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Veröffentlicht am 20.05.2020

Ein unterhaltsamer aber nicht ganz so brillanter Folgeband

Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten
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Inhalt:

Natürlich erinnert sich die Buchwelt noch an den hundertjährigen Allan Karlsson, der nicht nur weiterhin erstaunlich fit durch sein bewegtes Leben geht, sondern der auch noch diverse grössere ...

Inhalt:

Natürlich erinnert sich die Buchwelt noch an den hundertjährigen Allan Karlsson, der nicht nur weiterhin erstaunlich fit durch sein bewegtes Leben geht, sondern der auch noch diverse grössere Geschehnisse der Weltgeschichte - ähnlich wie Forrest Gump und doch irgendwie ganz anders - beeinflusst und verändert hat.

In "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten" hat sich Allan gemeinsam mit seinem guten Freund Julius auf Bali von den Strapazen der letzten Jahre erholt, aber die Zeit im Urlaubsparadies ist den beiden schnell langweilig geworden und so kommt es, dass sie bald versehentlich auf einem nordkoreanischen Kriegsschiff zu Kim Jong-un reisen und plötzlich mitten in einem Atomkonflikt nicht nur vermitteln, sondern auch noch ihre eigene Haut retten müssen. Während Julius nicht nur sein Spargel-Business, sondern auch noch ein paar Herzensangelegenheiten ordnen muss, klickt sich Allan mit seinem neuen Tablet durch die halbe Welt und lernt bald nicht nur den Nordkoreanischen Diktator persönlich kennen.


Meine Meinung:

Obwohl ich "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" bereits im Jahr 2012 gelesen habe, war ich beim Lesen des Folgebandes sofort mitten im Geschehen angelangt und genoss es sehr, mich mit Allan Karlsson auf eine weitere abenteuerliche Reise zu begeben. Sprachlich kommt dieses Buch nicht ganz an seinen Vorgänger heran. Vor allem, weil einzelne ein wenig gar gewollt detaillierte Hintergrundinformationen, aber auch einige sehr konstruierte Dialoge durchaus ein paar Längen aufwiesen. Aber die vielen actionreichen, unterhaltsamen und gesellschaftskritischen Aspekte dieses Buches haben gut darüber hinweggetröstet. Dieses Buch ist wesentlich zynischer, politischer und mit mehr schwarzem Humor gespickt, als der Erstling und das habe ich sehr gerne gemocht. Dabei geht allerdings auch die vom ersten Buch gewohnte fantasievolle Leichtigkeit ein wenig verloren. Alles in allem ist "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten" aber äusserst aktuell, spannend erzählt und abenteuerlich und somit ein Buch, das man nicht zwingend gelesen haben muss (im Vergleich zum Vorgänger, der sich schon sehr, sehr lohnt), das aber für einige sehr unterhaltsame und definitiv nicht vergeudete Lesestunden sorgt.


Meine Empfehlung:

Vielleicht ist dieses Buch nicht ganz so ausgefuchst und sprachlich überragend, wie sein Vorgänger und ja, einzelne kleinere Längen, die sich vor allem durch einige ein wenig gar konstruierte Dialoge oder Hintergrundinformationen ergeben, finden sich ebenfalls in "Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten". Dennoch ist Jonas Jonasson ein solider, unterhaltsamer Folgeband gelungen, der mit viel Witz, Kreativität und einem zufriedenstellenden Ende zu überzeugen vermag.

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Äusserst unterhaltsam, aber ein wenig übertrieben

Aufgebügelt
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Inhalt:
Andrea lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Schwiegervater Rudi unter einem Dach. Ihr Sohn bereitet ihr einige Sorgen und ihre Tochter beginnt, so richtig spiessig zu werden. Rudi hat sich nach ...

