch in wenigen Stunden komplett. Die rauhe, derbe, aber auch urkomische Sprache kannte ich schon von "Den Göttern kommt das grosse Kotzen" und "Opfer der Telefonitis", die Fixiertheit auf den jugendlichen Sexualtrieb, die Probleme mit extremster Akne und die Gewalterfahrungen innerhalb der Familie, aber auch die unendlich schrägen Situationen mit dem Vater und Chinaskys Mitschülern, machen dieses Buch zu einer unterhaltsamen, kritischen und fesselnden Erzählung.

Sprache:
Gewohnt ungeschönt - direkt aus der Gosse und mitten ins Herz - beschreibt Bukowski die Kindheit und Jugend seines Ich-Erzählers und alter Ego Chinasky und spart dabei nicht an detaillierten Beschreibungen der Ausschweifungen, Exzesse, des Scheiterns und Suchens seines Anti-Helden. Nur gegen Ende wird die Erzählung ein wenig zäh, bevor sie am Schluss noch einmal gewaltig aufrüttelt und leider kommen die Szenen rund um das Schreiben ein wenig zu kurz. Nichtsdestotrotz rast die Handlung, die eigentlich wie eine atemlose Aneinanderreihung von Ereignissen scheint, nur so dahin und macht Lust auf mehr.
Besonders spannend: die Sprache hat mich sehr stark an eine derbere Form von Hemingway erinnert, was sicher damit zusammenhängen könnte, dass Hemingway eines von Bukowskis grössten Vorbildern war, wie sich im Verlauf der Lektüre herausstellt.

Meine Empfehlung:
Greift doch wieder einmal zu einem guten alten Bukowski, gönnt euch ein Weinchen dazu und erfreut euch eures täglichen Glücks, das anderen ein Leben lang verwehrt bleibt.

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Unterhaltsam, packend, intelligent

Der Fall des Lemming
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Inhalt:

Ein Lehrermord zieht ja schon genug Aufmerksamkeit auf sich. Dass das Opfer zum Zeitpunkt der Tat aber eigentlich von einem Privatdetektiv überwacht werden sollte und dass dieser Privatdetektiv ...

Inhalt:

Ein Lehrermord zieht ja schon genug Aufmerksamkeit auf sich. Dass das Opfer zum Zeitpunkt der Tat aber eigentlich von einem Privatdetektiv überwacht werden sollte und dass dieser Privatdetektiv niemand geringeres als der ehemalige Mordkommissar Leopold Wallisch mit dem Spitznamen "Lemming" ist, macht die Angelegenheit schon viel komplizierter. Zumal Lemming nun alles daran setzt, den Fall vor der Polizei zu lösen und dabei nicht nur heimlich ermitteln, sondern auch noch die unangenehme Vergangenheit einer ganzen Schulklasse in Erfahrung bringen muss. Wo Gewalt, Angst und Erniedrigung herrschten, finden sich schnell viele Menschen mit einem Motiv. Um so auffälliger ist es daher, dass die meisten dieser ehemaligen Schüler des Opfers aus diversen Gründen nicht mehr Leben oder vom Erdboden verschwunden sind...



Meine Meinung:

Endlich wieder einmal habe ich einen durch und durch intelligenten, unterhaltsamen und spannenden Krimi lesen dürfen und bereue es nun schon, dass ich den vierten Band der Reihe, der ebenfalls gebraucht im Brockenhaus zu finden war, nicht auch in meinen Einkaufskorb gepackt habe. Vielleicht ist er ja bei meinem nächsten Einkauf noch dort? Auf jeden Fall habe ich entschieden, die weiteren Bände der Reihe nach und nach bei mir einziehen zu lassen und freue mich schon darauf.

Besonders angetan hat es mir natürlich der Ermittler dieses Krimis, der aber kein Kommissar mehr ist - nach einer doch eher fragwürdigen und sehr feuchtfröhlichen Aktion ist er nämlich aus der Mordkommission entlassen worden - der aber als Privatdetektiv und ehemaliger Polizist die Methoden und Marotten der Polizei in- und auswendig kennt. Mit viel Wiener Lokalkolorit, der sich auch in der Sprache zeigt, Humor, Feinsinn und diversen skurrilen Fügungen und Dialogen hat dieser Krimi alles, was er braucht und noch mehr. Anders als einige Regionalkrimis, die mich doch auch manchmal enttäuscht haben, wirkt "Der Fall des Lemming" nie plump, ganz im Gegenteil. Sehr einfühlsam werden zum Beispiel die Erinnerungen eines jüdischen Arztes an die Gefangenschaft im zweiten Weltkrieg eingeflochten oder äusserst packend wird der Strudel aus Gewalt und Mobbing beschrieben, der unter Schülern herrschen kann. So klingen stets auch leise, kritische Töne an, welche meiner Meinung nach zur ganz grossen Stärke dieses Krimis gehören und für Auflockerung sorgt dann zum Glück immer wieder der kalbsgrosse Leonberger Castro, der versehentlich als Drogenschmuggler fungiert und kurzfristig zu Lemmings vierbeinigem Begleiter wird.



Meine Empfehlung:

"Der Fall des Lemming" ist ein packender, unterhaltsamer, rasanter und intelligenter Auftakt einer Krimireihe. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung.

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