Profilbild von Samtpfote

Samtpfote

Lesejury Star
offline

Samtpfote ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Samtpfote über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2020

Packend, beklemmend

Kein Teil der Welt
0

Meine Meinung:

Nachdem ich etwa zwanzig Seiten lang nicht genau wusste, wie ich die Geschichte einordnen sollte und auch ein wenig irritiert war, weil ich so mitten im Geschehen landete und keinerlei ...

Meine Meinung:

Nachdem ich etwa zwanzig Seiten lang nicht genau wusste, wie ich die Geschichte einordnen sollte und auch ein wenig irritiert war, weil ich so mitten im Geschehen landete und keinerlei Bezug zu Ort und Zeit hatte - ihr wisst ja, Klappentexte lese ich in der Regel nicht, hier würde ich es aber wirklich empfehlen, weil diese Umstände ansonsten erst nach und nach klar werden, obwohl es meiner Meinung nach wichtig ist, sie zu kennen - zog mich Stefanie de Velasco mit bildhaften, passend gewählten Worten, einer bewegenden Geschichte, zwei starken, jungen Protagonistinnen und weiteren, facettenreichen Figuren in ihren Bann. Dabei geschieht eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Machenschaften und Strategien einer solchen Glaubensgemeinschaft, die auch aufzeigt, wie schwer es Mitgliedern - und dabei vor allem Kindern und Jugendlichen, die bereits in diese Strukturen hineingeboren worden sind - gemacht wird, die sich aus dem emotionalen Gefängnis und der menschgemachten Abhängigkeit dieser Gemeinschaft lösen wollen. Wir erleben ausserdem, wie mit Menschen umgegangen wird, welche hinterfragen und mit Menschenverstand argumentieren, welche damit anecken und gegen herrschende Hierarchien aufbegehren.


Sprache:

Stefanie de Velasco schreibt unendlich wortstark und weiss genau, wovon sie erzählt, hat sie doch auch einen Teil ihrer Kindheit und Jugend bei den Zeugen Jehovas verbracht und den Ausstieg aus dieser toxischen Gemeinschaft geschafft. Ihre Schilderungen sind beklemmend und regen zum Nachdenken an und gleichzeitig ist es mir teilweise sogar gelungen, mich in beide Seiten einzufühlen und - zumindest ganz wenig - zu verstehen, wie solche Sekten funktionieren, wie Menschen "gefischt" werden und was die Beweggründe dahinter sein können. Wie wir alle wissen, dass der Glaube an einen Gott, eine Religion, eine gewisse Spiritualität Halt geben kann und das darf auch so sein und ist sicher sogar gut. "Kein Teil der Welt" regt dazu an, zwischen einem positiven, stärkenden Glauben und einer toxischen, unterdrückenden Gemeinschaft zu unterscheiden, was ich persönlich sehr wichtig finde. Die Beschreibung von Esther und ihrer besten Freundin Sulamith, sowie von den vielen Beziehungen (zu den Eltern, Geschwistern, Lehrpersonen, Freund*innen) möchte ich besonders hervorheben, weil die berührend und sehr vielschichtig gestaltet sind und viel zur Stimmung im Buch beitragen.


Meine Empfehlung:

Nach wenigen Seiten hat mich dieses Buch in seinen Bann gezogen, berührt und schockiert. Dies lag an der grandiosen, bildhaften Sprache und der bewegenden Verknüpfung von autobiografischen Erfahrungen und gekonnten Charakterstudien. "Kein Teil der Welt" ist genau deswegen ein sehr, sehr lesenswertes Buch, das ich euch allen herzlich empfehlen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2020

Bitte nicht lesen

Rouven
0

Ein Kind zu vernachlässigen ist auch eine Vergewaltigung!
Dieser Leitsatz prägt den Erstlingsroman von Robert Stephan Bolli und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Erzählung. Rouven, ein ganz normaler ...