Inhalt:
Andrea lebt mit ihren beiden Kindern und ihrem Schwiegervater Rudi unter einem Dach. Ihr Sohn bereitet ihr einige Sorgen und ihre Tochter beginnt, so richtig spiessig zu werden. Rudi hat sich nach dem Tod seiner Frau auch schon ganz bald eine Freundin geangelt und versucht nun, ein wenig frischen Wind in sein Liebesleben zu bringen. Das geht nicht immer gut aus und ausserdem will ihn seine neue Freundin dazu bewegen, mit ihr zusammen zu ziehen. Aber Andrea gibt Rudi nicht her. Seit er einen Kochkurs besucht hat, überrascht er die ganze Familie mit seinen fantastischen Kochkünsten. Zudem ist er der ruhende Pol in der Familie. Bei Streitigkeiten vermittelt und schlichtet er und wenn es gar nicht mehr rund läuft, ist er ein toller Tröster. Wäre er ein wenig jünger und nicht ihr Schwiegervater, so wäre er wohl der perfekte Mann für Andrea. Aber weil Rudi und natürlich auch ihr Noch-Ehemann Christoph ausscheiden, muss sie sich wohl oder übel auf die Suche nach einem Mann machen, der ihren Ansprüchen genügt. Ein Vierzigjähriger, der noch bei seinen Eltern lebt, ein Crocs tragender Podologe und ein reicher Geschäftsmann buhlen dabei um Andreas Gunst. Nur scheinen alle nicht so richtig ins Raster zu passen. Als ihr dann aber ein verlockendes Angebot gemacht wird, kann sie nicht widerstehen und muss sich schon bald sexy Unterwäsche und High Heels kaufen. Wenige Stunden später sitzt sie im Flugzeug nach...ja, wohin? Das ist eine Überraschung. Jetzt schon verraten kann ich aber, dass sie natürlich genau nichts von dem erlebt, was sie sich von ihrem erotischen Kurztrip erhofft.

Meine Meinung:
Ich habe noch nie ein Buch von Susanne Fröhlich gelesen und muss sagen, dass mich "Aufgebügelt" positiv überrascht hat. Eigentlich habe ich einen 08/15 Frauenroman voller Liebeleien und Unterhaltung auf nicht sehr hohem Niveau erwartet. Ich muss aber neidlos eingestehen, dass mich das Buch mit Witz, Intelligenz und einer grossen Prise Ehrlichkeit überzeugt hat.
Andrea ist eine tolle Protagonistin. Sie stösst als Mutter manchmal an ihre Grenzen, versucht es allen recht zu machen und hat ihre Ecken und Kanten. Sie ist also eine normale Frau wie du und ich und mit ihrer Selbstironie, ihrem Tatendrang und ihren teilweise sehr sonderbaren Einfällen hat sie mich sofort auf ihre Seite gezogen. Sie ist einfach sympathisch.
Ihre Familie ist auch eine ziemlich normale Familie, wobei Rudi der heimliche Star dieses Buches ist. Jede und Jeder wünscht sich einen Schwiegervater wie ihn. Ich muss der Autorin zu dieser Figur gratulieren. Nicht zu kitschig aber trotzdem ein Traum ist dieser Mann und seinen Tomaten-Brot-Salat würde ich gerne einmal kosten.
Die Geschichte hält mit raschen Szenenwechsel und unvorhergesehenen Aktionen und Situationen in Atem und liest sich in einem Zug. Ich denke dabei an die freizügigen Nachbarn, das Handschellenproblem und die Schrebergartenparty.
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Auf den Punkt gebracht, extrem (selbst-)ironisch und ohne einmal langweilig zu werden.
Trotz Witz und Ironie kommt aber auch die tragische Seite von Andreas Situation zum Tragen. Dass sie von ihrem Mann sofort durch ein jüngeres Exemplar ersetzt wurde ist dabei nur ihr augenscheinlichstes Problem. Genau so schlimm ist es, dass sie sich täglich für ihren Single-Status rechtfertigen und erklären muss und dass sie von fast niemandem Bestätigung und Unterstützung erfährt.

Fazit:
Sehr unterhaltsam, ironisch und spannend ist diese Geschichte, welche aus nicht ganz alltäglicher Sicht von einer Frau erzählt, welche sich erneut ins Getümmel stürzt und sich auf die Suche nach der grossen Liebe macht.

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Veröffentlicht am 30.04.2020

Eine Rückkehr in das gemütlichste Café der Welt

Caféglück am Meer
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ACHTUNG SPOILER, FÜNFTER TEIL EINER REIHE

Inhalt:

Im Jahr, das seit "Veranda zum Meer" vergangen ist, hat sich einiges getan. Babyglück und Hochzeitsfieber halten erneut Einzug im romantischen Städtchen ...

