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Veröffentlicht am 14.03.2022

Erinnerungen

Zeitzuflucht
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Nach langer Einleitung trifft man Gaustine, der eine Klinik, in welcher jedes Stockwerk einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden ist, geschaffen hat. Dort finden sich Zimmer, die in verschiedenen Zeitdekaden, ...

Nach langer Einleitung trifft man Gaustine, der eine Klinik, in welcher jedes Stockwerk einem bestimmten Jahrzehnt nachempfunden ist, geschaffen hat. Dort finden sich Zimmer, die in verschiedenen Zeitdekaden, beispielsweise den 60ern, gestaltet sind. Menschen mit Demenz sind gern hier, fühlen sich in ihren erinnerten Räumen wohl.
Gut gelungen sind die Zimmerbeschreibungen, winzige Details werden beachtet. Egal ob Tapeten, Poster, Teppiche, Schreibmaschinen, Zeitungsanzeigen, Zigaretten - alles original. Eine Einladung, die viele Leute annehmen. Das bedarf gründlicher Vorbereitung und Recherche, der Autor reist viel und sammelt Gerüche, Memoiren und Beschreibungen. Viele Gedanken Georgi Gospodinovs folgen; sie werden in einem stetigen, gleichmäßig plätscherndem Fluß dargeboten. Viel Zeitgeschichte, zurück ins Gedächtnis gerufen.
Das Refugium wird erweitert, wird auch Wohlfühlort für Leute, die die eigene Zeit negieren möchten, eine Zeitzuflucht in für sie gern erinnerte Perioden.
Eine schöne Idee, mit speziellen Räumlichkeiten Erinnerungen zu wecken, Aktivitäten zu initiieren, Lebensqualität zurückzugewinnen. Reminiszenzen sind gut, nette kleine Episoden geben Würze, aber nicht alles muss ausgewalzt oder ausufernd erzählt werden.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Die Stärke einer Mutter

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Etwas sonderbar ist sie schon. Die Erste im Büro, die Gründlichste, die Engagierteste und die am wenigsten Beachtete. Überkorrekt. Sie sorgt sich um die Besitzer verlorener Gegenstände, möchte gern helfen. ...

Etwas sonderbar ist sie schon. Die Erste im Büro, die Gründlichste, die Engagierteste und die am wenigsten Beachtete. Überkorrekt. Sie sorgt sich um die Besitzer verlorener Gegenstände, möchte gern helfen.
Sorgfältig registriert sie Abgegebenes und macht sich dazu ihre Gedanken. Unglaublich, was alles abgegeben wird: Beinprothesen, Kleidung, Champagner, Harpunen ... .
Helen Francis Paris‘ Schreibstil ist fließend, blumig, vergleichend. Farben spielen eine große Rolle. Ihre Heldin ist gut als verschrobene, sich in Fantasien verlierende Frau gezeichnet. Deren Ausblendung von Realitäten, ihre duldende Haltung und ihre Vermeidungstaktik machen sie mir nicht unbedingt sympathisch.
Die den Kapiteln vorangestellten Notizen sind es, die mein Interesse geweckt haben. Über verlorengegangene und zurückgegebene Gegenstände hätte ich gern mehr erfahren. Der Buchtitel hatte mich darauf hoffen lassen. Sehr gut gefallen haben mir allerdings die Sequenzen, die die Stärke einer Mutter aufzeigen. Sie haben mich mit dem Buch versöhnt. Ein gelungenes Finale.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Das Erbe

Die Gäste
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In kurzen Kapiteln berichtet Katharina Hacker über Ereignisse im Leben einer 50-jährigen Frau. Der Mann hat sie verlassen, der erwachsene Sohn ist verschwunden, wenigstens hat sie Wohnung und eine sichere ...