Ein Kind zu vernachlässigen ist auch eine Vergewaltigung!
Dieser Leitsatz prägt den Erstlingsroman von Robert Stephan Bolli und zieht sich wie ein roter Faden durch seine Erzählung. Rouven, ein ganz normaler vierzehnjähriger Junge, wird aus einem Pfadfinderlager entführt. Eine Woche lang erleidet er schlimmste Folter und Misshandlungen auf perversester Art, bis ihm die Flucht gelingt. Wieder in Freiheit und zutiefst enttäuscht von den Erwachsenen, beschließt er, die Rückkehr in seine Heimat selbst in die Hand zu nehmen. Die härteste Bewährungsprobe für Rouven wird die Abenteuertrekkingtour zu Fuß, ohne Geld und ganz auf sich gestellt über die Alpen.
Der Autor weiß, wovon er schreibt. Als vermutlich an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
Leidender, aber nie Therapierter kennt er nur allzu gut die täglichen Spötteleien in der Schule, Mobbing am Arbeitsplatz und muss sich in seinem Leben mehrheitlich als Einzelkämpfer durchschlagen. Rouven ist ein großartiger Abenteuerroman und zugleich eine Hymne auf die Freiheit, die Liebe und das Leben.

Meine Meinung:
Ich kann nur schwer in (druckreife) Worte fassen, was ich von diesem Buch halte. Leider hat mich "Rouven" in keiner Art und Weise überzeugt, im Gegenteil. Noch selten habe ich ein Buch so widerwillig gelesen.
Aber ich muss ganz von vorne erklären, was mein Problem mit "Rouven" ist. Als erstes einmal habe ich Mühe damit, dass ein Mann, der nur vermutlich ADHS (also nicht einmal eine Diagnose) hat, so darüber schreibt, als wäre sein Leben mit ADHS und wegen ADHS verwirkt gewesen. Erstens einmal wird diese Diagnose heutzutage so häufig wie nie zuvor gestellt und ich denke nicht, dass alle betroffenen Jugendliche und Kinder gemobbt werden und Einzelgänger sind und zweitens hat ADHS überhaupt rein gar nichts mit der Handlung von "Rouven" zu tun, auch wenn uns dies der Autor in seinem Vorwort suggerieren will. Ich mag es wirklich nicht, wenn sich jemand so sehr als Opfer darstellt, Zusammenhänge aufzeigt, die gar nicht existieren und dabei eine Leidensmiene aufsetzt.

Nun zur Handlung. Eigentlich eine ganz gute Idee: ein Junge wird aus einem Pfadfinderlager entführt, ihm gelingt die Flucht und er muss sich auf einen weiten und beschwerlichen Weg durch Italien und die Schweiz machen. Dabei beweist er dem Leser, wie stark und mutig er ist und schafft es sicher auch, andere Kinder und Jugenliche zu motivieren und ihnen vielleicht zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen (der eigentliche Sinn des Buches).
Aber, die Handlung wird noch ein wenig ergänzt: der Junge wird nicht einfach von irgendwem entführt, sondern von Pädophilen und diese misshandeln ihn auf bestialische Art und Weise (was natürlich im Detail geschildert wird), der Junge entdeckt trotz der rohen Gewalt und den Erniedrigungen die Lust in sich und die Freude an der körperliche Liebe und schläft auf seiner Flucht mit der erstbesten Frau, die er trifft. Die "Liebespraktiken" hat er bereits während seiner Gefangenschaft gelernt und er sieht nun auch die Vorteile des Erlebten. Dies ist meiner Meinung nach ein Schlag ins Gesicht jedes Missbrauchsopfers, welches sein Leben lang mit den Folgen der Misshandlungen zu kämpfen hat und diese sicher nie geniessen konnte oder wollte. Aber es geht noch weiter, Rouven schläft mit weiteren Frauen, die er auf seinem weiten Weg antrifft.
Schuld an seiner langen Wanderung ist übrigens seine Mutter, diese habe ihn nämlich immer vernachlässigt und sich zu wenig für ihn interessiert und nun zahle er es ihr heim, indem er so lange wie möglich von zu Hause fernbleibe. Dass seine Mutter alleinerziehend, nach dem Tod des Vaters auch deprimiert und immer am Arbeiten ist, weil das Geld sonst nicht reicht, sieht Rouven (und auch der Autor) nicht ein. Und auch wenn man der Mutter gewisse Dinge vorwerfen kann, so entspricht die Ansicht, die Mutter habe ihn total vernachlässigt und er sei nur wegen ihr vereinsamt, lediglich der pubertären Fantasie des Protagonisten.
Auch dass Rouven kein einziges Mal die Polizei verständigt zeigt, wie unreif und egoistisch der Junge ist. Ganz viele andere Kinder werden die Gefangenschaft und die Misshandlungen wohl nicht überleben und Rouven denkt nur an seine Flucht und seine persönliche "Mission".
Er verliebt sich auch Hals über Kopf und es scheint tatsächlich die grosse Liebe zu sein, doch nachdem er sich von ihr verabschiedet hat, wird diese nur noch ein einziges Mal erwähnt.