ACHTUNG SPOILER, FÜNFTER TEIL EINER REIHE

Inhalt:

Im Jahr, das seit "Veranda zum Meer" vergangen ist, hat sich einiges getan. Babyglück und Hochzeitsfieber halten erneut Einzug im romantischen Städtchen Budbury und mittem im Café hält nach wie vor die gute Seele Cherie die Stellung und macht allerlei Menschen mit ihren fantastischen Kuchenkreationen glücklich. Ins Zentrum dieses Bandes wird Auburn Longville, Willows wilde, abenteuerlustige Schwester gerückt. Aus der Sicht von Auburn erleben wir, wie schwer es manchmal sein kann, sich von toxischen Menschen zu lösen und wie viel Wille und Kraft ein verzweifelter Mensch benötigt, um sein Leben selber in die Hand zu nehmen und sich aus einer Sucht zu befreien. Gerade, als Auburn sich glücklich wähnt, taucht jemand aus ihrer Vergangenheit auf, der sie in Gefahr bringt, rückfällig zu werden und sie muss einmal mehr all ihre Kraft zusammennehmen und auf die Unterstützung iher Familie und Freunde zählen.



Meine Meinung:

Endlich wieder durfte ich ins Comfort Food Café zurückkehren und mir den neusten Klatsch und Tratsch erzählen lassen. Ausserdem habe ich immer mal wieder aktuen Hunger auf Cheries fantastische Kuchenkreationen, Scones und Sandwiches bekommen. Im Café sind wir aber mit Auburn nicht mehr so oft, was ich persönlich ein wenig schade fand, aber dafür lernen wir weitere Personen in und um Budbury kennen. Zu erfahren, wie es allen Bewohnern Budburys geht, hat mir besonders gut gefallen und wenn auch dies alles immer ein wenig zu perfekt und kitschig-schön abläuft, so schafft es Debbie Johnson dennoch, ein paar überraschende Wendungen und glaubwürdige menschliche Dramen und Schicksalsschläge einzubauen. Sie stellt mit Auburn eine starke Frau ins Zentrum, die auch schon ganz unten im Leben angekommen war, bevor sie sich aus eigener Kraft und mit viel Durchhaltewillen wieder nach oben gekämpft hat. Die Rückblicke in Auburns Vergangenheit sind sehr realistisch und feinfühlig erzählt und wenn auch das Buch mich nicht ganz so ergriffen hat, wie die anderen Teile, was meiner Meinung nach vor allem daran liegt, dass ich mich mit Auburn bisher am wenigsten identifizieren konnte, weil sie mir bis zum Ende zu unscheinbar blieb, so hat mich dieses in nur zwei Tagen ausgelesene Buch dennoch bestens unterhalten.


Schreibstil:

Manchmal denke ich mir, dass die Cover, Titel und generell die ganze Aufmachung der Reihe diesem vielschichtigen Inhalt nicht ganz gerecht wird (obwohl ich die Cover wunderschön finde). Und zwar deshalb, weil diese Aufmachung leichte (und seichte) Lektüre mit wenig Tiefgang suggeriert. Dem ist aber überhaupt nicht so, denn schon beim ersten Band, in dem die Protagonistin Laura über den Verlust ihres Mannes hinwegkommen muss, habe ich wirklich viel geweint, weil ich ihren Schmerz und ihre Trauer einfach so gut nachfühlen konnte. Vom dritten Band wollen wir gar nicht anfangen, ich habe Rotz und Wasser geheult. Ja, natürlich, auch diese Bücher sind kitschig-süss. Aber Debbie Johnson schafft es, so unendlich tragische Schicksale und so authentische, lebensechte Figuren mit Ecken und Kanten zu kreieren und dies alles dann trotzdem irgendwie in einen positiven, Mut machenden Kontext zu bringen, dass ich einfach immer wieder den Hut vor ihr ziehen muss. Diese Reihe hat es definitiv in sich und auch wenn ich gerade von diesem fünften Band nicht ganz so ergriffen war, so hat Debbie Johnson auch hier wieder total wichtige, menschliche Themen und Verstrickungen aufgegriffen, die man in jedem anderen 08/15 Wohlfühlroman fast nie auch nur annähernd so stimmig erzählt und glaubhaft in die Geschichte eingewoben finden kann.