In kurzen Kapiteln berichtet Katharina Hacker über Ereignisse im Leben einer 50-jährigen Frau. Der Mann hat sie verlassen, der erwachsene Sohn ist verschwunden, wenigstens hat sie Wohnung und eine sichere Stelle. Die Frau erbt also zu Coronazeiten ein heruntergekommenes Café. Was damit tun?
Anschaulich beschriebene skurrile Gestalten, mysteriöse Geschäftemacher, Hinterhoffutterfleischverkäufer, Kaffeesatzleserinnen, unwirsche Spätibesitzer und rachsüchtige Frauen finden Erwähnung, stets begleitet von Gedanken an abwesende geliebte Personen. Die Hoffnung auf Rückkehr, eine gute Zukunft klingt durch.
Die Texte zeichnen sich durch knappe, präzise Wortwahl aus, manches wird angedeutet, viel Raum für eigene Gedanken wird gegeben. Mitunter finden sich kleine Knaller, nette Pointen. Zuweilen aber auch verworrene Phantastereien.
Ein Roman über Erlebnisse, Gedanken, Beobachtungen einer Ich-Erzählerin mit ausufernder Phantasie, verlegt von Fischer.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Am Sorgentelefon

Café der Unsichtbaren
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Am Sorgentelefon
Es sind sieben grundverschiedene Charaktere, die für das Sorgentelefon arbeiten. Emilia, Rieke, Matthias, Frau von Schrey (Ich-Erzählerin), Wanda, Marianne und Dr. Lorentz sind die wechselnde ...

Am Sorgentelefon
Es sind sieben grundverschiedene Charaktere, die für das Sorgentelefon arbeiten. Emilia, Rieke, Matthias, Frau von Schrey (Ich-Erzählerin), Wanda, Marianne und Dr. Lorentz sind die wechselnde Besetzung der Nachtschicht.
Sie reden mit den Einsamen, Verzweifelten, Hilflosen, Kranken. Die Anrufer wollen Zuwendung, Rat, Jemanden, der sie versteht. Man hört zu, bestätigt, tröstet, hilft, fordert auf, zu erzählen, baut auf. Versucht es wenigstens.
Viel erfahren wir über die Mitarbeiter. Auch sie haben ihre Sorgen, natürlich, ihre Kümmernisse, Erinnerungen und Pläne, die vielleicht oder vielleicht auch nicht in Erfüllung gehen. Skurrile Gedanken.
Immer wieder werden die Äußerungen der Anrufer geschildert, vielfältig sind sie, zeugen von temporären oder andauernden Missständen. Hier am Ball bzw. am Telefon zu bleiben, ist nicht leicht.
Judith Kuckart schreibt glaubhaft, realistisch. Und gibt damit auch Anregung zur Selbstreflexion.
Lesenswertes aus dem Hause Dumont.

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Veröffentlicht am 08.02.2022

Sarah, Auktionen und die Liebe

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 2)
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Wien, 1920, Sarah Rosewell arbeitet erfolgreich als stellvertretende Geschäftsführerin in einem Wiener Auktionshaus. Ihre geliebte Stelle in einem Londoner Haus hat sie nach einem folgenreichen Missgeschick ...

Wien, 1920, Sarah Rosewell arbeitet erfolgreich als stellvertretende Geschäftsführerin in einem Wiener Auktionshaus. Ihre geliebte Stelle in einem Londoner Haus hat sie nach einem folgenreichen Missgeschick verlassen. Dass sie ein schmutziges Geheimnis aufdeckt, beschert ihr mächtige Feinde, die sogar mit Mafia-Methoden gegen sie vorgehen. In Wien begegnen ihr Hochmut, Antisemitismus, Diskriminierung. Ihren Freund und Geliebten verlässt sie. Hoffentlich endgültig.
Gelungen finde ich die Beschreibung einiger Stücke, die das Auktionshaus ankauft oder anbietet. Das ist interessant, beflügelt die Fantasie. Zeitgeschichte wurde eingebaut, bekannte Namen, Theateraufführungen, Modegetränke und derzeit angesagte Kleidung finden Erwähnung. Auch die wirtschaftliche Lage, die Inflation, die Politik spielen eine Rolle. Natürlich zieht sich auch die Liebe wie ein roter Faden durch das Buch. Ist frau allen Ansprüchen gewachsen?
Sarahs Geschichte ist interessant, das Auktionshaus, angelehnt an ein berühmtes Vorbild, ebenso. Gut und unterhaltsam zu lesender Roman von Amelia Martin , verlegt von Ullstein.

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