Das Buch richtet sich an Jugendliche ab vierzehn Jahren, welche meiner Meinung nach dieses Buch nicht lesen sollten. Es enthält Schilderungen und Ideen, auf die kein normaler Mensche kommt und die ich meinen Kindern auch nie zumuten würde. Robert Stephan Bolli widmet das Buch übrigens seinen Söhnen. Hätte mein Vater dieses Buch veröffentlicht, hätte ich ernsthaft sein Sexualleben in Frage gestellt und mich zudem für ihn geschämt.
Ihr seht nun, was mein Problem ist und nun, da ich genug kritisiert habe, kann ich noch sagen, was mir wirklich gefallen hat. Die Beschreibungen der Wanderungen und die einzelnen Stationen auf Rouvens Weg sind toll, gut ausgearbeitet und recherchiert. Auch seine Art, Kleider und Nahrung zu beschaffen, gefällt mir sehr und ist literarisch sehr fantasievoll beschrieben. Der Schreibstil an sich ist mässig, aber nicht schlecht. Warum also diese perversen, abstrusen, unzusammenhängenden Schilderungen? Warum diese Opferhaltung ohne Kontext und dieses Verurteilen?

Fazit:
Ich habe vorher noch nie ein Buch weggeworfen, weil ich immer jemanden gefunden habe, der meine Bücher "erben" wollte. Dieses Buch aber habe ich weggeworfen, weil ich es niemandem zumuten kann.

Veröffentlicht am 14.04.2020

Ein starkes Buch über Mut, Liebe und Schmerz

Die Rosen von Montevideo
0

Inhalt:
Rosa soll einen viel älteren Mann heiraten, wogegen sie sich aber vehement zu wehren weiss. Nachdem sie aus ihrem Haus geflüchtet ist, wo ihre Familie sie eingesperrt hat, rennt sie dem jungen ...