Meine Empfehlung:

Auch für diesen fünften Band der Reihe spreche ich eine herzliche Leseempfehlung aus und bin froh, meinen Lesemonat April mit diesem Buch beendet zu haben.

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Spannend und sehr lesenswert

Fürchtet euch
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Inhalt:
Christopher, von allen nur "Stump" genannt, spricht nicht. Er hat seit seiner Geburt noch kein Wort gesprochen und gilt in seiner konservativen Gemeinde als krank, behindert oder schlicht und einfach ...

Inhalt:
Christopher, von allen nur "Stump" genannt, spricht nicht. Er hat seit seiner Geburt noch kein Wort gesprochen und gilt in seiner konservativen Gemeinde als krank, behindert oder schlicht und einfach dumm. Sein kleiner Bruder Jess weiss aber, dass Stump alles andere als dumm ist. Er hat einen ganz eigenen Weg gefunden, mit ihm zu kommunizieren und liebt seinen Bruder über alles. Doch die strenggläubige und verzweifelte Mutter ist dem Prediger Carson Chambliss hörig. Sie befolgt alle seine Anweisungen, nimmt an den mysteriösen Messen teil, die er abhält und glaubt ihm schliesslich auch, dass es Heilung für Stump gibt. Heilung durch Gott, Heilung durch die Kirche.
Doch als Christoph bei der Prozedur stirbt, hält die Gemeinde zusammen und schweigt wie ein Grab. Der Sheriff Clem Barefield verhört die einzelnen Zeugen und die Frau, welche während den Messen immer mit den Kindern unterwegs war, um einen Gottesdienst in der freien Natur abzuhalten. Nach und nach kommen Details ans Licht, welche den Fall aber nicht einfacher, sondern nur immer komplizierter machen.
Und als Jeff erzählt, was er und Stump über seine Eltern wissen und was in der Kirche vorgegangen ist, durchbricht er eine alte Fassade aus Schweigen, Schuld und Not und sein Leben verändert sich von einem Tag auf den andern.

Meine Meinung:
Von ganz verschiedenen Sichten wird die Geschichte von Jeff und Stump, ihrer Familie und dem Prediger Chambliss in der Ich-Form erzählt. Abschnitt für Abschnitt erfährt der Leser mehr über Hintergründe, Vergangenheit, Beziehungen, die Geschichte des Dorfes und den Prediger und seine Gottesdienste.
"Füchtet euch" ist eigentlich nicht per se ein kirchenkritisches Buch. Es zeigt vor allem auf, wie viel oder eben wie wenig es braucht, um eine hörige Gemeinde zu erschaffen, die alles mitmacht und schweigt, wenn etwas schief geht. Die Abhängigkeit der im Buch erwähnten Gläubigen von Kirchenvorstehern hingegen und ihre absolut unkritische und somit fahrlässige Haltung wird angeprangert. Gleichzeitig erfährt man aber auch etwas über die Faszination von Predigern, von Macht, von Instrumentalisierung, von Manipulation.
Es geht aber auch um die Familie von Jeff und Stump. Die Liebesgeschichte ihrer Eltern wird nacherzählt und auch die Ereignisse, welche dazu geführt haben, dass sie sich auseinander gelebt haben und um Väter, die Söhnen nachtrauern und Söhne, die ihre Väter nicht wieder erkennen.
Generell spielen starke Gefühle und menschliche Abgründe eine grosse Rolle. Es geht um Vertrauen und Mut, Stärke und Schwäche, Liebe und Hass und die Fähigkeit, Verzeihen zu können.
Ist Liebe das, was Menschen zusammen bringt, oder kann Liebe auch entzweien?
Kann Betrug und Lüge verziehen werden?
Und was geht wirklich hinter den verdunkelten Fenstern der Kirche in Marshall vor?
Brilliant und hochspannend entführt uns der Autor in eine Welt, die gar nicht so fremd und düster ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Eine Welt, die voller Menschen ist, welche nach der Wahrheit, dem Sinn des Lebens und der grossen Liebe suchen und dabei einen Weg gehen, welcher sie auseinander führt und eine Gruppendynamik leben, welche töten kann.
Ein atemloser Schreibstil und klar gewählte Worte zeigen uns auf, wie nahe wir doch der Katastrophe sein können und wie gefährlich es ist, die Augen vor der Wahrheit zu verschliessen oder - was noch schlimmer ist - die Wahrheit zu verschweigen.