Inhalt:
Rosa soll einen viel älteren Mann heiraten, wogegen sie sich aber vehement zu wehren weiss. Nachdem sie aus ihrem Haus geflüchtet ist, wo ihre Familie sie eingesperrt hat, rennt sie dem jungen und pflichtbewussten Albert in die Arme, welcher sie aus den Fängen einiger Männer rettet, die sie entführen und dann ihre Eltern um Geld erpressen wollen. Schnell stellt sich heraus, dass Rosa und Albert sich zueinander hingezogen fühlen und als sich Albert bei Rosas Vater vorstellt, um Geschäftsbeziehungen mit ihm zu knüpfen, schlägt Rosas Bruder ohne zu zögern Albert als Ehemann für Rosa vor. Diese willigt sofort ein, kann Albert doch nur besser sein, als ein alter und reicher Mann. So heiraten Rosa und Albert ziemlich überstürzt und machen sich noch am Abend der Hochzeit auf in Alberts Heimat. Von dort aus will er sich um die Geschäfte kümmern und schon bald wieder nach Montevideo reisen, umd dort weitere Verhandlungen abzuschliessen.
Aber es kommt alles anders als geplant. Als Rosa jung und verliebt mit Albert mitgeht, weiss sie noch nicht, dass sie ihre Heimat nie wieder sehen wird und dass die Gefühle zwischen ihnen schon bald erkalten oder ins Gegenteil umschlagen werden. Ausserdem wird Rosa in Deutschland nicht gerade sehr herzlich begrüsst und auch die Geburt ihrer Tochter verschafft ihr nicht das erhoffte Glück. Doch sie ist nicht die einzige Frau, die leidet und sich schliesslich ihrem Schicksal hingibt. Ihre Tochter und deren Cousine werden ihr Los teilen, sind aber noch kämpferischer veranlagt und versuchen gemeinsam, einen Ausweg zu finden, indem sie sich auf eine Reise nach Montevideo begeben.

Meine Meinung:
Die Rosen von Montevideo erinnerte mich teilweise sehr stark an Anna Karenina. Auch hier geht es um Frauenschicksale, um reiche Töchter und schöne junge Frauen, welche ihr Glück den Männern und deren Karriere opfern müssen und wollen und dabei zwischen Verzweiflung, Trotz, Wut und Einsamkeit auch noch ihr gesellschaftliches Leben pflegen müssen.
Dieses Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und fast jedes Mal, wenn ich aufschaute, hatte ich wieder hundert Seiten gelesen. Der fesselnde Schreibstil, die detaillierten Beschreibungen der Landschaften und der Umgebung, sowie die Charakterstudien der einzelnen Personen machen dieses Buch zu einem historischen Gesellschaftsroman voller Tiefe.
Rosas Verzweiflung, aber auch ihre ungestüme und herzliche Art machen sie zu einer Figur, welche sofort die Sympathie und auch das Mitgefühl des Lesers weckt. Das feine Band, welches sie mit Albert verbindet und das langsame zerbröckeln dieses Bandes wird sehr einfühlsam und genau dargestellt. Die ganze Tragödie um ihre anfänglich so schöne Liebesgeschichte macht traurig und betroffen und dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie so genau beschrieben ist und dass sie auf so viele Frauen dieser Zeit zutrifft und zutreffen kann.
Auch Rosas Tochter und deren Cousine realisieren schon bald, dass es nicht Liebe ist, welche ihre jeweiligen Eltern zusammen hält und versuchen, ihr eigenes und unabhängiges Leben zu leben. Dies fällt ihnen natürlich ein wenig leichter, weil sich die Gesellschaft zu dieser Zeit sehr im Wandel befindet und gerade die Rolle der Frau sich nach und nach ändert.
Was ich selber als ein wenig zu konstruiert empfunden habe, waren die Liebesgeschichten von Rosas Tochter Valerie und deren Cousine Claire, die zwar nicht am selben Ort und eigentlich unabhängig voneinander, aber trotzdem vom ersten scheuen Blick bis zum ersten Kuss fast zu paralell verlaufen. Dies finde ich schade. Es passt aber ins Gesamtkonzept und die Geschichten entwickeln sich dann trotzdem in unterschiedliche Richtungen, was dann wieder Sinn macht.
Alles in allem ist dieses Buch eine Geschichte von unglaublich schönen Ländern und derem historischen Hintergrund, von Liebe und Enttäuschung und von starken, mutigen und selbstständigen Frauen und diese Geschichte empfehle ich sehr gerne weiter.

Fazit:
Ein sehr lesenswertes Buch über Mut, Stärke, Liebe und Schmerz mit einem tragischen historischen Hintergrund und voller paradiesischer Landschaften.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2020

Ein perfektes Lese- und Vorlesebuch

Dämliche Dämonen
0

Inhalt:
Nathan ist alles andere als ein gewöhnlicher Junge. Er ist ein Dämonenhüter, der nach dem Tod seines Pflegevaters und Lehrmeisters ein ganzes Haus voller Dämonen bewachen muss. Dies darf natürlich ...

Inhalt:
Nathan ist alles andere als ein gewöhnlicher Junge. Er ist ein Dämonenhüter, der nach dem Tod seines Pflegevaters und Lehrmeisters ein ganzes Haus voller Dämonen bewachen muss. Dies darf natürlich nicht ans Licht kommen und darum darf Nathan keine richtig engen Freunde und schon gar keine Freundin haben. Diese könnten nämlich zu ihm nach Hause wollen und sein Geheimnis lüften. Es wundert also nicht, dass Nathan bei seinen Mitschülern als düsterer Sonderling und Einzelgänger gilt und ab und zu als Zielscheibe für Hohn und Spott hinhalten muss. Dies macht ihm aber überhaupt nichts aus. Sein Leben ist kompliziert genug, warum also sollte er sich um die Meinung von anderen Menschen kümmern?
Doch als zwei seiner Mitschüler bei ihm einbrechen und das TIER, den gefährlichesten aller Dämone, entkommen lassen, gerät dieses alltägliche Leben komplett aus den Fugen. Das TIER tötet und frisst einige Jugendliche und verfolgt einen der beiden Einbrecher durch die ganze Stadt. Nathan muss es so schnell wie möglich einfangen und wieder einsperren, bevor es noch mehr Unheil anrichtet. Blöd nur, dass dies bis jetzt erst einem einzigen Menschen gelungen ist.
Ein weiterer Widersacher taucht auf. Aber Nathan hat Unterstützung von einer klugen Bibliothekarin und einigen seiner Dämonen. Nur leider stehen ihm seine Helfer manchmal mehr im Weg, als sie im wirklich helfen können...

Meine Meinung:
Schon lange habe ich kein Jugend- oder sogar Kinderbuch gelesen und war dementsprechend gespannt. Das Buch hat mich wunderbar amüsiert und in Atem gehalten und ich würde es für leseerfahrene Kinder ab zehn Jahren oder als Vorlesebuch empfehlen.
In einer einfachen aber nicht simplen Sprache wird die Geschichte vom mutigen Nathan erzählt, dem alles ein wenig aus den Händen gleitet. Die Geschichte ist in kurze Kapitel eingeteilt, welche das Lesen sehr erleichtern und darum gut als tägliche Bettlektüre dienen können.

Obwohl Nathan noch fast ein Kind ist, muss er Aufgaben übernehmen, die sogar für Erwachsene schwierig sind. Trotzdem verzweifelt er nie, sondern sucht immer nach Lösungen und Auswegen.
Nathan wird generell nicht sehr schnell aus der Ruhe gebracht. Er ist klug, gewitzt, lernwillig und nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Nur hat er leider ab und zu ein wenig Pech oder hilsbereite Dämonen an seiner Seite, welche eigentlich nur im Weg stehen.
Er war mir sofort sympathisch und ich habe mit ihm mitgefiebert.

Auch die Dämonen sind sehr fantasievoll dargestellt und beschrieben. Jeder Dämon hat einen bestimmten Charakterzug und auch seine Schwächen. Einige haben ein typisches Aussehen, andere sind sehr wandelbar. Sie sind eigentlich "nur" Dämonen, denken aber mit, kommunizieren und setzen sich mit Rat und vor allem Tat für Nathan ein.

Die Handlung an sich ist sehr ungewöhnlich aber klug gestrickt. Obwohl das TIER seine Opfer auf blutigste Art vernichtet und verspeist, wird dies eigentlich sehr kindgerecht dargestellt. Als Leser weiss man nämlich immer, wer der Gute und wer der Böse ist und weil Nathan sich so sehr einsetzt, vertraut man auch darauf, dass alles irgendwie ein eher gutes Ende nehmen wird.