Fazit:
"Fürchtet euch" ist spannend wie ein Thriller und tiefgründig wie eine Familiensaga und genau darum unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Bedrückend, fesselnd und sehr lesenswert

So sollst du schweigen
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DIESE REZENSION BEZIEHT SICH AUF DIE TASCHENBUCHAUSGABE DES GLEICHEN BUCHES

Inhalt:
Caroline heisst eigentlich gar nicht Caroline und was sie verschweigt, hat sich unter anderem hinter den Türen der Schule ...

DIESE REZENSION BEZIEHT SICH AUF DIE TASCHENBUCHAUSGABE DES GLEICHEN BUCHES

Inhalt:
Caroline heisst eigentlich gar nicht Caroline und was sie verschweigt, hat sich unter anderem hinter den Türen der Schule einer religiösen Organisation abgespielt. Von der Leiterin gedemütigt, von den Organisationsmitgliedern geschlagen und bewusst klein gehalten hat Caroline ihre Kindheit hinter dicken Mauern verbracht. Ihre ganze Familie war in der Organisation dabei und so wundert es nicht, dass es sehr schwer, ja fast unmöglich war, zu entfliehen und sich eine neue Existenz aufzubauen. Doch Caroline hat es geschafft. Sie ist glücklich verliebt und erfolgreich. Sie kann als Therapeutin Menschen helfen, deren Probleme zu lösen und führt selber ein sehr ausgeglichenes Leben. Dies spielt sie zumindest allen und auch sich selber vor. Doch schneller als sie denkt, wird sie mit ihrer Vergangenheit konfontiert, als sie eine Freundin aus ihrer Schulzeit trifft. Ihr Versteckspiel beginnt aufzufliegen und sie selber verliert nach und nach den Halt. Doch sie will sich ein weiteres Mal mit ihrer Freundin treffen und sich vielleicht sogar gewissen Gefühlen aussetzen und Gespräche führen. Doch ihre Freundin hat noch ein paar andere Mitglieder der Organisation eingeladen, welche immer noch "dabei" sind und welche in Caroline ungeahnte Gefühle wie Hass, Wut, Enttäuschung und Ohnmacht auslösen und sie in die Vergangenheit zurück katapultieren. Eine Vergangenheit, der sie sich zwangsläufig stellen muss.

Meine Meinung:
Sehr einfühlsam und ehrlich beschreibt Clara Salaman das Leben als Schülerin in einer Schule, welche strengste Hirarchien, Züchtigungen und psychische Folter gut heisst und zudem noch einer religiösen Organisation gehört. Dies liegt wohl daran, dass Salaman selber ihre Kindheit auch in einer solchen Schule verbracht hat und es bleibt nur zu hoffen, dass ihre Erlebnisse weniger schlimm und tragisch waren, als alles, was Caroline erlebt hat. Es geht aber in erster Linie nicht um die Qualen, welche die Protagonistin erlitten hat. Vielmehr wird der Blick geschärft für Machtsysteme und Familientragödien. Salamans Roman zeigt auf, wie schnell man in den Sog einer Organisation geraten kann und welche Mechanismen dazu führen, dass man einem Glauben oder einer Philosophie verfällt. Ausserdem zeigt er die Folgen von Misshandlungen an Kindern und die Folgen von Unterdrückung und Machtmissbrauch für den Einzelnen und die ganze Gesellschaft.
Zugleich macht aber das Buch auch Mut, aus Mustern und aus von der eigenen Familie und dem eigenen Umfeld gebauten Käfigen auszubrechen.
Ein fesselnder Schreibstil und eine Handlung, die wie ein Thriller aufgebaut ist, machen dieses Buch zu einem erschütternden aber auch Mut machenden Lesevergnügen.

Fazit:
Ein berührendes und sehr durchsichtig konzipiertes Buch über eine Kindheit in Angst und Schrecken und den Ausbruch einer gefangenen Seele. Sehr lesenswert.

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