Fazit:
Ein unterhaltsames Buch, das von Kindern gelesen oder von Eltern vorgelesen werden kann und eine ganz fremde Welt voller Dämonen und Abenteuer ins Kinderzimmer bringt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2020

Bewegend und poetisch erzählt

Das Paradies meines Nachbarn
0

Inhalt:

Ali Najjar und Ali-Reza, zwei Männer, die auf den ersten Blick nicht viel verbindet. Und dennoch nimmt Ali-Reza mit Ali Najjar Kontakt auf, woraufhin für Ali Najjar und seinen Angestellten Sina ...

Inhalt:

Ali Najjar und Ali-Reza, zwei Männer, die auf den ersten Blick nicht viel verbindet. Und dennoch nimmt Ali-Reza mit Ali Najjar Kontakt auf, woraufhin für Ali Najjar und seinen Angestellten Sina eine Reise nach Dubai beginnt, welche die drei Männer alle dazu bringt, über ihr eigenes Leben, ihre Vergangenheit, über das Gefühl von Heimat, Wurzeln und Familie und über ihre soziale Verantwortung und individuelle Schuld nachzudenken.



Meine Meinung:

Immer wieder habe ich gelesen, wie schwierig es wäre, in dieses Buch hineinzufinden. Für mich hat sich das überhaupt nicht so angefühlt, ganz im Gegenteil. Die sehr poetische Sprache hat mich in eine Welt entführt, die mir fremd ist. Eine grausame und bittere Welt, eine Welt voller Krieg und Schmerz, aber auch eine Welt, in der es aufrichtige Liebe zwischen zwei Menschen gibt, Anerkennung, Wertschätzung und Bewunderung. Ali Najjar ist Sinas neuer Chef und Sina ärgert sich über diesen scheinbar kaltherzigen, arroganten und karriereorientierten Mann, der seine Vergangenheit als Kindersoldat nutzt, um Aufmerksamkeit zu generieren und seinen beruflichen Erfolg zu steigern. Doch bald sieht Sina hinter Alis Fassade und beginnt, sein eigenes Leben zu hinterfragen. Und so, wie Sinas Blick auf Ali sich verändert, rückt auch das unsichtbare Band, das drei Männer scheinbar zufällig miteinander verbindet, mehr und mehr in den Vordergrund und eine Geschichte, die weit in die Vergangenheit reicht, kommt ans Tageslicht.


Schreibstil:

Nava Ebrahimi ist es gelungen, eine poetische und packende Sprache zu kreieren, welche tragische und fesselnde Familiengeschichten erzählt und gleichzeitig von der inneren Schönheit von Menschen und ihrer Heimat berichtet. Wundervoll konstruierte Sätze ergänzen sich zu einer Geschichte, die erst gegen Ende erkennen lässt, worauf sie abzielt und die eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Themen "Schuld" und "soziale Verantwortung" beinhaltet und zum Nachdenken und Diskutieren anregt. Auch wenn die Figuren insgesamt ein wenig im Schatten bleiben und mehr Wert auf die Innen- als auf die Aussensicht gelegt wird, empfinde ich dies vielleicht sogar als grösste Stärke dieses Buches: jede Figur hat ihren ganz eigenen und unverwechselbaren Charakter, ist aber äusserlich nahezu komplett austauschbar und steht somit auch für eine ganze Generation an Menschen, die von den im Buch behandelten Themen betroffen sind und waren.



Meine Empfehlung:

Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für dieses fesselnde und bewegende Buch, das in einer wundervollen Sprache eine Geschichte aus fernen Ländern erzählt, die es in sich hat und die Figuren beschreibt, deren Leben von grausamen Ereignissen, einschneidenden Entscheidungen und ganz grossen menschlichen Gefühlen geprägt wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere